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Was sind Dritte Wege? | Dritter Weg - Kommunitarismus | bpb.de

Dritter Weg - Kommunitarismus Editorial Der Dritte Weg - Königsweg zwischen allen Ideologien oder selbst unter Ideologieverdacht? Was sind Dritte Wege? Dritter Weg und Kommunitarismus New Economy und die Politik des Modernen Dritten Weges Tony Blair "im Dickicht der Städte"

Was sind Dritte Wege? Eine vergleichende Bestandsaufnahme

Alexander Gallus Eckhard Jesse Eckhard Alexander / Jesse Gallus

/ 28 Minuten zu lesen

Der Begriff des Dritten Weges ist zumal in Deutschland weit verbreitet. Der Beitrag gibt einen Überblick zu den wichtigsten Konzeptionen, die mit diesem Terminus verbunden sind.

I. Einleitung

Wir haben "lauter dritte Wege" . Das war in der Vergangenheit so, ist gegenwärtig der Fall und dürfte zukünftig nicht anders sein. Der Dritte Weg wird vielfach als Form verstanden, die sich von zwei weiteren Positionen absetzt. Er kann sich auf politische, kulturelle und wirtschaftliche Aspekte beziehen oder eine Gemengelage aus ihnen sein. Manche sehen diesen schillernden Begriff als weiterführend an, andere verwerfen ihn ganz und gar.

Vielfach ist von einem deutschen Sonderweg die Rede, von einem "deutschen Weg" . Der Bochumer Historiker Bernd Faulenbach meint damit eine Richtung bei deutschen Historikern der Vergangenheit, die den "deutschen Weg" in einen Gegensatz zu dem Weg westlicher Systeme gerückt hat. Mit Berufung auf die "Ideen von 1813" oder auf die "Ideen von 1914" sei der deutsche Weg idealisiert worden. Der Münchner Politikwissenschaftler Werner Weidenfeld analysiert Selbstbilder zum Standort der Deutschen in Vergangenheit und Gegenwart. Die "Verwestlichung" Deutschlands habe erst nach dem Zweiten Weltkrieg eingesetzt, zunächst nur in einem Teil. Der Unternehmensberater Volker Biek will den Nachweis führen, dass Deutschland im 19. Jahrhundert vom Armenhaus zur erfolgreichsten Industrienation wurde. Soll Deutschland mit dem bürgerlich-konservativen Lager hinfort erfolgreich sein, bedürfe es eines "nationalen Aufbruchs" und neben der CDU und der FDP einer "Nationalen Union" (wie früher die DNVP). Im Gegensatz zu Faulenbach und Weidenfeld verwendet Biek den Begriff des "deutschen Weges" zustimmend. Alle drei Bände stellen einen Beitrag zum offenbar unerschöpflichen Thema "Deutschland und der Westen" dar. Dabei hat die These vom "deutschen Sonderweg" in den letzten zwei Jahrzehnten ungeachtet der Hinweise auf spezifische Entwicklungen (z. B. späte Nationalstaatsbildung) an Bedeutung verloren. Denn ein "europäischer Normalweg" könne schwerlich ausgemacht werden .

Zunächst sei an drei weit auseinanderliegenden Beispielen die schillernde Konnotation des Begriffs vom Dritten Weg verdeutlicht: Dieser findet aktuelle Verwendung im Ausland, nahm bei einem deutschen Politikwissenschaftler eine tragende Rolle ein, und einige Zeitschriften schmücken sich mit dem Namen des Dritten Weges. Auf Arbeiten, die den Terminus in einem unspezifischen Sinne verwenden, wird nicht eingegangen.

Beispiel 1: Auch wenn der Dritte Weg häufig als deutsche Gesellschaftsidee gilt, spricht man nicht nur hierzulande davon. So ist in England mit dem Buch von Anthony Giddens "The Third Way" eine Großdiskussion zur Modernisierung der europäischen Sozialdemokratie ausgelöst worden . Und in Frankreich gab es mit dem "Personalismus" eine lange in Vergessenheit geratene Gruppierung, die mit ihrer Kampfansage an den Individualismus wie an den Kollektivismus als eine Form des Dritten Weges gelten kann .

Beispiel 2: Es war der Berliner Politikwissenschaftler Ossip K. Flechtheim (1909-1998), der nicht müde wurde, den Begriff des Dritten Weges zu proklamieren . Ihm ging es um "eine neue Synthese von Freiheit und Gleichheit, von nationaler Selbstbestimmung und universeller Kooperation, von Liberalismus, Sozialismus und Pazifismus" . Zu seinen Gewährsleuten zählten u. a. so unterschiedliche Personen wie Erhard Eppler, Martin Luther King, Rosa Luxemburg, Ota Sik und Josip Broz Tito. Flechtheim zog als Alternative zum Dritten Weg den Dritten Weltkrieg in Betracht .

Beispiel 3: Mehrere Zeitschriften tragen den Begriff des Dritten Weges in ihrem Titel. Zwischen 1959 und Anfang 1964 erschien das Periodikum "Der dritte Weg. Zeitschrift für modernen Sozialismus" , finanziell unterstützt vom Bundesamt für Verfassungsschutz. Die Absicht war, auf kommunistische Kreise einen zersetzenden Einfluss auszuüben . Die 1950 ins Leben gerufene Freisoziale Union (FSU), die sich an der Freiwirtschaftslehre Silvio Gesells orientiert, gibt seit 1970 eine Zeitschrift namens "Der Dritte Weg" heraus. Unter dem Titel "Dritter Weg. Journal für eine solidarische Welt" existiert seit dem Jahr 1991 ein Organ, für das eine "Initiative Christliche Linke" mit Klaus Körner an der Spitze verantwortlich zeichnet. Ihm geht es u. a. um den Kampf gegen den Kolonialismus, um einen verantwortlichen Umgang mit Ressourcen und um eine wahrhaft "menschliche Welt" ohne jede Diskriminierung. Eine Zeitschrift, die den Namen "Dritter Weg" nicht trägt, könnte ihn mit Fug und Recht beanspruchen: "wir selbst". Das Periodikum, das seit Ende 1979 unter der Ägide von Siegfried Bublies auf den Markt kommt, will den Gegensatz zwischen rechts und links unterlaufen, versteht sich als antikapitalistisch, antiamerikanisch, ja als

antiwestlich . Manch ein Beitrag plädiert "für den deutschen Sonderweg" . Der in Dänemark lebende Kulturhistoriker Henning Eichberg ist der Starautor der Zeitschrift. Auch bei ihm spielt der Gedanke des Dritten Wegs eine große Rolle - mit einer Affinität zur neuen Rechten wie zur neuen Linken. Deren Repräsentanten haben sich vielfältig zu einem Dritten Weg bekannt - sei es wegen der Ablehnung des "orthodoxen" Kommunismus und der Sozialdemokratie, sei es wegen der Negierung des Nationalsozialismus und herkömmlicher konservativer Strömungen . In der antiliberalen Kulturkritik finden sich erstaunliche Parallelen zwischen beiden Strömungen.

Bereits diese Aufzählung, die auf einen sektiererischen Zug bei Vertretern eines Dritten Weges hindeutet, zeigt die Notwendigkeit der Strukturierung. Unser Beitrag will, ohne Vollständigkeit anzustreben, erstens einen Überblick über die verschiedenen Dritten Wege geben (Kapitel II). Dabei ist es unvermeidlich, einige ähnlich gelagerte Konzeptionen zusammenzufassen. So kommt man zu insgesamt sechs Varianten. Zweitens soll eine vergleichende Systematisierung angestellt werden - vornehmlich unter dem Aspekt, was eigentlich mit dem jeweiligen ersten und dem zweiten Weg gemeint sei (Kapitel III). Wo finden sich Unterschiede, wo Parallelen? In welchem Verhältnis stehen die verschiedenen Positionen des Dritten Weges zueinander? Wie praxisrelevant sind sie? Zunächst geht es um Deskription, danach mehr um Präskription.

