Der Weltfrauentag hat eine lange Geschichte. "Keine Sonderrechte, sondern Menschenrechte", hatte die deutsche Sozialistin Clara Zetkin 1910 auf dem zweiten Kongress der Sozialistischen Internationale in Kopenhagen gefordert. Ein Jahr später, am 19. März 1911, gingen erstmals Frauen in Deutschland, Österreich, Dänemark und der Schweiz zum Frauentag auf die Straße. Sie forderten das Wahlrecht für Frauen und mehr politische Teilhabe. Außer in Finnland durften zu diesem Zeitpunkt in keinem europäischen Land Frauen wählen oder gewählt werden. In Deutschland wurde Frauen dieses Recht erst 1918 zugestanden.
Internationaler Frauentag in Ost und West
Während der NS-Herrschaft wurde der Internationale Frauentag als sozialistischer Feiertag verboten. Stattdessen propagierten die Nationalsozialisten den Muttertag und die "biologische Verpflichtung" der Frau. Zwei Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und dem Zusammenbruch der NS-Herrschaft wurde der 8. März in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) wieder gefeiert. In der DDR war der Frauentag, im Gegensatz zu anderen sozialistischen Staaten, kein offizieller Feiertag und nicht arbeitsfrei. Der 8. März wurde seit den 1950er Jahren dennoch als staatlich angeordnetes Feierritual begangen.
In der Bundesrepublik gewann der Frauentag durch die Frauenbewegung Ende der 1960er Jahre wieder an Bedeutung. Frauen auf der ganzen Welt machten am 8. März mit Veranstaltungen, Feiern und Demonstrationen auf noch immer nicht verwirklichte Frauenrechte aufmerksam. Dabei ging es ihnen nicht nur darum, gleichberechtigt in der Gesellschaft mit zu entscheiden, zu leben und zu arbeiten, sondern auch selbst über ihren Körper zu bestimmen und die Gewalt gegen Frauen anzuprangern.
Gewalt gegen Frauen
Gewalt gegen Frauen und Mädchen äußert sich nach wie vor oft in Form von häuslicher und sexueller Gewalt, sexueller Belästigung sowie emotionaler und psychischer Unterdrückung. Dazu zählen laut UN auch im weiteren Sinne weibliche Genitalverstümmelung, Zwangsheirat, Mord an weiblichen Neugeborenen, Frauenhandel oder sogenannte "Ehrenmorde“. Einer Studie der
Reproduktive Rechte von Frauen
In vielen Ländern der Welt werden außerdem die reproduktiven Rechte von Frauen, wie sie von den Vereinten Nationen 1994 formuliert wurden, nicht hinreichend beachtet. Zu ihnen gehört unter anderem das Recht auf ein selbstbestimmtes Sexualleben, auf Familienplanung, auf den Zugang zu effektiven Verhütungsmitteln sowie auf Gesundheitsvorsorge für eine sichere Schwangerschaft und Geburt.
Vor allem Frauen in Entwicklungsländern sind besonders davon betroffen, dass diese Rechte nicht durchgesetzt werden. Die Folgen sind ungewollte Schwangerschaften, eine hohe Müttersterblichkeit und sexuell übertragbare Infektionen wie HIV. Laut dem UN-Weltbevölkerungsbericht 2015 entfallen drei Fünftel aller Fälle von Müttersterblichkeit auf humanitäre Krisengebiete und unsichere Staaten. Das entspricht 507 Todesfällen pro Tag.
Frauen in der Arbeitswelt und in Führungspositionen
Frauen haben zudem mit Ungleichbehandlung auf dem Arbeitsmarkt zu kämpfen. So waren laut dem aktuellen Externer Link: Global Gender Gap Report des
Mit Blick auf den Stand der Ausbildung haben sich 2015 zwar weltweit mehr Frauen an einer Universität eingeschrieben als Männer. Führungspositionen dagegen wurden im vergangenen Jahr jedoch nur mit weniger als einem Drittel aller Frauen besetzt. In Deutschland ging die Zahl der Frauen in Vorständen börsennotierter Unternehmen zuletzt sogar zurück. So ergab eine Studie der Beratungsgesellschaft Ernst & Young im Juli des vergangenen Jahres, dass 2015 5,4 Prozent der Vorstandsposten mit Frauen besetzt waren, während es 2014 noch 5,5 Prozent und 2013 sogar 6 Prozent waren. Die zum 1. Januar 2016 in Deutschland in Kraft getretene Frauenquote von 30 Prozent in Aufsichtsräten gilt lediglich für etwas mehr als 100 börsennotierte und mitbestimmungspflichtige Unternehmen.
Frauen in der Politik
In der Politik hatte weltweit die Hälfte aller Länder bereits eine Frau als Staatschefin. 18 Prozent aller Ministerposten waren 2015 mit Frauen besetzt, unter den Abgeordneten in Parlamenten waren weltweit Frauen mit 19 Prozent repräsentiert. Im aktuellen Deutschen Bundestag beträgt der Anteil der Frauen 36 Prozent – von 630 Abgeordneten sind 227 Frauen. Dabei ist die SPD mit 81 Frauen die Fraktion mit dem höchsten Frauenanteil.