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Die soziale Zusammensetzung der Parteimitgliederschaften

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In allen Parteien sind Frauen, Jüngere und Personen mit niedriger Bildung unterrepräsentiert - im Gegensatz zu Personen mit höherer Bildung sowie Beamte und Angestellte im öffentlichen Dienst.

Die Verteilung der Bevölkerung nach Geschlecht wird in den Mitgliederschaften der Parteien nicht widergespiegelt. Die Frauen, die etwas mehr als die Hälfte der Bevölkerung ausmachen, sind in fast allen Parteien mehr oder minder stark unterrepräsentiert. In der AfD stellen sie aktuell nur ein knappes Fünftel, in der FDP ein Fünftel und in der CSU etwas mehr als ein Fünftel der Mitglieder. In der CDU gibt es ein gutes Viertel, in der SPD ein Drittel und in der Linkspartei mehr als ein Drittel Frauen. Bei den Grünen sind über zwei Fünftel Frauen. Den höchsten Anteil weist mit knapp der Hälfte der SSW auf, in dessen Mitgliederschaft die Frauen damit nur noch geringfügig unterrepräsentiert sind.

Über die Zeit hinweg ist der Frauenanteil an den Mitgliederschaften in allen Parteien außer der FDP und der Linkspartei gestiegen. Im Jahr 1947 waren nur 18 Prozent der SPD-Mitglieder Frauen. Anfang der 1960er-Jahre betrug der Frauenanteil bei der CDU etwa 14 und bei der SPD knapp 19 Prozent und bis Ende der 1960er-Jahre ging er in beiden Parteien sogar noch etwas zurück. Seit Anfang der 1970er-Jahre steigt bei CDU und SPD der Frauenanteil langsam aber stetig. Ende 2021 waren knapp 27 Prozent der CDU-Mitglieder und 33 Prozent der SPD-Mitglieder Frauen.

Die Grünen hatten Ende der 1980er-Jahre einen deutlich höheren Frauenanteil als die anderen Parteien. Damals war ein Drittel ihrer Mitgliederschaft weiblich. Bis 2001 steigerte sich der Frauenanteil in der Partei auf über 37 Prozent und blieb über ein Jahrzehnt in etwa stabil, bevor er in den letzten Jahren bis Ende 2021 auf gut 42 Prozent stieg.

Nach der Wiedervereinigung 1990 wurden die Grünen überflügelt von der neu hinzugekommenen PDS, die anfangs fast 44 Prozent und 1997 sogar über 46 Prozent Frauen in ihrer Mitgliederschaft hatte. Der große Vorsprung der PDS blieb bis 2006 erhalten. Die Vereinigung mit der stärker männerdominierten WASG ließ den Frauenanteil in der Linkspartei jedoch deutlich absinken und seit 2012 liegt der Frauenanteil bei den Grünen wieder über dem der Linkspartei, die Ende 2021 knapp 37 Prozent weibliche Mitglieder hatte.

In der FDP ist der Frauenanteil von 1996 bis 2021 langsam von 25 auf 20 Prozent gesunken. Noch deutlich geringer war der Frauenanteil über lange Zeit bei der CSU, die im Jahr 1973 nur 10 Prozent Frauen aufwies. Im Zeitverlauf stieg der Frauenanteil jedoch stetig, sodass Ende 2021 knapp 22 Prozent der CSU-Mitgliederschaft weiblich waren. Die AfD hatte 2013 einen Frauenanteil von 15 Prozent, der bis Ende 2021 auf knapp 19 Prozent stieg.

Auch in der Altersstruktur unterscheiden sich die Parteimitgliederschaften in hohem Maße. Jüngere Bürgerinnen und Bürger bis 30 Jahre sind in der CDU, der CSU, der SPD und auch bei den Grünen unterrepräsentiert, während sie bei der FDP und der Linkspartei Ende 2021 zum ersten Mal überrepräsentiert sind.

