Wie bereits im Ersten Weltkrieg waren die Vereinigten Staaten die eigentlichen Sieger dieses zweiten globalen Konfliktes. Zwar hatten etwa 400 000 Amerikaner ihr Leben lassen müssen, gemessen an den Verlusten der anderen beteiligten Nationen stellte dies jedoch eine eher geringe Zahl dar. Wirtschaftlich und militärisch war das Land zur Supermacht avanciert. Es produzierte jetzt mehr als 60 Prozent der weltweiten Industriegüter und besaß zwei Drittel der globalen Goldreserven. Der Weltmarkt stand ihm fast konkurrenzlos offen, seit die Konferenz von Bretton Woods im Juli 1944 den US-Dollar als internationale Leit- und Reservewährung festgelegt hatte. Noch hatten die USA das Atomwaffenmonopol inne und verfügten über eine der restlichen Welt überlegene Waffentechnologie.
Außer der Sowjetunion, die gleichfalls zur Weltmacht aufgestiegen war, existierte kein ernsthafter Konkurrent mehr. Allerdings hatten sich schon während des Krieges sowjetisch-amerikanische Differenzen gezeigt. Sie betrafen zum Beispiel die Zukunft Deutschlands, die Höhe der Reparationszahlungen und das weitere Schicksal Osteuropas und traten nun immer offener zutage. Präsident Roosevelt hatte noch gehofft, dass sich diese Spannungen nach dem Friedensschluss durch eine Weltorganisation ausgleichen lassen würden. Die Vereinten Nationen, im Juni 1945 in San Francisco ins Leben gerufen (mit späterem Sitz in New York), fanden denn auch – anders als der Völkerbundgedanke nach dem Ersten Weltkrieg – die Zustimmung der US-Bevölkerung. Ein effektives Organ zur Wahrung des Weltfriedens konnte diese Organisation angesichts des sich anbahnenden Konfliktes zwischen den ideologischen Machtblöcken im Kalten Krieg jedoch nicht werden.
Die Ursachen des Ost-West-Konfliktes, der sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nachhaltig auf die Innen- und Außenpolitik, die wirtschaftliche und auch kulturelle Entwicklung aller Nationen auswirkte, sind komplex und zwischen zwei Polen angesiedelt: dem sowjet-kommunistischen auf der einen und dem amerikanisch-kapitalistischen auf der anderen Seite. Die Vereinigten Staaten reagierten auf das sowjetische Verlangen nach einer Sicherheitszone, die über Osteuropa hinausreichen sollte, mit einer "Eindämmungsstrategie" (containment), durch die ein weiteres Vordringen des Sowjet-Kommunismus weltweit verhindert werden sollte. Die Umsetzung dieser Strategie erforderte enorme Kosten, die im Inneren nur mittels eines kommunistischen Bedrohungsszenarios begründet werden konnten.
Innenpolitisch war Truman ein überzeugter Befürworter eines amerikanischen Sozialsystems. Die Tradition des New Deal wollte er 1948 mit dem Reformprogramm des Fair Deal fortsetzen, wozu die Einführung eines Mindestlohns, einer obligatorischen Krankenversicherung sowie eine deutliche Verbesserung des Bildungswesens gehören sollten. Das Programm scheiterte jedoch an einem gesellschaftlichen Klima, das durch den schon seit 1946 andauernden Wirtschaftsboom sowie die permanente Rhetorik des Anti-Kommunismus reformkritisch orientiert war.
Zwischen 1950 und 1960 nahm das Bruttosozialprodukt zwar um 77 Prozent zu, doch nicht alle Bevölkerungsschichten profitierten entsprechend davon. Insbesondere Afroamerikaner waren nach wie vor benachteiligt. Generell hatte die Beteiligung schwarzer Soldaten am Zweiten Weltkrieg dazu beigetragen, ihre Diskriminierung abzubauen und ihr Selbstwertgefühl zu stärken; angesichts fortdauernder rassistischer Anfeindungen und Gewaltausschreitungen insbesondere in den Südstaaten forderten die afroamerikanischen Kriegsheimkehrer, nun auch unterstützt von weißen Mitstreitern, die Umsetzung der Ideale einer Demokratie ohne Rassentrennung und Diskriminierung im eigenen Land. Schließlich war dieser Krieg gegen Rassismus und für Demokratie geführt worden. Truman unterstützte diese Vorstellungen durch eine Kommission zum Schutz der afroamerikanischen Bürgerrechte und durch Berufung von Afroamerikanern in wichtige Ämter seiner Administration.
Anti-Kommunismus und Wohlstand
Nach Kriegsende erwirtschafteten die USA 50 Prozent des Welt-Bruttosozialproduktes. Millionen von Kriegsveteranen erhielten per Gesetz die Möglichkeit eines Collegestudiums. Steuersenkungen, hohe Unternehmensprofite und Investitionen schufen eine Wohlstandsgesellschaft (affluent society), deren Zustandekommen auf das dem Sowjet-Kommunismus offensichtlich überlegene Modell eines Kapitalismus zurückgeführt wurde, in dem freie Menschen selbst über ihr Schicksal entscheiden konnten.
Zusätzlich zur Vorstellung der externen Bedrohung durch die Sowjetunion und seit 1949 auch durch das kommunistisch gewordene China wurde das antikommunistische Klima in den USA durch den Korea-Krieg (1950-53) angeheizt. Auf diesem Nährboden gedieh die Angst vor innerer ideologischer Zersetzung. Der republikanische Senator Joseph McCarthy stellte in einer Art "Hexenjagd" (so der deutsche Titel eines Theaterstücks des zeitgenössischen Schriftstellers Arthur Miller) zahlreiche US-Bürger aus Politik, Verwaltung und Kultur unter Kommunismusverdacht. Dann zerrte er sie vor das Tribunal des von 1950 bis 1954 von ihm geleiteten Senatsausschusses für "unamerikanische Umtriebe", dessen Verhöre sogar im Fernsehen übertragen wurden. Die Folge war eine Vergiftung des innenpolitischen Klimas, die selbst dem neuen republikanischen Präsidenten Dwight D. Eisenhower (1953-1961), zuvor Oberbefehlshaber der Alliierten in Europa sowie erster Oberkommandierender der NATO und bekannt für seine anti-kommunistische Haltung, zu weit ging. Als ein Untersuchungskomitee Unregelmäßigkeiten im Stab McCarthys zutage förderte, war dessen Karriere beendet (siehe Quellenkasten).
QuellentextKommunistenfurcht
[…] "Der einzelne Amerikaner kann nur sehr wenig tun, um kommunistische Spione in unserer Regierung zu entlarven. Sie müssen ganz auf die unter uns setzen, die als Wachtürme für die Nation dienen. Was die Amerikaner jedoch tun können, ist Tag und Nacht wachsam zu sein und sicherzustellen, dass keine Kommunisten Lehrer für die Söhne und Töchter Amerikas sind." So formulierte Senator Joseph McCarthy sein antikommunistisches Credo.