II. Dritte Wege - der Versuch eines strukturierenden Überblicks

1. Modernisierung der Sozialdemokratie

Um den politischen Kurs der "New Democrats" knapp zu benennen, führten Berater Bill Clintons Anfang der neunziger Jahre einen Begriff wieder in die öffentliche Debatte ein, der nach dem Ende des Ost-West-Konflikts keine Perspektiven für die Linke zu bieten schien - den Dritten Weg. Nur wenig später griff Tony Blair auf diesen zurück und machte ihn zum Markennamen, ja Programm für "New Labour" in Großbritannien. Anthony Giddens, Direktor der London School of Economics und Vordenker der britischen Reformpolitik unter Premierminister Blair, beschrieb, was unter diesem unscharf-mehrdeutigen Terminus zu verstehen sei. Er diene als Etikett für eine modernisierte Sozialdemokratie, die sich zwischen einer alten, etatistischen Linken und einer neuen, neoliberalen Rechten positioniert.

Die Politik des Dritten Weges reagiert nach Giddens auf drei zentrale Herausforderungen, mit denen die modernen Industriegesellschaften konfrontiert seien: auf Globalisierung, technologischen Wandel und Individualisierung. Dabei versteht der Londoner Soziologe die Politik des Dritten Weges nicht als "Philosophie der Straßenmitte". Stattdessen stelle sie den Versuch dar, "zu entdecken, wie man die links von der Mitte vertretenen Wertorientierungen auf diese in fundamentaler Veränderung begriffene Welt anwenden kann" . Der Dritte Weg ziele unter anderem auf eine Erneuerung der Demokratie, eine aktive Zivilgesellschaft, eine neue gemischte Wirtschaft, die ein "Gleichgewicht zwischen Regulierung und Deregulierung und ein Gleichgewicht zwischen dem ökonomischen und dem nichtökonomischen Bereich der Gesellschaft" anstrebe, sowie auf eine Reform des Wohlfahrtsstaates. Sie will dem Prinzip "Keine Rechte ohne Pflichten" folgen, ohne linke Leitwerte wie soziale Gerechtigkeit und Solidarität zu demontieren.

Innerhalb kurzer Zeit hat sich um Giddens' Thesen und um das "Schröder-Blair-Papier", eine Denkschrift vom Juni 1999, die eine programmatische Neuorientierung der europäischen Sozialdemokratie auf der Grundlage des Dritten Weges propagierte, nicht nur in Europas demokratischen Linksparteien, sondern auch in Medien und Sozialwissenschaften eine heftige Debatte entsponnen . Diesem post-ideologischen Politikansatz wurde etwa vorgeworfen, dass er profillos sei, einem reinen Pragmatismus huldige, ohne wirklich neue Wege zu weisen, und letztlich eine entscheidungsschwache Politik kaschiere . Eine andere Kritik lautete, "Dritter Weg" sei nur ein geschickter Wahlkampfslogan für eine Politik, die im Kern den Neoliberalismus im Stile Margaret Thatchers fortsetze.

Die wenigsten Kritiker stießen sich indes an der Formel selbst . Das lag vielleicht auch daran, dass Giddens nicht müde wurde zu betonen, wie wenig es auf den Ausdruck an sich ankäme. Die Bezeichnung "Dritter Weg" sei "nicht das eindeutig beste Etikett" , aber in den angelsächsischen Ländern weder vorbelastet noch gar kompromittiert. Man denke zum Beispiel an John Maynard Keynes' Laissez-faire-Kritik und sein Eintreten für eine Politik des mittleren Weges in den Zwanzigern, an Harold Macmillans "The Middle Way" aus dem Jahr 1938 oder das von Andrew Shonfield in den sechziger Jahren verfochtene Konzept eines humanen und geplanten Kapitalismus . In vielen Ländern des europäischen Kontinents weist der Begriff dagegen eine wechselvolle Vorgeschichte auf.

2. Vordenker der Sozialen Marktwirtschaft  

Die beiden Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler Wilhelm Röpke und Alexander Rüstow, die während der nationalsozialistischen Herrschaft Deutschland verließen und an der Universität Istanbul lehrten, machten sich in den dreißiger und vierziger Jahren Gedanken über die "Grundfragen der Gesellschafts- und Wirtschaftsreform", über Alternativen oder sogar eine Synthese "zwischen Kapitalismus und Kommunismus" . Sie lehnten jede Art des Kollektivismus ab, ebenso ein wirtschaftspolitisches Laissez-faire. Sie sprachen sich gegen staatliche Interventionen aus, welche die Selbststeuerung des Marktes behinderten. Indes sollte der Staat eine Ordnungspolitik betreiben, Rahmenbedingungen vorgeben und sozialpolitisch aktiv sein. Zur Bezeichnung seiner zentralen Vorstellungen bot Röpke in seinem Werk "Gesellschaftskrisis der Gegenwart" aus dem Jahr 1942 die Begriffe "konstruktiver" oder "revisionistischer Liberalismus", "ökonomischer Humanismus" und "Dritter Weg" an . Einige Jahre später rückte er allerdings von dem nun für missverständlich gehaltenen Terminus des Dritten Weges ab - wohl auch deshalb, weil es ihm um eine Rehabilitierung der kapitalistisch-marktwirtschaftlichen Ordnung, keineswegs um eine Mixtur mit sozialistischen Bestandteilen ging .

Die Väter dieser so genannten neo- oder ordoliberalen Schule - Mitbegründer und Vordenker der Sozialen Marktwirtschaft - standen in einer älteren Tradition. Zu den frühen Vertretern eines Dritten Weges als "Verbindung einer marktwirtschaftlichen Ordnung mit sozialpolitischer Verantwortung" zählen die "Kathedersozialisten", eine sozialreformerische Richtung innerhalb der deutschen Nationalökonomie um Adolph Wagner, Lujo Brentano und Gustav Schmoller in der zweiten Hälfte des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Diese bürgerlichen Sozialreformer, die sich im "Verein für Socialpolitik" und in der "Gesellschaft für Soziale Reform" engagierten, wollten einen "Mittelkurs steuern zwischen anarchischem Individualismus, traditionalistischem Korporatismus und bürokratischem Etatismus" , nicht zuletzt um den Sozialismus und eine proletarische Revolution zu verhindern. Die liberale Grundidee des Privateigentums sollte nicht angetastet, aber um einen Sinn für soziale Verantwortung und die Bedürfnisse der Arbeiter ergänzt werden.

In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts strebte der Sozialökonom Franz Oppenheimer nach einem Weg zwischen Kapitalismus und Kommunismus, nach einer Aufhebung des Gegensatzes zwischen Freiheit und Gleichheit. Eines seiner Werke trug den programmatischen Titel "Weder so - noch so. Der dritte Weg" (1933). Im Mittelpunkt seines recht diffusen "liberalen Sozialismus" stand die Beschränkung von Monopolbildungen. Sein agrozentrisches und schon zu seiner Zeit anachronistisches Programm sah eine Aufhebung der "Bodensperre" vor, um jedem Staatsbürger den freien Zugang zur Nutzung des Bodens zu ermöglichen und so eine wirklich freie Konkurrenz auch im industriellen Bereich herbeizuführen . Hinzuweisen ist ferner auf die Idee eines "personalistischen Sozialismus" des Finanzwissenschaftlers Günter Schmölders, der dem Kreisauer Kreis nahestand. Schmölders selbst betonte große Übereinstimmungen seiner personalistischen Wirtschaftsverfassung eines geordneten Leistungswettbewerbs mit Röpkes Drittem Weg .