In die CDU, CSU und FDP eintreten kann man ab 16 Jahren, und zwar in die CDU nur außerhalb Bayerns und in die CSU nur in Bayern. Während die Gruppe der 16- bis 30-Jährigen unter der nichtbayerischen Bevölkerung ab 16 Jahren Ende 2021 knapp 19 Prozent und in Bayern 20 Prozent ausmachte, gehörten nur 5,6 Prozent der CDU-Mitglieder und 4,6 Prozent der CSU-Mitglieder dieser Gruppe an. Gesamtdeutsch lag der Anteil der 16- bis 30-Jährigen an der Bevölkerung ab 16 Jahren Ende 2021 bei gut 19 Prozent, unter den FDP-Mitgliedern lag er 2021 bei 23,6 Prozent. Bei der SPD und der Linkspartei beträgt das Mindestalter 14 Jahre, die Grünen haben keine Altersbeschränkung, wobei nur sehr wenige Personen unter 14 Jahren in die Partei eintreten. Knapp 21 Prozent der Gesamtbevölkerung Deutschlands ab 14 Jahren gehörten Ende 2021 der Gruppe der 14- bis 30-Jährigen an, bei den Mitgliedern der SPD waren es dagegen nur 8,6 Prozent, bei den Grünen 19,2 Prozent und bei der Linkspartei 22,5 Prozent. Die Jüngeren sind somit unter den Mitgliedern der Linkspartei leicht und unter den FDP-Mitgliedern deutlich überrepräsentiert.

Für die AfD liegen 2021 Daten nur für die Gruppe der 16-35-Jährigen (11,6 Prozent), für den SSW, in den man ab 15 Jahren eintreten kann, für die 15-26-Jährigen (4,8 Prozent) vor. Damit sind die Mitglieder der jeweiligen Altersgruppen auch in diesen beiden Parteien gegenüber der gleichen Altersgruppe in der beitrittsberechtigten Bevölkerung deutlich unterrepräsentiert. Gesamtdeutsch lag der Anteil der 16-35-Jährigen an der Bevölkerung ab 16 Jahren bei 27 Prozent, und in Schleswig-Holstein lag der Anteil der 15-26-Jährigen an der Bevölkerung ab 15 Jahren bei 14,1 Prozent.

Mitte der 1970er-Jahre gehörte noch gut ein Fünftel der SPD-Mitglieder zu den Jüngeren. In der Folgezeit sank der Anteil dieser Gruppe Mitglieder jedoch dramatisch auf nur noch gut 4 Prozent in den Jahren 2000/2001. Danach ging es wieder etwas bergauf, von 2010 bis 2016 stagnierte der Anteil der Jüngeren unterhalb von 8 Prozent, bis 2018 stieg er wieder etwas und lag auch 2021 bei knapp 9 Prozent. Bei CDU und CSU ging der der Anteil der jüngeren Mitglieder von zunächst etwa 11 Prozent auf 5 bis 6 Prozent Mitte der 1990er-Jahre zurück. Auch in den letzten Jahren ist ein weiterer leichter Rückgang zu vermelden. Bei den Grünen ging der Anteil der Jüngeren zunächst von 13 auf 17 Prozent deutlich nach oben, sank danach bis 2015 auf 13 Prozent und erhöhte sich bis 2021 wieder kontinuierlich bis auf gut 19 Prozent. Auch die FDP konnte den Anteil der Jüngeren von Mitte der 1990er-Jahre bis 2009 von 8 auf 13 Prozent steigern, danach ging er aber wieder bis auf unter 10 Prozent im Jahr 2015 zurück. Seither steigt der Anteil der Jüngeren wieder sehr stark auf Ende 2021 23,6 Prozent, den höchsten Anteil unter allen Parteien. Die Linkspartei hatte bis Mitte der 2000er-Jahre den geringsten Anteil jüngerer Mitglieder, konnte ihn danach jedoch wesentlich steigern, überholte 2016 die Grünen und hat Ende 2021 mit gut 22,5 Prozent den zweithöchsten Anteil an jüngeren Mitgliedern.