Eine antikommunistische Hysterie hatte das Land allerdings schon vor McCarthy ergriffen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war über die Frage der Machtverteilung in der Welt zwischen den beiden Supermächten USA und UdSSR der ideologisch begründete Ost-West-Konflikt ausgebrochen. Im Zuge der staatlich forcierten Schaffung der neuen Feindbilder "Sowjetunion" und "Kommunismus" wurde vor allem vom rechten Flügel der Republikanischen Partei in den USA der Ruf nach Überprüfung der Gesinnung von Staatsbediensteten und Militärs laut. Man befürchtete die Unterwanderung der amerikanischen Gesellschaft. Kommunismus wurde zum Inbegriff aller tatsächlichen oder eingebildeten Bedrohungen des American Way of Life – sei es durch äußere Aggression oder innere Subversion.
Schon 1938 hatte das Repräsentantenhaus einen Ausschuss zur Untersuchung unamerikanischer Umtriebe ins Leben gerufen [...]. Im März 1947 stellte der Kongress 400 Millionen Dollar im Rahmen der Truman-Doktrin zur Verfügung, um in Griechenland und in der Türkei gegen die Ausbreitung des Kommunismus vorzugehen. Im selben Monat erließ der Präsident die so genannte "Loyalty Order", wonach über drei Millionen Bundesangestellte überprüft und rund 3 000 entlassen wurden, weil sie einer von 78 als kommunistisch eingestuften Organisationen angehört hatten – das Abonnement von Publikationen eingeschlossen. [...]
1952 verpflichtete der McCarren-Walter Act alle kommunistischen Organisationen zur Registrierung beim Justizminister sowie zur Offenlegung ihrer Finanzen und Mitgliederlisten. Nach diesem Gesetz über die innere Sicherheit konnte US-Bürgern der Reisepass und Ausländern die Einreise verweigert werden. Im Fall eines vom Präsidenten verkündeten Notstands durfte der Justizminister Verdächtige präventiv festnehmen. Der Taft-Hartley-Act verlangte von Gewerkschaftsfunktionären eine antikommunistische Einstellung.
"Sind Sie oder waren Sie jemals Mitglied der Kommunistischen Partei?" Das war die zentrale Frage vor dem Ausschuss zur Untersuchung unamerikanischer Umtriebe. 1947 fanden die ersten öffentlichen Verhöre statt, deren Ziel es war, sämtliche links oder auch nur liberal angehauchten Filmschaffenden aus Hollywood zu vertreiben. Wer sich auf sein Aussageverweigerungsrecht oder das konstitutionell verbriefte Recht auf Meinungsfreiheit berief, wurde sofort für schuldig befunden und nicht selten ins Gefängnis gesteckt. Der bloße Verdacht oder eine Denunziation, die nicht weiter überprüft wurde, genügten. [...]
Nach dem Republikanischen Wahlsieg 1952 konnte McCarthy seine Rolle als Großinquisitor mit noch größerer Autorität fortsetzen: als Vorsitzender eines eigens eingerichteten Unterausschusses des Senats. Der neue Präsident Eisenhower ließ ihn gewähren. Selbst liberale Politiker wie John F. Kennedy unternahmen nichts gegen die Hexenjagd. Sein Bruder Robert Kennedy gehörte gar zum Stab des McCarthy-Ausschusses.
Als McCarthy sein Amt antrat, waren bereits mehrere Säuberungswellen übers Land gezogen. [...]
Schwarze Listen und Verhöre setzten neben Schriftstellern und Filmemachern auch Musiker unter einen steigenden Druck. [...] [D]er heute 84 Jahre alte Broadway-Produzent Harold Leventhal erinnert sich, was das für sie bedeutete. "[...] Für die Menschen, die davon betroffen waren, die Opfer der McCarthy-Ära wurden, bedeutete es in vielen Fällen den Verlust des Arbeitsplatzes und damit der Möglichkeit, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Es hat die Menschen zerstört; sie daran gehindert, von ihrer Kunst zu leben. Natürlich waren nicht alle davon betroffen. Es hat vor allem in intellektuellen Kreisen Spuren hinterlassen. Es war eine Bedrohung für die Freiheit der Menschen."
Harold Leventhal selber wurde zum Objekt der politischen Verfolgung unter McCarthy. "Das FBI wollte mit mir reden. […] Sie haben mich im Büro angerufen. Sie haben mich zu Hause angerufen. Sie haben vor der Haustür auf mich gewartet. Es waren zwei Typen, die mir selbst zur U-Bahn gefolgt sind. Ich habe dennoch kein Wort gesagt. Der Rat meines Anwalts lautete: ignorier' sie. Nach etwa einem Jahr sind sie dann auch verschwunden. Aber – als ich vor einigen Jahren meine FBI-Akte einsehen konnte, stellte ich fest, sie wussten jedes kleinste Detail aus meinem Leben." […]
Michael Kleff, "Geschichte aktuell: Das Ende der Hexenjagd", Beitrag des Deutschlandfunks vom 18. Februar 2004,
Externer Link: www.deutschlandfunk.de/geschichte-aktuell-das-ende-der-hexenjagd.724.de.html?dram:article_id=97809
Wie eng die Ereignisse des Kalten Krieges mit der amerikanischen Innenpolitik verbunden waren, demonstrierte der "Sputnik-Schock". Nachdem die Sowjets am 4. September 1957 erfolgreich den ersten Satelliten in eine Erdumlaufbahn geschossen hatten, riefen die USA im Gegenzug ein milliardenschweres Raumfahrtprogramm sowie eine nationale Bildungsinitiative ins Leben.
Ansonsten gelang Eisenhower in der Innenpolitik über Parteigrenzen hinweg ein Kurs der politischen Mitte. Obwohl seine Ära häufig mit dem Phänomen der "Überflussgesellschaft" in Verbindung gebracht wird, blieben die Einkommen weiterhin ungleich verteilt; auch das Ausmaß der Armut nahm nicht wesentlich ab.
Abbau der Rassenschranken
Von ökonomischer Benachteiligung waren insbesondere Afroamerikaner betroffen, dies vor allem während der kurzen Rezessionen von 1953/54, 1957/58 und 1960/61. Eng damit verbunden war ihre weiterhin existierende Diskriminierung im Kontext eines anhaltenden Rassismus, besonders in den Südstaaten. Eisenhower setzte sich für den Abbau der Rassenschranken ein, indem er zum Beispiel 1954 den liberalen Juristen Earl Warren zum Mitglied des Obersten Bundesgerichts ernannte. Im Mai 1954 erklärten er und seine Richterkollegen in einer richtungweisenden Entscheidung die Rassentrennung an Schulen für verfassungswidrig (Verstoß gegen den 14. Verfassungszusatz von 1868). Mit diesem Urteil wurde die bislang geltende Doktrin des "Getrennt, aber gleichwertig" aufgehoben.