Bereiteten die verschiedenen wirtschaftspolitischen Dritte-Weg-Vorstellungen gedanklich mehr oder weniger den Boden für die Soziale Marktwirtschaft, so wirkte Röpke nach 1945 in Zusammenarbeit mit Ludwig Erhard an deren Umsetzung mit . Sie ist vielfach als Dritter Weg zwischen zentraler Plan- oder Lenkungswirtschaft und freier Marktwirtschaft interpretiert worden . Aber auch mit der Durchsetzung der Sozialen Marktwirtschaft ging die Suche nach der dritten wirtschaftspolitischen Möglichkeit weiter, gleich ob sie in einer sozialistischen Marktwirtschaft, einem gemeinwirtschaftlichen Konzept, einer freiwirtschaftlich-sozialen Ordnung oder einer humanen Wirtschaftsdemokratie bestehen sollte.

3. Sozialismusrevisionen und -rezeptionen

Einer der ersten Vertreter einer Wirtschaftsdemokratie zur schrittweisen, evolutionären Überwindung des Kapitalismus war Eduard Bernstein, der Vater des "Revisionismus" - ein Begriff, der ähnlich dem des Dritten Weges im Verlauf seiner Wirkungsgeschichte mehrdeutiger wurde . Nicht alle Sozialismusrevisionen und -rezeptionen, die fast immer auf einen Dritten Weg verwiesen - ob funktionaler, pluralistischer und Rätesozialismus oder Visionen eines christlichen, religiösen oder "personalen Sozialismus" -, können hier präsentiert werden. Ergänzend zu den bereits erwähnten Vorstellungen eines liberalen, personalistischen oder Kathedersozialismus, die kaum etwas mit dem Marxismus teilten, seien einige markante Beispiele skizziert: der Austromarxismus, der Reform- und der Eurokommunismus. Alle Phänomene wollten in je eigener Mischung und unterschiedlich motiviert Elemente einer sozialistischen Wirtschaftsordnung mit - so der Anspruch - demokratisch-rechtsstaatlichen Prinzipien in Einklang bringen.

Die Schule der Austromarxisten, zu deren Hauptvertretern Max Adler, Otto Bauer und Karl Renner zählten, bemühte sich in Österreich am Beginn des 20. Jahrhunderts um eine Versöhnung von Reformismus und Bolschewismus mit dem Ziel, die Spaltung der internationalen Arbeiterbewegung aufzuheben. "Es gilt", schrieb Bauer Anfang der dreißiger Jahre, "über die erstarrten Anschauungen des demokratischen Sozialismus und des Kommunismus hinwegschreitend einen integralen Sozialismus zu entwickeln, der die geschichtlich gewordenen Besonderheiten und Beschränktheiten beider zu überwinden vermag, um beide in sich aufzunehmen." Wegen ihres Verständnisses als Wiedervereinigung von revolutionärem Sozialismus, reformistischer Arbeiterbewegung wie marxistischer Lehre und wegen ihres vergleichsweise undogmatischen Ansatzes haben "integraler Sozialismus" und Austromarxismus eine große Ausstrahlung erlangt - z. B. durch die Beeinflussung reform- sowie vor allem eurokommunistisch-linkssozialistischer Strömungen in der zweiten Jahrhunderthälfte .

Unter Reformkommunismus sind reformorientierte Strömungen innerhalb der Staatsparteien der so genannten Ostblockländer während des Ost-West-Konfliktes zu verstehen. Seine deutlichste Ausprägung erfuhr er in Jugoslawien mit dem System der "Arbeiterselbstverwaltung" und in der Tschechoslowakei, wo die Reformkommunisten unter Führung Alexander Dubceks im Frühjahr 1968 bis zu ihrer gewaltsamen Entmachtung kurzzeitig an die Regierung gelangten ("Prager Frühling") . Sie wollten einen "Sozialismus mit menschlichem Antlitz" schaffen, das politisch-gesellschaftliche System demokratisieren, einen Weg zwischen Sowjetkommunismus und westlichem Kapitalismus beschreiten, ohne allerdings aus dem Warschauer Pakt auszuscheiden. Einer der führenden Repräsentanten des Prager Frühlings, Ota Sik, nach seiner Emigration Wirtschaftswissenschaftler an der Hochschule St. Gallen, setzte sich ungeachtet der Unterdrückung der Prager Reformbestrebungen für einen Dritten Weg einer humanen Wirtschaftsdemokratie zwischen Plan- und Marktwirtschaft, jenseits von Kapitalismus und Sozialismus ein . Seine Ideen galten zahlreichen Dritte-Weg-Verfechtern über viele Jahre hinweg als Bezugspunkt und Referenz .

Der Eurokommunismus stellt das Pendant zum Reformkommunismus in Ländern dar, in denen die Kommunistischen Parteien nicht an der Macht waren, vor allem in (Süd-)Westeuropa (mit Schwerpunkten in Italien und Spanien, abgeschwächt in Frankreich), aber auch in Australien, Japan oder Mexiko. Er entstand aus verschiedenen Strömungen, ohne eine Bewegung zu bilden, und suchte bei allen Unterschieden im Einzelnen nach einem Dritten Weg zwischen reformerischer Sozialdemokratie und "orthodoxem" Kommunismus . Die Eurokommunisten hielten das Sowjetsystem für nicht übertragbar auf die westlichen Länder, beharrten daher auf eigenen, von Moskau unabhängigen Wegen zum (demokratischen) Sozialismus. Vergleichbar der Neuen Linken maßen sie außerparlamentarischen Methoden sowie dem Kampf um die "kulturelle Hegemonie" eine große Bedeutung zu.

4. Opposition in der DDR

Auch den Widerständigen in der DDR schwebte eine Revision des Sozialismus vor: die des "real existierenden". Von den antistalinistischen Regimekritikern in den fünfziger bis zur Bürgerrechtsbewegung in den achtziger Jahren dominierten bei den ostdeutschen Oppositionellen Vorstellungen eines Dritten Weges. Noch nach dem Fall der Mauer hielten Persönlichkeiten wie Ulrike Poppe, Friedrich Schorlemmer oder Konrad Weiß an der Überzeugung von der Reformfähigkeit der DDR fest. Ende November 1989 unterzeichneten sie den "Aufruf für unser Land", in dem es hieß: "Noch haben wir die Chance, in gleichberechtigter Nachbarschaft zu allen Staaten Europas eine sozialistische Alternative zur Bundesrepublik zu entwickeln. Noch können wir uns besinnen auf die antifaschistischen und humanistischen Ideale, von denen wir einst ausgegangen sind." Eine einfache Übernahme des erprobten westdeutschen Modells kam für sie damit nicht infrage . So schrieb Konrad Weiß Ende 1989: "Nein, ich will kein Deutschland, das eine um ein Viertel vermehrte Bun-desrepublik ist, auch keines, das eine aufgeblähte DDR wäre."

Sie wollten einen "modernen", "humanen", "freien", "demokratischen" Sozialismus schaffen. Von dieser Warte aus kritisierten sie den stalinistisch-bürokratisch deformierten Sozialismus wie den egoistischen Kapitalismus. Kraft bezogen ihre Dritte-Weg-Konzepte, die alles andere als konkret waren, aus der Überzeugung, dass die Realität in den kommunistisch regierten Staaten nicht der marxistischen Theorie entsprach, Anspruch und Wirklichkeit eklatant auseinanderklafften. Von den Konzeptionen zur Zeit der "friedlichen Revolution" über diejenigen Robert Havemanns und Rudolf Bahros zurück zu Wolfgang Harichs "Plattform für einen besonderen deutschen Weg zum Sozialismus" begründeten die Oppositionellen ihre Forderung nach einem Dritten Weg damit, erst durch ihn würde der wirkliche Sozialismus umgesetzt . 1989/90 hingen aber nicht nur DDR-Oppositionelle der Idee eines Dritten Weges an. Auch so unterschiedliche Kräfte wie die SED-Nachfolgepartei PDS und Teile der westdeutschen Sozialdemokratie, die Positionen der Partei aus den Jahren bis zur Verabschiedung des "Godesberger Programms" 1959 wieder beleben zu wollen schienen, diskutierten kurzzeitig Perspektiven eines Dritten Weges .

