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Kurz und bündig: Die CSU

Frank Decker

/ 3 Minuten zu lesen

Die CSU tritt bei Wahlen nur in Bayern an und regierte dort lange ohne Koalitionspartner. Im Bundestag bildet sie mit der CDU eine Fraktion. Sie versteht sich als bürgerlich-konservative Partei.

CSU-Logo an der Fassade der CSU-Landesleitung in München. (© picture-alliance)

Die Christlich-Soziale Union in Bayern e.V. (CSU) ist eine Ausnahmeerscheinung in der deutschen Parteienlandschaft. Einerseits handelt es sich um eine Regionalpartei, die bei Wahlen nur in Bayern antritt. Andererseits verfügt sie dort über den Status einer Volkspartei und kann auf eine längere Hegemonie zurückblicken als jeder Landesverband einer anderen deutschen Partei.

Geschichte

Die Erfolgsgeschichte ist mit der Doppelrolle als Landes- und Bundespartei eng verknüpft. In der seit 1949 bestehenden Fraktionsgemeinschaft mit der CDU im Deutschen Bundestag verfügt die CSU bei gemeinsamen Beschlüssen in grundsätzlichen Fragen über ein faktisches Vetorecht. Dank ihrer organisatorischen Eigenständigkeit kann sie bayerische Interessen in der Bundespolitik effektiver vertreten als die abhängigen Landesverbände der anderen Parteien. Dies sichert ihr gegenüber der politischen Konkurrenz in Bayern einen erheblichen Wettbewerbsvorteil.

Ein weiterer entscheidender Erfolgsfaktor liegt in der organisatorischen Stärke der Partei. Durch die Konkurrenz der Bayernpartei in den 1950er-Jahren wurde die CSU frühzeitig gezwungen, einen schlagkräftigen Parteiapparat aufzubauen, um ihre potenziellen Wähler an sich zu binden. Den Alleinvertretungsanspruch im bürgerlich-konservativen Lager konnte sie erstmals Anfang der sechziger Jahre durchsetzen. Von 1966 bis 2008 regierte und 2013 bis 2018 regierte sie in Bayern ohne Koalitionspartner.

Interner Link: Hier finden Sie einen ausführlichen Text zu den Etappen der Parteigeschichte der CSU.

Wahlergebnisse und Wählerschaft

Die enge Verbindung der CSU mit Bayern ist einerseits ein Produkt der politischen Kultur, die durch den Katholizismus und die konservativen Grundhaltungen der überwiegend ländlichen Bevölkerung geprägt ist. Zum anderen verdankt sie sich der ökonomischen Modernisierung des Landes, die auch auf Entscheidungen der CSU in der Bundespolitik zurückging. Ihre besten Landtagswahlergebnisse fuhr die CSU in den 1970er- und zu Beginn der 2000er-Jahre ein, als sie im Bund in der Opposition war. Dabei profitierte sie auch von der Qualität und Kontinuität ihres Führungspersonals, das sie in unterschiedlichen Ämterkonstellationen hervorbrachte (Franz Josef Strauß, Alfons Goppel, Theo Waigel, Edmund Stoiber).

Interner Link: Hier finden Sie einen ausführlichen Text zu den Wahlergebnissen und der Wählerschaft der CSU.

Programm

Die Programmatik der CSU wird von drei Zielrichtungen getragen: Erstens versteht sie sich als bürgerlich-konservative Sammlungspartei, zweitens ist sie christlich in einem überkonfessionellen und nicht-klerikalen Sinne und drittens setzt sie sich für die Eigenstaatlichkeit Bayerns innerhalb Deutschlands und Europas ein. Während die CSU in der Familien- und Gesellschaftspolitik konservativere Positionen vertritt als die CDU, stimmen beide Parteien in ihren wirtschafts- und sozialpolitischen Vorstellungen weitgehend überein. In Bayern verbindet die CSU programmatische Wertegebundenheit mit einem pragmatischen Regierungsstil, der auch kurzfristige Kurswechsel erlaubt. Gleichzeitig beherrscht sie die Fähigkeit der populistischen Wähleransprache.

Interner Link: Hier finden Sie einen ausführlichen Text zur Programmatik der CSU.