Parallel dazu entwickelte sich eine Bürgerrechtsbewegung unter Führung des schwarzen Pfarrers Martin Luther King (1929-1968). Mit dem Prinzip des gewaltlosen Widerstands konnte er eine wachsende Anhängerschaft gewinnen, unter der sich zunehmend auch Weiße befanden. Der Kongress nahm Kritikpunkte der Bewegung auf, indem er mit den Civil Rights Acts von 1957 (dem ersten Bürgerrechtsgesetz seit 1875) und 1960 die Wahlrechtsbestimmungen für Schwarze verbesserte.
Um die Autorität des Supreme Court zu wahren, befahl Eisenhower am 24. September 1957 in Little Rock, Arkansas, den Einsatz von Bundestruppen, die schwarzen Schülern den Zugang zu einer bislang den Weißen vorbehaltenen öffentlichen Schule ermöglichen sollten. Seine Unterstützung schuf ein Klima, das Protestaktionen wie dem mehrmonatigen Busboykott 1956 in Montgomery, Alabama, zum Erfolg verhalf. Unter Führung von Martin Luther King konnte so die Aufhebung der Rassentrennung in diesem Verkehrsmittel erreicht werden. Hier wurden die Weichen für die spätere Bürgerrechtsbewegung der 1960er-Jahre gestellt.
Zwischen Reform und Protest
Mit John F. Kennedy (1961-1963) zog ein demokratischer Präsident ins Weiße Haus ein, dessen jugendlich anmutender Elan den Zeitgeist und die Erwartungen der amerikanischen Bevölkerung traf. Angesichts einer stagnierenden Wirtschaft, hoher Rüstungsausgaben und eines offenkundigen außenpolitischen Prestigeverlustes der USA in der ausgehenden Eisenhower-Ära zeigte sich bei der Wahl ein Verlangen nach nationaler Erneuerung.
Indem er neue nationale Werte forderte, hatte Kennedy in seinen Wahlreden eine Aufbruchstimmung geschaffen, die durch Idealismus gekennzeichnet war und den Appell an den Einzelnen, seinen persönlichen Beitrag zum Gemeinwohl zu leisten. Zur Umsetzung seines ehrgeizigen Programms versammelte Kennedy hochkarätige Berater von den besten Universitäten des Landes; zum ersten Mal wurde das Fernsehen im Wahlkampf wirkungsvoll als Massenmedium eingesetzt. Kennedys Wahlsieg fiel mit nur 120 000 Stimmen Mehrheit äußerst knapp aus und dokumentierte eine innenpolitische Spaltung. Der 43-jährige, der als erster Katholik ins Präsidentenamt kam, war hauptsächlich von katholischen und afroamerikanischen Bürgerinnen und Bürgern in Großstädten sowie im Allgemeinen von der jüngeren Generation gewählt worden.
Symptomatisch für Kennedys Willen zum Neubeginn und nationalen Aufbruch war das von ihm entworfene Reformprogramm der New Frontier. Es sollte im Inneren soziale Ungerechtigkeiten korrigieren und nach außen hin durch eine Position der Stärke eine konstruktive Weltpolitik aufbauen. Auch vor dem Weltraum sollte die "Neue Siedlungsgrenze" nicht Halt machen – dank eines ambitionierten Forschungsprogramms, dessen Anfänge Kennedy noch erlebte.
Trotz erheblicher weltweiter Krisen und innerer Probleme kam es während der nur kurzen Amtszeit Kennedys zu einem gesamtgesellschaftlichen liberalen Konsens und einem wieder erstarkten amerikanischen Sendungsgedanken.
QuellentextJohn F. Kennedys Antrittsrede am 20. Januar 1961 (Auszüge)
[…] So lasst uns neu beginnen […] Lasst uns auf beiden Seiten herausfinden, welche Probleme uns vereinen, anstatt auf den Problemen herumzureiten, die uns trennen. […]
Lasst uns von beiden Seiten zusammenkommen, um die Wunder der Wissenschaft anstatt ihre Schrecken zu erwecken. Lasst uns gemeinsam die Sterne erforschen, die Wüste erobern, die Krankheiten ausrotten, die Tiefen des Ozeans ausmessen und die Künste und den Handel fördern.
[…] Und wenn in dem Dschungel des Argwohns ein Brückenkopf der Zusammenarbeit errichtet werden kann, dann lasst uns von beiden Seiten zu der nächsten Aufgabe zusammenkommen: der Schaffung nicht eines neuen Gleichgewichts der Kräfte, sondern einer neuen Welt des Rechtes und des Gesetzes, in der die Starken gerecht und die Schwachen sicher sind und der Friede für immer erhalten bleibt. […]
In der langen Geschichte dieser Welt ist es nur wenigen Generationen vergönnt gewesen, die Rolle der Verteidigung der Freiheit in der Stunde ihrer höchsten Gefahr zu spielen. Ich schrecke vor dieser Aufgabe nicht zurück – ich begrüße sie. Ich glaube nicht, dass irgendeiner von uns mit irgendeinem Volk oder irgendeiner anderen Generation tauschen möchte. Die Energie, der Glaube und die Hingabe, die wir diesem Unterfangen entgegenbringen, wird unser Land und alle, die ihm dienen, entzünden und erstrahlen lassen – und der Glanz dieses Feuers kann wahrhaft die Welt erleuchten.
Und so, meine amerikanischen Mitbürger: Fragt nicht, was euer Land für euch tun wird – fragt, was ihr für euer Land tun könnt. Meine Mitbürger in der Welt: Fragt nicht, was Amerika für euch tun wird, sondern fragt, was wir zusammen für die Freiheit des Menschen tun können.
Und schließlich, ob ihr Bürger Amerikas oder der Welt seid, verlangt von uns das gleiche hohe Maß an Stärke und Opferbereitschaft, das wir von euch verlangen werden. Mit einem guten Gewissen als einzigem sicheren Lohn, mit der Geschichte als dem letztlichen Richter unserer Taten lasst uns die Aufgabe in Angriff nehmen, das Land zu führen, das wir lieben, um seinen Segen und um seine Hilfe bitten – in dem Wissen aber, dass hier auf Erden unser Werk wahrhaft Gottes Werk sein muss.
Herbert Schambeck u. a. (Hg.), Dokumente zur Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika, Duncker & Humblot, 2. erw. Aufl., Berlin 2007, Seite 547 ff.
Bürgerrechtsbewegung
Die täglich an Brisanz gewinnende Rassenproblematik passte nicht in dieses Bild einer freien und gerechten Welt und stellte für kommunistische Propaganda eine Steilvorlage dar. Kennedy reagierte darauf zunächst verhalten. Erst als die Diskriminierung zu gravierenden sozialen Unruhen führte und die Bürgerrechtsbewegung unter der Führung von Martin Luther King zunehmend auch von Weißen unterstützt wurde, schickte er Bundestruppen in Unruheherde der Südstaaten und schlug dem Kongress ein weiteres Bürgerrechtsgesetz vor, das die Rassentrennung nunmehr in allen öffentlichen Einrichtungen verbot. Das Gesetz wurde 1964, nach seinem Tod, verabschiedet.
