Einleitung
"Was ist eine Nation?" fragte der französische Religionswissenschaftler Ernest Renan (1823 - 1892) vor mehr als einhundertundzwanzig Jahren.
Renan stellte eine Gretchenfrage und beantwortete sie mit der Rückschau auf die Geschichte und deren Annahme in der Gegenwart. Beide Male geschieht dies subjektiv: als Sicht und als Wille, und beide Male ist die Einheit bereits vorgegeben. Für Gegenwart und Zukunft ist die Subjektivität als Appell verständlich. Doch gilt dies auch für die Geschichte? Renan lehnte es ab, sie objektiv zu bestimmen oder zu bewerten. Im Gegenteil, er verwarf frühere Definitionen der Nation, etwa anhand einer bestimmten Bodenbeschaffenheit, anhand der Rasse, Sprache, Interessen, Religion, Geographie oder militärischer Notwendigkeiten. Neu war die Behauptung einer Einheit, die in der Rückschau auf die Vergangenheit als gewordene empfunden wurde.
Was fangen die Deutschen heute mit Renan an? Seine Aussagen einfach zu übernehmen macht verlegen, denn es fehlt die subjektive Gewissheit und Sicherheit: über die Vergangenheit und für den Appell in der Gegenwart. Wenn etwa Politiker versichern, sie seien stolz darauf, Deutsche zu sein, so ist dies eher eine Minderheitsmeinung. Der Deutsche Bundestag hat mehrheitlich die historische Widmung des restaurierten Reichstagsgebäudes, "Dem Deutschen Volke", dadurch ergänzt (oder ihr widersprochen?), dass er in der Vorhalle einen Erdhaufen "der deutschen Bevölkerung" gewidmet hat, zu dem jeder Abgeordnete einen Eimer Heimaterde schütten sollte.
Wer als "Verfassungspatriot" (Dolf Sternberger) das Grundgesetz aufschlägt, findet in der Präambel zwar den Begriff "Deutsches Volk", danach aber ist die Rede von den "Deutschen in den Ländern", und die Staatsrechtslehre verweist auf den föderalistischen Staatsaufbau, nach dem es das Bundesvolk und 16 Landesvölker gibt. Immerhin schließt die Aufzählung der Staatsangehörigen in Artikel 116 GG auch die aus den ehemaligen Ostgebieten Geflohenen oder Vertriebenen "deutscher Volkszugehörigkeit" ein. Dieser Volksbegriff ist somit umfassender als der juristische.
Im Herbst 1989, vor dem Fall der Mauer, lautete nach dem Bekenntnis zur Demokratie ("Wir sind das Volk!") der zweite Sprechchor vieler DDR-Bürger: "Wir sind ein Volk!" Angehörige der westdeutschen politischen Elite protestierten damals gegen das Wort "Wiedervereinigung". Und Willy Brandt nahm mit seiner Äußerung, nun werde "zusammenwachsen, was zusammengehört", die Einheit der Nation jedenfalls nicht als Gegebenheit an. Verweisen Versicherungen, das deutsche Volk habe unbeschadet der politischen Teilung als solches weiter existiert, nur auf das Überdauern familiärer Beziehungen? Oder übertrugen sie die juristische Behauptung der Präambel des Grundgesetzes, mit ihm stellvertretend für "alle" Deutschen gehandelt zu haben, und ihre Fortsetzung durch die Hallsteindoktrin, welche die völkerrechtliche Anerkennung des zweiten deutschen Teilstaates lange verhinderte, auf die politische Wirklichkeit? Wer die Geschichte der deutschen Teilung schreibt, wird sie kaum als ruhmreiches Zeugnis für eine nationale Politik würdigen können. Er wird im Nationenvergleich davor zurückscheuen, etwa das aufrüttelnd-beharrliche "Noch ist Polen nicht verloren" als Maßstab zu verwenden.
