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Nationalsozialismus: Aufstieg und Herrschaft Editorial „Volksgemeinschaft“? Aufstieg Machteroberung 1933 „Volksgemeinschaft“ Verfolgung Literaturhinweise und Internetadressen Impressum und Anforderungen

„Volksgemeinschaft“

Michael Wildt

/ 24 Minuten zu lesen

Adolf Hitler fährt 1937 während der nationalsozialistischen Maifeier im Berliner Olympiastadion ein. (© Bundesarchiv, Bild 183-C06292 / Foto: Schwahn, Ernst)

Einleitung

Die Umwälzungen der Jahre 1933/34 hatten Staat und Gesellschaft grundlegend verändert. Alle Parteien bis auf die NSDAP waren aufgelöst, die Gewerkschaften zerschlagen, der Rechtsstaat durch die Reichstagsbrandverordnung ausgesetzt, die parlamentarische Demokratie beseitigt. Das Reichskabinett tagte nur noch sporadisch. Stattdessen organisierte der Chef der Reichskanzlei, Hans Heinrich Lammers, die Gesetze im Umlaufverfahren, indem die beteiligten Ministerien nacheinander ihre Zustimmung gaben, wobei Hitler stets das entscheidende Wort hatte. Ähnlich war auf der Länderebene die politische Gewalt auf die Reichsstatthalter übergegangen, die in Personalunion meistens zugleich die NSDAP-Gauleiter waren. Diese langjährigen Parteikämpfer bildeten den tatsächlichen Machtkern der NSDAP, auf sie stützte sich Hitler in seinen wichtigen politischen Entscheidungen.

Die NSDAP baute eigene politische Strukturen auf, die zum Teil mit den staatlichen verklammert waren, zum Teil neben ihnen her und über sie hinweg existierten. So wurde Heinrich Himmler als Reichsführer SS und damit Führer einer Gliederung der NSDAP 1936 Chef der gesamten deutschen Polizei und sorgte in den kommenden Jahren dafür, dass dieses zentrale Exekutivinstrument ein von der SS gelenktes und durchdrungenes Herrschaftsmedium des NS-Regimes wurde. Joseph Goebbels lenkte als Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda sowie als Präsident der Reichskulturkammer den öffentlichen Diskurs, Presse, Rundfunk, Film und Kunst, in einem Ausmaß, das noch wenige Jahre zuvor in der kulturellen Vielfalt der Weimarer Republik kaum denkbar gewesen wäre. Zudem blieb er als Gauleiter von Berlin gerade in der Reichshauptstadt ein zentraler politischer Akteur, der insbesondere die Verfolgung der Juden immer wieder antrieb. Hermann Göring vereinigte in seiner Person nicht nur die Funktion des mächtigen Ministerpräsidenten Preußens als größtem und wichtigstem Land des Deutschen Reiches. Er war zudem Oberbefehlshaber der Luftwaffe und Reichsluftfahrtminister und wurde 1936 zunächst zum Rohstoff- und Devisenkommissar, dann zum Beauftragten des Vierjahresplans ernannt. Damit errang er faktisch, obwohl es nach wie vor einen Reichswirtschaftsminister gab, die Rolle eines Wirtschaftsdiktators, der die Wirtschaft auf den Krieg ausrichtete und die Ausplünderung der Juden in Deutschland wie später in den besetzten Gebieten organisierte.

Diese Parallel- und Sonderstrukturen sorgten dafür, dass es innerhalb des Herrschaftsgefüges des NS-Regimes zu Machtrivalitäten, Kompetenzgerangel und Ämterwirrwarr kam. Albert Speer zum Beispiel, den Hitler zu seinem Lieblingsarchitekten erkor und dem er die Zukunftsplanung für die Reichshauptstadt übertrug, stand in einer steten Auseinandersetzung mit der Berliner Verwaltung und dem Oberbürgermeister Julius Lippert, die dieser bezeichnenderweise verlor und die 1940 zu dessen Rücktritt führte.

Ohne die Bereitwilligkeit der alten Eliten, das nationalsozialistische Regime zu stützen, wären die neuen Herrscher sicher rasch an ihr Ende gelangt. Die Militärs erhofften sich einen starken Ausbau der Rüstung und eine Militarisierung der Gesellschaft, die den „Wehrgedanken“ in den Mittelpunkt stellte. Die Unternehmer waren selbstverständlich mit der Zerschlagung der Arbeiterorganisationen einverstanden und erwarteten, dass ihre autoritäre Befehlsgewalt im Betrieb wieder ungehindert zur Geltung kam. Die Bürokratie sah sich zwar mit neuen politischen Strukturen konfrontiert, wurde aber vom NS-Regime von den rechtsstaatlichen Einschränkungen befreit und glaubte, nun endlich nach eigenem Gutdünken walten zu können. Der junge preußische Beamte Fritz-Dietlof Graf von der Schulenburg, der sich später zu einem Gegner Hitlers wandelte, am Attentat vom 20. Juli 1944 beteiligt war und deswegen hingerichtet wurde, hatte in einer Denkschrift im April 1933 gefordert, dass sich die Beamten der Zukunft als „eine Streitmacht von politischen Kämpfern“ verstehen sollten. Noch bestanden formalrechtliche Verwaltungsstrukturen parallel zu den politisch dominierten. Aber insbesondere die Verfolgung der Juden eröffnete selbst Finanzbeamten einen „Ermöglichungsraum“, der die bisherige rechtsstaatliche Ordnung, die ihren Bürgern gleiche Rechte und Pflichten einräumt, zerstörte und Juden, aber auch Roma und Sinti, sogenannte Asoziale, kranke und behinderte Menschen zu Bürgern zweiter Klasse herabminderte, die der Verfolgung schutzlos ausgeliefert waren.