Auf dem Höhepunkt der Bürgerrechtsbewegung im August 1963 – also hundert Jahre nach dem Inkrafttreten der Emanzipationserklärung Abraham Lincolns – nahmen 250 000 Menschen aller Hautfarben an einem Protestmarsch auf die Bundeshauptstadt Washington, D.C. teil und forderten vor der Gedenkstätte Lincolns "Gerechtigkeit für alle" ein. Hier hielt Martin Luther King seine berühmteste Rede, "I have a dream".
Quellentext"Ich habe einen Traum" (Auszüge)
[…] In gewissem Sinne sind wir in die Hauptstadt unserer Nation gekommen, um einen Scheck einzulösen. Als die Erbauer unserer Republik die herrlichen Worte der Verfassung und der Unabhängigkeitserklärung schrieben, unterzeichneten sie einen Schuldschein, an dem jeder Amerikaner seinen Anteil erben sollte. Dieser Schuldschein war ein Versprechen, dass allen Menschen, ja, schwarzen Menschen ebenso wie weißen, die unveräußerlichen Rechte des Lebens, der Freiheit und des Strebens nach Glück zugesichert werden sollten. […]
Ich sage euch heute, meine Freunde: obwohl wir den Schwierigkeiten von heute und von morgen gegenüberstehen, habe ich immer noch einen Traum, […] dass eines Tages diese Nation aufstehen und nach dem echten Sinn ihres Glaubensbekenntnisses leben wird: "Wir halten es für selbstverständliche Wahrheit, dass alle Menschen gleich geschaffen sind." […]
Ich habe einen Traum, dass eines Tages sogar der Staat Mississippi, ein Staat, der unter der Glut der Ungerechtigkeit schmachtet, […] in eine Oase der Freiheit und der Gerechtigkeit verwandelt wird.
Ich habe einen Traum, dass meine vier kleinen Kinder eines Tages inmitten einer Nation leben werden, in der man sie nicht nach ihrer Hautfarbe, sondern nach ihrem Charakter beurteilt. […]
Ich habe einen Traum, dass eines Tages unten in Alabama mit seinen bösartigen Rassisten, mit seinem Gouverneur, von dessen Lippen die Worte Einschreiten und Ungültigmachen triefen – dass eines Tages dort in Alabama kleine schwarze Jungen und Mädchen kleinen weißen Jungen und Mädchen als Brüder und Schwestern die Hände reichen können. […]
Das ist unsere Hoffnung. Das ist der Glaube, mit dem ich in den Süden zurückkehre.
Mit diesem Glauben werden wir imstande sein, einen Stein der Hoffnung aus dem Berg der Verzweiflung herauszuhauen. Mit diesem Glauben werden wir imstande sein, die misstönenden Dissonanzen unserer Nation in eine schöne Symphonie der Brüderlichkeit zu verwandeln. Mit diesem Glauben werden wir imstande sein, zusammen zu arbeiten, zusammen zu beten, zusammen zu kämpfen, zusammen ins Gefängnis zu gehen, zusammen für die Freiheit aufzustehen, wissend, dass wir eines Tages frei sein werden. […]
Herbert Schambeck u. a. (Hg.), Dokumente zur Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika, Duncker & Humblot, 2. erw. Aufl., Berlin 2007, Seite 572 ff.
Kennedys Außenpolitik
Trotz seiner hochgesteckten Pläne zur Verbesserung der sozialen Bedingungen hatte die Außenpolitik für Kennedy Vorrang. Kaum ein anderer Zeitabschnitt der amerikanischen Geschichte war durch eine solche Häufung und Intensität außenpolitischer Krisen gekennzeichnet. So brachte die Kuba-Krise vom Oktober 1962 die Welt an den Rand eines dritten (und atomaren) Weltkrieges. Um das in der letzten Phase der Eisenhower-Ära beschädigte Prestige der USA wiederherzustellen, setzte Kennedy eine entschlossene Rhetorik ein und versprach allen "vom Kommunismus bedrohten Völkern" amerikanische Unterstützung. Diesem Ton entsprach jedoch nicht sein vorsichtiges Taktieren in der Außenpolitik, da er sich des Gefahrenpotenzials der Atomwaffen bewusst war. Mit der Stationierung sowjetischer Mittelstreckenraketen auf Kuba im Herbst 1962 ging indes eine unmittelbare Bedrohung der USA einher. Entgegen der Empfehlung etlicher Berater, die Krise umgehend militärisch zu lösen, stellte der Präsident ein Ultimatum für den Abzug der Raketen und verhängte eine Seeblockade um Kuba. Nach Tagen der Spannung erklärte sich der sowjetische Staats- und Parteichef Nikita Chruschtschow am 28. Oktober 1962 unter der Bedingung zum Abzug bereit, dass die Vereinigten Staaten nicht gewaltsam versuchen würden, das kommunistische System auf Kuba abzuschaffen. In einem Geheimabkommen wurde außerdem vereinbart, die US-Raketenbasen in der Türkei zu entfernen.
Das Zustandekommen einer friedlichen Lösung der Kuba-Krise bescherte Kennedy und den USA einen wichtigen Prestigegewinn. Für Kennedy, der nach eigenen Aussagen während der Krise in den "nuklearen Abgrund" geblickt hatte, ergab sich daraus eine außenpolitische Neuorientierung, die in eine Entspannungspolitik mündete. Der erste Schritt war die direkte Kommunikation zwischen Washington und Moskau: Mit Hilfe des "Roten Telefons" sollten die Regierungschefs in Krisenzeiten umgehend persönlich miteinander verhandeln können. Die gefährliche Spirale des atomaren Wettrüstens sollte beendet werden. Ein erster Erfolg zeigte sich im amerikanisch-sowjetisch-britischen Atomteststopp-Abkommen vom 5. August 1963.
Trotz seiner Bemühungen um Entspannung war Kennedy ein entschlossener Befürworter der Eindämmungsstrategie seiner Vorgänger. Um auch unterhalb der Schwelle eines atomaren Krieges militärisch vorbereitet zu sein, unterstützte er den massiven Ausbau des konventionellen Rüstungsapparates. Mit der Strategie der Counterinsurgency, das heißt einer Art geheimer Anti-Guerilla-Taktik in Verbindung mit psychologischer Kriegsführung, wollte er dem Vordringen kommunistischer Befreiungsbewegungen in der Dritten Welt begegnen.