Verständigung über Begriffe
Die Ursache für eine solche Verwirrung der Aussagen liegt vor allem in der Begriffsverwendung. Nation und Volk sind nicht dasselbe. Der Jurist verwendet den Begriff "Volk" bei seiner Definition des Staates neben "Staatsgebiet" und "Staatsgewalt". Unter "Volk" bzw. "Staatsvolk" versteht er alle Menschen, die ein Gebiet bewohnen und der Staatsgewalt unterworfen sind. Sie können mit diesem Gebiet einem anderen Staat einverleibt werden, und sie können die Staatsgewalt selbst in Anspruch nehmen. Doch was geschieht, wenn sie aus diesem Gebiet vertrieben werden? Und wird, wenn das Volk die Staatsgewalt übernimmt, deren bisherige Struktur verändert, oder wird sie ungeachtet der Behauptung der "Volkssouveränität" beibehalten und dient dann dazu, eine neue Herrschaftsordnung zu legitimieren?
Dem Begriff "Nation" fehlt eine solche Missverständlichkeit.
Dies sind freilich nur die Perspektiven innerhalb einer Nation. Allgemein verwandt können sie für deren äußere Beziehungen eine übereinstimmende Begriffsbildung erzeugen, der die Gleichwertigkeit zugrunde liegt: internationale Ordnung, internationales Recht oder auch Nationalitätenfrage, bei der Minderheiten Anspruch auf Freiheit und Unabhängigkeit oder zumindest auf Gleichbehandlung innerhalb der Nationalstaaten erheben. Stellt eine Nation die Gleichheit anderer in Frage, erhebt sie einen Herrschaftsanspruch, so kann dieser, notfalls durch Krieg, zurückgewiesen oder eine übernationale Ordnung begründet werden. An die Stelle des Vertrags zwischen Rechtsgleichen tritt eine neue Herrschaftsordnung.
Heute ist das Wort "Nation" in Deutschland geradezu verpönt. Dies kann nach dem "tausendjährigen Reich" der Nationalsozialisten nicht überraschen. Verwunderlich bleibt jedoch, dass die Deutschen auch fast 60 Jahre nach dem Ende des "Dritten Reiches" ihre Unbefangenheit gegenüber der eigenen Geschichte nicht wiedergewonnen haben - obschon sich doch schon zwei Generationen darum bemüht haben. Dieser Prozess ist schwierig, vor allem, wenn er nicht vom Vorwurf des Tuns oder Unterlassens gegen den Zeitgenossen getrennt wird, wenn ein zweites Mal, nach dem Kriegsschuldvorwurf des Versailler Friedensvertrags, eine kollektive Schuld der Deutschen behauptet und aus ihr Individualschuld abgeleitet wird.
Wer Deutschland durchstreift, entdeckt eine Vielzahl von Gedenkstätten - zumeist einstige Konzentrationslager, in denen Juden, Sinti und Roma, Angehörige "minderwertiger" Völker vernichtet, aber auch die deutschen politischen Gegner misshandelt und ermordet wurden. Was ist die Botschaft dieser Mahnmale und Gedenkstätten? Die Täter von damals sind ganz überwiegend gestorben. Handelte es sich bei ihnen um die Angehörigen einer Generation, die in einer vielleicht exzeptionellen historischen Situation versagt haben, die ihrer Verantwortung nicht gerecht geworden sind? Oder ist die ganze Generation, ja das deutsche Volk als überzeitliche Einheit, schuldig geworden? Den Schluss von der Individualpsychologie auf die Kollektivpsychologie zu ziehen, lag in der alten Bundesrepublik nahe - vor allem für die unbelastet gebliebenen jungen Deutschen. Doch kann sich niemand dem historischen Erbe entziehen. Die Bürde muss bewältigt werden.
