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Was war die Oktoberrevolution? | Oktoberrevolution | bpb.de

Oktoberrevolution Editorial 1917 und 1991 - zwei Revolutionen im Vergleich - Essay Was war die Oktoberrevolution? Revolution, Stalinismus und Genozid 1917/1937 und das heutige Russland Der deutsch-russische Nexus Das revolutionäre Russland in der Welt

Was war die Oktoberrevolution?

Jörg Baberowski

/ 19 Minuten zu lesen

Die siegreichen Bolschewiki waren Gewalttäter, die der Krieg hervorgebracht hatte. Ihre Revolution war der Sieg einer vormodernen Gewaltdiktatur über die Freiheitsversprechen des russischen Liberalismus.

Einleitung

Die Menge stürzte sich mit Schreien auf uns: Erschießt sie, die Blutsauger, spießt sie auf die Bajonette usw. Die Menge durchbrach die Wachmannschaft, die einen Kreis um uns gebildet hatte, und wenn Antonow[] sich nicht eingemischt hätte, dann wären die Folgen für uns zweifellos äußerst schwerwiegend gewesen. Man führte uns zu Fuß die Millionnaja-Straße entlang, in Richtung der Peter-Pauls-Festung. Antonow trieb uns die ganze Zeit an, weil er fürchtete, man werde uns lynchen. Wir liefen, umringt von einer wütenden Menge. Als wir die Troitzki-Brücke überquerten, trafen wir auf eine neue Menge Soldaten und Matrosen. Die Matrosen schrien: Warum macht Ihr Umstände mit ihnen? Werft sie in die Newa.' Wieder drohte uns Gefahr. Dann hakten wir uns bei den Wachsoldaten unter und liefen mit ihnen in Reih und Glied. Dann begann auf der anderen Seite der Brücke eine wilde Schießerei. Es schossen Rotgardisten und auch bewaffnete Soldaten von ihren Automobilen. Die uns begleitende Menge zerstreute sich sofort, was uns davor bewahrte, gelyncht zu werden. Wir alle lagen gemeinsam mit den Wachsoldaten auf der Erde (...). Die Schießerei dauerte lange, und erst, als wir die Wachsoldaten vorausschickten und sie erklärten, dass wir zu ihnen gehörten, hörte die Schießerei auf. Wir standen auf und wurden in die Festung geführt."

Russische Revolutionäre während der Oktoberrevolution in den Straßen von St. Petersburg. (© picture-alliance/dpa)

So erinnerte sich der Menschewik und letzte Innenminister der Provisorischen Regierung, Alexej Maximowitsch Nikitin, daran, wie er den Putsch der Bolschewiki am 25. Oktober 1917 erlebte. Warum ist diese Episode für das Verständnis jenes Geschehens, das von den Historikern Revolution genannt wird, von Bedeutung? Weil sie von einer Revolution erzählt, in der nicht die Idee und ihre Repräsentation, sondern die Gewalt der Straße zur Sprache kommt. Sie bringt den Alltag der Revolution zum Vorschein, der in den Resolutionen und Texten der Revolutionäre nicht vorkam. Niemand wird sich darüber wundern, dass die bolschewistischen Sieger die unterlegenen Revolutionäre verhafteten. Nur schienen die Sieger das Volk ebenso zu fürchten wie die Verlierer. Seinem Hass und seiner Wut hatten sie nichts weiter entgegenzusetzen als die Kraft ihrer Worte.

Was im Oktober 1917 auf der Troitzki-Brücke in Petrograd geschah, hätte sich zur gleichen Zeit auch an jedem anderen Ort in Russland zutragen können. Über die Motive der handelnden Menschen können wir nichts Genaues sagen, denn Soldaten und Matrosen haben keine Auskunft gegeben. Wir wissen allenfalls von den Rechtfertigungen und Selbstdarstellungen der politischen Akteure, die solche Gewalttaten in historische Modelle einordneten und rationalisierten. Aber wir können erfahren, was mit Menschen geschieht, wenn sie in Situationen hineingeraten, die sie nicht kontrollieren, und welche Möglichkeiten sie haben, das eine zu tun und das andere zu unterlassen.