Die Älteren, d.h. die Personen über 60 Jahren, sind in den Mitgliederschaften der CDU, CSU, SPD, des SSW und auch der Linkspartei im Vergleich zur Bevölkerung mehr oder minder deutlich überrepräsentiert, bei der FDP und den Grünen unterrepräsentiert. Ende 2021 gehörten knapp 33 Prozent der Bevölkerung ab 16 Jahren außerhalb Bayerns und 31 Prozent in Bayern dieser Gruppe an. Bei der CDU zählten Ende 2021 52,6 Prozent, bei der CSU 51,4 Prozent zu dieser Gruppe. Gesamtdeutsch lag der Anteil der über 60-Jährigen an der Bevölkerung ab 16 Jahren Ende 2021 bei 32,6 Prozent, unter den FDP-Mitgliedern lag er nur bei gut 28 Prozent, sodass diese Gruppe unterrepräsentiert ist. Von der Gesamtbevölkerung ab 14 Jahren waren Ende 2021 32 Prozent älter als 60 Jahre. Bei der SPD lag der Anteil bei über 54,2 Prozent, bei der Linkspartei zählten 40,7 Prozent zu dieser Gruppe. Unter den Grünen-Mitgliedern sind die über 60-Jährigen mit knapp 24 Prozent demgegenüber deutlich unterrepräsentiert. In Schleswig-Holstein lag der Anteil der über 60-Jährigen an der Bevölkerung ab 15 Jahren bei 33,7 Prozent, unter den SSW-Mitgliedern jedoch bei 51,8 Prozent, sodass die Älteren deutlich überrepräsentiert sind. Für die AfD liegen nur Daten der Gruppe ab 65 Jahren vor, die mit 27 Prozent gegenüber der Gesamtbevölkerung ab 16 Jahren mit 26 Prozent nur geringfügig überrepräsentiert ist.

Der Anteil älterer Parteimitglieder hat im Zeitverlauf bei SPD, CDU und CSU zugenommen. Die Linkspartei hatte zu PDS-Zeiten mit großem Abstand zu den anderen Parteien den höchsten Anteil an älteren Mitgliedern. Nach der Vereinigung mit der WASG sank der Anteil zunächst deutlich, stieg danach wieder etwas an und ist seit 2017 wieder unter den Anteil der erstgenannten Parteien gefallen. Bei der FDP stieg der Anteil der Älteren bis 2015 und ist seither von knapp 40 auf 28 Prozent stark gefallen. Bei den Grünen stieg der Anteil von 126 Prozent Ende 2008 auf 24 Prozent Ende 2021.

Zu den sozialstrukturellen Merkmalen Bildung, Beruf und Gewerkschaftsmitgliedschaft liegen neuere Daten nur aus Parteimitgliederbefragungen aus dem Jahr 2017 vor.

Bürgerinnen und Bürger mit Hauptschulabschluss bzw. ohne Schulabschluss sind in allen Parteien unterrepräsentiert. Personen mit (Fach-)Abitur oder Hochschulabschluss finden sich dagegen in allen Parteien zu einem deutlich höheren Anteil als in der Bevölkerung.

Mit Abstand den geringsten Anteil an Hauptschülern mit und ohne Abschluss und den höchsten Anteil an (Fach-)Hochschulabsolventen aller Parteien haben mit 4 Prozent bzw. 72 Prozent die Grünen. Danach folgt die FDP mit 8 Prozent Hauptschülern und 63 Prozent Hochschulabsolventen. In der Mitgliederschaft der Linken haben 13 Prozent die Hauptschule mit oder ohne Abschluss besucht und 51 Prozent haben ein (Fach-)Hochschulstudium abgeschlossen. In der CDU-Mitgliederschaft gehören 20 Prozent zur Gruppe mit niedriger und 43 Prozent zur Gruppe mit hoher Bildung, bei der SPD sind es 23 Prozent bzw. 41 Prozent. In der CSU-Mitgliedschaft ist die Unter- bzw. Überrepräsentation der beiden Bildungsgruppen noch am schwächsten ausgeprägt: Hier gibt es 31 Prozent Hauptschüler und 34 Prozent Hochschulabsolventen, während in der Gesamtbevölkerung 36 bzw. 18 Prozent diesen beiden Gruppen angehören.

Deutliche Unterschiede gibt es auch bei der Gewerkschaftszugehörigkeit der Parteimitglieder. Mit 35 bzw. 33 Prozent ist der Anteil der Gewerkschaftsmitglieder in der SPD bzw. der Linkspartei gut zweieinhalbmal so hoch wie in der Gesamtbevölkerung mit 13 Prozent. Auch bei den Grünen sind Gewerkschaftsmitglieder überrepräsentiert, bei der CDU und CSU hingegen unterrepräsentiert. Den geringsten Anteil an gewerkschaftlich organisierten Mitgliedern hat mit 7 Prozent die FDP.