Richard von Weizsäckers berühmte Rede über die vom Nationalsozialismus befreiten Deutschen 1985 hilft nicht weiter - selbst wenn die Wortverbindung von national und sozialistisch
Will der Deutsche Deutscher sein? Die Geschichte seit 1945 unter diesem Aspekt zu befragen erscheint nicht unberechtigt. Das Werden eines politischen Europas ist objektiv gesehen nicht der Zusammenschluss Gleichberechtigter gewesen. Der westdeutsche Teilstaat hat die Wiederaufnahme in den Kreis der Nachbarstaaten begehrt, und diese waren auf seine Wirtschaftskraft angewiesen. Doch war subjektiv die Politik der Bonner Republik von Selbstzweifeln geplagt, von dem Wunsch etwa, selbst keine weit tragenden Entscheidungen treffen zu müssen, um vor der eigenen, eben der nationalen Verantwortung fliehen zu können.
Für Renan war klar, wer Franzose war - aber hat dies jemals auch für den Deutschen gegolten? Renan hatte mit seiner subjektiven Definition der Nation nichts anderes getan, als deren Bejahung der Nation für die Zukunft, das Plebiszit, auf die Vergangenheit zu übertragen. Mit seiner Kritik an den objektiven Kriterien seiner Zeit verschleierte er, dass er die Nation als solche, als Einheit, tatsächlich als gegeben ansah: Sie war der historisch gewordene Staat, der Staat in seiner reinsten Abstraktion - ohne Bezugnahme auf seine Struktur, insbesondere auf die Organisation der Staatsgewalt, und ohne die Festlegung auf ein Gebiet. Doch alle von ihm verworfenen objektiven Kriterien waren Elemente der historischen Einheitsstiftung, und sie blieben es auch für die Zukunft. Dem Plebiszit konnten auch diejenigen zustimmen, die Elsass-Lothringen zurückgewinnen oder das linke Rheinufer als natürliche Grenze erobern wollten, die Anhänger der Wiederherstellung des Königtums oder des Kaisertums und die Republikaner. Auf die Einheit des Staates sollten die politischen Kräfte zentriert werden.
Renans Orientierung der Nation am Staat erleichtert es den Deutschen, sich über ihn zu verständigen. Schließlich war ihnen eine solche Orientierung schon mit dem "Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation" vorgegeben. Jenes "alte Reich" erhob den Anspruch, das weströmische Imperium fortzusetzen, und stand als "heiliges" in der Tradition Kaiser Konstantins, der das Christentum zur Staatsreligion erhoben hatte. Die Deutschen waren danach das auf diese Staatszwecke bezogene Trägervolk.
Der Vergleich mit Renan lässt die Merkwürdigkeit der deutschen Entwicklung scharf hervortreten: Der politische Zusammenbruch von 1918 hatte zwar den Weg zu einer wahren nationalen Einheit freigemacht, er wurde aber dennoch nicht beschritten. Bedurfte es dazu erst des Diktators? Und warum ist die politische Entscheidung der Sieger des Zweiten Weltkriegs nicht nach Aufhebung der deutschen Teilung rückgängig gemacht worden? Das "reiche Erbe der deutschen Geschichte" steht zur kritischen Überprüfung an.