5. Ideen einer Pax Germanica

So einig sich die DDR-Opposition - ungeachtet aller sonstigen Heterogenität - im Eintreten für einen gesellschaftspolitischen Dritten Weg war, so energisch lehnte ihr überwiegender Teil ein wiedervereinigtes Deutschland ab. Nur eine Minderheit konnte sich deshalb mit den Ideen der so genannten Nationalneutralisten anfreunden, die für ein vereintes Deutschland als Brücke zwischen Ost und West, außerhalb von NATO und Warschauer Pakt, kämpften . Zu ihnen gehörten Extremisten wie Demokraten, Sektierer wie bekannte Politiker, Linke wie Rechte. Sie waren während der gesamten deutschen Teilungsgeschichte aktiv und haderten mit der wesentlich von Adenauer begründeten Politik der Westbindung, weil sie diese nicht mit dem Ziel der deutschen Einheit für vereinbar hielten.

Während zweier Phasen erlebte der Nationalneutralismus seine Blüte, auch wenn er insgesamt ein randständiges Phänomen blieb: Die erste dauerte von 1945 bis zum NATO-Beitritt 1955 , die zweite vom Ende der siebziger Jahre bis 1989/90 - mit dem Höhepunkt während der "Nachrüstungsdebatte". Manche Topoi wie die Befürchtung, Deutschland könne zu einem "Schlachtfeld" werden, fanden allerdings Anhängerschaft über die Vertreter eines Dritten Weges hinaus. Zu diesen gehörten u. a. Herbert Ammon, Wolf Schenke, Theodor Schweisfurth und Wolfgang Venohr. Mit der deutschen Einheit ist dieser Spielart des Dritten Weges der Boden entzogen worden.

Abgesehen von der Gegnerschaft zur außenpolitisch-militärischen Westintegration und dem Streben nach einem wiedervereinigten Deutschland außerhalb der Blöcke unterschieden sich die einzelnen Vertreter dieser Strömung in vielfältiger Weise voneinander. Nicht zuletzt fühlten sich die einen dem politischen System der Bundesrepublik und ihrer Gesellschaftsordnung verpflichtet, während die anderen über einen außen- und sicherheitspolitischen Dritten Weg hinaus einen gesellschaftlich-ideologischen Neutralismus befürworteten, gar den deutschen Eigen- oder "Sonderweg" fortsetzen wollten. Beide Richtungen blieben Außenseiterpositionen, auch wenn die Verschränkung neutraler, nationaler und pazifistischer Haltungen einen gewissen Reiz ausübte. Die Schwäche und das Scheitern der Nationalneutralisten spiegeln in besonders deutlicher Weise den Bruch der Bundesrepublik mit dem viel beschworenen antiliberalen, antiwestlichen und antidemokratischen "Sonderweg", ja mit der deutschen Geschichte selbst wider. Was Wirklichkeit wurde, war 1945 nicht absehbar: Eine deutsche Schaukelpolitik zwischen Ost und West sollte es nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr geben. Ebensowenig wie die Nationalneutralisten konnten sich die Anhänger eines Euroneutralismus, eines "Dritte-Kraft"-Europa, einer Wiederbelebung der Mitteleuropa-Idee oder einer "Europäisierung Europas" mit ihren heterogenen Dritte-Weg-Konzepten durchsetzen .

6. Staats- und Regierungstätigkeit in der Bundesrepublik  

Wenige Dritte Wege sind über Denkmodelle hinausgelangt und verwirklicht worden. Es mag vor diesem Hintergrund für manchen desillusionierten Dritte-Weg-Anhänger einen Trost bedeuten, dass der Heidelberger Politikwissenschaftler Manfred G. Schmidt aufgrund vergleichender Untersuchungen die Staatstätigkeit der Bundesrepublik Deutschland selbst mit diesem Etikett versieht. "Kennzeichnend für die Staatstätigkeit in der Bundesrepublik" - so fasst er seine Kernthese zusammen - sei "eine besondere Mischung aus drei unterschiedlichen Traditionen von Regierungspraxis und Regierungsphilosophie - bei ihr laufen wirtschaftsliberale, konservativ-reformerische und demokratisch-sozialistische Traditionen zusammen. Man kann diese Mischung aus Politiktraditionen und Regierungsphilosophien abkürzend als die Politik des mittleren Weges bezeichnen. Es ist ein mittlerer Weg, ein dritter Weg zwischen dem skandinavischen Wohlfahrtskapitalismus . . . und dem amerikanischen marktorientierten Kapitalismus . . . Schmidt hält "dritter" oder "mittlerer Weg" für eine angemessene Bezeichnung des wirtschafts- und sozialpolitischen Kurses der Bundesrepublik, der hochentwickelte Sozialstaatlichkeit mit preisstabilitätsorientierter Wirtschaftspolitik, wohlfahrtsstaatliche Elemente mit wirtschaftsliberalen Komponenten, Sozialorientierung mit Effizienz verbindet. Trotz aller Mängel sei die Politik des mittleren Weges zwischen sozialdemokratischem Wohlfahrtsstaat und marktgesteuertem Kapitalismus nicht nur politisch-institutionell, sondern auch in der politischen Kultur des Landes fest verankert .

Schmidts Analyse lässt sich auf andere Bereiche übertragen. So hat der britische Parteienforscher Gordon Smith die "Politics of Centrality" in Deutschland herausgestrichen - nicht zuletzt aufgrund der Rolle der beiden großen Volksparteien und des Einflusses der FDP, die als Partei der Mitte einen Regierungswechsel abfedere. Dadurch werde eine Allparteienregierung ebenso vermieden wie ein Zwei-Blöcke-Parteiensystem. (Allerdings kommt der Terminus des Dritten Weges bei ihm nicht vor). Bereits vor dem ungefilterten, nicht durch einen bisherigen Koalitionspartner abgefederten Regierungswechsel 1998 hat Smith auf eine sich anbahnende Wende im Parteiensystem hingewiesen . Schmidt und Smith sehen aus ähnlichen Gründen abrupte Kehrtwendungen in der deutschen Politik, die zu mittleren Lösungen neige, als unwahrscheinlich an.

III. Dritte Wege - der Versuch eines bewertenden Vergleichs

Diese Vorstellungen von Dritten Wegen sind ausgesprochen heterogen. Zum Teil schließen sie sich geradezu aus. Was für den einen Dritten Weg als Königsweg erscheint, stellt für den anderen einen Irrweg dar. So steht die Konzeption Röpkes von der Sozialen Marktwirtschaft in einem krassen Gegensatz zu der wirtschaftlichen Theorie des Austromarxismus oder des Reformkommunismus. Und die Oppositionellen in der DDR wollten mit ihrem Dritten Weg eigens an einer reformsozialistisch mutierten DDR festhalten, während die Verfechter des Neutralismus ihren Dritten Weg eben gerade in einer Wiedervereinigung Deutschlands sahen, wobei dieses allerdings keinem Bündnissystem angehören sollte (und hier zeigt sich eine Nähe beider Positionen).