Revolutionen haben keine "Ursachen". Wenn wir davon überzeugt sind, dass die menschliche Geschichte eine Geschichte der Emanzipation ist, dann werden wir auch glauben, dass Armut Rebellionen erzeugt. Wenn wir solche Überzeugungen nicht teilen, dann werden wir möglicherweise andere Urteile über die Rebellion fällen. In jedem Fall aber werden die Geschichten vom Ursprung ideologischen Prämissen folgen und Erwartungen entsprechen. Gehorchte die Revolte den Ideen revolutionärer Visionäre und Verführer? Oder muss man die Russische Revolution nicht vielmehr als letzten Akt eines Aufklärungs- und Freiheitsdramas lesen? Die unterdrückte Kreatur in der Revolte - das ist das Thema all jener Geschichten, die die Revolution als Emanzipationsgeschehen erzählen. Revolutionäre haben in solchen Geschichten gewöhnlich die Funktion, die Unzufriedenheit der Sprachlosen zur Sprache zu bringen. Was immer Historiker sagen und schreiben: Stets zeigt sich in ihren Erzählungen "die Geschichte". Sie zieht die Fäden und gibt den Ereignissen einen Sinn in der Zeit. Das ist auch der Grund, warum alle Erzählungen von der Revolution Kausalketten knüpfen. Sie werden von Zwecken und Zielen, von Ursachen und Wirkungen strukturiert: keine Hungersnot, keine revolutionäre Rede und keine Gewalttat ohne tieferen Sinn und Zweck.

Die Menschen der Vergangenheit aber wussten nicht, dass ihr Leben die Ursache für ein künftiges Ereignis war. Solches Wissen können nur die Nachgeborenen haben. "Vom Ancien Régime sprechen in aller Regel die, die darüber hinweggekommen sind, nicht die, die mit ihm leben." Es gibt nicht nur eine offene Zukunft, sondern auch eine vergangene Zukunft, eine, die "vergeben ist und verspielt sein kann, eher wir ihrer habhaft werden". Was können wir daraus lernen? Vor allem, dass Ereignisse nicht einfach von zurückliegenden Ereignissen verursacht werden, dass nicht alles, was geschieht, miteinander verknüpft ist, und dass die Menschen der Vergangenheit andere Vorstellungen von den zukünftigen Möglichkeiten hatten als die Historiker, die ihre Lebensäußerungen interpretieren. Die Freiheit der Bauern war nicht die Freiheit der Bolschewiki, die Gewalttat des Hooligans kein Bekenntnis zur Emanzipation oder zum Sozialismus. Man muss sich mit der Kontingenz der menschlichen Existenz abfinden. Jedes Ereignis hätte sich auch anders zutragen können.

Kontext der Revolution

Gleichwohl geschehen Ereignisse unter Umständen, die sie ermöglichen. Was waren die Kontexte, in denen sich die Revolution entfaltete? Sie waren so heterogen wie die Revolution selbst. Es gab eine Revolte der Gebildeten gegen die politische Ordnung des zarischen Regimes, eine Erhebung von Bauern und Arbeitern gegen die Gutsherren und die europäischen Eliten, die das Land beherrschten, und es gab eine Revolte der nationalen Bewegungen und Minoritäten gegen die kulturelle Standardisierung und Homogenisierung des Imperiums. Man könnte die Zahl der Revolten noch vermehren: Revolten von Arbeitslosen, Flüchtlingen und vielen anderen. Diese Revolten ergaben sich aus spezifischen Situationen, und sie waren oftmals nicht miteinander verbunden. Die Untertanen des Zaren sprachen nicht mit einer Sprache. Sie lebten nicht einmal in einer Gesellschaft. Deshalb gab es 1917, als die alte Ordnung zusammenbrach, niemanden, der die Gewalt von einem Ort aus unter Kontrolle bringen konnte.

Seit den Reformen Peters I. im frühen 18. Jahrhundert wurde das Imperium von einer europäisierten Elite beherrscht, die mit den leibeigenen Bauern kulturell nicht mehr verbunden war. Denn das Europäisierungsprojekt hatte die Umerziehung des Adels, nicht der Bauern zum Ziel. Diesen kulturellen Dualismus versuchten die aufgeklärten Bürokraten des Zaren Mitte des 19. Jahrhunderts zu überwinden, um das Imperium in einen modernen Anstaltsstaat nach preußischem Vorbild zu verwandeln. Die Bauern sollten Teil der Gesellschaft, das Vielvölkerreich eine Staatsnation, der Staat ein moderner Rechtsstaat werden. 1861 wurden die Bauern aus der Leibeigenschaft befreit, wenige Jahre später führte die Regierung in den Städten und ländlichen Regionen kommunale Selbstverwaltungen, unabhängige Gerichte und rechtsstaatliche Verfahren ein. 1874 kam auch die allgemeine Wehrpflicht nach Russland. Doch die Großen Reformen weckten Ansprüche, die nicht erfüllt werden konnten, weil sie die Kluft zwischen der Gesellschaft und den Bauern nicht überwand, sondern sie im Gegenteil erst sichtbar machte.