Die Herrschaftsstruktur des „Führerstaates“ war durchaus vielgestaltig, rivalisierend, auch überschneidend und widersprüchlich. Eine einheitliche, feste und überschaubare Ordnung von Regierung und Verwaltung wurde nie erreicht. Doch bedeutete dies keineswegs zwangsläufig Chaos und Schwäche des Systems. Vielmehr konnte die Einsetzung von „Kommissaren“ und „Sonderstäben“ immer wieder zu einem Abbau traditioneller Hierarchien, Verkürzung von Verwaltungswegen, Verstärkung von Kooperation unterschiedlicher Institutionen und damit zur Effizienz und Mobilisierung von Ressourcen beitragen. So sehr auch Machtkämpfe innerhalb des nationalsozialistischen Apparates, Kompetenzkonflikte zwischen wirtschaftlichen oder staatlichen Entscheidungsträgern mit der NSDAP die Politik bestimmten, so stark bestand die Fähigkeit des NS-Regimes gerade darin, daraus immer wieder eine Handlungsoption abzuleiten. Der britische Historiker Ian Kershaw hat die Bereitschaft so vieler verschiedener Institutionen zur Mitarbeit mit dem Willen, „dem Führer entgegen zu arbeiten“ begründet. Gerade die „Un“-Ordnung des NS-Regimes öffnete dem Engagement und der Handlungsbereitschaft viele Möglichkeiten, stets im Glauben, mit dem eigenen Tun im System aufzusteigen und zum Gelingen des Ganzen beizutragen.

Das nationalsozialistische Herrschaftssystem (© Bergmoser + Höller Verlag AG)

Zusammengehalten wurde diese polykratische Struktur des NS-Regimes durch den „Führer“, der an der Spitze von Staat und Gesellschaft stand und uneingeschränkte Entscheidungsmacht besaß. Kaum einem anderen Politiker des 20. Jahrhunderts ist es wie Hitler gelungen, die Sehnsüchte von Menschen nach sozialer und politischer Ordnung im Glauben an seine Person als „Führer“ zu binden, die traditionellen Eliten auf sich zu verpflichten und in den unvermeidlichen Machtkämpfen und Interessenskämpfen als entscheidende Instanz zu fungieren. Auf den „Führerwillen“ beriefen sich alle Machtträger des Regimes; auf Hitlers Wort kam es an, wenn Rivalitäten zu klären und Entscheidungskonflikte zu lösen waren. Hitler besaß eine Machtstellung im NS-Regime, die, gerade weil sie von der weitgehenden Zustimmung der Bevölkerung getragen war, sicher einzigartig war.

QuellentextCharismatische Herrschaft oder Terrorsystem?

Von Max Weber, einem Gründervater der Soziologie, stammt die Unterscheidung der drei reinen Typen der legitimen Herrschaft: der traditionalen, der rational-bürokratischen und der charismatischen. Letztere hängt an der Ausstrahlung einer einzelnen Person. Ist der NS-Staat ein Fall charismatischer Herrschaft? Oder hielt ihn Terror zusammen? Die Historiker Hans-Ulrich Wehler, Ludolf Herbst und der Soziologe M. Rainer Lepsius nehmen Stellung.

[...][A]uch 65 Jahre nach dem Untergang des NS-Staates konkurrieren denkbar unterschiedliche Deutungen der Diktatur und ihres „Führers“ miteinander. [...] Zuletzt hat Ian Kershaw in seiner zweibändigen Hitler-Biographie den Weberschen Idealtypus der charismatischen Herrschaft effektiv genutzt, um mit einer schlüssigen Interpretation Hitlers Sonderstellung in einer rational kontrollier-baren Form zu erfassen. [...]
Webers Idealtypus der charismatischen Herrschaft besitzt wie eine Ellipse zwei Brennpunkte. Im ersten Zentrum steht das kriegerische, rhetorische, religiöse, politische Sondertalent des Charismaträgers, der dank einer existentiellen Krise aufsteigt und sich dann als Retter in der Not bewähren muss. Sein Personalcharisma prägt die durch eine „Gesinnungsrevolution“, die Metanoia, zusammengeführte, auf persönlicher Loyalität beruhende charismatische Gemeinschaft seiner gläubigen Anhänger. Die Verwaltungsstäbe werden nicht auf der Grundlage sachlicher Qualifikation, sondern durch das persönliche Vertrauen des Charismatikers gebildet. Der Konkurrenzkampf rivalisierender Machtzentren erzeugt ein polykratisches System, in dem er die letztinstanzliche Entscheidungskompetenz gewinnt oder doch die Schiedsrichterrolle besetzt.
Das zweite Zentrum besteht aus der Zuschreibung charismatischer Fähigkeiten durch die Gesellschaft (jedenfalls wachsender Segmente von ihr), die dank der politischen Kultur des Landes die Neigung gespeichert hat, großen Persönlichkeiten ihr politisches Geschick namentlich in Krisensituationen anzuvertrauen. Diese Zuschreibungsbereitschaft ist mindestens ebenso wirksam wie die Aura des charismatischen Sondertalents. Insofern kommt es bei der Interpretation charismatischer Herrschaft stets darauf an, die erwartungsvolle, durch einen Vertrauensvorschuss gestützte Zuschreibung hoch zu gewichten. Darauf zielt auch Kershaws Schlüsselzitat ab, dem „Führer entgegen zu arbeiten“. [...]
Tatsächlich konnte [...] nur die charismatische Herrschaft Hitlers die Destruktivkräfte der Epoche auf so fatale Weise bündeln – fast bis zum Ende von der Zustimmung einer Mehrheit in der deutschen Gesellschaft getragen. Die These von der Messias-Erfindung durch einige strategisch platzierte Helfershelfer, damit auch von der erfolgreichen manipulatorischen Propaganda verfehlt das Phänomen Hitler und den Nationalsozialismus ganz und gar. Sie lenkt nicht nur von einer begriffsscharfen Analyse der Führerdiktatur ab, sondern auch von der unverändert irritierenden Zustimmungsbereitschaft all jener, die das Charisma beharrlich, ja fanatisch zuzuschreiben bereit waren. Dass so viele Deutsche in erster Linie von einer geschickten Propaganda für den Messias verführt worden seien, läuft daher letztlich auf eine verblüffende Verharmlosung der politischen Antriebskräfte der deutschen Gesellschaft in den fatalen Jahren zwischen 1920 und 1945 hinaus.