Wer dem jeweiligen Dritten Weg den entsprechenden ersten und zweiten Weg gegenüberstellt, kann auf diese Weise die spezifischen Bezugspunkte besser erkennen. Bezeichnenderweise ist viel von einem Dritten, jedoch wenig von einem ersten oder zweiten Weg die Rede. Für die erste Variante - den Dritten Weg von Giddens - gilt, dass sie sich vom Neoliberalismus ebenso abzusetzen sucht wie von der traditionellen Sozialdemokratie. Die zweite, welche die Soziale Marktwirtschaft direkt oder indirekt befürwortet, bezieht gegen den Manchesterliberalismus und die Planwirtschaft Stellung. Die dritte Variante, die auf Sozialismusrevisonen zielt, will sich von der westlichen Demokratie und dem Kommunismus "orthodoxer" Prägung gleichermaßen abheben. Die vierte - die Opposition in der DDR - legte in mancher Hinsicht ebenso Äquidistanz gegenüber den beiden vorgenannten Richtungen an den Tag . Die fünfte Variante sprach sich nicht nur gegen ein geteiltes Deutschland, sondern auch gegen ein vereintes unter westlichen wie unter östlichen Vorzeichen aus. Die sechste, die allerdings mehr als "Politik des mittleren Weges" bekannt ist, richtet sich auf der einen Seite (bei Manfred G. Schmidt) gegen das marktgesteuerte US-amerikanische Modell und das staatszentrierte skandinavische und auf der anderen Seite (bei Gordon Smith) gegen die Allparteienkoalition wie die Bipolarität des Parteiensystems.

Das erste und das sechste Modell bezieht sich auf unterschiedliche Präferenzen im demokratischen Verfassungsstaat. Im Vergleich zu den anderen Dritten Wegen wird hier dem ersten und dem zweiten Weg nicht das Prädikat "demokratisch" abgesprochen. Es leuchtet schwerlich ein, dass diese beiden Modelle, die sich auf die Praxis demokratischer Verfassungsstaaten positiv einlassen, mit dem Terminus des Dritten Weges in Verbindung gebracht werden. Diese Bezeichnung schwächt ihre Seriösität.

Alle wesentlichen politischen Strömungen haben Anteil an den Dritten Wegen. Fast jede Variante fällt in den Grenzbereich von Wirtschaft und Politik. Einige sind stärker wirtschaftlich, andere eher politisch ausgerichtet. Allerdings gibt es auch kulturkritische Topoi, die sich als Unterströmungen bei manchen Vertretern Dritter Wege in Deutschland finden - sei es als Reaktion auf eine forcierte Westbindung, sei es als Folge alter Traditionen, z. B. eines Sonderbewusstseins. Dies gilt etwa für die Anhänger eines von Ost und West unabhängigen Gesamtdeutschland. Allerdings muss unterschieden werden zwischen jenen, die wegen des Wunsches nach einem neutralen Deutschland "nur" die außenpolitische Westorientierung ablehnten, und den Befürwortern einer neuen Gesellschaftsform jenseits von "westlichem Kapitalismus" und "östlichem Kollektivismus" . Deren Ziele erschöpften sich nicht in der außenpolitischen Neutralität.

Was auffällt, ist die vielfach mangelnde Praxisrelevanz der Befürworter eines Dritten Weges. Daher wäre es oftmals treffender, statt von einem Dritten Weg nur von einer Dritten Idee zu sprechen. Betrachtet man die erwähnten sechs Positionen genauer, so sind einige Dritte Wege niemals in die Wirklichkeit umgesetzt worden. Das gilt für die Vorstellungen der DDR-Opposition wie für die der Neutralisten und einige Sozialismusrevisionen (z. B. die Konzeption der Eurokommunisten).

Verfechter von Dritten Wegen neigen dazu, ihre Positionen in ein helles und die der anderen in ein Zwielicht zu rücken. Wer daran interessiert ist, eine neue Konzeption zu legitimieren, gerät in diese Versuchung und kultiviert Unterschiede. So gewinnt die Diskussion über den richtigen Weg der Sozialdemokratie ihre Brisanz wohl auch dadurch, dass zum Teil ein "Popanz" aufgebaut wird. Der Vergleich, den manche Verfechter des Dritten Weges anstellen, ist deshalb so problematisch, weil die Ebenen nicht stimmen. Mitunter wird die eigene (hehre) Theorie mit der (kruden) Wirklichkeit des ersten oder zweiten Weges verglichen, die Theorie gegen die Wirklichkeit ausgespielt. Was war damit gewonnen, dass Theoretiker des Eurokommunismus ihre Prinzipien der Praxis westlicher Demokratien gegenübergestellt haben? Insofern zielen solche Vergleiche - direkt oder indirekt - auf eine Delegitimierung des demokratischen Verfassungsstaates.

Ralf Dahrendorf wunderte sich deshalb darüber, wie wenig die Geschichte der diversen Dritten Wege Giddens und die neuen Reformpolitiker abschreckte. Zu Recht erinnerte er an die Verwendung des Begriffs durch Faschisten oder Strömungen innerhalb des Kommunismus. "In der Regel", resümierte Dahrendorf, "war der Dritte Weg ein antidemokratischer Weg mit korporatistischen oder syndikalistischen Zügen." Es ist übrigens eine Paradoxie, dass gerade gemäßigte Sozialdemokraten nun den ganz anders besetzten Begriff des Dritten Weges verwenden, war dieser doch in der Vergangenheit für viele zwischen Sozialdemokratie und Kommunismus angesiedelt.

Bei der Bewertung der Dritten Wege muss berücksichtigt werden, ob sie sich in einem demokratischen Umfeld entwickeln können oder ob sie in einer Diktatur entstanden sind. Im letzten Fall gebot es die Klugheit, taktische Konzessionen zu machen und Anleihen bei Prinzipien zu nehmen, auf die sich die Herrschenden auch beriefen. Zudem waren die in einer Diktatur lebenden Verfechter eines Dritten Weges häufig auf die dortige Wirklichkeit fixiert, vermochten sich ein Ende der Diktatur nicht vorzustellen. Allerdings weichen die Vorstellungen Oppositioneller in der DDR der achtziger Jahre deutlich von denen in Polen und der Tschechoslowakei ab, die dem Konzept eines Dritten Weges weit zurückhaltender gegenüberstanden. Viele Repräsentanten eines Dritten Weges wollen nach dem Ende der Diktatur von "ihrem" Dritten Weg wenig oder nichts mehr wissen. So heißt es bei Vera Lengsfeld selbstkritisch: "Die Chance eines dritten Weges hat für die DDR nie bestanden. Weil die Bürgerrechtsbewegung aber an dieser Vision festhielt, entzog das Volk ihr in der ersten freien Volkskammerwahl die Unterstützung."

Ein Teil der Dritte-Weg-Konzeptionen krankt daran, dass ihre Bestandteile nicht miteinander kompatibel sind. Dies gilt etwa für den Reform- und für den Eurokommunismus. Der "orthodoxe" Kommunismus erkannte dies und konnte sich gerade deshalb so lange halten, weil er nicht der Versuchung zu einem gewissen Pluralismus nachgab. Einige Dritte Wege stehen deutlich näher zu dem ersten Weg (hier verstanden im Sinne einer demokratischen Ausrichtung), andere hingegen stärker zu dem eines zweiten (im Sinne einer antidemokratischen Position). Manche sind wegen der Heterogenität der Positionen dazwischen angesiedelt. Das trifft für die DDR-Opposition wie für die Anhänger eines vereinigten und neutralen Deutschlands zu.

Die Verfechter Dritter Wege haben ihre Gegner immer wieder herausgefordert und diese indirekt zu Reformen ermuntert. Auch so gerieten bestimmte Dritte Wege zunehmend in eine Randexistenz. Die von ihnen abgelehnten Konzeptionen hatten allerdings oft nicht die ihr unterstellten Defizite. Es bedarf - umgekehrt - einer Prüfung, ob manche Dritte Wege tatsächlich auf eine neue Politik zielen oder ob nicht bloß alter Wein in neuen Schläuchen präsentiert wird, wie das für die grassierende Debatte um Giddens gilt.