Die Agrarreform des Jahres 1861 beendete das System der Leibeigenschaft in Russland. Aber viele Bauern empfanden das, was die Eliten für Befreiung hielten, als Zumutung. Denn sie erhielten nur einen Teil des Landes zur Nutzung, das sie vor der Befreiung bearbeitet hatten. Für die Bauern gehörte das Land in die Hände jener, die es bearbeiteten. Es war ungerecht, dass der Adel es ihnen vorenthielt. Aus diesem Dilemma gab es schon deshalb keinen Ausweg, weil die Welt der Bauern auch nach Aufhebung der Leibeigenschaft von der Gesellschaft der Besitzenden und Gebildeten getrennt blieb. Weil es keine staatlichen Institutionen im Dorf gab, die die Aufsichtsfunktionen der Gutsherren hätten ersetzen können, mussten die Bauern selbst dafür sorgen, dass Steuern und Ablösesummen gezahlt, Rekruten ausgewählt und Polizeiaufgaben erfüllt wurden. Alle Bauern hafteten kollektiv für die Aufbringung der Abgaben und durften ihre Dörfer nur mit Erlaubnis der Obrigkeit verlassen. Das System der kollektiven Solidarhaftung warf die Bauern auf sich selbst zurück, es begründete eine egalitäre Sozialordnung und eine rigide Sozialdisziplin, die abweichendes Verhalten unnachsichtig bestrafte. Vor allem aber blieben die Bauern unter sich, sie wurden an das Land gebunden und von der Gesellschaft, in die sie sich integrieren sollten, rechtlich getrennt.

Zwar wanderten im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts Millionen Bauern auf der Suche nach Arbeit und Auskommen vom Dorf in die Stadt. Aber Russlands Arbeiter wurden in den Städten nicht zu Proletariern. Sie blieben als Bauern dem Lebenszyklus, den Sitten und Gebräuchen und der Sozialdisziplin des Dorfes unterworfen. Denn viele Bauern, die als Wanderarbeiter in die Stadt gekommen waren, kehrten während der Erntezeit und am Ende ihres Arbeitslebens in ihre Heimatdörfer zurück. Auch in den Städten blieben sie unter sich, weil sich ihnen dort nichts bot, was einem Abschied vom Dorf Attraktivität verliehen hätte. Wo sie lebten, gab es keine Infrastruktur, keine Krankenhäuser und Schulen, manchmal auch keine staatlichen Strukturen. Deshalb integrierte nicht die Stadt das Dorf, sondern das Dorf unterwarf die Stadt. So kam es, dass die bäuerliche Konflikt- und Gewaltkultur am Ende auch in den Städten die Oberhand gewann.

Unter diesen Umständen scheiterten die Versuche der zarischen Bürokratie, die bäuerliche Bevölkerung zu erziehen, zu disziplinieren und in moderne Staatsbürger zu verwandeln. Die Verwaltung und Rechtsordnung des Zaren war nichts weiter als das Regelwerk einer fremden Kaste von Eroberern, die sich im Leben der Bauern nicht zu Gehör bringen konnte. Auch die Armee des Zaren überwand die kulturelle Kluft zwischen der Gesellschaft und den Bauern nicht. Sie brachte sie vielmehr wie keine andere Institution zum Ausdruck, weil sie die Gebildeten von den Bauern trennte und Soldaten zu Knechten der Offiziere machte. Kurz: Die Bauern mussten alle Pflichten für eine Gesellschaftsordnung erfüllen, deren Mitglieder sie nicht werden konnten. Man könnte auch sagen, dass die zarische Ordnung eine Apartheidgesellschaft mit Emanzipationsanspruch war.

Nicht einmal auf die Loyalität der gebildeten Eliten konnte die Autokratie am Ende noch vertrauen. Denn die Großen Reformen Alexanders II. hatten Hoffnungen im intellektuellen Milieu geweckt, die bitter enttäuscht wurden. Die Funktionsträger in der lokalen Selbstverwaltung, Juristen, Freiberufler, Schriftsteller, Journalisten und Professoren, verlangten, dass die neuen Freiräume auch politisch genutzt werden konnten. Zu solchen Zugeständnissen aber war die autokratische Regierung nicht bereit. Sie allein besaß das Wissen und die Macht, die Bevölkerung zu zivilisieren und zu disziplinieren, und sie brauchte dazu weder die Zustimmung der Untertanen noch die Hilfe der Intelligenzija. Im Gegenteil: Je weiter sich die regierende Kaste vom Volk entfernte, desto größere Freiräume boten sich ihr, unabhängige Entscheidungen zu treffen. Aber diese Unabhängigkeit war zugleich der Grund für ihre Isolation: eine einsame Kaste von Eroberern in einem fremden Land, die nichts anderes besaß als die Legitimation des Zaren und die Waffen der Armee.

