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11.03.2004: Terroranschläge in Madrid | Hintergrund aktuell | bpb.de

11.03.2004: Terroranschläge in Madrid

Redaktion

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Am 11. März 2004 ereigneten sich in Madrid die schwersten Terroranschläge in der Geschichte Spaniens. Bei den Anschlägen, die von islamistischen Terroristen verübt wurden, starben fast 200 Menschen, Hunderte wurden verletzt. Der Kampf gegen den internationalen Terrorismus rückte damit auch ins Zentrum der spanischen Sicherheitsbehörden.

Die Rettungskräfte suchen in einem bei der Explosion zerstörten Waggon am Bahnhof Atocha in Madrid nach Opfern. (© picture-alliance / dpa/dpaweb )

Am frühen Morgen des 11. März 2004 explodierten nacheinander zehn Sprengsätze in vier Zügen, die in Richtung des Madrider Stadtzentrums unterwegs waren. Drei weitere, in Reisetaschen versteckte Sprengsätze detonierten nicht und konnten von den Sicherheitskräften unschädlich gemacht werden. 191 Menschen starben bei den Anschlägen, mehr als 1.800 wurden verletzt. Zunächst geriet die ETA ("Baskenland und Freiheit") ins Visier der Ermittlungen. Die baskische Untergrundorganisation hatte seit den 1960er-Jahren eine Vielzahl von Sprengstoffattentaten verübt, bei denen mehrere hundert Menschen getötet wurden. Schließlich mehrten sich aber die Hinweise, dass den Anschlägen ein islamistischer Hintergrund zugrunde lag. Die Täter sollten sich am Terrornetzwerk al-Qaida orientiert, aber keinen direkten Kontakt mit diesem gehabt haben.

Weiterer Anschlag wird vereitelt

Ein weiterer geplanter Anschlag auf die Hochgeschwindigkeitsstrecke Madrid-Sevilla in der Provinz Toledo konnte im Zuge der Ermittlungen am 2. April vereitelt werden. Nur einen Tag später führte eine Spur die Ermittler nach Leganés, wo sich sieben Verdächtige in einer Wohnung aufhielten. Als die Beamten die Wohnung stürmen wollten, sprengten sich die Männer in die Luft. Neben den Terroristen kam dabei auch ein spanischer Polizist ums Leben. Bei der Untersuchung der zerstörten Wohnung wurden Hinweise auf einen weiteren geplanten Terroranschlag im April 2004 gefunden.

Konservative verlieren Macht an Sozialisten

Die regierende konservative spanische Volkspartei (Partido Popular, kurz PP) hatte sich noch am 11. April auf die ETA als Urheber der Anschläge festgelegt, obwohl sich schon früh die Anzeichen mehrten, die auf einen islamisch-fundamentalistischen Hintergrund der Tat hindeuteten. Bei den drei Tage später stattfindenden Parlamentswahlen erlitt die Partei von Ministerpräsident José María Aznar López dann eine deutliche Niederlage. Neuer Premierminister wurde José Luis Rodríguez Zapatero von der Sozialistischen Arbeiterpartei (Partido Socialista Obrero Español, kurz PSOE). Angesichts des Zeitpunktes der Anschläge direkt vor den Wahlen ist viel über die Absicht der Terroristen spekuliert worden – insbesondere mit Blick auf die Beteiligung Spaniens am Irakkrieg. Während die Konservativen um Aznar als enger Verbündeter der USA weiter im Irakkrieg kämpfen wollten, versprach Zapatero im Falle eines Wahlsiegs den sofortigen Truppenrückzug seines Landes. Die spanische Bevölkerung war zu diesem Zeitpunkt mehrheitlich gegen die Kriegsbeteiligung. Zapatero gewann die Wahl und zog die 1.300 spanischen Soldaten bis Mai 2004 vollständig aus dem Irak ab. Die Konservativen betrachteten dies als Kapitulation vor dem Terrorismus.

Bis zu 42.000 Jahre Haft für die Täter

Drei Jahre nach den Anschlägen begann am 15. Februar 2007 der Prozess gegen 28 Verdächtige. Am 31. Oktober 2007 wurden 21 von ihnen verurteilt, sieben freigesprochen. Drei der acht Hauptangeklagten erhielten als unmittelbare Täter oder Sprengstoffbeschaffer Haftstrafen von bis zu 43.000 Jahren. Mit diesen extrem hohen Haftstrafen sollte das Ausmaß der Taten symbolisiert werden. Da es in Spanien keine lebenslange Freiheitsstrafe gibt, bleiben die Verurteilten aber höchstens 40 Jahre in Haft.

Spanien richtet den Fokus verstärkt auf internationale Terrorismusbekämpfung

Bis zum 11. März 2004 konzentrierten sich die spanischen Sicherheitsbehörden vor dem Hintergrund des Terrors der ETA auf die innerstaatliche Terrorismusbekämpfung. Mit den Anschlägen rückte der internationale, islamistische Terrorismus in den Fokus der Behörden. Dies führte zu zahlreichen Reformen rechtsstaatlicher Instrumente im sicherheitspolitischen Bereich. Dazu zählten etwa der Ausbau der Kapazitäten der nationalen Informations- und Nachrichtendienste, eine Aufstockung des Sicherheitspersonals, das sich speziell mit dem internationalen Terrorismus befasst sowie eine Verstärkung der internationalen Zusammenarbeit mit anderen Ländern bei der Terrorismusbekämpfung. Zudem wurde ein Jahr nach den Anschlägen ein Präventions- und Schutzplan gegen den Terrorismus verabschiedet.

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