Dabei sah Kennedy in Südvietnam den "Dominostein" für ganz Südostasien: Falls es kommunistisch würde, fielen seines Erachtens auch weitere Länder der Region in den sowjetischen Machtbereich. Neben den Mitteln seiner Counterinsurgency-Strategie und einer massiven Wirtschafts- und Militärhilfe ging Kennedy in Vietnam noch einen Schritt weiter, indem er dort bis 1963 11 000 US-Soldaten zur Ausbildung von Südvietnamesen stationierte und sogar die Ermordung des südvietnamesischen Präsidenten hinnahm. Die Beziehungen zu Europa wurden durch die dortige Befürchtung getrübt, die USA könnten aufgrund der Betonung der konventionellen Rüstung ihren atomaren Schutzschild von Europa zurückziehen. Kennedys triumphaler Deutschlandbesuch im Juni 1963, der an der Berliner Mauer in seinem legendären Satz "Ich bin ein Berliner" gipfelte, stärkte jedoch erneut das Vertrauen in die Schutzmacht. Nur wenige Monate später, am 22. November 1963, wurde Kennedy auf der Fahrt zu einer Wahlveranstaltung in Dallas, Texas, von dem Attentäter Lee Harvey Oswald erschossen. Für viele Menschen in den USA bedeutete der plötzliche Tod des populären nationalen Hoffnungsträgers den "Verlust der Unschuld".
Gleich nach dem Attentat kamen Verschwörungstheorien auf, die dem Untersuchungsergebnis, Oswald sei ein Einzeltäter gewesen, widersprachen und stattdessen Exilkubaner, die Mafia, die CIA oder auch südstaatliche Gegner Kennedys für seinen Tod verantwortlich machten. Ein 1977 gebildeter Ausschuss konnte keine endgültige Klärung erbringen; die seitdem freigegebenen Akten geben aber keine Hinweise auf eine Verschwörung.
Innenpolitische Reformen
Als Kennedys Nachfolger griff Vizepräsident Lyndon B. Johnson, ein erfahrener Innenpolitiker und langjähriges Mitglied des Senats, die von Kennedy eingeleiteten Sozialreformen auf. Soziale Gerechtigkeit sah er als Grundvoraussetzung für die Realisierung des American Dream an; eine Reduzierung der Armut, Verbesserung der Aufstiegschancen und Abschaffung der Rassendiskriminierung waren die Grundpfeiler seines ehrgeizigen Programms War on Poverty. Durch eine Vielzahl koordinierter Einzelmaßnahmen wie die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und des Analphabetentums suchte es die schlechten sozialen Rahmenbedingungen gerade in Großstädten zu verbessern. Daneben nahm er mit seinem Great Society-Projekt auch Kennedys Pläne zum Ausbau des nationalen Gesundheitswesens in Angriff, insbesondere mit Blick auf Minderbemittelte, Menschen mit Behinderung und Ältere.
Gegen Rassendiskriminierung
Konsequenter und erfolgreicher als sein Vorgänger verfolgte Johnson den Kampf gegen die Rassendiskriminierung: So schaffte der 24. Verfassungszusatz die Wahlsteuer als Voraussetzung zur Teilnahme an den Bundeswahlen ab, die zuvor ein probates Mittel war, um Schwarze von Wahlen auszuschließen; der noch von Kennedy angeschobene Civil Rights Act von 1964 untersagte die Diskriminierung aufgrund von Rasse, Geschlecht oder Zugehörigkeit zu ethnischen oder religiösen Gruppen; entsprechend wurde schließlich die Rassentrennung in allen öffentlichen Einrichtungen verboten. Außerdem gewährte das Wahlrechtsgesetz (Voting Rights Act) vom August 1965 einen zusätzlichen Schutz beim Wählen, was die afroamerikanische Wahlbeteiligung in den Südstaaten schlagartig von 28,6 auf 47,5 Prozent hochschnellen ließ.
Währenddessen fand die Bürgerrechtsbewegung unter der Führung von Martin Luther King, dem im Oktober 1964 der Friedensnobelpreis verliehen worden war, wegen ihres gewaltlosen Widerstandes die Unterstützung breiter Bevölkerungsschichten. Es gelang ihr sogar, die erbitterte Gegnerschaft konservativer Südstaatler aufzuweichen, gestützt von den Medien, die aggressives Vorgehen gegen Bürgerrechtler dokumentierten und national verbreiteten.
Dennoch wuchs die Spannung in den schwarzen Ghettos der Großstädte. Im Juli 1965 kam es in Watts, einem Stadtteil von Los Angeles, zu blutigen Rassenkrawallen, in deren Verlauf 34 Menschen getötet wurden. Auch in den folgenden Jahren brachen immer wieder Aufstände aus, mit Höhepunkten 1967 in Newark, New Jersey und Detroit. Gleichzeitig radikalisierte sich die Bürgerrechtsbewegung, wie das Beispiel der Black Panther Party for Self-Defense zeigt, die von dem 1965 ermordeten schwarzen Bürgerrechtler Malcolm X beeinflusst war, Gewaltlosigkeit ablehnte und einen schwarzen Nationalismus in Verbindung mit der Rückkehr zu den afrikanischen Wurzeln propagierte.
Am 4. April 1968 fiel Martin Luther King in Memphis, Tennessee einem Attentat durch einen Weißen zum Opfer. Seine Ermordung hatte in über hundert Städten erhebliche Ausschreitungen zur Folge. Die Bürgerrechtler konnten dennoch weitere Erfolge verbuchen; so zum Beispiel die Programme der Affirmative Action, die unterprivilegierte Gruppen bei Stellenbesetzungen bevorzugten, um die Diskriminierung auszugleichen, sowie das busing der frühen 1970er-Jahre, das afroamerikanische Schulkinder aus überwiegend schwarzen Wohngegenden mit Schulbussen zu vorwiegend von Weißen besuchten Schulen transportieren ließ, um eine gemeinsame Bildung zu erreichen.
Vietnam-Krieg
Die Weiterführung von Johnsons Sozialprogrammen und des Abbaus von Rassendiskriminierung scheiterte letztlich an einem außenpolitischen Ereignis, dem Vietnam-Konflikt, der den gesellschaftlichen Konsens auseinanderbrechen ließ. Wie seine Vorgänger glaubte Johnson fest an die Richtigkeit der Eindämmungsstrategie, der Dominotheorie und an die Demonstration militärischer Stärke. Als Anfang August 1967 zwei US-amerikanische Kriegsschiffe aus nach wie vor ungeklärter Ursache von nordvietnamesischen Torpedobooten angegriffen wurden, ließ Johnson deren Stützpunkte bombardieren. Kurz danach gab der Kongress dem Präsidenten mit der Gulf of Tonkin-Resolution quasi eine Blankovollmacht für militärische Operationen in Vietnam. Dies markierte den Höhepunkt der sogenannten imperialen Präsidentschaft mit weitreichenden Machtbefugnissen und hatte fatale Folgen. Von nun an entschied Johnson allein über die weiteren Kriegshandlungen und informierte dabei die Öffentlichkeit nur unzureichend. Die Truppenpräsenz wurde innerhalb von drei Jahren verzwanzigfacht: von 23 000 im Jahre 1964 auf 475 000 Ende 1967. Doch weder die Bodentruppen noch der Einsatz aufwändiger Technologie und neuer chemischer Kampfstoffe ermöglichten es den beharrlich optimistischen Militärs, den Widerstandswillen der Nordvietnamesen zu brechen.
