Deutschland 1931
Kinderfilm, Literaturverfilmung
Kinostart: 1931 (Weimarer Republik)
Verleih: Deutsche Kinemathek
Regie: Gerhard Lamprecht
Drehbuch: Billy Wilder nach dem gleichnamigen Roman von Erich Kästner
Darsteller/innen: Käthe Haack, Rolf Wenkhaus, Fritz Rasp, Rudolf Biebrach, Olga Engl, Inge Landgut u. a.
Kamera: Werner Brandes
Laufzeit: 72 Min.
Format: 35mm, Schwarzweiß, Ton
FSK: o. Al.
Altersempfehlung: ab 8 J.
Klassenstufen: ab 3. Klasse
Themen: Kindheit/Kinder, Literaturverfilmung, Solidarität, Stadt, Filmgeschichte
Unterrichtsfächer: Deutsch, Geschichte, Ethik
Mit einem Kuss der Mutter und 140 Reichsmark im Jackett macht sich der Lausbub Emil Tischbein auf den Weg in die große Stadt. Das Geld, mitten während der Weltwirtschaftskrise 1931 eine hohe Summe, soll er der Großmutter in Berlin übergeben. Doch es kommt anders: Noch im Zug wird Emil bestohlen! Umgehend nimmt er die Verfolgung des Übeltäters im Großstadtdschungel auf und wird dabei von seiner Cousine Pony Hütchen, dem Straßenjungen "Gustav mit der Hupe" und dessen treuer Bande unterstützt. Gemeinsam jagen die Kinder den Mann mit dem steifen Hut. Dank generalstabsmäßiger Organisation ("Parole Emil!") und Ponys pragmatischer Hilfe ("Hier ist was zum Futtern!") gelingt es, den "Lump" zu stellen und der Polizei zu übergeben.
Gerhard Lamprechts früher Tonfilm gilt noch immer als die beste Adaption des beliebten Kinderromans von Erich Kästner. Bemerkenswert sind sein moderner Realismus, die dokumentarischen Aufnahmen der Stadt und die klare Bildsprache, die nicht nur mit ihren Hell-Dunkel-Kontrasten noch in der Tradition des Stummfilms steht: Eine surreale Bildmontage visualisiert etwa Emils schwindendes Bewusstsein, als ihn der Dieb betäubt. Geldbeträge, Bahnhofsnamen und kriminalistische Eckdaten werden stets auch schriftlich ins Bild gesetzt. Insbesondere die Jagd- und Massenszenen in den Straßen Berlins werden durch den energetischen Schnitt zum Erlebnis. Am Drehbuch war auch der junge Billy Wilder beteiligt. Seine gewitzten "erwachsenen" Dialoge erwecken zusammen mit Straßengeräuschen und flotter Musik das alte Berlin auch akustisch zum Leben.
Jugendlichen ohne Erfahrung mit älteren Filmen erlaubt dieser "halbe" Tonfilm den bestmöglichen Einstieg in die ursprüngliche Sprache des Mediums Film. In Unterrichtsgruppen können einzelne Szenen mit und ohne Ton betrachtet und die jeweiligen Wirkungen miteinander verglichen werden. Ein Film von historischem Wert ist Emil und die Detektive in jeder Hinsicht: Überwiegend in Außenaufnahmen gedreht, entwirft er ein realitätsnahes Bild der damaligen Lebensbedingungen: Die Armut der Familie Tischbein und erst recht der proletarischen Kinderschar bilden den Hintergrund einer unbekümmerten Erzählung, in der nur der "kleine Dienstag" ein Telefon besitzt und Solidarität eine große Rolle spielt. Zur Sprache kommen sollte auch das positive, für damalige Moralvorstellungen geradezu antiautoritäre Kinderbild von Roman und Film. Ferner bietet sich ein Vergleich zwischen literarischer Vorlage und Adaption bezüglich der Unterschiede und der filmischen Umsetzung von Schlüsselszenen an.
Informationen und Materialien:
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Externer Link: Vom Stummfilm zum Tonfilm (Hintergrund vom 24.01.2012)
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