Auch in Bezug auf ihre Konfessionszugehörigkeit unterscheiden sich die Parteimitgliederschaften stark. Unter den Mitgliedern der beiden christdemokratischen Parteien waren die Katholiken 2017 erwartungsgemäß weit stärker vertreten als in der Gesamtbevölkerung, deutlich unterrepräsentiert waren dagegen die Konfessionslosen. Bei der SPD und der FDP waren die Protestanten über- und die Katholiken leicht unterrepräsentiert. Die Grünen hatten einen überproportionalen Anteil an Konfessionslosen, der von der Mitgliederschaft der Linkspartei noch deutlich übertroffen wurde: Fast vier Fünftel der Linken-Mitglieder waren konfessionslos.

Begriffe, methodische Anmerkungen oder Lesehilfen

Informationen über die soziale Zusammensetzung der Parteimitgliedschaften liefern zunächst einmal die Mitgliederdateien der Parteien. Da die Informationen aber nur beim Parteieintritt erhoben und später nicht aktualisiert werden, sind sie nur für solche Daten zuverlässig, die sich im Zeitablauf nicht oder auf berechenbare Weise ändern, d.h. für das Geschlecht und das Alter der Mitglieder sowie (mit Einschränkungen) für deren Konfession. Für andere Informationen muss daher auf die zweite Quelle von Mitgliederdaten zurückgegriffen werden: die wissenschaftlichen Mitgliederumfragen, die leider nur selten und in unregelmäßigen Abständen stattfinden. Die neueste Umfrage ist von 2017.

Daten über den Frauenanteil und die Altersstruktur der Parteimitgliedschaften liegen bei den einzelnen Parteien für sehr unterschiedliche Zeiträume vor. Während die SPD den Frauen-/Männeranteil seit 1946 dokumentiert, liegen die Daten für die CDU-Mitgliedschaft erst seit Anfang der 1960er-Jahre und für die CSU erst seit Anfang der 1970er-Jahre mit Lücken bis 2000 vor. Bei den drei anderen Parteien ist der Frauenanteil lückenlos sogar erst ab der zweiten Hälfte der 1990er Jahre vorhanden. Für die AfD liegen Daten über die soziale Zusammensetzung der Mitgliedschaft außer dem Frauenanteil nicht vor.

Die Altersstruktur lässt sich bei der CDU für die Jahre 1970 und 1980 berechnen, ab 1984 sind die Daten lückenlos vorhanden. Die SPD dokumentiert die Altersstruktur seit 1974 kontinuierlich, bei der CSU bestehen von 1975 bis 1999 mehrere Lücken. Für die Linkspartei sind die Daten erst ab 1999 vorhanden und die Grünen dokumentieren die Altersstruktur ihrer Mitgliedschaft erst seit 2007, wobei in diesem Jahr die Geburtsdaten von nur 81 Prozent der Mitglieder ausgewertet waren. Ein weiteres Problem der Vergleichbarkeit zwischen den Parteien besteht darin, dass die einzelnen Parteien früher unterschiedliche Altersgruppeneinteilungen vorgenommen haben (CDU, SPD und Grüne bis 29/ab 60 Jahre, CSU und Linkspartei bis 30/ab 61 Jahre). Erst ab 2008 gelten einheitliche Gruppeneinteilungen.

Quellen / Literatur

  • Anzahl der Mitglieder, Alter und Geschlecht sowie Konfession bei CDU und CSU: Parteimitgliederdatenbank des Verfassers. Anzahl der Katholiken: Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz.

  • Bildung, berufliche Stellung, Gewerkschaftsmitgliedschaft und Konfession 2017: Klein, Markus/Becker, Philipp/Czeczinski, Lisa/Lüdecke, Yvonne/Schmidt, Bastian/Springer, Frederik: Die Sozialstruktur der deutschen Parteimitgliedschaften. Empirische Befunde der Deutschen Parteimitgliederstudien 1998, 2009 und 2017, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, 1/2019, S. 81-98 (die AfD wurde im Rahmen der Parteimitgliederstudie 2017 nicht erhoben, weil sie zum Datenerhebungszeitpunkt noch nicht im Bundestag vertreten war).

Fussnoten

Lizenz

Dieser Text ist unter der Creative Commons Lizenz "CC BY-NC-ND 3.0 DE - Namensnennung - Nicht-kommerziell - Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland" veröffentlicht. Autor/-in: Oskar Niedermayer für bpb.de

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