Zum Selbstverständnis der Deutschen
Schon vor dem Untergang des "alten Reichs" war dieses nicht mehr von der "teutschen Nation" angenommen worden. Friedrich der Große fand als Rebell gegen das Reich Anerkennung,
Ernst Moritz Arndt erweiterte im Anschluss an Johann Gottfried Herder den Volksbegriff um dieemotionale, demokratische Komponente. Er führte 1814 die Sprache und als emotionale Werte Zuverlässigkeit, Treue, Liebe, aber auch Mut an. Seiner Beschreibung des deutschen Charakters fügte er den Zorn auf "welschen Tand" und auf den "Franzmann" hinzu. Er tat dies während des "Befreiungskriegs". Indessen taugt jener nicht dazu, zum nationalen Freiheitskrieg erhoben zu werden, war er doch nur ein preußischer "Befreiungskrieg", kein deutscher; dagegen stand die staatliche Struktur Deutschlands. In der Vielvölkerschlacht vor Leipzig kämpften Truppen der Rheinbundstaaten auf Napoleons Seite - was das Überlaufen der Sachsen und Württemberger freilich nicht verhinderte. Der preußische Volkskrieg
Verband sich der süddeutsche Konstitutionalismus im Vormärz mit der Freiheitsidee? Der Verfassungsstaat war ein Mittel der Staatsbildung, das neben den klassischen Mitteln dynastische Kontinuität,
Das Verhältnis zu Frankreich war für die Deutschen stets bedeutungsvoll - und zwiespältig. Frankreich bot politisch Verfolgten Asyl und galt als Exportland für Umstürze. Stets revolutionsbereit und -willig taugte es als politisches Vorbild wenig, nachdem die Revolution in der Herrschaft Napoleons und später in der Restauration der Bourbonen geendet war - ganz abgesehen davon, dass der deutsche Hang nach "Ruhe und Ordnung" als Reaktion auf die Schrecken des Dreißigjährigen Kriegs, aber auch auf die Verwüstungen der Pfalz durch den "Sonnenkönig" und die fast zwanzig Jahre währenden napoleonischen Kriege verständlich war. Frankreich blieb eine unberechenbare Bedrohung. Als seine Intellektuellen erneut die Rheingrenze als "natürliche Grenze" einforderten, entstand ein deutsches Nationalbewusstsein, von dem die "Wacht am Rhein" und das Deutschlandlied zeugen.
War der Deutsche "Der Untertan", wie ihn Heinrich Manns berühmter Roman 1914 beschrieb? Der "Soldatenkönig" Friedrich Wilhelm I. hatte seine Untertanen geprügelt und dies mit der Aufforderung begleitet, sie sollten ihn lieben. Mit dem Zuruf "Hunde, wollt Ihr ewig leben" hatte Friedrich der Große seine Grenadiere bei Kunersdorf in den Tod gejagt. Doch ist das Verhältnis der Preußen zur Obrigkeit vielschichtiger. Diese war zur Beschützerin der Glaubensfreiheit geworden und wurde durch einen "aufgeklärten Absolutismus" geprägt. Das "Räsonniert, aber gehorcht"
Wie überall war der Krieg auch in Deutschland ein Mittel zur Einheitsstiftung.
Der Erste Weltkrieg förderte im Deutschen Reich die Einheit, aber auch die Konzentration der Macht. Insofern gab es keinen Unterschied zum Zweiten Weltkrieg, der den Charakter des Volkskriegs als Vernichtungskrieg offenlegte. Der Kampf mit der Sowjetunion übertrug den deutschen Bürgerkrieg, den Kampf gegen die inneren Feinde, die als Kommunisten Gegner der Nation waren, auf den äußeren Feind. Hitler bediente sich der Protestbewegung gegen den Versailler Frieden und verband sie mit der Rasseideologie, welche die Unterdrückung und Ausrottung "minderwertiger" Rassen und Völker legitimieren sollte. Der Antisemitismus mündete im Holocaust. Die drakonische Erzwingung des Durchhaltens und die bevorstehende militärische Niederlage zerstörten den Anspruch des "Führers", das nationale Interesse Deutschlands zu repräsentieren - wie nicht zuletzt das Attentat vom 20. Juli 1944 zeigte.
Im historischen Rückblick ist die Bilanz negativ. Die deutsche Kulturnation ist nicht Staatsnation geworden. Dem stand geographisch die Option für "Kleindeutschland" entgegen, zunächst 1848/49 und sodann 1866/71. Und es fehlte stets die Freiheit
Die Kulturnation zu erneuern und aus ihr die deutsche Staatsnation zu begründen, ist nach 1945 erneut gescheitert: mit der Abtrennung Deutsch-Österreichs, dem Verlust der Ostgebiete und der deutschen Teilung, der Errichtung zweier konträrer Herrschaftssysteme. Die auf Befehl der westlichen Siegermächte errichtete Bundesrepublik schuf sich ein föderalistisch-parlamentarisch-bürokratisches Herrschaftssystem, welches das Volk von politischen Grundentscheidungen ausschloss
Was tun?