Im Revolutionsjahr 1905, als die russische Armee im Krieg gegen Japan stand, mussten die Minister des Zaren erfahren, was es bedeutete, wenn sich Arbeiter, Bauern, nationale Minderheiten und Bürger gegen die bestehende Ordnung erhoben und es niemanden gab, der die Unruhen militärisch beenden konnte. Nur durch den Einsatz überlegener Gewalt und durch politische Zugeständnisse an die Liberalen gelang es der Autokratie am Ende, die Opposition zu spalten und die moderaten Kritiker der Autokratie aus der Revolutionsfront herauszulösen. Denn die bürgerlichen und adligen Eliten hatten die Revolution vor allem als anarchischen, wütenden Gewaltrausch unzivilisierter Massen wahrgenommen. Der Kulturphilosoph Michail Gerschenson brachte diese Erfahrung auf drastische Begriffe: "So wie wir sind, dürfen wir nicht nur im Traume an eine Verschmelzung mit dem Volk denken - wir müssen es mehr fürchten als alle Staatsmacht, und wir müssen diese Macht preisen, die uns mit ihren Bajonetten und Gefängnissen allein noch vor der Wut des Volkes schützt."

Im Ersten Weltkrieg, als Russland in Chaos und Anarchie versank, Millionen Menschen auf der Flucht waren und am Ende auch die bewaffnete Ordnungsmacht zerfiel, blieben dem Regime keine Auswege mehr. Die Agonie der Autokratie dauerte nur wenige Tage, sie verschwand, und es schien, als hätte es sie niemals gegeben. Das war der Kontext, in dem sich die revolutionären Ereignisse des Jahres 1917 entfalteten. Man könnte auch sagen, dass die Verhältnisse nur jenen eine Chance zum Sieg gaben, die keine Skrupel hatten, sich mit überlegener Gewalt gegen ihre Widersacher durchzusetzen und eine neue Ordnungsmacht zu errichten.

Stunde der Bolschewiki

Die revolutionäre Geschehen des Jahres 1917 brachte sich aus einer Vielzahl von Revolten und Aufständen hervor. Die liberalen Eliten rebellierten gegen die autokratische Ordnung, Arbeiter und Bauern gegen Gutsbesitzer, Fabrikanten und die Gesellschaft von Besitz und Bildung, nationale und religiöse Minderheiten gegen Diskriminierung und Marginalisierung. Das kam nicht zuletzt im Nebeneinander von Provisorischer Regierung und Arbeiter- und Soldatenrat in Petrograd, von Stadtparlamenten und Räten in der Provinz zum Ausdruck, die den Kulturdualismus des alten Russland repräsentierten. Niemand konnte sich noch auf die Armee als bewaffneten Arm des Staates verlassen. Denn im Gegensatz zur ersten russischen Revolution widersetzten sich die Bauern-Soldaten nun der militärischen Disziplin. Sie töteten ihre Offiziere und verließen die Armee, um sich an der Verteilung des Gutslandes zu beteiligen. Die Provisorische Regierung konnte die Zersetzung der staatlichen Ordnung nicht abwenden, weil sie nichts unternahm, um das Gewaltmonopol des Staates wiederherzustellen. Sie hielt den Zerfall nicht auf, sondern beglaubigte ihn, indem sie die Revolution ins Recht setzte.

Das war die Stunde der Bolschewiki. Wie aber kam es, dass ausgerechnet sie im Chaos der Revolutionswirren den Sieg davontrugen? Sie vertraten ein Programm, dessen Sinn kaum jemand verstand, ihre Partei hatte nur wenige Mitglieder, ihre Führung kam aus der Emigration. Kaum jemand kannte sie, als die Revolution begann. Konstantin Tepluchow, ein liberaler Finanzbeamter aus Tscheljabinsk, vertraute seinem Tagebuch im April 1917 an, aus dem Exil seien Mitglieder einer "neuen Partei" mit dem Zug in Petrograd eingetroffen. Die bolschewistische Partei hatte keinen Massenanhang, sie vertrat weder die Interessen der Arbeiter noch der Bauern, noch hatte sie Rückhalt an der Peripherie des Imperiums. Sie war eine Partei von russischen und jüdischen Berufsrevolutionären, die mit dem Volk, das sie befreien wollten, nicht verbunden und an der Peripherie des Imperiums nicht verwurzelt waren.