In den USA selbst formierte sich dagegen eine wachsende Protestbewegung, die sich mit Teilen der Bürgerrechtsbewegung zusammenschloss und hauptsächlich aus Jugendlichen und Studenten bestand. Deren größte Organisation, die Students for a Democratic Society (SDS), zählte Ende der 1960er-Jahre über 100 000 Mitglieder. Ihre Aktionen wie das öffentliche Verbrennen von Einberufungsbefehlen und die Organisation von Demonstrationen zugunsten der Ziele Nordvietnams und der Dritten Welt allgemein gelangten über das Fernsehen in alle amerikanischen Haushalte. Tägliche Bilder von heimkehrenden Särgen gefallener US-Soldaten – circa 23 000 bis 1969 – unterminierten das Vertrauen in Johnsons Beteuerung, dass der Sieg bald zu erringen sei. Als die kommunistischen Angreifer in der Tet-Offensive vom 30. Januar 1968 bis nach Saigon und dort sogar bis an die US-Botschaft vordringen konnten, schwand die Siegeszuversicht, und es kam zu Verhandlungen beider Seiten in Paris. Ende März 1968 kündigte Johnson die Beendigung der Bombardierung Nordvietnams an und erklärte seinen Verzicht auf eine weitere Präsidentschaftskandidatur.
Johnsons Amtszeit endete mit einem starken Prestigeverlust der USA, ausgelöst durch den Vietnam-Krieg. Dieser hatte enorme Ressourcen verschlungen und die Armutsbekämpfung sowie die Sozialprogramme ausgebremst. Allerdings gab es Teilerfolge: So konnte die Quote der am Existenzminimum lebenden Personen von 1960 bis 1970 auf 12,6 Prozent gesenkt und damit nahezu halbiert werden; bei Afroamerikanern sank sie von 55 auf circa 31 Prozent.
Dennoch war das Land tief gespalten und verunsichert; große Bevölkerungsteile sehnten sich nach Ruhe, Ordnung und Beendigung des Krieges. Genau diese Themen griff der Republikaner Richard M. Nixon (1969-1974) während des Präsidentschaftswahlkampfes 1968 auf, womit er sich gegen seinen demokratischen Gegner Hubert Humphrey durchsetzen konnte. Der zunächst chancenreichste Anwärter auf die Präsidentschaft, Robert F. Kennedy, ein jüngerer Bruder des früheren Präsidenten, war wenige Monate vor der Wahl einem Attentat zum Opfer gefallen.
Mit Nixon zog ein vorrangig an der Außenpolitik interessierter Präsident ins Weiße Haus. Zusammen mit seinem Sicherheitsberater und späteren Außenminister Henry A. Kissinger galt er als Begründer einer außenpolitischen Neuorientierung, die mit den Mitteln der Realpolitik ein weltweites Mächtegleichgewicht anstrebte.
Innenpolitisch distanzierte sich Nixon von Johnsons Reformplänen, zeigte Skepsis hinsichtlich der Rassenintegration und sprach in seinen Reden insbesondere die Mittelschicht – die "schweigende Mehrheit" – an, die seines Erachtens schon immer für "Recht und Ordnung" eingetreten sei und Protestdemonstrationen ablehne. Parallel zu diesen Entwicklungen erreichte die jugendliche Hippie-Protestbewegung ("make love, not war"), die im Gegensatz zu den Studentenorganisationen weniger an ideologischen Fixierungen interessiert war, ihren Höhepunkt mit dem Woodstock-Festival im August 1969, an dem über 400 000 Zuschauer teilnahmen. Die Dynamik der Anti-Kriegsbewegung hielt derweil an: Im November 1969 demonstrierten 250 000 Menschen in Washington, D. C. Das Bekanntwerden des My-Lai-Massakers vom März 1968, bei dem US-Soldaten etwa 300 vietnamesische Zivilisten brutal ermordet hatten, löste kurz erneute Unruhen aus und sorgte für internationale Entrüstung. Als Nixon im April 1970 US-Truppen in Kambodscha einmarschieren ließ, wurde deutlich, dass der Krieg in Indochina noch andauern würde. An vielen Universitäten kam es daraufhin zu Ausschreitungen, die bei einem Einsatz der Nationalgarde an der Kent State University in Ohio sogar vier Todesopfer forderten.
Obwohl die erste Mondlandung der Apollo-Astronauten Neil Armstrong und Edwin (Buzz) Aldrin am 21. Juli 1969 internationalen Prestigegewinn beschert hatte, überschattete der Vietnam-Krieg alle Bereiche der amerikanischen Innen- und Außenpolitik und stellte den moralischen Führungsanspruch der USA grundsätzlich infrage.
Gesellschaftskrise in den 1970er-Jahren
Die Veröffentlichung geheimer Pentagon-Papiere im Juli 1971 durch einen früheren ranghohen Mitarbeiter, Daniel Ellsberg, deckte interne Entscheidungsprozesse zum Engagement in Vietnam und damit eine Kluft zwischen offiziellen Darstellungen und tatsächlicher Kriegsführung auf, was erneute Protestwellen verursachte. Am 27. Januar 1973 erfolgte in Paris die Unterzeichnung des "Abkommens über die Kriegsbeendigung und Friedenswiederherstellung in Vietnam". Es handelte sich dabei nicht um den von den USA erhofften "ehrenvollen" Abschluss dieses Krieges, da über 100 000 nordvietnamesische Soldaten in Südvietnam verblieben. Die Niederlage Südvietnams im Frühjahr 1975 war somit bereits vorprogrammiert. Der Krieg hatte fast 60 000 amerikanische Soldaten das Leben gekostet, 300 000 waren verwundet heimgekehrt; die Vietnamesen selbst hatten mehr als zwei Millionen Opfer zu beklagen, und weitere 300 000 ihrer Soldaten galten als vermisst. Die Kriegskosten beliefen sich insgesamt auf etwa 170 Milliarden US-Dollar. In den USA löste dieser Krieg ein nationales Trauma aus, das sich bis heute auf ihre Weltpolitik auswirkt.
Als Konsequenz aus der fatalen Tonkin-Resolution verabschiedete der Kongress noch 1973 den War Powers Act. Danach wurde dem Präsidenten künftig eine 60-Tage-Frist vorgeschrieben, nach der das Parlament eine vom Weißen Haus angeordnete militärische Aktion entweder bestätigen oder aber ablehnen kann. Bei einer Ablehnung müssen die Truppen innerhalb von 30 Tagen abgezogen werden.