Hans-Ulrich Wehler, „Kräfte einer trübseligen Figur. Die Diktatur fand reale Zustimmung“, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 20. Juli 2011

[…] Für die Historiker stellte sich in Bezug auf die Person Hitlers die Frage, wie ein so durchschnittlich begabter und nach allen bürgerlichen Leistungskriterien zu wenig Hoffnungen berechtigender Mensch eine so große, wenn auch verhängnisvolle Wirkung hatte entfalten können. Die Antwort suchten sie in einer Analyse der komplexen wechselseitigen Beziehungen zwischen der Person Hitlers und den bürokratischen Apparaten, die den totalen Staat, an dessen Spitze Hitler seit 1933 stand, in allen Lebensbereichen prägten und durchdrangen. Im Rahmen der Totalitarismusforschung wurde die Aufmerksamkeit auf den Propaganda- und Terrorapparat gelenkt. Strukturgeschichte wurde mit biographischen Ansätzen verknüpft, denn so viel lässt sich in der Moderne für jedes Gesellschafts- und Staatssystem sagen: Auf sich allein gestellt, bleibt selbst der mächtigste Politiker machtlos. Die Charakterisierung Hitlers als „schier omnipotenter charismatischer Führer“ (Wehler) haben NS-Forscher wie Karl Dietrich Bracher, Martin Broszat oder Hans Mommsen aus gutem Grund vermieden. [...]
Die Charakterisierung der Hitler-Diktatur als charismatische Herrschaft geht in die Irre, weil sie die Propagandafassade, die die NSDAP zur Legitimierung ihrer Herrschaft errichtete, für die Wirklichkeit nimmt. Die von der Propaganda be- hauptete und heute vielfältig nachgebetete unmittelbare emotionale Beziehung zwischen Führer und Volk war doch gerade darauf angelegt, die komplexe und mit gravierenden Problemen behaftete gesellschaftliche Wirklichkeit im sogenannten „Dritten Reich“ zu überblenden. Wenn der Historiker diesem Trugbild folgt, entgeht ihm – um das Mindeste zu sagen – der zentrale Aspekt des nationalsozialistischen Herrschaftssystems: die Bürokratisierung und Durchdringung aller Lebensbereiche mit Kommandostrukturen. Sie sollten sicherstellen, dass die politische Führung ihre irrwitzigen, jeder Vernunft und Humanität widersprechenden und weit über die Kraft Deutschlands hinausgehenden Ziele verfolgen konnte.
Dieser Widerspruch zwischen Anspruch und Leistung zwang die NS-Führung dazu, alle Lebensbereiche mit einem Netz von Lenkungsbehörden zu überziehen. Hitler persönlich spielte in diesem Netzwerk gewiss eine zentrale Rolle – nicht aber als Person und Charismaträger, sondern als Appellationsinstanz. Das Funktionieren eines solchen komplexen Systems ließ sich nur gewährleisten, wenn Hitlers Rolle vollständig entpersönlicht wurde. Der Führer wurde zum Prinzip.
Das „Dritte Reich“ war eine Führer-Diktatur nicht, weil „der“ Führer an ihrer Spitze stand, sondern weil auf allen Ebenen das Führerprinzip galt. Das Gesamtsystem ist daher gerade nicht von dem einen Führer her zu verstehen, sondern von der Vielzahl der Führer und Unterführer her, die an allen Knotenpunkten plaziert waren. Um sich in diesem System zurechtzufinden, benötigte schon der Zeitgenosse ein Führer-Lexikon, das wie ein Telefonbuch in ständig aktualisierter Form für jeden Lebens- und Funktionsbereich herausgegeben wurde. Die wichtigeren dieser Führer-Funktionäre waren in mehrere Hierarchien gleichzeitig eingebunden. So ließ sich, die Konzentrationslager im Rücken, der Einfluss der SS und der Partei auf allen Ebenen sicherstellen.
Das nationalsozialistische Herrschaftssystem mit seiner monolithischen Fassade war ebenso komplex wie labil. Es wäre daher völlig falsch anzunehmen, darin habe nur ein Wille, nämlich der Adolf Hitlers, gegolten und man habe diesem „entgegen gearbeitet“. Vielmehr wies diese Machtstruktur eine Tendenz auf, sich zu einem Diadochensystem zu entwickeln. Wenn man daher vom „Führerstaat“ spricht, ist dies nur gerechtfertigt, wenn man den Plural mitdenkt und den Blick auf das Führer-Prinzip richtet und nicht auf die Person des Führers an der Spitze.[...]