Am Anfang war der Krieg. Denn die Revolution wurde durch den Krieg ermöglicht, und sie vollzog sich unter den Bedingungen des Krieges. Die Bolschewiki verstanden es, sich in diesem Ermöglichungsraum auf angemessene Weise zu bewegen. Es konnte nur obsiegen, wer die Sprache der Straße sprach und wer bereit war, Waffen rücksichtslos einzusetzen. Das war gemeint, als Lenin davon sprach, die Macht habe auf der Straße gelegen und man habe sie nur aufheben müssen. Lenins Konkurrenten aber hatten diese Wahrheit nicht begriffen. Als die Provisorische Regierung die Reste der alten Ordnung per Dekret auflöste, beraubte sie sich aller noch verbliebenen Machtressourcen. Noch im Sommer 1917 vertrauten die Liberalen und gemäßigten Sozialisten in der Regierung auf Gesetze und Verfassungen, als die Wirklichkeit sie bereits außer Kraft gesetzt hatte. Sie bestanden darauf, dass nur eine verfassunggebende Versammlung sie dazu legitimieren könne, das Land an die Bauern zu verteilen, die Betriebe in die Hände der Arbeiter zu übergeben und Frieden mit den Mittelmächten zu schließen. Und obwohl sich die nationale Peripherie bereits verselbständigt hatte, sollte über die Zukunft des Vielvölkerreiches nicht in den Regionen, sondern im zukünftigen Parlament entschieden werden. Nur hatte die Revolution der Straße all diese Fragen bereits entschieden.

Die Provisorische Regierung regierte nicht, sie verwaltete allenfalls die Vorzimmer ihrer Minister, während die eigentliche Macht von der Gewalt auf den Straßen ausging, die niemand, nicht einmal die Revolutionäre in den Sowjets, unter Kontrolle bringen konnte. Die Menschewiki und Sozialrevolutionäre traten im Sommer 1917 in die Provisorische Regierung ein und verloren damit ihren ohnehin geringen Einfluss auf das Geschehen. Ihre revolutionäre Rhetorik widersprach ihrem Handeln, das sich auf Verfassungen und Gesetze berief. Damit untergruben sie selbst ihre Autorität. Lenin nutzte diese Situation aus. Er und seine radikalen Gefolgsleute artikulierten den Unmut, die Unzufriedenheit und den Hass der Unterschichten auf die alte Ordnung und die alten Eliten, und es gelang ihnen, sich von den Wogen des Protestes nach oben treiben zu lassen. In der Atmosphäre des Hasses traten die Bolschewiki als Advokaten hemmungsloser Gewalt auf: Der Machokult des Tötens und Mordens, die Primitivität und Bösartigkeit des Vokabulars und nicht zuletzt die Kleidung wiesen sie als Männer der Tat aus. Das ist der eigentliche Grund für ihren zeitweiligen Erfolg, der es ihnen im Oktober 1917 erlaubte, die Macht nicht nur an sich zu reißen, sondern auch die Zustimmung verbitterter und enttäuschter Menschen zu mobilisieren.

Neue Ordnung durch Terror

Einmal an der Macht, standen die Bolschewiki vor den gleichen Schwierigkeiten wie ihre Vorgänger. Sie beanspruchten die Macht, aber sie besaßen sie nicht. Denn den Bauern war es gleichgültig, wer die Bolschewiki waren und wonach ihnen der Sinn stand, solange diese es ihnen erlaubten, Land zu nehmen und Gutsbesitzer zu vertreiben. "Kaum strecken sich aber die kommunistischen Tatzen nach dem Dorf aus, wird der Bauer unangenehm", kommentierte die Lyrikerin Sinaida Hippius das, was im zweiten Jahr der Revolution geschah. Die Freiheitsversprechen, so wie Arbeiter und Bauern sie verstanden hatten, wurden von den Bolschewiki gebrochen. Und weil sie keines der Versprechen einlösen konnten, schmolz die Gefolgschaft rasch dahin. Dabei blieb es nicht. Die Bolschewiki ließen keine Gelegenheit aus, sich neue Feinde zu machen. Sie terrorisierten nicht nur die Angehörigen der alten Elite und Oppositionelle, die sie als Geiseln nehmen und zu Tausenden erschießen ließen. In ihrem Wahn, eine neue Ordnung durch Terror schaffen zu können, unterband Lenins Regime den freien Handel, es bestrafte Händler als Spekulanten, raubte den Bauern das Getreide und schreckte nicht davor zurück, streikende Arbeiter niederschießen zu lassen.

Während des Bürgerkrieges, als sich der Widerstand gegen die Herrschaft der Roten auch militärisch organisierte, standen die Bolschewiki mit dem Rücken zur Wand. Sie waren von Feinden umgeben und wurden der Gewalt nicht mehr Herr, die sie ausgelöst hatten. Und doch entschieden sie den Bürgerkrieg für sich. Wie konnten die Bolschewiki siegen? Warum kam es zu keiner erfolgreichen Erhebung gegen die neuen Machthaber? Hippius gab eine psychologische Antwort: Die Bolschewiki hätten nur überleben können, weil sie angesichts der "schwarzen Unbeweglichkeit" des Volkes, der Apathie der Hungernden und Elenden, jeden Widerstand mühelos hätten brechen können.