Was die Relevanz der verschiedenen Dritten Wege betrifft, so ist es damit nicht immer gut bestellt. Schließlich war manches Thema - wie die Neutralitätsdiskussion - eher randständig. Aktuell ist die Debatte um die Modernisierung der SPD und die zur Staats- und Regierungstätigkeit in der Bundesrepublik. Die Bestrebungen der DDR-Opposition gehören ebenso der Vergangenheit an wie die Diskussionen um ein einheitliches Deutschland unter neutralen Vorzeichen. In abgeschwächtem Maße gilt dies ebenso für sozialistische Revisionismusversuche, die ins Hintertreffen geraten sind. Hingegen hat sich die Soziale Marktwirtschaft abermals durchgesetzt.

IV. Fazit

Das Fazit kann kurz ausfallen: Der wenig trennscharfe Begriff des Dritten Weges ist höchst schillernd. Unterschiedliche Strömungen berufen sich auf ihn. Damit wird er jedoch zur Bezeichnung einer Richtung weitgehend unbrauchbar. Zu verschiedenartig sind die Konnotationen. Was mit dem ersten und zweiten Weg gemeint ist, bleibt häufig verborgen. Die Zahl der Dritten Wege, die meistens keine Umsetzung erfahren haben, ist Legion. Die sechs analysierten Dritten (Haupt-) Wege (gabeln sich wieder in Seitenwege.

Der Terminus des Dritten Weges erscheint als eine "vieldeutige Bezeichnung" - gleich ob selbst oder von anderen gewählt, kritisch oder affirmativ genutzt - für allerlei "Startbahnen, Holzwege oder gar Traumpfade" der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung. Die Dritte-Wegs-Konzepte legten ihren Schwerpunkt jeweils anders, manche auf politische, andere auf wirtschaftliche (und soziale) Anliegen. Nicht wenige solcher Entwürfe begriffen sich ihrem utopischen Charakter gemäß als Alternative zum ganzen System. Es verwundert nicht, dass Sektierer sich auf einen Dritten Weg berufen, wohl aber verwundert ein entsprechendes Engagement ausgewiesener Anhänger des demokratischen Verfassungsstaates. Der nahezu weltweite Zusammenbruch des "real existierenden Sozialismus" dürfte nicht zu einem Ende Dritter Wege führen, sondern zur Revitalisierung sozialistischer Denkfiguren, die als Elemente eines Dritten Weges verkauft werden. Was immer die Motive der Protagonisten sein mögen: Dritte Wege sind nicht lauter.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Vgl. Karlheinz Weißmann (Hrsg.), Lauter dritte Wege. Armin Mohler zum Achtzigsten, Bad Vilbel 2000.

  2. Vgl. etwa die folgenden Lexikonbeiträge: Eckhard Jesse, Artikel: Dritter Weg, in: Werner Weidenfeld/Karl-Rudolf Korte (Hrsg.), Handwörterbuch zur deutschen Einheit, Frankfurt/M. 1992², S. 252-257; Manfred G. Schmidt, Artikel:. Dritter Weg, in: ders., Wörterbuch zur Politik, Stuttgart 1995, S. 240 f.; Heinz Timmermann, Artikel: Dritter Weg, in: Thomas Meyer u. a. (Hrsg.), Lexikon des Sozialismus, Köln 1986, S. 137-140; Stefan Wolle, Artikel: Dritter Weg, in: Hans-Joachim Veen u. a. (Hrsg.), Lexikon Opposition und Widerstand in der SED-Diktatur, Berlin-München 2000, S. 109 f.

  3. Vgl. Bernd Faulenbach, Ideologie des deutschen Weges. Die deutsche Geschichte in der Historiographie zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus, München 1980; Werner Weidenfeld, Der deutsche Weg, Berlin 1990; Volker Biek, Der deutsche Weg. Unser nationaler Aufbruch ins 21. Jahrhundert, Berg 1999.

  4. Vgl. Institut für Zeitgeschichte (Hrsg.), Deutscher Sonderweg - Mythos oder Realität, München 1982; ferner Bernd Faulenbach, "Deutscher Sonderweg". Zur Geschichte und Problematik einer zentralen Kategorie des deutschen geschichtlichen Bewusstseins, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 33/81, S. 3-21.

  5. Vgl. Helmut L. Müller, Der "dritte Weg" als deutsche Gesellschaftsidee, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 27/84, S. 27-38.

  6. Vgl. Anthony Giddens, Der dritte Weg. Die Erneuerung der sozialen Demokratie, Frankfurt/M. 1999 (1998).

  7. Vgl. Thomas Keller, Deutsch-französische Dritte-Weg-Diskurse. Personalistische Intellektuellendebatten der Zwischenkriegszeit, München 2001.

  8. Zur Person Flechtheims vgl. Christian Fenner/Bernhard Blanke (Hrsg.), Systemwandel und Demokratisierung. Festschrift für Ossip K. Flechtheim, Frankfurt/M.-Köln 1975; Heft 69/1989 der Zeitschrift "europäische ideen": Ossip K. Flechtheim zum 80. Geburtstag.

  9. So Ossip K. Flechtheim, Der Dritte Weg in der deutschen Parteipolitik nach 1945, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 25/73, S. 13.

  10. Vgl. ders., Dritter Weg oder Dritter Weltkrieg?, in: ders., Eine Welt oder keine? Beiträge zur Politik, Politologie und Philosophie, Frankfurt/M. 1964, S. 252-266.

  11. 1961 wechselte der Untertitel: "Diskussionsforum für modernen Sozialismus".

  12. Chefredakteur der Zeitschrift war Heinz Lippmann, einst Stellvertreter des FDJ-Vorsitzenden Erich Honecker. Vgl. Michael Herms, Heinz Lippmann. Porträt eines Stellvertreters, Berlin 1996, S. 210-257.

  13. Zunächst: "Der 3. Weg". Zur FSU vgl. Richard Stöss, Die Freisoziale Union, in: ders. (Hrsg.), Parteien-Handbuch. Die Parteien der Bundesrepublik Deutschland 1945-1980, Band II: FDP bis WAV, Opladen 1984, S. 1397-1423. Die Anhänger Gesells sind im Internet vertreten unter: www.DritterWeg.de und www.nwo.de.

  14. Vgl. zur Einordnung Eckhard Jesse, Zeitschriftenporträt: wir selbst, in: Uwe Backes/ders. (Hrsg.), Jahrbuch Extremismus & Demokratie, Band 11, Baden-Baden 1999, S. 239-253.

  15. Vgl. Peter Bahn, Für den deutschen Sonderweg. Plädoyer gegen die restlose Verwestlichung unseres Landes, in: wir selbst, (1990) 1, S. 10-12.

  16. Vgl. Henning Eichberg, Das revolutionäre Du. Über den dritten Weg, in: wir selbst, (1992) 1-2, S. 22-29.

  17. Vgl. Uwe Backes/Eckhard Jesse, Neue Linke und Neue Rechte - Ein Vergleich, in: dies. (Anm. 14), Band 5, Bonn 1993, S. 7-28.

  18. Vgl. Seymour Martin Lipset, No Third Way: A Comparative Perspective on the Left, in: Hans-Dieter Klingemann/Richard Stöss/Bernhard Weßels (Hrsg.), Politische Klasse und politische Institutionen. Probleme und Perspektiven der Elitenforschung. Dietrich Herzog zum 60. Geburtstag, Opladen 1991, S. 57-106.