Ludolf Herbst, „Nicht Charisma, sondern Terror. Der Propagandafassade entsprach keine Wirklichkeit“, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 20. Juli 2011

[...] Es empfiehlt sich, Max Weber, der den Begriff der charismatischen Herrschaft vor dem Ersten Weltkrieg prägte, genauer zu konsultieren. Dort wird man lesen können, dass „Charisma“ die „außeralltägliche Eigenschaft“ einer Persönlichkeit heißen soll, die von Kräften ausgeht, die letztlich „gottgesandt“ sind. Ihretwegen wird der Charismatiker als vorbildlicher Führer bewertet. Die Faszination durch die prätendierte Mission verbindet sich mit der Faszination durch die Person. Charisma hat dabei begrifflich keine positive Konnotation. Auch ein so durchschnittlicher und verbrecherischer Mensch wie Adolf Hitler kann Charisma haben.
Der Charismatiker steht im Dienst von „transzendentalen Mächten“, im Falle Hitlers der „Vorsehung“, und hat eine „Mission“, im Falle Hitlers die Erneuerung der Weltgeltung Deutschlands. Die Parole der Kampfzeit hieß dementsprechend: „Deutschland, erwache!“ Für viele Zeitgenossen war Hitler auch ein „Erweckungserlebnis“. Die Anerkennung des Führers ist nicht nur die persönliche Verehrung, sie ist – wie Weber sagt – „Pflicht“, nämlich eine Verpflichtung auf die Ideale, die der Charismatiker zu erfüllen verspricht.
Die charismatische Beziehung ist eine zweiseitige. Derjenige, der Charisma zu haben prätendiert, muss seinen Anspruch bewähren, bei Hitler in der Kampfzeit zunächst durch Erfolge bei Großkundgebungen durch seine Rhetorik, später durch Wahlerfolge [...]. Nach der Machtergreifung bewährten sich der charismatische Anspruch einerseits über den Rückgang der Arbeitslosigkeit (wobei die Kausalität von Hitlers Maßnahmen irrelevant ist) und die außenpolitischen Erfolge, die faktisch die Außerkraftsetzung des Versailler Friedensvertrages bedeuteten.
Diese beruhen auf der von Hitler getragenen Bereitschaft zum Hazard, zum Risiko eines Krieges. Das war weder Rhetorik noch von der Bevölkerung gewollt. Zu Beginn des Krieges dienten die militärischen Siege als Bewährungsproben (wobei es wiede- rum irrelevant ist, ob sie durch Hitlers Entscheidungen erreicht wurden). Ein in diesem Sinne bewährtes Charisma ist nicht die Erfindung manipulativer Propaganda, sosehr diese auch zur Verbreitung des Glaubens an Hitlers Charisma beigetragen haben mag.
Andererseits erheben die Charismageber auch ihrerseits materielle Ansprüche, die der Charismatiker erfüllen soll. Dies erfolgte zunächst für die jungen arbeitslosen Gefolgsmänner innerhalb der wachsenden Parteiorganisation und ihrer Milizen, später durch Pfründen im Staatsapparat und im Reichsarbeitsdienst, schließlich durch die rasche Ausweitung des Militärs, finanziert durch die Verschuldung des Reichshaushaltes. Nach der Machtübernahme blieben die Löhne eingefroren. An die Stelle der Einkommenserhöhung traten symbolische Maßnahmen: Kraft durch Freude, Winterhilfswerk, Mustersiedlungen.[...]
Die charismatische Beziehung muss von der charismatischen Herrschaft unterschieden werden. Letztere wird durch eine weitgehende Entinstitutionalisierung der geltenden Ordnung realisiert. Personalisierung bedeutet immer auch Entinstitutionalisierung der Herrschaft. Wie Max Weber ausführt, kennt der Verwaltungsstab kein Beamtentum, sondern rekrutiert sich aus den „Jüngern“, die das Vertrauen des Führers haben. Es gibt keine feststehenden Behörden. Ad hoc eingesetzte führerunmittelbare Sonderstäbe handeln im direkten Auftrag des Führers. Das dadurch hervorgerufene Verwaltungschaos ist kein Argument gegen die charismatische Herrschaft, sondern gerade ihr Ergebnis: Die Handlungswillkür des Führers soll nicht durch die Zuständigkeiten anderer eingeengt werden. Hitler widersetzte sich rechtsverbindlichen Neuregelungen, etwa einem neuen nationalsozialistischen Strafgesetzbuch oder den Versuchen des Innenministers Frick, eine neue Behördenorganisation durchzusetzen.
Um ein solches Regime zu etablieren, müssen alle ihm entgegenstehenden Institutionen aufgelöst werden. Die Natio-nalsozialisten handelten entsprechend konsequent und rasch. Vier Wochen nach der Machtübernahme wurde die Notverordnung erlassen, die verfassungsmäßige Bürgerrechte aufhob, und nach weiteren drei Wochen erfolgte das Ermächtigungsgesetz, das die Gesetzgebungskompetenz des Reichstages für vier Jahre suspendierte. Schließlich wurden nach dem Tod von Hindenburg die Ämter des Reichskanzlers und des Reichspräsidenten fusioniert. Der Willkürherrschaft waren keine institutionellen Grenzen gesetzt. Es gab keine Meinungsfreiheit mehr, und die politische Opposition konnte ohne Rechtsschutz sofort kriminalisiert werden. Die charismatische Herrschaft ist mehr als eine bloß emotionale Vergemeinschaftung, sie ist eine Struktur der politischen Herrschaft.
Dabei gilt es zu beachten, dass für die Leitung und die Organisation eines komplexen Industriestaates keineswegs alles nach den Maximen eines charismatischen Herrschaftsverbandes geregelt werden kann. So unterschied schon Ernst Fraenkel zwischen der Regelverwaltung und der Maßnahmeverwaltung. Der Führer musste nicht alles selbst entscheiden, es genügte, dass nichts Wesentliches gegen seine Vetomacht entschieden werden konnte. Er delegierte an die von ihm ausgewählten Vertrauensleute, war deshalb aber kein „schwacher Diktator“. Er behielt die ihm für seine „Mission“, für Kriegsvorbereitung und „Ausmerzung“ der Juden wichtigen Entscheidungen in seiner Hand. Die charismatische Herrschaft beruht keineswegs nur auf dem Charisma des Herrschers oder auf Terror gegen die Opposition.
Der Entscheidungsprozess folgt einem militärischen Modell: hierarchisch gestufte Befehlsgebung mit Gehorsamspflicht durch einen Befehlshaber. Es gibt keine kollektive Willensbildung und Entscheidungsfindung. Schon in der NSDAP gab es keinen Parteirat oder kollegialen Vereinsvorstand. Selbst die von Hitler bestellten Gauleiter durften sich nicht versammeln und beraten. So war es dann auch im Reich: Die Kabinettssitzungen wurden eingestellt, die Willensbildung erfolgte in Einzelgesprächen zwischen Hitler und den jeweiligen Befehlshabern. Die individuellen Zugangschancen zu Hitler und die von ihm häufig nur mündlich gegebenen Einzelanweisungen bestimmten ihr Eigengewicht und das ihrer Verwaltungsstäbe. Insofern gab es auch keine institutionellen Regelungen, um Hitler abzusetzen (wie im Italien Mussolinis). Die Tötung Hitlers war der einzige und illegale Weg, Hitlers Herrschaft zu beenden.[...]
Das Hitler-Regime ist nicht einfach als charismatische Herrschaft zu charakterisieren, das durch einen bedingungslosen Glauben an das persönliche Charisma Hitlers legitimiert wurde. Große Teile der Herrschaftsausübung folgten dem Modell der bürokratischen Herrschaft und dem Legitimitätsglauben an die Gültigkeit der Gesetzmäßigkeit der Anordnungen, ohne auf einen charismatischen Glauben zu rekurrieren.
[...] Wir haben es also zu tun mit einem Mischsystem […]. Die Persönlichkeit von Adolf Hitler besaß bis zum Kriegsende die Fähigkeit, Zweifelnde und Kritiker (etwa Generäle) im Vier-Augen-Gespräch immer wieder von seinem prätendierten Charisma zu überzeugen.

