In keinem anderen europäischen Land gibt es mehr und entschlossenere separatistische Bestrebungen einzelner Landesteile als in
Immer mehr Menschen in Katalonien und im Baskenland hegen den Wunsch nach einer Abspaltung von Spanien oder nach mehr Autonomie vom Zentralstaat. Seit dem
UmfrageergebnisseKatalonien: Mehrheit für mehr Unabhängigkeit
Rund 67 Prozent der Katalanen sind unzufrieden mit dem derzeitigen Maß an Autonomie Kataloniens gegenüber dem spanischen Zentralstaat. Fast die Hälfte (45 Prozent) glaubt zudem, dass sich ihr Lebensstandard im Falle einer Unabhängigkeit von Spanien verbessern würde. Das ergab eine im April und Mai 2014 unter 2.000 Befragten durchgeführte repräsentative Meinungsumfrage des Centro de Estudios de Opinión (CEO), das zur katalanischen Selbstverwaltungsregierung gehört.
Rund 20 Prozent der Befragten wünschen sich demnach einen föderalen Bundestaat Katalonien innerhalb Spaniens, mehr als 45 Prozent sogar einen unabhängigen Nationalstaat. Die Zustimmung zu beiden Optionen war in den mehrmals jährlich erhobenen Meinungsbarometern des CEO seit dem Ausbruch der Finanzkrise 2008 merklich angestiegen und liegt seit 2012 konstant zwischen 60 und 70 Prozent.
Die Externer Link: jährlichen Umfragen des Institut de Ciències Polítiques i Socials (ICPS) der Autonomen Universität Barcelona verzeichnen einen ähnlichen Anstieg, allerdings etwas geringere Zustimmungswerte. In einer Umfrage des ICPS von 2008 sprachen sich noch zusammen weniger als 40 Prozent der Befragten für einen föderalen Bundestaat oder einen unabhängigen Nationalstaat Katalonien aus (18,1 bzw. 15,7 Prozent). Bis 2011 stieg ihr Anteil auf mehr als 50 Prozent (21,0 bzw. 29,8 Prozent) und lag Ende 2013 sogar bei knapp 60 Prozent (17,6 bzw. 42,3 Prozent).
Auch für Spanien insgesamt ist ein Anstieg der Zustimmung zu mehr Autonomie der einzelnen Landesteile zu verzeichnen. In den Externer Link: monatlich erhobenen repräsentativen Meinungsumfragen des Centro de Investigaciones Sociológicas (CIS) in Madrid, das zum spanischen Präsidialministerium gehört, wird seit Juli 2012 auch die Einstellung zur politischen Organisation Spaniens abgefragt. Damals sprachen sich 12,3 Prozent der Befragten für einen Staat aus, in dem autonome Gemeinschaften mehr Unabhängigkeit genießen sollten als bislang. 8,3 Prozent waren der Meinung, das diesen Gemeinschaften das Recht eingeräumt werden sollte, einen eigenständigen Staat zu gründen. In der aktuellsten Studie aus dem Juli 2014 lagen diese Werte bei 15,1 bzw. 9,8 Prozent.
Die klare Mehrheit der Befragten sprach sich in der jüngsten Umfrage allerdings deutlich gegen mehr Autonomie für die spanischen Landesteile aus: mehr als 34 Prozent sind für den Status quo, zusammen rund 31 Prozent wollen sogar weniger oder gar keine Autonomie innerhalb Spaniens.
Franco zentralisiert Spanien
Francos Herrschaft über Spanien war von einer umfassenden Zentralisierung des Staates gekennzeichnet. Er schaffte die im Laufe der Jahrhunderte unterschiedlich ausgeprägten lokalen und regionalen Selbstbestimmungsrechte weitestgehend ab. Deren Ursprünge lagen im Mittelalter und hatten während der zweiten spanischen Republik in den 1930er Jahren zu Autonomiestatuten für Katalonien, das Baskenland und Galicien geführt.
Insbesondere das Baskenland und Katalonien wurden durch das Regime politisch entmündigt und wirtschaftlich, etwa durch hohe Steuerabflüsse, bestraft. Den durch die zunehmende Industrialisierung wachsenden Wohlstand in beiden Landesteilen konnte das aber nicht aufhalten. Im Widerstand gegen die spanische Diktatur gründete sich 1959 die baskische Untergrundorganisation Euskadi Ta Askatasuna ("Baskenland und Freiheit", ETA), die die Gegner einer baskischen Unabhängigkeit mit terroristischen Mitteln bekämpfte. Mehr als 800 Menschen starben in diesem Konflikt,
Transformation zur Demokratie
Bald nach Francos Tod 1975 versuchten verschiedene Strömungen in den spanischen Regionen den Übergang von der Diktatur zur Demokratie für ihre Autonomiebestrebungen zu nutzen. In Katalonien, und im Baskenland forderten die Menschen nicht nur die Wiederherstellung der Selbstbestimmungsrechte, sondern riefen auch die sprachlichen und kulturellen Wurzeln ins Bewusstsein.
Nach der Gewährung vorläufiger Selbstverwaltungsrechte für fast alle Regionen durch die Zentralregierung trat am 29. Dezember 1978 die vom spanischen Parlament beschlossene, per Referendum bestätigte und bis heute gültige Externer Link: spanische Verfassung in Kraft.
Die Comunidades Autónomas
Diese gab den unterschiedlichen Regionen und Nationalitäten Spaniens die Möglichkeit, sich als autonome Gemeinschaft (Comunidad Autónoma) zu konstituieren und ein entsprechendes Statut zu verabschieden. Dessen jeweilige Versionen nahmen die Bürgerinnen und Bürger in Katalonien und im Baskenland am 25. Oktober 1979 mit jeweils großer Mehrheit an. Katalanisch und Baskisch wurden als Nationalitäten festgelegt und neben Spanisch zu Amtssprachen erhoben. Allerdings enthielten sich jeweils rund 40 Prozent der Wahlberechtigten der Stimme, darunter etliche, die den Boykottaufrufen von Befürwortern einer vollständigen Loslösung von Spanien folgten.
Die Autonomiestatute der Regionen dienen nach Externer Link: Artikel 147 der spanischen Verfassung zwar als
Bis heute ist das
Spanien, Baskenland und Katalonien
Spanien ist mit rund 506.000 Quadratkilometern Fläche größer als Deutschland (rund 360.000 Quadratkilometer) und hat 46,5 Millionen Einwohner.
Das Baskenland erstreckt sich über mehr als 7.200 Quadratkilometer, das entspricht etwa zehnmal der Fläche Hamburgs. Es leben dort 2,2 Millionen Menschen.
Kataloniens Einwohnerzahl beläuft sich auf 7,5 Millionen. Mit einer Fläche von rund 32.000 Quadratkilometern ist es etwas kleiner als Nordrhein-Westfalen (rund 34.000 Quadratkilometer).
Die Spannungen bleiben
Heute ist ganz Spanien in 17 Comunidades Autónomas mit eigenen Regionalparlamenten und -regierungen aufgeteilt. Im Gegensatz zum
Das Verfassungsgericht spielte auch bei der Absage des von katalanischen separatistischen Parteien für den 9. November geplanten Unabhängigkeitsreferendums die entscheidende Rolle: Auf eine Klage der spanischen Zentralregierung hin erklärte es das