Die Zahl der von Flucht und Vertreibung betroffenen Menschen erreichte im Jahr 2017 mit mehr als 71 Millionen ein Rekordniveau. Darunter waren 39,1 Millionen Menschen, die innerhalb ihres Landes vertrieben wurden, 19,6 Millionen Flüchtlinge sowie 3,1 Millionen Asylbewerber. Bezogen auf die Weltbevölkerung ist gegenwärtig rund jeder 110. Mensch von Flucht und Vertreibung betroffen – ein noch nie dagewesener Höchststand. Fast die Hälfte der 39,1 Millionen Binnenvertriebenen entfiel auf lediglich drei Staaten: Kolumbien, Syrien und die Demokratische Republik Kongo. Bezogen auf die Flüchtlinge war die Türkei 2017 weltweit das größte Aufnahmeland (3,5 Mio. Flüchtlinge). An zweiter und dritter Stelle standen Pakistan und Uganda (jeweils 1,4 Mio.). Werden Flüchtlinge und Asylbewerber zusammen betrachtet, stand Deutschland an zweiter Stelle (1,4 Mio.). Bezogen auf die Herkunftsländer stammten 2017 die meisten Flüchtlinge aus Syrien (6,3 Mio.). Zusammen mit Afghanistan (2,6 Mio.) und dem Südsudan (2,4 Mio.) stammte deutlich mehr als die Hälfte aller Flüchtlinge aus nur drei Staaten.
Fakten
Nach Angaben des United Nations High Commissioner for Refugees (UNHCR) haben Flucht und Vertreibung seit Mitte der 1990er-Jahre in den meisten Welt-Regionen stetig zugenommen. Entsprechend erreichte die Zahl der weltweit von Flucht und Vertreibung betroffenen Menschen im Jahr 2017 ein Rekordniveau. Die Zahl der Personen im UNHCR-Verantwortungsbereich lag bei 71,4 Millionen. Darunter waren 39,1 Millionen Menschen, die innerhalb ihres Landes vertrieben wurden (Binnenvertriebene), 19,6 Millionen Flüchtlinge und 0,3 Millionen Personen in flüchtlingsähnlichen Situationen sowie 3,1 Millionen Asylbewerber. Von den verbleibenden 9,3 Millionen Menschen waren die meisten (flüchtende) Staatenlose (2,8 Mio.) und im Jahr 2017 zurückgekehrte Binnenvertriebene (4,2 Mio.).
Ende 2017 entfielen die meisten der 39,1 Millionen Binnenvertriebenen, die von UNHCR geschützt oder unterstützt werden, auf Afrika (37,6 Prozent). Darauf folgten Asien (36,8 Prozent), Lateinamerika und die Karibik (20,3 Prozent) sowie Europa (5,4 Prozent). Fast die Hälfte der 39,1 Millionen Binnenvertriebenen Ende 2017 entfiel auf lediglich drei Staaten: Kolumbien (7,7 Mio. / 19,6 Prozent), Syrien (6,2 Mio. / 15,7 Prozent) und die Demokratische Republik Kongo (4,4 Mio. / 11,1 Prozent). Auf die zehn Staaten mit der höchsten Anzahl an Binnenvertriebenen – darunter noch der Irak, Somalia, Jemen, Sudan, Südsudan, Afghanistan und die Ukraine – entfielen 82,9 Prozent aller Binnenvertriebenen, die von UNHCR geschützt oder unterstützt werden (Top 20: 97,6 Prozent).
Werden die binationalen Flüchtlingsbewegungen betrachtet, so ist die Flüchtlingsbewegung zwischen Syrien als Herkunftsstaat und der Türkei als Aufnahmestaat mit 3,4 Millionen Flüchtlingen die größte Flüchtlingsbewegung zwischen zwei einzelnen Staaten (Stand: Ende 2017). Darauf folgten die Flüchtlingsbewegungen zwischen Afghanistan (Herkunftsstaat) und Pakistan (Aufnahmestaat) mit 1,4 Millionen Flüchtlingen, Südsudan und Uganda (1,0 Mio.), Syrien und Libanon (1,0 Mio.), Afghanistan und Iran (1,0 Mio.) sowie zwischen Myanmar und Bangladesch (0,9 Mio.).
Von den 19,9 Millionen Flüchtlingen bzw. Personen in flüchtlingsähnlichen Situationen suchten 49,9 Prozent in Asien und 33,5 Prozent in Afrika Schutz. Auf Europa (hier ohne die Türkei) entfielen lediglich 13,1 Prozent, auf Nordamerika nur 2,0 Prozent. Bezogen auf alle Flüchtlinge im UNHCR-Verantwortungsbereich ist die Türkei weltweit das größte Aufnahmeland: Die 3,48 Millionen aufgenommenen Flüchtlinge entsprechen einem Anteil von 17,5 Prozent an allen Flüchtlingen Ende 2017. An zweiter Stelle stand Pakistan (1,39 Mio.), an dritter Uganda (1,35 Mio.). Auf die zehn Staaten, die Ende 2017 absolut die meisten Flüchtlinge aufgenommen hatten, entfielen zusammen 63,3 Prozent aller Flüchtlinge (Top 20: 81,0 Prozent).