Niemand wusste besser als die Bolschewiki selbst, dass ihre Herrschaft ohne Zustimmung auf unsicherem Grund stand. Sie fürchteten das Volk nicht weniger als ihre Vorgänger in der zarischen Regierung, aber sie hatten weniger Skrupel, sich gegen alle Widerstände mit exzessiver Gewalt durchzusetzen. Man könnte auch sagen, dass es ihre Schwäche war, die sie dazu verleitete, Gewalt immerzu und überall einzusetzen. Nur unter den Bedingungen des Krieges konnte eine solche Strategie erfolgreich sein, weil sie den Handlungsgesetzen des Krieges entsprach. Der Krieg war die Lebensform der Bolschewiki. Hätte es ihn nicht gegeben, hätten sie ihn erklären müssen, um zu tun, was sie tun mussten. Denn der Bürgerkrieg war ein Vernichtungskrieg, in dem nur siegen konnte, wer den Gegner vollständig auslöschte. So sahen es nicht nur Lenin und Trotzki, die sich mit der militärischen Niederlage der Weißen und der Bauern nicht zufrieden gaben. In ihrer Skrupellosigkeit und Gewalttätigkeit, ihrer Bereitschaft, der Vernichtungsrhetorik Taten folgen zu lassen, waren die Bolschewiki allen Akteuren des Bürgerkrieges überlegen. Ihr Sieg war ein Vernichtungssieg, der verbrannte Erde, materielle und seelische Verwüstungen hinterließ. Sie gewannen nicht, weil sie über das attraktivere politische Programm geboten, sondern weil sie ihren Widersachern als Gewalttäter überlegen waren und weil sich die hungernde und abgestumpfte Bevölkerung apathisch dem Wahnsinn hingab. "Wir leben", schreibt Hippius, "schon so lange im Strom der offiziellen Worte erdrücken', ersticken', vernichten', zermalmen', ausrotten', im Blut ertränken', ins Grab bringen' usw., daß die alltägliche Wiederholung unflätiger Schimpfworte auf uns keinen Eindruck mehr macht."

Die Bolschewiki profitierten von den Fehlern ihrer Gegner. Die weiße Bewegung war uneinig und zerstritten, ihre Generäle operierten von den multiethnischen Rändern des Imperiums und vertraten die Auffassung, das eine und unteilbare Russland müsse als Zentralstaat wiedererstehen. Den Bauern hatten sie keine attraktive Alternative anzubieten. Solange die Bauern fürchten mussten, dass die Gutsbesitzer zurückkommen könnten, zogen sie die Roten den Weißen vor. Erst nach der Niederlage der Weißen erhoben sich die Bauern gegen die Kommunisten und ihr Terrorregime, denn nun mussten sie die Wiederherstellung der alten Ordnung nicht mehr fürchten. So stand es auch um die nationalen Minderheiten, die sich in den entscheidenden Auseinandersetzungen des Bürgerkrieges auf die Seite der Roten schlugen oder sich neutral verhielten und den Bolschewiki erst im letzten Jahr des Bürgerkrieges entschlossenen Widerstand entgegensetzten.

Erst nach dem Ende des Krieges befassten sich die bolschewistischen Führer mit der Frage, wie sie das Imperium verstaatlichen und unter ihre Herrschaft bringen sollten. Mit Gewalt allein konnte dieser Kraftakt nicht gelingen, denn es kam den neuen Machthabern darauf an, die Bevölkerung nicht nur zu unterwerfen, sondern sie auch zu mobilisieren, sie für sich zu gewinnen und "alte" in "neue Menschen" zu verwandeln. Zu diesem Zweck mussten sie die Untertanen in ihr Ordnungssystem integrieren und sich ihrer Loyalität versichern. Das geschah 1921, als die Regierung den freien Handel wieder zuließ, berechenbare Steuern einführte, kleinere Industriebetriebe privatisierte und den Terror gegen die Bauern vorläufig einstellte.

Zwei Jahre später kam es zur Neuvermessung und Neustrukturierung des Imperiums, das in nationale Republiken und Gebiete eingeteilt wurde. Die Bolschewiki indigenisierten das Vielvölkerreich, indem sie die einheimischen kommunistischen Eliten am Aufbau des neuen Staates beteiligten und sich auf diese Weise Loyalität erkauften. Aber diese Phase der friedlichen Staatsbildung war nur von kurzer Dauer. Am Ende der 1920er Jahre gelangten Stalin und seine Anhänger in der Parteiführung zu der Einsicht, dass die Neue Ökonomische Politik (NEP) und die Indigenisierung des Imperiums den Kontrollbedürfnissen des Zentrums nicht länger entsprach. Sie hatten die Eigenständigkeit der Bauern und der nationalen Republiken gestärkt und das revolutionäre Umgestaltungsprogramm auf unbestimmte Zeit verschoben.