Die bedingungslose Kapitulation von 1945 hat dennoch den Weg vorgezeichnet: Die Deutschen können seitdem die Vergangenheit weder annehmen noch über sie hinwegsehen und in Geschichtslosigkeit fliehen. In der Generationenabfolge nach 1945 konnte diese als Verdrängung selbst erlebter Vergangenheit praktiziert und sodann der Vätergeneration vorgeworfen werden. Nunmehr könnte sie das Bewusstsein einer neuen Generation, etwa der Zwanzig- bis Dreißigjährigen, wiedergeben. Die deutsche Geschichte lässt sich nicht durch den Vergleich mit anderen Völkern umgehen, auch wenn über deren Entwicklung Grillparzers Wort "Von der Humanität über die Nationalität zur Bestialität" steht und die Nationalgeschichte demnach stets als eine nur in Einzelheiten abweichende Verbrecher- und Verbrechensgeschichte (mit dem "Schurkenstaat" als Vergleichskategorie?) aufzufassen wäre.
Die Deutschen sind der Geschichte gegenüber offen, denn sie haben den Prozess ihres Werdens zur Staatsnation noch nicht abgeschlossen.
Die Historiker stehen vor wichtigen Aufgaben. Können sie überhaupt erfüllt werden? Die Bestandsaufnahme ist schwierig. Es gibt eine Überfülle von geschichtlichen Arbeiten, doch sind sie nur allzu häufig Fragestellungen des Zeitgeistes verpflichtet, während erhebliche Lücken in der Forschung bei Grundfragen und deren Aufbereitung bestehen. Zudem hat sich der Adressatenkreis vergrößert, und die Medien haben einen anderen Erwartungshorizont geschaffen. Es geht nicht mehr nur um Geschichtsschreibung, sondern um kollektive Erinnerung: Die Vergangenheit soll unmittelbar nachvollzogen, soll erlebt werden. Essoll eine Brücke zu den früheren Zeitgenossen und deren Verhältnis zum kollektiven Geschehengeschlagen werden. Doch erschwert die Barriere des Kulturföderalismus die historische Analyse, denn die heutigen Länder entsprechen nicht den früheren und werden weder der RollePreußens noch der Österreichs und schon gar nicht dem Reich gerecht. Zum Gebot der Wahrheit tritt die Forderung nach gerechter Würdigung. Sie ist für die Zeit des Nationalsozialismus besonders dringlich. Der Jurist sollteüber die Recht- oder Unrechtmäßigkeit des"Dritten Reichs" urteilen.
Es bleibt die Hoffnung, dass der Bundespräsident als vergleichsweise machtloser Nachfahre des "aufgeklärten Absolutismus", als selbstloser Berater das gelehrte, unpolitische Deutschland aktiviert.
Doch das Amt gestattet noch mehr: Der Bundespräsident kann unmittelbar zur Bewahrung des kulturellen Erbes eingreifen. Gewissermaßen als Wächter über den Umgang mit der Vergangenheit obliegt es ihm, für die Verwaltung des deutschen Kulturbesitzes zu sorgen. Entsprechendes gilt für die Gegenwart: Die Gründung einer "Deutschen Nationalakademie" ist überfällig. Schließlich ist der Bundespräsident auch für die Außenrepräsentanz der deutschen Kulturnation zuständig, und dies schließt, etwa beim schwierigen Thema der so genannten Beutekunst, den Schutz eines Kernbereichs der Kultur jenseits des politisch Verhandelbaren und Verfügbaren ein.
Die Aufgabe ist groß. Sie wartet darauf, erfüllt zu werden. Das Amt des Bundespräsidenten harrt seiner nationalen Sinngebung. Der Bundespräsident muss nur die bestehenden Freiräume im Bereich der Freiheit der Wissenschaft und der Kunst nutzen und gestalten. All dies dient dazu - und dies ist seine zutiefst politische Aufgabe -, das deutsche Volk wieder Kulturnation werden zu lassen. Dann kann es über seine Geschichte befinden und über deren Annahme das Plebiszit abgeben, eine Staatsnation sein zu wollen.