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Die Entwicklung des Parteiensystems seit 1945 | Parteien in Deutschland | bpb.de

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Die Entwicklung des Parteiensystems seit 1945

/ 3 Minuten zu lesen

Das Parteiensystem in Deutschland hat sich seit 1945 immer wieder gewandelt. Parteien sind verschwunden und neue hinzugekommen. Einige Parteien sind aber seit Gründung der Bundesrepublik relevant.

Die Grafik dient dazu, sich einen schnellen Überblick zur Entwicklung des deutschen Parteiensystems seit 1945 zu verschaffen. Sie gibt das (Wieder-)Gründungsjahr der einzelnen Parteien und gegebenenfalls das Auflösungsjahr wieder. Zudem werden Umbenennungen, Abspaltungen und Zusammenschlüsse verdeutlicht. In die Grafik wurden alle Parteien aufgenommen, die bei einer Bundestagswahl mindestens ein Prozent der abgegebenen Stimmen erhielten (Ausnahmen zur Verdeutlichung der Parteiensystementwicklung: B90, WASG und SSW). Es werden die selbstgewählten Kurzbezeichnungen der Parteien bzw. die vom Bundeswahlleiter verwendeten Abkürzungen verwendet. Erläuterungen zu den Kurzbezeichnungen finden Sie in einer Tabelle weiter unten.

Von den hier aufgeführten Parteien gilt in der Regel die öffentliche Aufmerksamkeit nur wenigen, als relevant angesehenen Parteien. An den Bundestagswahlen nehmen jedoch sehr viel mehr Parteien teil. Ihre Anzahl variiert von Wahl zu Wahl beträchtlich: Waren es 1972 nur acht, so nahmen an der Bundestagswahl 1998 33 und bei der Bundestagswahl 2021 40 Parteien teil. Insgesamt ist die Zahl seit der Wiedervereinigung immer deutlich höher als in der alten Bundesrepublik.

Im Bundestag sind immer wesentlich weniger Parteien vertreten als an der Wahl teilnehmen, da das Wahlsystem - insbesondere die Fünfprozenthürde - dafür sorgt, dass nur eine begrenzte Anzahl Parteien parlamentarisch repräsentiert ist. Dies ist politisch gewollt, um eine zu große Zersplitterung des Parlaments und damit eine schwierige Regierungsbildung zu vermeiden.

Bei der ersten Bundestagswahl 1949 wurde die Fünfprozenthürde nicht bundesweit angewandt: Eine Partei konnte in den Bundestag einziehen, wenn sie die Hürde in nur einem Bundesland übersprang. Daher waren damals 11 Parteien (sowie drei parteiunabhängige Abgeordnete) vertreten. Die Einführung der bundesweiten Fünfprozenthürde ab 1953 und der Konzentrationsprozess im Parteiensystem führten jedoch dazu, dass in den 1960er- und 1970er-Jahren nur noch CDU, CSU, SPD und FDP im Bundestag vertreten waren. Da CDU und CSU eine feste Fraktionsgemeinschaft bildeten, sprach man oft auch von einem Dreiparteiensystem.

Mit der Bundestagswahl 1983 traten die Grünen hinzu, und ab 1990 waren im Bundestag sechs Parteien vertreten: Bei der ersten Bundestagswahl nach der Wiedervereinigung 1990 scheiterten zwar die westdeutschen Grünen an der für Ost und West getrennt geltenden Fünfprozenthürde, dafür waren jedoch die ostdeutsche Listenvereinigung Bündnis90/Grüne-BürgerInnenbewegung und die damalige PDS parlamentarisch vertreten.

Die Grünen und das zur Partei umgewandelte Bündnis 90 vereinigten sich 1993 und zogen ein Jahr später als Bündnis 90/Die Grünen in den Bundestag ein. Die PDS scheiterte 1994 zwar an der Fünfprozenthürde, erreichte jedoch vier Direktmandate und konnte so von der Grundmandatsklausel profitieren, die ihren Wiedereinzug in Fraktionsstärke sicherte; 2002 bis 2005 war sie allerdings nur mit ihren beiden Direktmandaten im Bundestag vertreten. Bei der Bundestagswahl 2013 scheiterte die FDP mit 4,8 Prozent an der Fünfprozenthürde und war daher nicht mehr im Bundestag vertreten, 2017 konnte sie jedoch wieder einziehen. Zudem gelang es der AfD, als drittstärkste Kraft in den Bundestag einzuziehen. Damit waren zum ersten Mal seit 1953 wieder sieben Parteien mit - wegen der Fraktionsgemeinschaft zwischen CDU und CSU - sechs Fraktionen im Parlament vertreten. Mit der Bundestagswahl 2021 kam noch ein Abgeordneter des SSW dazu, sodass die Zahl der parlamentarisch repräsentierten Parteien auf acht stieg. DIE LINKE blieb zwar knapp unter der Fünfprozenthürde, konnte aber wie 1994 über die Grundmandatsklausel in Fraktionsstärke einziehen.

