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"Fundraising braucht Begeisterung, keine Bildungsdebatte" | Fördermittel und Fundraising für die politische Bildung | bpb.de

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"Fundraising braucht Begeisterung, keine Bildungsdebatte" Im Interview: Vera Dittgen, Eine Welt Netz NRW

/ 4 Minuten zu lesen

Vera Dittgen (© Vera Dittgen, Eine Welt Netz NRW)

Vera Dittgen ist seit 2002 Fundraiserin und seit 2006 "Promotorin Fundraising" beim Eine Welt Netz NRW. Das Eine Welt Netz NRW ist eines von 16 Landesnetzwerken für Eine Welt Gruppen; angefangen vom Eine-Welt-Laden über Initiativen, die ein Projekt im globalen Süden unterstützen, bis hin zu Vereinen, die politische Bildungsarbeit in Deutschland betreiben. Als Promotorin Fundraising bietet Vera Dittgen den Mitgliedsvereinen Aufbauhilfe für ihre Fundraisingarbeit. Gleichzeitig ist sie für die Finanzierung der eigenen entwicklungspolitischen Bildungsprojekte des Landesverbandes zuständig.

Mehr unter Externer Link: www.eine-welt-netz-nrw.de; Fundraising: Externer Link: www.eine-welt-netz-nrw.de/seiten/215/

Liste aller 16 Landesnetzwerken auf der Seite des bundesweiten Dachverbandes: Externer Link: www.agl-einewelt.de/index.php/eine-welt-landesnetzwerke

Vera Dittgen (© Vera Dittgen, Eine Welt Netz NRW)

Akquisos: Frau Dittgen, wie finanzieren Sie Ihre eigenen Projekte?

V. Dittgen: Auch wir stellen Förderanträge z.B. beim Land, beim BMZ oder der Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen. Da Fördergelder nur vergeben werden, wenn ein eigener Grundstock besteht, stützen wir uns zusätzlich auf die Beiträge unserer mehr als 1.600 persönlichen Mitglieder. Wir halten die monatlichen Mitgliedsbeiträge niedrig, damit möglichst viele Menschen, die uns unterstützen wollen, das auch können. Die können wir dann regelmäßig informieren oder zu Veranstaltungen einladen. Das ist auch ein Teil unserer Bildungsarbeit.

Akquisos: Wie gewinnen Sie die Mitglieder?

Wir gehen aktiv auf die Leute zu, z.B. an Infoständen. Dort wollen wir zunächst mal Begeisterung für das Thema wecken, d.h. sie für unsere Projekte interessieren. Das ist ja schon eine Form von Bildung. Jeder, dem ich von unseren Projekten erzähle, und der dann davon begeistert ist, ist schon ein Gewinn. Wenn er dann im zweiten Schritt sagt, ich finde das so super, dass ich noch mein Geld gebe, dann ist das toll. Ohne die Begeisterung wird niemand sein Portemonnaie öffnen.

Akquisos: Fundraising für Bildungsprojekte in der Nachhaltigen Entwicklung – da treffen zwei Welten aufeinander: Einerseits das gesellschaftliche Trendthema „nachhaltiger leben“ und zum anderen das Thema "Bildung", das sich schwerer "verkaufen" lässt. Wie erleben Sie das?

Ja, das Thema Nachhaltigkeit ist inzwischen in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Das sehen wir auch so und das bietet uns gute Anknüpfungspunkte. Dennoch müssen wir selbst aktiv werden. Die Leute kommen nicht von alleine. Es stimmt auch, dass Fundraising für Bildungsthemen schwieriger ist als für Entwicklungsprojekte oder schwerkranke Kinder. Aber es funktioniert, wenn man es den Menschen gut vermittelt und die Besonderheit der Projekte herausstellt. Sie dürfen im Fundraising nicht mit Theorien oder einer Bildungsdebatte beginnen. Diese sind in Ministerien und bei der Lobbyarbeit wichtig. Beim Fundraising hingegen muss man die Projekte erklären: Was machen wir ganz konkret und was ist der Nutzen des Ganzen?!

Akquisos: Sehen Sie das als besondere Herausforderung für Akteure der Bildung, nämlich aus der "verkopften" Debatte auszusteigen?

Ja, davon muss man sich völlig frei machen. Wenn man Menschen gewinnen will, muss man bedenken, dass man es mit Laien zu tun hat, die keine Experten des Themenfeldes sind. Man findet dennoch immer Anknüpfungspunkte. Aber versuchen Sie nicht, die Menschen mit abstrakten Fremdwörtern missionieren zu wollen. Wenn ich durch die Worte, die ich sage, keine Bilder im Kopf entstehen lassen kann, dann steigen die Menschen emotional sofort aus.

Akquisos: Wie kann man die Projekte gut rüberbringen?

In Verbindung mit den Methoden fangen die Menschen an sich zu interessieren. Wir haben ganz andere Lernkonzepte und Lernerfahrungen, die wir bspw. mit dem Eine Welt Mobil transportieren. Die machen wir auch erfahrbar. Es gibt z.B. einen Klima-Shop, wenn man dort einkauft, spuckt die Kasse den CO2-Ausstoß der Produkte mit aus. Damit kann man auch die Erwachsenen abholen. Es muss nur bildhaft, emotional und kreativ sein. Dann funktioniert das und kommt nicht nur bei denen an, die eh schon vorinformiert sind. Ich kann auch im Bildungsbereich Geschichten erzählen, also Storytelling betreiben. Dafür müssen die Projekte aber gut und interessant sein.

Akquisos: Womit begeistern Sie sonst noch?

Wenn Fundraising mit einem kreativen Event verbunden wird, kann man den Menschen ein schönes Erlebnis schenken und das Ganze erfahrbar machen. Wobei Events nicht immer die Fundraisingmethode sind, mit der man viel Geld reinbekommt. Erstmal entsteht da viel Organisationsarbeit. Wir selbst nutzen Events eher zur Spenderbindung. Wir haben unsere Mitglieder beispielsweise schon als besonderen Dank zum Dinner ins Elefantenhaus in den Münsteraner Zoo eingeladen. Das Dinner mussten die Mitglieder selbst zahlen, aber wir haben alles organisiert und möglich gemacht. Eingebettet war das thematisch in eine Ausstellung, die wir im Zoo zum Thema Globalisierung hatten. Es ist wichtig, dass das Event ein entwicklungspolitisches Thema aufgreift. Sonst führt es nicht dazu, dass die Mitglieder oder Spender enger an die Organisation heran rücken. Viele unserer Eine-Welt-Gruppen haben da immer wieder erstaunlich kreative Ideen, die sie mit viel Herzblut umsetzen.

Akquisos: Liebe Frau Dittgen, vielen Dank für die Anregungen und viel Erfolg für Ihre Projekte und die Ihrer angeschlossenen Initiativen.

Fussnoten