Watergate
Wirkte in der Außenpolitik langfristig das Trauma des Vietnam-Krieges, so verursachte ein innenpolitisches Ereignis eine tief greifende Vertrauenskrise gegenüber der politischen Führung: die Watergate-Affäre. Während des Präsidentschaftswahlkampfes 1972 wurde im gleichnamigen Washingtoner Gebäudekomplex in die Büro-Suite der Demokratischen Partei eingebrochen und versucht, dort Abhörgeräte zu installieren. Die Täter wurden gefasst und bei den Gerichtsverhandlungen gab es Indizien, dass möglicherweise der Präsident selbst in diese Aktion verwickelt war. Anhörungen eines Senatsausschusses, die ab Mai 1973 vom Fernsehen übertragen wurden, ergaben, dass Tonbandmitschnitte des Weißen Hauses Aufschluss darüber liefern konnten. Bis zum Juli 1974 weigerte sich Nixon, diese Bänder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Erst als der Oberste Gerichtshof deren Herausgabe anordnete, konnte Klarheit über die tatsächliche Verwicklung des Präsidenten in die Abhöraffäre erbracht werden. Da nunmehr sogar die Mehrheit der republikanischen Kongressabgeordneten für seine Amtsenthebung gestimmt hätte, kam Nixon dieser Demütigung zuvor, indem er am 8. August 1974 in einer Fernsehansprache seinen Rücktritt ankündigte. Der Demokratischen Partei bescherte die Watergate-Affäre bei den Kongresswahlen im Herbst 1974 große Erfolge; sie errang die Mehrheit im Senat und eine Zweidrittelmehrheit im Repräsentantenhaus, was den Handlungsspielraum von Nixons Vizepräsidenten und Nachfolger Gerald Ford erheblich einschränkte. Durch eine aggressive Veto-Politik versuchte Ford daraufhin, die verstärkte Einflussnahme des Kongresses auf seine präsidentiellen Kompetenzen zu behindern – letztlich jedoch vergeblich: die negativen Erfahrungen mit der "imperialen Präsidentschaft" und das Misstrauen gegenüber staatlichen Institutionen saßen zu tief. Bevölkerung und Kongress drangen auf eine größere Transparenz bei Regierungsentscheidungen. 1975 setzte das Parlament den Freedom of Information Act durch, der jeder Person mit berechtigtem Interesse an bestimmten Dokumenten Einsicht in diese gewährt. Ford scheiterte endgültig an einer 1975 einsetzenden Wirtschaftsrezession mit hoher Inflationsrate und Arbeitslosigkeit. In seiner dreijährigen Amtszeit hatte er kaum mehr als die Funktion eines Übergangspräsidenten inne.
Moralischer Neubeginn
Im Wahlkampf von 1976 unterlag Ford seinem demokratischen Gegner James (Jimmy) Earl Carter (1977-1981), der seinerseits die Arroganz auf dem Capitol Hill und den allgemeinen Werteverlust seit Watergate angeprangert hatte. Carters Postulat eines moralischen Neubeginns wirkte allein schon durch seine Persönlichkeit glaubwürdig. Als rechtschaffener, wohlhabender Erdnussfarmer aus Georgia ohne jegliche belastende politische Vergangenheit und überzeugter "wiedergeborener Christ", der aktiv für die Werte von Gemeinschaft und Familie eintrat, spiegelte er – obwohl Demokrat – auch den konservativen Zeitgeist wider. Das ihm anhaftende Image des Amateurpolitikers wirkte nach den Skandalen professioneller Politiker wie Nixon zunächst als Bonus.
Bald jedoch wurde für Öffentlichkeit und Kongress deutlich, dass sein Führungsstil keine entschiedene Innenpolitik und keinen außenpolitischen Prestigegewinn ermöglichte. Wichtige Reformmaßnahmen wie die Etablierung einer nationalen Krankenversicherung, die Einführung eines gerechteren Steuersystems und die Verbesserung der Sozialfürsorge waren nicht zuletzt aufgrund des Widerstands konservativer Demokraten aus eigenen Reihen nicht realisierbar.
Ende 1979 ereignete sich ein weiteres außenpolitisches Fiasko: Iranische Revolutionäre stürmten die US-Botschaft in Teheran und nahmen deren Diplomaten langfristig in Geiselhaft. Dieses Ereignis sollte die restliche Amtszeit Carters überschatten und lähmte die gesamte Regierung in ihrem Handlungsspielraum. Nachdem eine militärische Befreiungsaktion im April 1980 gescheitert war, wurde das Geiseldrama zum beherrschenden Thema vor den Präsidentschaftswahlen im Herbst, bei denen Carters Gegner Ronald Reagan schließlich mit 51 Prozent der Wählerstimmen zum nächsten US-Präsidenten gewählt wurde.
Konservative Wende 1980
Der Erfolg der Republikaner dokumentierte eine Verschiebung des politischen Klimas. Nicht nur bei der Präsidentschaftswahl konnten sie einen Sieg erringen, sondern auch im Kongress, wo sie erstmals seit 25 Jahren den Senat dominierten. Der neue Präsident, bei dessen Amtsantritt die 444 US-Geiseln aus dem Iran zurückkehrten, war zuvor Hollywood-Schauspieler sowie von 1967 bis 1975 Gouverneur von Kalifornien gewesen. Reagan, der aus dem Mittleren Westen stammte, leitete eine konservative Kehrtwende ein, eine noch stärkere Reorientierung an den "guten alten amerikanischen Werten" wie der Familie als sozialem Orientierungspunkt und erklärte öffentlich das Ende des Sozialstaates, den alle demokratischen Amtsvorgänger gefördert hatten.
Abkehr vom Sozialstaat
Reagans wirtschaftspolitische Ziele bestanden in der Rückkehr zum Laissez-faire, verbunden mit einer Deregulierung der Wirtschaft, Steuerkürzungen, einem ausgeglichenen Finanzhaushalt sowie einer generellen Entbürokratisierung und Förderung privaten Engagements für Wohlfahrtsaufgaben und Selbsthilfe. Einzelstaaten und Kommunen sollten wieder mehr Selbstständigkeit beweisen und erhöhte Eigenverantwortung übernehmen.
Diese bald auch als Reaganomics bezeichnete Wirtschafts- und Sozialpolitik zeigte ab Anfang 1983 erste Resultate, als die seit 1979 andauernde Rezession langsam abflaute. Die starken wirtschaftlichen, sozialen und demografischen Veränderungen seit den 1970er-Jahren hatten in der Bevölkerung eine Verunsicherung bewirkt, die Reagan mit seiner fortschrittsgläubigen Rhetorik und seiner Ausstrahlung als "Großer Kommunikator" neutralisieren konnte. Medienbewusst und kameraerfahren gelang es ihm, die Ideale des "Amerikanischen Traumes" neu zu vermitteln. Dabei sprach er auch Teile der demokratischen Wählerschaft wie konservativ-protestantische Christen an, insbesondere die einflussreiche Moral Majority unter Führung des TV-Predigers Jerry Falwell. Ungeachtet dieser Anfangserfolge wurden zentrale Ziele seines Wirtschaftsprogramms jedoch nicht erreicht: Die durch Einkommensteuersenkungen entstandene Haushaltslücke konnte trotz erheblicher Kürzungen im Sozialsektor nicht ausgeglichen werden. Das Defizit stieg auch wegen der drastischen Erhöhung des Militärhaushalts 1986 schließlich auf über 221 Milliarden US-Dollar, ein Niveau, das erst 2003 mit 374 Milliarden US-Dollar übertroffen werden sollte.