Die bolschewistische Vision vom neuen Staat konnte nur durch den Einsatz von Gewalt und Terror durchgesetzt werden. So sahen es Stalin und seine Gefolgsleute, und sie griffen auf die Gewalttechniken des Bürgerkrieges zurück, um den vermeintlichen Widerstand der Bauern gegen das Projekt des Sozialismus niederzuwerfen. Staatsbildung als Kriegführung - so könnte man auf den Begriff bringen, worin für die Bolschewiki die Essenz des Sozialismus lag. Es waren die Erfahrungen der Revolution und des Bürgerkrieges, die ihnen die Gewissheit gaben, dass der Sieg am Ende den Gewalttätern gehörte. In diesem Sinn war der Stalinismus eine machtvolle Neuinszenierung der Oktoberrevolution und zugleich ihr krönender Abschluss.

Die Bolschewiki zerrissen die dünne Schicht der Zivilisation, die sich in nur einem Jahrhundert über das alte Russland gelegt hatte, sie vernichteten das europäische Russland, seine Eliten und Wertvorstellungen und ersetzten sie durch eine barbarische und maßlose Gewaltherrschaft. Miljukow fand dafür bereits unmittelbar nach dem Ende des Bürgerkrieges eine einleuchtende Erklärung. Die Revolution sei nicht durch den Import europäischer und sozialistischer Ideen in die Maßlosigkeit getrieben worden. "Denn bei allen der in dieser Revolution aufgestellten ultramodernen Programme, Etiketten und Losungen eröffnete die Wirklichkeit der russischen Revolution ihre tiefe und untrennbare Verbindung mit der ganzen russischen Vergangenheit. Wie eine mächtige geologische Umwälzung hat sie die dünne Decke der obersten kulturellen Schichten abgeworfen und die lange unter ihnen verborgenen Schichten hervorgebracht (...). Lenin und Trotzki sind Pugatschow, Rasin, Bolotnikow, dem 18. und 17. Jahrhundert unserer Geschichte, viel näher als den letzten Ideen des europäischen Anarchosyndikalismus." Nur wer die Revolution für eine Auseinandersetzung um die beste aller Welten hält, wird den Sieg der Bolschewiki für ein Mysterium halten.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Wladimir Alexandrovitsch Antonow-Owsejenko, Mitglied des Militärrevolutionären Komitees in Petrograd und Anführer des "Sturms" auf den Winterpalast im Oktober 1917.

  2. Zit. nach: Pavel N. Miljukov, Istorija vtoroj russkoj revoljucii, Moskva 2001, S. 625 (meine Übs.).

  3. Vgl. neben anderen Richard Pipes, Die russische Revolution, 3 Bde., Reinbek 1991 - 1992.

  4. Vgl. Manfred Hildermeier, Die russische Revolution 1905 - 1921, Frankfurt/M. 1989; Bernd Bonwetsch, Die russische Revolution 1917, Darmstadt 1991; Sheila Fitzpatrick, The Russian Revolution, Oxford 1982.

  5. Dietrich Geyer, Die russische Revolution, Göttingen 19854, S. 13, S. 17.

  6. Vgl. anschaulich: Orlando Figes, Die Tragödie eines Volkes. Die Epoche der russischen Revolution 1891 bis 1924, Berlin 1998.

  7. Vgl. exemplarisch Bruce W. Lincoln, In the Vanguard of Reform: Russia's Enlightened Bureaucrats 1825 - 1861, DeKalb/Ill. 1982; Daniel Field, The End of Serfdom: Nobility and Bureaucracy in Russia, 1855 - 1861, Cambridge/Mass. 1976; Thomas Pearson, Russian Officialdom in Crisis: Autocracy and Local Self-Government 1861 - 1900, Cambridge 1989; Jörg Baberowski, Autokratie und Justiz. Zum Verhältnis von Rückständigkeit und Rechtsstaatlichkeit im ausgehenden Zarenreich 1864 - 1914, Frankfurt/M. 1996.

  8. Vgl. exemplarisch Boris N. Mironov, Peasant Popular Culture and the Origins of Soviet Authoritarianism, in: Stephen P. Frank/Mark D. Steinberg (Eds.), Cultures in Flux. Lower-Class Values, Practices and Resistance in Late Imperial Russia, Princeton/N. J. 1994, S. 54 - 73.

  9. Vgl. Robert E. Johnson, Peasant and Proletarian: The Working Class of Moscow in the Late Nineteenth Century, New Brunswick 1979; Charters Wynn, Workers, Strikes and Pogroms: The Donbass-Dnepr Bend in Late Imperial Russia 1870 - 1905, Princeton 1992.

  10. Vgl. John Bushnell, Peasants in Uniform: the Tsarist Army as a Peasant Society, in: Journal of Social History, 13 (1980), S. 565f.; Jörg Baberowski, Europa in Rußland. Justizreformen im ausgehenden Zarenreich am Beispiel der Geschworenengerichte, in: Dietrich Beyrau/Michael Stolleis (Hrsg.), Reformen im Rußland des 19. und 20. Jahrhunderts, Frankfurt/M. 1996, S. 151 - 174.

