In der Nacht zum 8. August 2008 marschierten georgische Truppen in Zchinwali - die Hauptstadt Südossetiens - ein: Die Regierung in Tiflis wollte mit der Intervention die Kontrolle über die Provinz zurückzugewinnen, die seit der Unabhängigkeit Georgiens 1991 nach Eigenstaatlichkeit strebte. Russland kündigte Vergeltung an und antwortete mit einer Militäroffensive zur Verteidigung Südossetiens - mit der Begründung, seine Staatsbürger in der georgischen Provinz schützen zu wollen. Das russische Außenministerium erklärte, Georgien habe mit seiner Intervention in der Nachbarrepublik das 2006 geschlossene Friedensabkommen zwischen beiden Staaten gebrochen. Der Konflikt griff auch auf die georgische Provinz Abchasien über, die ebenfalls nach staatlicher Unabhängigkeit strebte.
Insgesamt dauerte der russisch-georgische Krieg im Südkaukasus fünf Tage. Am 12. August 2008 endete er mit der Einigung auf ein Waffenstillstandsabkommen, das die französische EU-Ratspräsidentschaft vermittelte. Insgesamt 850 Menschen kamen bei den Auseinandersetzungen ums Leben und mehr als 130.000 Menschen waren nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerkes infolge des Krieges vorübergehend auf der Flucht.
Die Geschichte des Konflikts
Experten sehen in dem Konflikt um die beiden südkaukasischen Provinzen ein Kräftemessen zwischen Georgien und Russland. Eine Lösung des Konflikts gilt als schwierig, weil auch die USA an dem Konflikt beteiligt sind: Georgien hatte nach dem Zerfall der Sowjetunion einen pro-westlichen Kurs eingeschlagen. Die USA unterstützten das Land als strategisch wichtigen Verbündeten. Russland reagierte darauf mit dem Versuch, die beiden georgischen Provinzen Südossetien und Abchasien an sich zu binden.
Die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo im Februar 2008, durch die sich die Befürworter der Eigenstaatlichkeit der beiden Provinzen gestärkt fühlten, und Georgiens Streben nach einer NATO-Mitgliedschaft verschärften die Spannungen zwischen Georgien und den beiden Gebieten.
InfoboxSüdossetien und Abchasien
In der Sowjetunion verfügten Osseten und Abchasen in Georgien über eigene Autonomiegebiete. Der seit den 1980er-Jahren in der Sowjetunion einsetzende Reformprozess rief auch in Georgien nationale Unabhängigkeitsbestrebungen hervor. Die ethnischen Minderheiten der Autonomiegebiete fürchteten den Verlust ihres Autonomiestatus und unternahmen Schritte zur Loslösung von Georgien. Mehrfach eskalierten die Konflikte in bewaffneten Auseinandersetzungen.
Die Entwicklungen nach dem Krieg
Nach Abschluss des Waffenstillstandsabkommens 2008 erkannte Russland trotz internationalen Protests Abchasien und Südossetien als unabhängige Staaten an. Tiflis und Moskau brachen ihre diplomatischen Beziehungen ab.
Die Europäische Union unterstützte die territoriale Integrität des Landes. Nach dem Ende der Auseinandersetzungen schickte die EU eine zivile Beobachtermission (EUMM) zur Einhaltung des Waffenstillstandsabkommens. Zudem laufen seit Herbst 2008 unter internationaler Vermittlung in Genf Gespräche zur Konfliktregelung, die "Genfer Gespräche".
Der Südkaukasus-Konflikt belastet die russisch-georgischen Beziehungen nach wie vor. Georgien, das eine Mitgliedschaft in der NATO und der EU anstrebt, pocht weiterhin auf seine territoriale Integrität und knüpft daran eine Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen mit Russland. Russland hingegen ist nicht bereit, die Anerkennung Abchasiens und Südossetiens zu revidieren und hat dort weiter Soldaten stationiert.