  19. Anthony Giddens, Die Politik des Dritten Weges, in: Heiner Flassbeck u. a., Ein dritter Weg in das dritte Jahrtausend. Von der Standort- zur Zukunftsdebatte, Hamburg 2000, S. 16.

  20. A. Giddens (Anm. 6), S. 117.

  21. Vgl. aus der inzwischen großen Zahl an Veröffentlichungen: Uwe Jun, Die Transformation der Sozialdemokratie. Der Dritte Weg, New Labour und die SPD, in: Zeitschrift für Politikwissenschaft, 10 (2000), S. 1501-1530; Wolfgang Merkel, Der "Dritte Weg" und der Revisionismusstreit der Sozialdemokratie am Ende des 20. Jahrhunderts, in: Karl Hinrichs/Herbert Kitschelt/Helmut Wiesenthal (Hrsg.), Kontingenz und Krise. Institutionenpolitik in kapitalistischen und postsozialistischen Gesellschaften. Claus Offe zu seinem 60. Geburtstag, Frankfurt/M. 2000, S. 263-290; Roland Sturm, Der "dritte Weg" - Demokratie im Zeitalter der Globalisierung, in: U. Backes/E. Jesse (Anm. 14), Band 12, Baden-Baden 2000, S. 53-72; Gerhard Hirscher/Roland Sturm (Hrsg.), Der so genannte "Dritte Weg". Legitimation und Praxis sozialdemokratischer Regierungspolitik in Europa, München 2001 (i. E.). Siehe auch den Essay von Roland Sturm in diesem Heft.

  22. Vgl. die pointierte Kritik von Tony Judt, The Third Way to What? We Need Some Direction, in: International Herald Tribune vom 29. September 1998.

  23. Vgl. Anthony Giddens, The Third Way And Its Critics, Cambridge 2000.

  24. Ders. (Anm. 19), S. 17.

  25. Vgl. Robert Skidelsky, John Maynard Keynes. The Economist as Saviour 1920-1937, London 1992, S. 219-241; Andrew Shonfield, Geplanter Kapitalismus. Wirtschaftspolitik in Westeuropa und USA, Köln 1968.

  26. Wilhelm Röpke, Civitas Humana. Grundfragen der Gesellschafts- und Wirtschaftsreform, Erlenbach-Zürich 1944; Alexander Rüstow, Zwischen Kapitalismus und Kommunismus, in: Ordo. Jahrbuch für die Ordnung von Wirtschaft und Gesellschaft, 2 (1949), S. 100-169.

  27. Vgl. Sylvia Hanna Skwiercz, Der Dritte Weg im Denken von Wilhelm Röpke, Würzburg 1988, S. 73.

  28. Vgl. ebd., S. 285; Iwan Rankoff, Der "Dritte Weg" - Ein neues Wirtschaftssystem?, in: Osteuropa-Wirtschaft, 21 (1976), S. 315.

  29. Isabel Eidenmüller, Betriebswirtschaftlich relevante Theorien der Kathedersozialisten, Stuttgart 1995, S. 26.

  30. Vgl. Rolf Neuhaus, Der Dritte Weg: Bürgerliche Sozialreform zwischen Reaktion und Revolution. Die Gesellschaft für Soziale Reform 1901-1914, in: Sozialer Fortschritt, (1979), S. 205-212, 230-235.

  31. Thomas Nipperdey, Deutsche Geschichte 1866-1918. Erster Band: Arbeitswelt und Bürgergeist, München 1993³, S. 336.

  32. Vgl. Peter Kalmbach, Oppenheimer und der "dritte Weg" zwischen Kapitalismus und Kommunismus, in: Volker Caspari/Bertram Schefold (Hrsg.), Franz Oppenheimer und Adolph Lowe. Zwei Wirtschaftswissenschaftler der Frankfurter Universität, Marburg 1996, S. 121-139.

  33. Vgl. Günter Schmölders, Personalistischer Sozialismus. Die Wirtschaftsordnung des Kreisauer Kreises der deutschen Widerstandsbewegung, Köln 1969; Petro Müller, Sozialethik für ein neues Deutschland. Die "Dritte Idee" Alfred Delps - ethische Impulse zur Reform der Gesellschaft, Münster 1994, S. 96-99.

  34. Vgl. S. H. Skwiercz (Anm. 27), S. 315-319.

  35. Vgl. Reinhard Blum, Soziale Marktwirtschaft. Wirtschaftspolitik zwischen Neoliberalismus und Ordoliberalismus, Tübingen 1969; vgl. auch Otto Schlecht, Ein Modell macht Karriere. Die Soziale Marktwirtschaft ist der Dritte Weg, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) vom 3. März 1990.

  36. Vgl. Helga Grebing, Der Revisionismus. Von Bernstein bis zum "Prager Frühling", München 1977.

  37. Vgl. Reinhard Rürup, Demokratische Revolution und "dritter Weg". Die deutsche Revolution von 1918/19 in der neueren wissenschaftlichen Diskussion, in: Geschichte und Gesellschaft, 9 (1983), S. 278-301.

  38. So bezeichnete der Jesuit Alfred Delp seine "Dritte Idee". Vgl. P. Müller (Anm. 33); zum gesamten Komplex: Andreas Lienkamp, Theodor Steinbüchels Sozialismusrezeption. Eine christlich-sozialethische Relecture, Paderborn 2000; Franz Focke, Sozialismus aus christlicher Verantwortung. Die Idee eines christlichen Sozialismus in der katholisch-sozialen Bewegung und in der CDU, Wuppertal 1978.

  39. Zit. nach: Hermann Böhm, Die Tragödie des Austromarxismus am Beispiel von Otto Bauer. Ein Beitrag zur Geschichte des österreichischen Sozialismus, Frankfurt/M. 2000, S. 121.

  40. Vgl. Detlev Albers/Josef Hindels/Lucio Lombardo Radice (Hrsg.), Otto Bauer und der "dritte" Weg. Die Wieder-

  41. entdeckung des Austromarxismus durch Linkssozialisten und Eurokommunisten, Frankfurt/M. 1979; Gerd Storm/Franz Walter/Detlef Lehnert, Weimarer Linkssozialismus und Austromarxismus. Historische Vorbilder für einen "Dritten Weg" zum Sozialismus?, Berlin 1984.

  42. Vgl. Stefan Bollinger, Dritter Weg zwischen den Blöcken? Prager Frühling 1968: Hoffnung ohne Chance, Berlin 1995.

  43. Vgl. Ota Sik, Der dritte Weg. Die marxistisch-leninistische Theorie und die moderne Industriegesellschaft, Hamburg 1972; ders., Humane Wirtschaftsdemokratie. Ein Dritter Weg, Hamburg 1979; zur Kritik vgl. Matthias Schmitt, Ota Siks dritter Weg - Illusion oder Alternative?, in: Zeitschrift für Wirtschaftspolitik, 31 (1982), S. 163-177; Willy Linder, Dritter Weg - reale Alternative oder semantische Spielerei?, in: Europäische Rundschau, (1990) 2, S. 73-81.

  44. Vgl die Beiträge in Ulrich Gärtner/Jiri Kosta (Hrsg.), Wirtschaft und Gesellschaft. Kritik und Alternativen. Festgabe für Ota Sik zum 60. Geburtstag, Berlin 1979.

  45. Zur Verknüpfung beider Phänomene vgl. Wolfgang Leonhard, Eurokommunismus. Herausforderung für Ost und West, München 1978.

  46. Vgl. Helmut Richter/Günter Trautmann (Hrsg.), Eurokommunismus. Ein dritter Weg für Europa?, Hamburg 1977; Klaus Kellmann, Pluralistischer Kommunismus? Wandlungstendenzen eurokommunistischer Parteien und ihre Reaktion auf die Erneuerung in Polen, Stuttgart 1984; Heinz Gärtner/Günter Trautmann (Hrsg.), Ein dritter Weg zwischen den Blöcken? Die Weltmächte, Europa und der Eurokommunismus, Wien 1985.