M. Rainer Lepsius, „Max Weber, Charisma und Hitler“, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 24. August 2011

Ohne Zweifel trug zum „Führermythos“ auch die geschickte Propaganda bei, die die wirtschaftlichen, arbeitsmarktpolitischen und außenpolitischen Erfolge des Regimes in erster Linie Hitler zuschrieb. Die Inszenierung der Reichsparteitage stand ganz im Zeichen der Symbiose von „Bewegung“ und „Führer“. Während der Olympischen Spiele in Garmisch-Partenkirchen und Berlin 1936 präsentierte sich Deutschland als erfolgreiche, wieder erstarkte Nation mit Hitler als international respektiertem Staatsmann an der Spitze. Goebbels und sein Propagandaapparat unternahmen jede Anstrengung, den „Führerkult“ zu verstärken und Hitler als nationalen Retter, als Erlöser und Heilsbringer erscheinen zu lassen. Das religiöse Element, wie es in der liturgischen Inszenierung von Parteitagen, nächtlichen Weihen oder in den Totenehrungen zum Ausdruck kam, war offensichtlich, zumal Hitler diese Dimension zusätzlich verstärkte, indem er sich als von der „Vorsehung geschickt“, als „auserwählt“ und vom „Schicksal bestimmt“ bezeichnete.

Aber die Begeisterung, die so viele Deutsche teilten, war nicht nur ein Werk von Verführung und Propaganda. Mit Hitler verband sich nicht nur die Erwartung, dass er Deutschland aus der Krise, sondern vor allem zu neuer Größe führen werde. Das Zukunfts- und Heilsversprechen, das Hitler verhieß, gepaart mit den realen Erfolgen, die das Regime vorzuweisen hatte, bildete die Basis für die enorme Selbstmobilisierung der deutschen Gesellschaft in den Vorkriegsjahren. Selbst dort, wo Korruption und Misswirtschaft nicht zu übersehen waren, wurde dies nicht dem „Führer“ als vielmehr seinen unvollkommenen Gehilfen angelastet. „Wenn der Führer das wüsste“ geriet zu einer gängigen Selbsttäuschungsformel, mit der sogar Unrecht und Verbrechen vom Glauben an Hitler abgespalten werden konnten.

Ohne diese Bereitschaft zur Selbstmobilisierung ist der Nationalsozialismus nicht zu verstehen. Die Verheißung einer „Volksgemeinschaft“ war nicht bloß eine Propagandaformel, mit der die nach wie vor anhaltenden sozialen Ungleichheiten ideologisch kaschiert werden sollten, sondern sie bildete den Zielpunkt einer künftigen sozialen Ordnung, der sich viele aus durchaus ganz unterschiedlichen Gründen verschrieben. „Wenn ich den Gründen nachforsche, die es mir verlockend machten, in die Hitler-Jugend einzutreten“, bekannte nach dem Krieg die ehemalige BDM-Funktionärin Melitta Maschmann, 1918 geboren und seit 1933, gegen den Willen ihrer rechtskonservativen Eltern, BDM-Mitglied, „so stoße ich auch auf diesen: Ich wollte aus meinem kindlichen, engen Leben heraus und wollte mich an etwas binden, das groß und wesentlich war. Dieses Verlangen teilte ich mit unzähligen Altersgenossen.“

Das Ziel nationalsozialistischer Politik lag in der Herstellung der „Volksgemeinschaft“, einer Gesellschaftsordnung, der nur die „erbbiologisch wertvollen“ und „rassereinen“ Deutschen angehören und aus der die „Fremdvölkischen“ und „Gemeinschaftsfremden“, allen voran die Juden, ausgeschlossen werden sollten. Inklusion wie Exklusion sind daher die beiden untrennbar zusammengehörenden Seiten der nationalsozialistischen „Volksgemeinschaft“.