Parteien in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland

Erläuterungen zu den dargestellten Parteien

KurzbezeichnungErläuterung
AfD Alternative für Deutschland (gegr. 6.2.2013, Bundestagswahl 2013: 4,7 Prozent, 2021: 10,3 Prozent).
B90/Gr Listenvereinigung Bündnis 90/Grüne-BürgerInnenbewegungen, bestehend aus Demokratie Jetzt, der Grünen Partei (im November 1989 in der DDR gegr.), der Initiative Frieden und Menschenrechte, dem Neuen Forum und dem Unabhängigen Frauenverband; Bundestagswahlteilnahme 1990 im Wahlgebiet Ost (6,2 Prozent) und Berlin (West); mit 8 Abgeordneten im Bundestag.
B90 Bündnis 90 (gegr. Ende 1991 durch Konstituierung der Listenvereinigung B90/Gr als Partei, allerdings ohne die Grüne Partei und einen Teil des Neuen Forums).1993 Vereinigung mit der Partei DIE GRÜNEN zur Partei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.
BP Bayernpartei (bayerische Regionalpartei, 17,9 Prozent bei der Landtagswahl 1950, seit 1966 nicht mehr im Landtag; Bundestagswahl 1949: 4,2 Prozent, seit 1957 marginal, Bundestagswahl 2021: 0,1 Prozent).
BHE Block der Heimatvertriebenen und Entrechteten (1952 in GB/BHE umbenannt).
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands (angegeben ist, wie bei den anderen Parteien, das Jahr der ersten regionalen Parteigründungen in den Besatzungszonen. Die formelle Konstituierung als Bundespartei erfolgte erst 1950).
CSU Christlich-Soziale Union in Bayern e.V.
DFU Deutsche Friedens-Union (Bundestagswahl 1961: 1,9 Prozent, seit Ende der 1960er-Jahre marginal, gab 1984 den Status einer Partei auf).
dieBasis Basisdemokratische Partei Deutschland, gegründet 2020 als eine der Nachfolgeorganisationen der von Gegnern der staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie gegründeten und später wieder aufgelösten Parteiinitiative Widerstand2020. Bundestagswahl 2021: 1,4 Prozent.
Die Linke. Die Linkspartei.PDS (2005 erfolgte Umbenennung der PDS, um die Zusammenarbeit mit der WASG bei der Bundestagswahl 2005 zu sichern).
DIE LINKE DIE LINKE (gegr. 2007 durch Zusammenschluss der Linkspartei.PDS mit der WASG).
DP Deutsche Partei (geht auf die Deutsch-Hannoverische Partei zurück, die sich nach Kriegsende als Niedersächsische Landespartei neu konstituierte und 1947 in DP umbenannte. Bundestagswahl 1949: 4,0 Prozent, fusionierte 1961 mit dem GB/BHE).
DKP-DRP Deutsche Konservative Partei-Deutsche Rechtspartei (Bundestagswahlteilnahme 1949 in 4 Bundesländern unter unterschiedlichen Namen (DKP, DRP, DKP-DRP) mit 1,9 Prozent).
DRP Deutsche Reichs-Partei (Nachfolgeorganisation der DKP/DRP, Bundestagswahl-teilnahmen 1953-1961 mit 0,8 bis 1,1 Prozent).
DVU DEUTSCHE VOLKSUNION (1971 zunächst als Verein gegr., 1987 als Partei konstituiert, Bundestagswahl 1998: 1,2 Prozent, durch Parteitagsbeschluss vom 12.12.2010 Zusammenschluss ab 1.1.2011 mit der NPD, zunächst gestoppt aufgrund einer Klage von vier DVU-Landesverbänden, die ihren Widerstand im Mai 2012 jedoch aufgaben).
FDP Freie Demokratische Partei (bei der Bundestagswahl 2013 mit 4,8 Prozent an der Fünfprozenthürde gescheitert, 2017 Wiedereinzug mit 10,7 Prozent).
FREIE WÄHLER Bundesvereinigung FREIE WÄHLER (wurde am 24.1.2009 zunächst als Bundeswählergruppe „FW FREIE WÄHLER e.V.“ zur Teilnahme an der Europawahl 2009 gegründet und am 20.2.2010 in eine Partei umgewandelt; Bundestagswahl 2021: 2,4 Prozent, seit der bayerischen Landtagswahl 2018 mit der CSU an der Regierung).
GB/BHE Gesamtdeutscher Block/BHE (in den 1950er Jahren Bundestagswahlergebnisse von 5,9 bzw. 4,6 Prozent).
GDP Gesamtdeutsche Partei (1961 aus dem Zusammenschluss des GB/BHE mit der DP entstanden, seit Anfang 1962 faktisch nur noch der GB/BHE unter neuem Namen, ab Mitte der 1960er-Jahre marginal, umbenannt in Gesamtdeutsche Partei Deutschlands, GPD; Auflösung wahrscheinlich 1981).
GRÜNE Kurzbezeichnung für die Partei DIE GRÜNEN (1980 - 1993) bzw. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (seit 1993). DIE GRÜNEN schlossen sich am Tag nach der Bundestagswahl 1990 mit der Grünen Partei der ehemaligen DDR zusammen und vereinigten sich 1993 mit dem B90 zur Partei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN).
GVP Gesamtdeutsche Volkspartei (Bundestagswahlteilnahme nur 1953 mit 1,2 Prozent).
KPD Kommunistische Partei Deutschlands (Bundestagswahl 1949: 5,7 Prozent; 1956 verboten).
NPD Nationaldemokratische Partei Deutschlands (hervorgegangen aus der DRP; bestes Bundestagswahlergebnis 1969 mit 4,3 Prozent; zum 1.1.2011 Vereinigung mit der DVU, der eigentlich für den Zusammenschluss vereinbarte Name NPD – Die Volksunion wird nicht verwendet; Bundestagswahl 2021: 0,1 Prozent).
PDS Partei des Demokratischen Sozialismus (aus der SED der ehemaligen DDR hervorgegangen, 2005 in Die Linkspartei.PDS umbenannt, 2007 Zusammenschluss mit der WASG zur Partei DIE LINKE).
PIRATEN Piratenpartei Deutschland (gegr. 2006; 2011 bis 2017 in vier Landtagen vertreten, Bundestagswahl 2021: 0,4 Prozent).
REP DIE REPUBLIKANER (bestes Bundestagswahlergebnis 1990 mit 2,1 Prozent, seit 2002 unter 1 Prozent, Bundestagswahl 2017 und 2021: nicht teilgenommen).
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands.
SSW Südschleswigscher Wählerverband: gegründet 1948, Partei der dänischen Minderheit in Schleswig-Holstein. Dort und im Bund von der Fünfprozenhürde befreit; Im Landtag von Schleswig-Holstein seit 1958 ununterbrochen vertreten, von 2012 bis 2017 Koalitionspartei. Im Bundestag von 1949 bis 1953 und seit 2021 vertreten (0,1 Prozent der Stimmen, 1 Mandat).
Tierschutzpartei PARTEI MENSCH UMWELT TIERSCHUTZ, gegründet 1993, nahm seither an allen Bundestagswahlen teil (2021: 1,5 Prozent)
WASG Wahlalternative Arbeit & soziale Gerechtigkeit (2004 zunächst als Verein gegr. und 2005 als Partei konstituiert; Bundestagswahlteilnahme 2005 durch Platzierung von WASG-Mitgliedern auf Landeslisten der Linkspartei.PDS, 2007 Zusammenschluss zur Partei DIE LINKE).
WAV Wirtschaftliche Aufbauvereinigung (Bundestagswahl 1949: 2,9 Prozent, nur in Bayern angetreten, dort 14,4 Prozent).
Zentrum Deutsche Zentrumspartei (Bundestagswahl 1949 noch 3,1 Prozent, danach marginal).