  47. Zit. nach: Eckhard Jesse, Oppositionelle Bestrebungen in der DDR der achtziger Jahre - Dominanz des dritten Weges?, in: Karl Eckart/Jens Hacker/Siegfried Mampel (Hrsg.), Wiedervereinigung Deutschlands. Festschrift zum 20jährigen Bestehen der Gesellschaft für Deutschlandforschung, Berlin 1998, S. 96.

  48. Vgl. Dirk Rochtus, Zwischen Realität und Utopie. Das Konzept des "dritten Weges" in der DDR 1989/90, Leipzig 1999.

  49. Konrad Weiß, Vierzig Jahre in Vierteldeutschland, in: Hubertus Knabe (Hrsg.), Aufbruch in eine andere DDR. Reformer und Oppositionelle zur Zukunft ihres Landes, Reinbek bei Hamburg 1989, S. 298.

  50. Vgl. Hermann Weber, Der dritte Weg. Bahro in der Traditionslinie der antistalinistischen Opposition, in: Ulf Wolter (Hrsg.), Antworten auf Bahros Herausforderung des "realen Sozialismus", Berlin 1978, S. 145-164; Martin Jänicke, Der dritte Weg. Die antistalinistische Opposition gegen Ulbricht seit 1953, Köln 1964; Helga Grebing, Dritte Wege - ,Last Minute'? Programmatische Konzepte über Alternativen zu den beiden ,real existierenden' Deutschland zwischen Ende 1989 und Anfang 1990, in: Arnd Bauerkämper/Martin Sabrow/Bernd Stöver (Hrsg.), Doppelte Zeitgeschichte. Deutsch-deutsche Beziehungen 1945-1990, Bonn 1998, S. 214-223; Uwe Thaysen, Wirtschafts- und sozialpolitische Vorstellungen der neuen Parteien und Bewegungen in der DDR zur Zeit des Zentralen Rundes Tisches (1989/90), in: Materialien der Enquete-Kommission "Überwindung der Folgen der SED-Diktatur im Prozess der deutschen Einheit", hrsg. vom Deutschen Bundestag, Bd. III/3, Baden-Baden 1999, S. 2716-2805. Etwas heruntergespielt wird die Bedeutung des Dritten Weges in dem Standardwerk von Ehrhart Neubert, Geschichte der Opposition in der DDR 1949-1989, Berlin 1998².

  51. Vgl. Gregor Gysi (Hrsg.), Wir brauchen einen dritten Weg. Selbstverständnis und Programm der PDS, Hamburg 1990; Hans Jürgensen, Auf einem dritten Weg zum Sozialismus, in: FAZ vom 30. Januar 1990; Eckhard Fuhr, Man schüttelt sich und redet weiter, in: FAZ vom 12. März 1990.

  52. Vgl. Alexander Gallus, Die Neutralisten. Verfechter eines vereinten Deutschland zwischen Ost und West 1945-

  53. 1990, Düsseldorf 2001; zusammenfassend ders., Die Nationalneutralisten 1945 bis 1990. Deutschlandpolitische Außenseiter zwischen Drittem Weg und Westorientierung, in: Eckhard Jesse/Konrad Löw (Hrsg.), 50 Jahre Bundesrepublik Deutschland, Berlin 1999, S. 29-63.

  54. Vgl. Rainer Dohse, Der Dritte Weg. Neutralitätsbestrebungen in Westdeutschland zwischen 1945 und 1955, Hamburg 1974.

  55. Vgl. Eckhard Jesse, Der "dritte Weg" in der deutschen Frage. Über die Aktualität, Problematik und Randständigkeit einer deutschlandpolitischen Position, in: Deutschland Archiv, 22 (1989), S. 543-559.

  56. Vgl. Ulrich Bröckling, Der ,dritte Weg' und die ,dritte Kraft'. Zur Konzeption eines sozialistischen Europas in der Nachkriegspublizistik von Walter Dirks, in: Joachim Köhler/Damian van Melis (Hrsg.), Siegerin in Trümmern. Die Rolle der katholischen Kirche in der deutschen Nachkriegsgesellschaft, Stuttgart 1998, S. 70-84; Thomas Jäger, Europas neue Ordnung. Mitteleuropa als Alternative?, München 1990.

  57. Vgl. Francis G. Castles (Hrsg.), The Comparative History of Public Policy, Cambridge 1989.

  58. Manfred G. Schmidt, Die Politik des mittleren Weges. Besonderheiten der Staatstätigkeit in der Bundesrepublik Deutschland, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 9-10/90, S. 24.

  59. Vgl. ders., Immer noch auf dem "mittleren Weg"? Deutschlands Politische Ökonomie am Ende des 20. Jahr-

  60. hunderts, in: Roland Czada/Hellmut Wollmann (Hrsg.), Von der Bonner zur Berliner Republik. 10 Jahre Deutsche Einheit, Wiesbaden 2000, S. 491-513.

  61. Gordon Smith, West Germany and the Politics of Centrality, in: Government and Opposition, 11 (1976), S. 376-407.

  62. Vgl. ders., The German Volkspartei and the Career of the Catch-All Concept, in: Herbert Döring/ders. (Hrsg.), Party Governments and Political Culture in Western Germany, London 1982, S. 59-76.

  63. Vgl. ders., Das deutsche Parteiensystem am Wendepunkt?, in: Heinrich Oberreuter (Hrsg.), Parteiensystem am Wendepunkt? Wahlen in der Fernsehdemokratie, München 1996, S. 221-228.

  64. So war die DDR-Opposition auch eine Form der Sozialismus-Revision, doch schien es sinnvoll, sie ebenso wie die Debatte um die Modernisierung der Sozialdemokratie als eine gesonderte Variante zu dokumentieren, da beide in der einschlägigen Diskussion als eigenständige Phänomene firmieren.

  65. Vgl. A. Gallus, Die Neutralisten (Anm. 51), S. 447-469.

  66. Ralf Dahrendorf, Ein neuer Dritter Weg? Reformpolitik am Ende des 20. Jahrhunderts, Tübingen 1999, S. 22.

  67. Vera Lengsfeld, Der Stalinismus ist eine Entzerrung des Kommunismus zur Kenntlichkeit, in: Eckhard Jesse (Hrsg.), Eine Revolution und ihre Folgen. 14 Bürgerrechtler ziehen Bilanz, Berlin 2001², S. 82 f.

  68. Manfred Wöhlcke, Ein Dritter Weg für die Dritte Welt? Nachholende Nationenbildung im Schnittpunkt entwicklungspolitischer und hegemonialer Interessen, Baden-Baden 1985, S. 7.

Dr. phil., geb. 1972; seit 1998 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fach Politikwissenschaft an der Technischen Universität Chemnitz.

Anschrift: TU Chemnitz, 09107 Chemnitz.
E-Mail: alexander.gallus@phil.tu-chemnitz.de

Veröffentlichung u. a.: Die Neutralisten. Verfechter eines vereinten Deutschland zwischen Ost und West 1945-1990, Düsseldorf 2001.

Dr. habil. phil.; geb. 1948; seit 1993 Professor für politische Systeme und politische Institutionen an der Technischen Universität Chemnitz.

Anschrift: TU Chemnitz, 09107 Chemnitz.
E-Mail: eckhard.jesse@phil.tu-chemnitz.de

Veröffentlichungen u. a.: Die Demokratie der Bundesrepublik Deutschland, 8. Aufl., Baden-Baden 1997; (zus. mit Uwe Backes) Herausgeber des Jahrbuchs Extremismus Demokratie seit 1989.