QuellentextSprache und Sprachlenkung im Nationalsozialismus

[...] Der NS-Staat [...] brachte als totalitäres Regime sämtliche Informationsmedien unter seine Kontrolle – mit dem Ziel der totalen propagandistischen Durchdringung der Bevölkerung, wie es Hitler schon in „Mein Kampf“ gefordert hatte. Abgesehen von den meist von NS-Funktionären verfassten Wörterbüchern, die 1933 in großer Zahl herauskamen (zum Beispiel das ‚Politisches ABC des neuen Reiches‘, ‚Das ABC des Nationalsozialismus‘ oder das ‚Taschenwörterbuch des Nationalsozialismus‘) wurden daher alle neu erscheinenden, aber auch bestehende Wörterbücher und Enzyklopädien den ideologischen Anforderungen des Dritten Reichs angepasst. [...]
Ein [...] Beispiel: Vergleicht man die Duden-Auflagen vor 1933 mit den Auflagen von 1934 und 1941, so zeigt sich eine markant zunehmende Anzahl neu aufgenommener NS-Vokabeln. In der 11. Auflage von 1934 waren es 180 (wie z. B. Arbeitsfront, Arbeitslager, aufnorden, Deutscher Gruß, Deutsches Jungvolk) und in der 12. Auflage von 1941 bereits 883. Viele neue Einträge (wie etwa Rassenschande, Vierteljude, Volljude, Volksgenosse, Volksschädling) wurden bereits in der 1. Nachkriegsauflage von 1948 wieder getilgt. Andere Wörter wie vollelterig oder deutschvölkisch verschwanden erst in der 14. Auflage von 1957, Volksfremd und auswuchern (durch Wucher ausbeuten) erst in der 15. Auflage im Jahr 1961. [...]
Zur Vereinheitlichung der Nachrichtengebung, zur inhaltlichen Kontrolle, aber auch zur Normierung der Nachrichtenformulierung in den verbliebenen Zeitungen gab es die „Anweisungen der Pressekonferenz der Reichsregierung des Dritten Reichs“. Diese wurden auf der täglich stattfindenden Pressekonferenz in Berlin von den Korrespondenten mitgeschrieben und an die Heimatredaktionen weitergegeben. Zeitungen ohne eigenen Korrespondenten erhielten das offizielle Protokoll über die Gaupropagandaämter. Goebbels persönlich überwachte das Deutsche Nachrichtenbüro (DNB), das als einzige Agentur von Bedeutung übriggeblieben war. Obwohl häufig in verbindlichem Ton formuliert, mussten die Presseanweisungen, auch die über die Einführung oder Zurückziehung von Schlagwörtern und Parolen, über den Gebrauch oder Nichtgebrauch von Ausdrücken, streng beachtet werden. Andernfalls machte sich der verantwortliche Journalist strafbar, und die betreffende Zeitung konnte wegen Landesverrats für einen Tag, eine Woche oder länger, oder auch ganz verboten werden. [...]
Wichtige Hochwertwörter der nationalsozialistischen Weltanschauung durften nicht profaniert werden: [...]
„Es wird gebeten, das Wort Propaganda nicht missbräuchlich zu verwenden. Propaganda ist im Sinne des neuen Staates gewissermaßen ein gesetzlich geschützter Begriff und soll nicht für abfällige Dinge Verwendung finden. Es gibt also keine Greuelpropaganda, keine bolschewistische Propaganda, sondern nur eine Greuelhetze, Greuelagitation, Greuelkampagne usw. Kurzum – Propaganda nur dann, wenn für uns, Hetze, wenn gegen uns.“ (28.7.1937) [...]
Für die umstrittene Bezeichnung Reichskristallnacht gibt es im Übrigen keinen zeitgenössischen schriftlichen Beleg. Sie war offenbar ein Element der inoffiziellen mündlichen Sprache. [...]
In Hitlers „Mein Kampf“ zählt Hermann Hammer allein 2294 Änderungen von der 1. Auflage 1925/27 bis zur 6. Auflage 1930/33 – weitere Änderungen folgten bis zur letzten Auflage. Die Änderungen dienten der stilistischen Glättung, kleinen sachlichen Korrekturen, aber auch der Anpassung von bestimmten Textstellen an den ideologisch definierten NS-Sprachgebrauch. [...]
Es wird erkennbar, dass die nationalsozialistische Sprachlenkung durch die Festlegung der Gebrauchsweisen von Wörtern, Schlagwörtern und Slogans auf eine einzige Bedeutung eine Einheitssprache schaffen wollte, die konkurrierenden Meinungen und Interpretationsweisen (W. Dieckmann) das Wort abschnitt, so dass Gegenmeinungen und Gegenargumente in der Öffentlichkeit nicht mehr vernehmbar waren. [...]

Cornelia Schmitz-Berning, 15.10.2010, Interner Link: http://www.bpb.de/politik/grundfragen/sprache-und-politik/42752/sprache-zur-ns-zeit

Integration der Arbeiterschaft

Eine der wichtigsten Gruppen, um deren Integration in die „Volksgemeinschaft“ sich die Regimeführung sehr bemühte, war die Arbeiterschaft, von der sie wusste, dass sie dem Nationalsozialismus zu einem großen Teil durchaus noch distanziert gegenüberstand. Bei den Betriebsratswahlen im März und April 1933 hatten die Vertreter der Freien Gewerkschaften noch fast drei Viertel der Stimmen erhalten, wohingegen die Nationalsozialistische Betriebszellenorganisation (NSBO) trotz Machtergreifung nur auf gut elf Prozent der Stimmen kam. Die Hitler-Regierung reagierte auf das für sie schlechte Ergebnis mit einer Aussetzung weiterer Wahlen und einem Gesetz Anfang April, mit dem Betriebsräte, die „in staats- und wirtschaftsfeindlichem Sinne eingestellt“ seien, abgelöst und neue „ernannt“ werden konnten.