Eine andere Reihenfolge ergibt sich, wenn Flüchtlinge und Asylbewerber zusammen betrachtet werden. Dies gilt insbesondere für die USA und Deutschland, da auf die beiden Staaten 20,8 bzw. 13,9 Prozent aller weltweit anhängigen Asylanträge entfallen (643 bzw. 429 Tsd.). Werden beide Gruppen betrachtet, stand Deutschland Ende 2017 mit 1,40 Millionen Flüchtlingen und Asylbewerbern an zweiter Stelle – nach der Türkei (3,79 Mio.) und knapp vor Pakistan (1,40 Mio.). Die USA rutschen vom 18. auf den 8. Rang (0,93 Mio.).
Aus keinem Land stammten Ende 2017 mehr Flüchtlinge als aus Syrien – 6,31 Millionen (31,6 Prozent aller Flüchtlinge). Zusammen mit Afghanistan (2,62 Mio./13,2 Prozent) und Südsudan (2,44 Mio./12,2 Prozent) stammten 57,0 Prozent und damit deutlich mehr als die Hälfte der Flüchtlinge aus nur drei Staaten (Top 10: 81,6 Prozent / Top 20: 92,3 Prozent). Dabei verteilten sich die Flüchtlinge aus Syrien auf 32 Staaten und die Flüchtlinge aus Afghanistan auf 26 Staaten (ausgehend von Flüchtlingsbewegungen mit mehr als 1.000 Personen). Ende 2017 suchten 85 Prozent der UNHCR-Flüchtlinge Schutz in Ländern mit niedrigem bis mittlerem Einkommen.
Wird die Anzahl der aufgenommenen Flüchtlinge ins Verhältnis zur Wirtschaftskraft – hier das Bruttoinlandsprodukt (BIP) – gesetzt, ergibt sich ein anderes Bild als bei den absoluten Zahlen. Bezogen auf die Zahl der Flüchtlinge je eine Million US-Dollar des BIP der jeweiligen Staaten war Ende 2017 die Belastung durch aufgenommene Flüchtlinge im Südsudan am höchsten (99 Flüchtlinge je 1 Mio. US-Dollar BIP). Es folgten Uganda (51), der Tschad (42), Niger (20), der Libanon und Ruanda (jeweils 19). Unter den 46 Staaten mit der höchsten Anzahl aufgenommener Flüchtlinge je eine Million US-Dollar des BIP waren Ende 2017ausschließlich Staaten, die nicht zur Gruppe der ökonomisch entwickelten Staaten gehören. Erst auf Rang 42 folgte Malta (0,60 Flüchtlinge je 1 Mio. US-Dollar BIP). Deutschland stand bei dieser Betrachtungsweise auf Rang 59 (0,30).
Bezogen auf die eigene Einwohnerzahl hatte Ende 2017 der Libanon die höchste Anzahl an Flüchtlingen (164 Flüchtlinge je 1.000 Einwohner). Darauf folgten Nauru (85), Jordanien (71), die Türkei (43) und Uganda (32). Deutschland (12 Flüchtlinge je 1.000 Einwohner) belegte Rang 17. Sowohl im Verhältnis zur Wirtschaftskraft als auch zur Einwohnerzahl würde Deutschland im Ranking höher stehen, wenn neben den Flüchtlingen auch die Asylbewerber berücksichtigt würden. Denn Ende 2017 waren weltweit nur in den USA mehr Asylanträge anhängig als in Deutschland (USA: 643 Tsd. / Deutschland: 429 Tsd.).
Begriffe, methodische Anmerkungen oder Lesehilfen
Soweit nicht anders angegeben beziehen sich alle Angaben auf Personen im UNHCR-Verantwortungsbereich.
Das wichtigste internationale Übereinkommen zum Flüchtlingsschutz ist die Genfer Flüchtlingskonvention von 1951, die 1967 durch ein Protokoll ergänzt wurde. Artikel 1 der Genfer Flüchtlingskonvention definiert einen Flüchtling als Person, die sich außerhalb des Landes befindet, dessen Staatsangehörigkeit sie besitzt oder in dem sie ihren ständigen Wohnsitz hat, und die wegen ihrer Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen ihrer politischen Überzeugung eine wohlbegründete Furcht vor Verfolgung hat und den Schutz dieses Landes nicht in Anspruch nehmen kann oder wegen dieser Furcht vor Verfolgung nicht dorthin zurückkehren kann.
Der Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (UNHCR – United Nations High Commissioner for Refugees) schützt und unterstützt Flüchtlinge auf der ganzen Welt. UNHCR wurde 1951 von der UN-Generalversammlung gegründet, um in der Folge des Zweiten Weltkriegs Millionen von europäischen Flüchtlingen zu helfen. In den folgenden Jahrzehnten wurde das Aufgabengebiet stetig erweitert.
UNRWA – United Nations Relief and Works Agency for Palestine Refugees in the Near East
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