Organisation

Der sinkende Stimmenanteil seit 2008 offenbart eine zunehmende Mobilisierungsschwäche der CSU, von der im ländlichen Raum insbesondere die Freien Wähler profitieren. Darüber hinaus droht ihr weitere Konkurrenz durch die rechtspopulistische Partei "Alternative für Deutschland" sowie die zunehmend in die politische Mitte hineinwachsenden Grünen. Dies macht die CSU auf die Leistungen ihrer Regierungspolitik im Land und im Bund noch stärker angewiesen als früher und erfordert zugleich ein höheres Maß an politikinhaltlicher und organisatorischer Anpassungsfähigkeit. Nach den heftigen Auseinandersetzungen in den Jahren 2015 und 2018 überwand die CSU ihre Führungskrise mit dem Übergang von Horst Seehofer zu Markus Söder schnell und fand zu alter Geschlossenheit zurück. Ihr Status als letzte echte Volkspartei in der Bundesrepublik scheint einstweilen ebenso wenig bedroht wie ihre Rolle als führende Regierungspartei in Bayern; allerdings dürfte sie dort in Zukunft zumindest mittelfristig nicht mehr ohne Koalitionspartner auskommen.

Interner Link: Hier finden Sie einen ausführlichen Text zur Organisation der CSU.

Quellen / Literatur

  • Buchstab, Günter (2009), Ein parlamentarisches Unikum: die CDU/CSU-Fraktionsgemeinschaft, in: Hans-Peter Schwarz (Hg.), Die Fraktion als Machtfaktor, Bonn, S. 255-274.

  • Deininger, Roman (2020), Die CSU. Bildnis einer speziellen Partei, München.

  • Deininger, Roman / Uwe Ritzer (2020), Markus Söder. Der Schattenkanzler, München.

  • Handwerker, Christoph (2019), Die gespaltene Union zwischen Macht und Werten. Die Flüchtlingskrise als Zerreißprobe für CDU und CSU?, in: Oliver Hidalgo / Gert Pickel (Hg.), Flucht und Migration in Europa, Wiesbaden, S. 127-159.

  • Hirscher, Gerhard (2012), Die Wahlergebnisse der CSU. Analysen und Interpretationen, München.

  • Hopp, Gerhard (2012), Die Volkspartei CSU in Bayern. Rahmenbedingungen, Strukturmerkmale und aktuelle Zukunftsperspektiven eines Erfolgsmodells auf dem Prüfstand, in: Ralf Thomas Baus (Hg.), Parteiensystem im Wandel, Sankt Augustin/Berlin, S. 73-98.

  • Jäger, Wolfgang (2009), Helmut Kohl setzt sich durch, 1976-1982, in: Hans-Peter Schwarz (Hg.), Die Fraktion als Machtfaktor, Bonn, S. 141-159.

  • Kießling, Andreas (2004), Die CSU. Macherhalt und Machterneuerung, Wiesbaden.

  • Mintzel, Alf (1975), Die CSU. Anatomie einer konservativen Partei 1945-1972, Opladen.

  • Oberreuter, Heinrich (2008), Stoibers Sturz. Ein Beispiel für die Selbstgefährdung politischer Macht, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen 39 (1), S. 112-118.

  • Schäfer, Susanne (2010), Konstanz und Wandel: Die CSU-Programme im dokumentarischen Vergleich, in: Gerhard Hopp/Martin Sebaldt/Benjamin Zeitler (Hg.), Die CSU, Wiesbaden, S. 173-193.

  • Sebaldt, Martin (2018), Christlich-Soziale Union in Bayern e.V. (CSU), in: Frank Decker/Viola Neu (Hg.), Handbuch der deutschen Parteien, 3. Aufl., Wiesbaden, S. 264-276.

  • Strauß, Franz Josef (1989), Die Erinnerungen, Berlin.

  • Weigl, Michael (2013), Die Christlich-Soziale Union in Bayern e.V. (CSU), in: Oskar Niedermayer (Hg.), Handbuch Parteienforschung, Wiesbaden, S. 469-495.

Fussnoten

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Prof. Dr. Frank Decker lehrt und forscht am Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Seine Forschungsschwerpunkte sind unter anderem Parteien, westliche Regierungssysteme und Rechtspopulismus im internationalen Vergleich.