Um nach der Zerschlagung der Gewerkschaften kein Machtvakuum in den Betrieben entstehen zu lassen und die organisierte Arbeitnehmerschaft aufzufangen, wurde gleich im Mai 1933 die Deutsche Arbeitsfront (DAF) unter Robert Ley gegründet, die die Millionen Gewerkschaftsmitglieder übernahm und zugleich das Vermögen der Gewerkschaften raubte.

Im selben Monat folgte die Einsetzung von sogenannten Treuhändern der Arbeit, die, angeblich unabhängig, tatsächlich jedoch in der Regel zugunsten der Unternehmer, die Lohn- und Arbeitsbedingungen regelten. Die Tarifautonomie war damit aufgehoben. Am 20. Januar 1934 bestätigte das Gesetz zur „Ordnung der nationalen Arbeit“ die Rolle der Treuhänder und bestimmte, dass es künftig in den Betrieben nur eine „Betriebsgemeinschaft“ mit „Führer“ und „Gefolgschaft“ geben dürfe. Statt Betriebsräten gab es nun „Vertrauensräte“, statt Mitbestimmung nur „Beratung“. Als sich dennoch 1935 bei den betrieblichen Wahlen noch Gegenstimmen abzeichneten, erhielten die Treuhänder auch das Recht, „Vertrauensmänner“ zu ernennen. Im selben Jahr wurde zudem das „Arbeitsbuch“ wieder eingeführt, das die freie Wahl des Arbeitsplatzes einschränkte und darüber hinaus die Kontrolle der Arbeitenden erlaubte.

Diese einschneidenden Regelungen, die die sozialen Konflikte in den Betrieben unterdrücken sollten, waren begleitet von zahlreichen Anstrengungen des NS-Regimes, die Arbeiterschaft zu integrieren. Ziel der DAF war, wie es in der Verordnung Hitlers vom 24. Oktober 1934 hieß, „die Bildung einer wirklichen Volks- und Leistungsgemeinschaft aller Deutschen“. Die DAF solle dafür sorgen, „dass jeder einzelne seinen Platz im wirtschaftlichen Leben der Nation in der geistigen und körperlichen Verfassung einnehmen kann, die ihn zu höchster Leistung befähigt und damit den größten Nutzen für die Volksgemeinschaft gewährleistet“.

Schon zum 1. Mai 1933 war viel von der „Ehre der Arbeit“ die Rede, DAF-Leiter Ley besuchte in den folgenden Monaten zahlreiche Betriebe und machte es sich zur Gewohnheit, demonstrativ Arbeitern an der Werkbank die Hand zu geben. Diese symbolische Geste, die zeigen sollte, dass der „Führer“ auf den „einfachen Mann“ zugeht und ihm „von Mann zu Mann“ die Hand reicht, setzte selbstredend die autoritäre Betriebsverfassung keineswegs außer Kraft, aber die Wirkungskraft solcher „handgreiflicher Anerkennung“ darf dennoch nicht unterschätzt werden.

Offiziell war der DAF eine eigenständige Arbeits- und Sozialpolitik verwehrt, und der verordnete Lohnstopp engte ihren Handlungsspielraum erheblich ein. Gerade deswegen versuchte die Organisation nicht bloß propagandistisch, sondern auch materiell auf die Arbeitsbedingungen in den Betrieben Einfluss zu nehmen. Das DAF-Amt „Schönheit der Arbeit“ kümmerte sich um die Modernisierung von Betriebskantinen, den Bau von Sportanlagen oder die Verbesserung der Hygiene in den Betrieben. Das Reichsheimstättenamt drängte die Kommunen, den sozialen Wohnungsbau voranzutreiben, und die Firmen, ihren Arbeitern billige Kredite für den Hausbau zur Verfügung zu stellen. Stammarbeiter sollten bevorzugt werden, allerdings hatten sie politisch zuverlässig und „erbgesund“ zu sein. Die DAF kümmerte sich um „deutsche Wohnkultur“, ließ Mustereinrichtungen entwerfen und Modellmöbel herstellen, die sich durch Funktionalität und Schlichtheit auszeichnen und, weil in hoher Stückzahl hergestellt, zu erschwinglichen Preisen angeboten werden sollten.
Das Amt für Volksgesundheit führte ärztliche Vorsorgeuntersuchungen in den Betrieben durch, deren Daten dann statistisch aufbereitet und rassenbiologisch ausgewertet wurden. Als bei einem beachtlichen Teil der Belegschaften ein besorgniserregender Gesundheitszustand erkennbar wurde, weitete das Regime seit 1936/37 die Zahl der Betriebsärzte erheblich aus und förderte den Betriebssport, jedoch mit keineswegs bloß sozialpolitischen Absichten, sondern vor allem, um die Wehrertüchtigung zu stärken.

Die DAF förderte die betriebliche Aus- und Weiterbildung und veranstaltete seit 1934 alljährliche „Reichsberufswettkämpfe“, an denen Millionen, zumeist jugendliche Arbeitnehmer teilnahmen. Das Motto lautete: „Freie Bahn dem Tüchtigen!“ und verhieß damit, unabhängig von sozialer Herkunft allein durch persönliche Leistung vorankommen zu können. Mit der „Goldenen Flagge“ wurden alljährlich im „Leistungskampf der deutschen Betriebe“ nationalsozialistische Musterfirmen ausgezeichnet, die eben den betriebs- und sozialpolitischen DAF-Kriterien in besonderer Weise entsprachen. Die Teilnahme war freiwillig, und doch hatten sich zum Beispiel 1939/40 nicht weniger als 273000 Betriebe gemeldet.