Begriffe, methodische Anmerkungen oder Lesehilfen

Es sind alle Parteien aufgeführt, die - einem in der international vergleichenden Wahlforschung oft verwendeten numerischen Abgrenzungskriterium folgend - bei Bundestagswahlen mindestens einmal mindestens 1 Prozent der abgegebenen gültigen Stimmen erreicht haben (Ausnahmen zur Verdeutlichung der Parteiensystementwicklung: B90, WASG und SSW).

An der Wahl teilnehmende Parteien sind Parteien, die an der jeweiligen Wahl mit mindestens einer Landesliste teilgenommen, d.h. sich um die Zweitstimme beworben haben, auch wenn sie keine einzige Stimme bekommen haben sollten. Zusätzlich treten immer noch weitere Parteien nur mit Wahlkreiskandidatinnen und -kandidaten an (2021: sechs weitere Parteien). Als im Bundestag vertreten werden alle Parteien angesehen, die im Bundestag mit einer Fraktion, Fraktionsgemeinschaft, Gruppe oder mit eindeutig als Parteivertreter gewählten Abgeordneten vertreten sind. Dies bedeutet: die PDS wird in der Legislaturperiode 2002-2005 als im Bundestag vertreten gezählt, da - trotz des Scheiterns an der Fünfprozenthürde und an der Grundmandatsklausel - zwei direkt gewählte Parteivertreterinnen im Bundestag saßen. Die Grafik zur Anzahl der Parteien gibt die Situation direkt nach der jeweiligen Bundestagswahl wieder, spätere Veränderungen z.B. durch Parteiübertritte (z.B. die Rückkehr der Zentrumspartei in den Bundestag im Januar 2022 durch den Eintritt eines im Dezember 2021 aus der AfD-Fraktion ausgetretenen Abgeordneten) sind nicht berücksichtigt.

Quellen / Literatur

Grafik und Text wurden zum einen aus den Angaben des Bundeswahlleiters zu den Bundestagswahlen und zum anderen aus den Informationen der folgenden Handbücher zu den deutschen Parteien zusammengestellt:

  • Decker, Frank/Neu, Viola (Hrsg.), 2018: Handbuch der deutschen Parteien, 3. Aufl., Wiesbaden.

  • Niedermayer, Oskar (Hrsg.), 2013: Handbuch Parteienforschung, Wiesbaden.

  • Stöss, Richard (Hrsg.), 1983: Parteien-Handbuch, 2 Bände, Opladen.

Fussnoten

Lizenz

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