Verstärkter Antikommunismus
Neben der konventionellen Aufrüstung sorgte das von Reagan initiierte Weltraum-Raketenabwehrsystem SDI (Strategic Defense Initiative), populär als "Star Wars" bezeichnet, weltweit für Besorgnis. Befürchtet wurde, dass es zusammen mit der seit 1983 durch die NATO vorgenommenen Stationierung neuer Mittelstreckenraketen in Westeuropa eine militärische Konfrontation der Blöcke wahrscheinlicher werden ließ. In der westlichen Welt wurde der Kurs der USA nicht ohne Proteste hingenommen; schon 1982 kam es in New York zu einer Demonstration, auf der über 800 000 Menschen die Abkehr vom atomaren Wettrüsten forderten.
Der Abschuss eines koreanischen Passagierflugzeugs über dem sowjetischen Luftraum im Herbst 1982 veränderte jedoch die Stimmungslage und schien Reagan mit seiner Etikettierung der Sowjetunion als "Reich des Bösen" Recht zu geben. Der Zwischenfall verschärfte die bereits aufgeladenen Ost-West-Beziehungen weiter. Im Präsidentschaftswahlkampf von 1984 konnte Reagan zusätzlich davon profitieren, dass sich der wirtschaftliche Aufschwung bemerkbar machte, und so eine zweite Amtszeit antreten.
Das Image des Präsidenten blieb auch nach der "Iran-Contra-Affäre" unbeschadet. 1987 deckte ein Untersuchungsausschuss illegale US-Waffenlieferungen an antikommunistische Rebellen ("Contras") in Nicaragua auf. Diese waren ohne Wissen des Kongresses aus Waffengeschäften mit dem Iran finanziert worden. Im Ergebnis wurden lediglich einige involvierte hochrangige Regierungsbeamte entlassen.
Reagans Amtsperioden hinterließen gesellschaftliche Spuren. Durch das Zurückfahren der Sozialprogramme erweiterte sich die Schere zwischen Arm und Reich, weitaus mehr Bürger als zuvor mussten unterhalb der Armutsgrenze leben. Bei der Bekämpfung der Inflation und der Arbeitslosigkeit konnte die Regierung dagegen Erfolge verbuchen.
Die Wahl des bisherigen Vizepräsidenten George Bush (1989-1993) als Nachfolger Reagans war Ausdruck des Wählerwunsches nach konservativer Kontinuität. Anders als Reagan vermied Bush jedoch eine populistische Ausrichtung seiner Amtsführung, und er war überdies ein versierter Innen- und Außenpolitiker. Belastend wirkte allerdings das Reagan-Erbe in Form eines gewaltigen Haushaltsdefizits sowie der gewachsenen Armut und Drogenproblematik.
Fall der Mauer
Der rapide Zusammenbruch der Ostblockstaaten überraschte auch die Bush-Regierung. Als am 9. November 1989 die Berliner Mauer fiel, war sie gleichwohl die erste, die trotz anfänglicher Skepsis anderer, europäischer Nationen für die deutsche Einheit plädierte. Parallel dazu verständigte sich Bush kontinuierlich mit der sowjetischen Seite, um unkon-trollierte spontane Reaktionen beiderseits zu vermeiden. Am 12. September 1990 wurde in Moskau der "Zwei-Plus-Vier-Vertrag" unterzeichnet, der Gesamtdeutschland die volle Souveränität zurückgab.
Einen kurzfristigen Rückschlag erlitt das amerikanisch-sowjetische Verhältnis Anfang 1991, als die Sowjets die baltischen Republiken mit militärischer Gewalt an ihrer Unabhängigkeit hinderten. Als sich der Ostblock im Laufe jenes Jahres dann endgültig auflöste, versagte Bush der Sowjetunion auf dem Wirtschaftsgipfel Mitte Juli in London jedoch nicht die Hilfe und plädierte für ihre Integration in die Weltwirtschaft.
Erster Golfkrieg
Wie weit die Kooperationsbereitschaft zwischen den einstmals erbitterten Gegnern des Kalten Krieges vorangeschritten war, demonstrierte das sowjetische Verhalten während der Golf-Krise. Als irakische Truppen im August 1990 auf Befehl ihres Staats- und Parteichefs Saddam Hussein das Golf-Emirat Kuwait besetzten, traten die USA und die Sowjetunion gemeinsam dafür ein, Hussein durch UNO-Resolutionen zum Rückzug aufzufordern. Nach Ablauf eines Ultimatums des Sicherheitsrates am 15. Januar 1991 stimmte der Kongress Bushs Gesuch um militärisches Eingreifen zu. Unter US-amerikanischer Führung gelang es der Koalition von insgesamt 29 beteiligten Nationen, Kuwait mit einer technologisch überlegenen Kriegsmaschinerie in der Aktion "Wüstensturm" (Desert Storm) zu befreien.
Der nur knapp sechswöchige, erfolgreich geführte Krieg löste in den USA eine Welle von Patriotismus aus, und Präsident Bush sah sich, bestärkt durch den Zusammenbruch der Sowjetunion, veranlasst, öffentlich über eine "Neue Weltordnung" nachzudenken. Doch die nachfolgenden außen- und innenpolitischen Entwicklungen ließen diese Vision verblassen: Trotz seiner Niederlage setzte Hussein seine Politik der Unterdrückung ethnischer und religiöser Minderheiten im Irak fort und relativierte so den Kriegsausgang. Der Zerfall der Sowjetunion ließ im Kaukasus und auf dem Balkan neue Unruheherde entstehen. Infolgedessen wich der anfängliche Optimismus einer realistischeren, teilweise pessimistischen Sichtweise. Große Teile der US-Bevölkerung wandten sich wieder stärker den innenpolitischen Problemen ihres Landes zu.
Seit 1990 herrschte eine Wirtschaftsrezession, der die Bush-Regierung konzeptionslos gegenüberstand. Der Zusammenbruch zahlreicher Bausparkassen, die sich im zuvor boomenden Immobilienmarkt verspekuliert hatten, kostete den Staat mehr als 200 Milliarden US-Dollar und vergrößerte das Haushaltsdefizit. Die Rezession, gestiegene Arbeitslosenzahlen und stagnierende Realeinkommen wurden zu zentralen Themen im Präsidentschaftswahlkampf von 1992. Schließlich verlor Bush die Wahlen gegen seinen jugendlichen demokratischen Herausforderer, William Jefferson ("Bill") Clinton, der im Wahlkampf bewusst den Mythos John F. Kennedys beschwor und versuchte, den Nimbus des früheren Präsidenten als "Erneuerer" der Nation für sich zu nutzen.