  11. Zur Schwäche der fragmentierten zarischen Elite vgl. Alfred J. Rieber, The Sedimentary Society, in: Edith W. Clowes/Samuel D. Kassow (Eds.), Between Tsar and People, Princeton 1991, S. 343 - 366; Abraham Ascher, The Revolution of 1905. Russia in Disarray, Stanford 1988.

  12. Vgl. P. N. Miljukov (Anm. 2), S. 18.

  13. Vgl. O. Figes (Anm. 6), S. 209 - 239.

  14. Michail Gersenzon, Schöpferische Selbsterkenntnis, in: Vechi. Wegzeichen. Zur Krise der russischen Intelligenz, hrsg. von Karl Schlögel, Frankfurt/M. 1990, S. 165.

  15. Vgl. Nikolaj Suchanov, Zapiski o revoljucii, Moskva 1991, S. 126. Zur Bedeutung des Krieges für die Revolution vgl. Eric Lohr, Nationalizing the Russian Empire. The Campaign against Enemy Aliens During World War I, Cambridge 2003; Peter Gatrell, A Whole Empire Walking. Refugees during World War I, Bloomington 1999.

  16. Vgl. Konstantin N. Teplouchov, Celjabinskie chroniki: 1899 - 1924 gg., Celjabinsk 2004, S. 293. Zur Chronologie der Ereignisse vgl. A. Rabinowitsch, The Bolsheviks come to Power, New York 1978.

  17. Vgl. O. Figes (Anm. 6), S. 379 - 386.

  18. Vgl. Michael C. Hickey, The Rise and Fall of Smolensk's Moderate Socialists: The Politics of Class and the Rhetoric of Crisis in 1917, in: Donald J. Raleigh (Ed.), Provincial Landscapes. Local Dimensions of Soviet Power, 1917 - 1953, Pittsburgh 2001, S. 14 - 35.

  19. Vgl. Orlando Figes/Boris Kolonitskii, Interpreting the Revolution, New Haven 1999, S. 185.

  20. Vgl. Sinaida Hippius, Petersburger Tagebuch, Berlin 1993, S. 26.

  21. Vgl. Sergej Melgunov, Krasnyj terror v Rossii 1918 - 1923, Berlin 1923; Delano DuGarm, Peasant Wars in Tambov Province, in: Vladimir N. Brovkin (Ed.), The Bolsheviks in Russian Society, New Haven 1997, S. 177 - 198; Jonathan Aves, Workers against Lenin: Labor Protest and the Bolshevik Dictatorship, London 1996; George Leggett, The Cheka, Oxford 1981.

  22. Vgl. S. Hippius (Anm. 20), S. 31 - 32.

  23. Ebd., S. 85 - 86. Vgl. auch Jörg Baberowski, Kriege in staatsfernen Räumen: Rußland und die Sowjetunion 1905 - 1950, in: Dietrich Beyrau/Michael Hochgeschwender/Dieter Langewiesche (Hrsg.), Formen des Krieges, Paderborn 2007, S. 291 - 309; Stefan Karsch, Die bolschewistische Machtergreifung im Gouvernement Voronez (1917 - 1919), Stuttgart 2006.

  24. Vgl. Donald J. Raleigh, Experiencing Russia's Civil War. Politics, Society, and Revolutionary Culture in Saratov, 1917 - 1922, Princeton 2002, S. 382 - 387; Nikolaus Katzer, Die weiße Bewegung in Rußland, Köln 1999.

  25. Zur Geschichte der NEP-Phase immer noch unübertroffen: Roger Pethybridge, One Step Backward, Two Steps Forward. Soviet Society and Politics under the New Economic Policy, Oxford 1990.

  26. Vgl. Terry Martin, The Affirmative Action Empire: Nations and Nationalism in the Soviet Union 1923 - 1939, Ithaca 2001; Jörg Baberowski, Stalinismus und Nation: Die Sowjetunion als Vielvölkerreich 1917 - 1953, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, (2006) 3, S. 199 - 213.

  27. Vgl. Sheila Fitzpatrick, The Legacy of the Civil War, in: Diane Koenker/William G. Rosenberg/Ronald G. Suny, Party, State and Society in the Russian Civil War, Bloomington 1989, S. 385 - 198; Jörg Baberowski, Der rote Terror. Die Geschichte des Stalinismus, München 2004(2), S. 53.

  28. P. N. Miljukov (Anm. 2), S. 17.

Dr. phil., geb. 1961; Professor für Geschichte Osteuropas an der Humboldt-Universität zu Berlin, Unter den Linden 6, 10099 Berlin.
E-Mail: E-Mail Link: BaberowskiJ@geschichte.hu-berlin.de