Das bekannteste und zweifellos populärste Amt der DAF war „Kraft durch Freude“ (KdF). Im November 1933 nach italienischem, faschistischem Vorbild gegründet, widmete es sich der Freizeitorganisation der Arbeitnehmer, veranstaltete Kulturabende und insbesondere Reisen. Bereits 1935 nahmen über 5,7 Millionen Personen an Kurzfahrten innerhalb Deutschlands teil, über 120000 Menschen kamen im selben Jahr in den Genuss einer Schiffsfahrt mit einem der zehn KdF-Dampfer. Am begehrtesten waren selbstverständlich die Auslandsreisen. 1938 fuhren bereits rund 140000 Deutsche nach Italien, andere reisten nach Norwegen, Griechenland, sogar nach Madeira und auf die Kanarischen Inseln. Dabei ist zusätzlich in Rechnung zu stellen, dass es für Arbeiter erst unter dem NS-Regime einen nennenswerten Urlaub, allerdings differenziert nach Branchen, Lebensalter und der alleinigen Entscheidung der „Betriebsführer“, von sechs bis zwölf Tagen gab.

Für die NS-Führung stand die Wehrhaftigkeit im Vordergrund, wie es Hitler bei der Gründung der Organisation unmissverständlich ausdrückte: „Ich will, dass dem deutschen Volk ein ausreichender Urlaub gewährt wird. Ich wünsche dies, weil ich ein nervenstarkes Volk will, denn nur mit einem Volk, das seine Nerven behält, kann man wahrhaft große Politik machen.“ In der alltäglichen Praxis jedoch bedeutete KdF vielmehr die Erfahrung von Freizeit und Konsum. Millionen Deutsche erlebten reale und nicht nur propagandistische Verbesserungen der Lebens- und Arbeitsbedingungen. Der Historiker Hans-Ulrich Wehler hat in seiner Gesellschaftsgeschichte Deutschlands unterstrichen, dass mit der Verheißung einer „Volksgemeinschaft“ ein „Modernitätsappeal“ und ein Mobilisierungsschub verbunden waren, die entscheidend, insbesondere bei den jüngeren Generationen, zur Legitimation des Regimes beitrugen. Das Versprechen, dass jeder Einzelne nach seiner Leistung, nicht nach seiner Herkunft zähle, hat die Klassenschranken in Deutschland keineswegs eingerissen, aber durchaus zu mehr Aufstiegsmobilität und Leistungsbereitschaft geführt.

Rüstungskonjunktur

Vor allem konnte das Regime in den ersten Jahren den rapiden Abbau der Arbeitslosigkeit für sich verbuchen. Zwar hatte die Weltkonjunktur schon 1932 die Talsohle durchschritten, und ein neuer Konjunkturaufschwung war in Sicht. Aber Hitler wusste sehr genau, dass an der Fähigkeit, die katastrophal hohe Zahl von fünf Millionen Arbeitslosen (September 1932) zu verringern, der Erfolg seiner Regierung gemessen werden würde. So drängte er im Kabinett auf rasche, staatlich finanzierte Arbeitsprogramme, die zum größten Teil bereits von der Regierung Schleicher auf den Weg gebracht worden waren, wie den Auftrag zum Bau einer Reichsautobahn unter Leitung des Straßenbauingenieurs Fritz Todt. Nachdem Hitler selbst am 23. September mit großem Propagandaaufwand den ersten Spatenstich gesetzt hatte, begann der Bau im Frühjahr 1934 mit 15000 Arbeitern. Die Höchstzahl wurde 1936 mit 125000 Beschäftigten erreicht, als die Arbeitslosigkeit bereits deutlich zurückgegangen war. Volkswirtschaftlich betrachtet ging vom Autobahnbau kein nachhaltiger beschäftigungspolitischer Impuls aus, aber mit ihrem Nimbus aus Dynamik, kühner Planung und Modernität verschafften die Autobahnen dem Regime einen öffentlichen Erfolg.

Zu den staatlichen Arbeitsprogrammen der ersten Jahre gehörte auch der Wohnungsbau, dessen Investitionen sich innerhalb eines Jahres verdreifachten. Bis Ende 1934 nahmen die staatlichen Mittel für Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen eine Höhe von über fünf Milliarden Reichsmark an, bis 1935 stiegen sie auf 6,2 Milliarden. Tatsächlich sank die Zahl der Arbeitslosen bereits ein Jahr nach der Machtergreifung auf 2,7 Millionen, lag 1936 bei nur noch 1,6 Millionen und blieb 1937 unter einer Million.

Mittlerweile schufen vor allem die vom Staat mit etlichen Milliarden massiv geförderten Rüstungsinvestitionen neue Arbeitsplätze. So erlebte die Flugzeugproduktion einen beispiellosen Aufschwung von knapp 4000 Beschäftigten im Januar 1933 auf 54000 zwei Jahre später und annähernd 240000 Beschäftigte im Frühjahr 1938. Nicht zuletzt senkten auch die Allgemeine Wehrpflicht im März 1935 und die Einführung eines sechsmonatigen Reichsarbeitsdienstes (RAD), den alle Männer zwischen dem 18. und 25. Lebensjahr vor ihrem Wehrdienst absolvieren mussten, die Arbeitslosenzahlen. In den Berichten, die sozialdemokratische Vertrauensleute heimlich an den Exilvorstand der SPD in Prag schickten, hieß es 1936 resigniert, „große Teile der Arbeiterschaft“ hätten mittlerweile „Freiheit“ gegen „Sicherheit“ am Arbeitsplatz eingetauscht.

Bezeichnenderweise hielt das NS-Regime trotz Vollbeschäftigung den Beitragssatz zur Arbeitslosenversicherung weiterhin bei 6,5 Prozent des Lohnes und steckte diese zusätzlich eingenommenen Milliarden in die Rüstungsproduktion. Das Gesamtvermögen der Sozialversicherungen verdoppelte sich von 4,6 Milliarden Reichsmark 1932 auf 10,5 Milliarden 1939, wobei diese Gelder gleichfalls nicht als Leistungsverbesserungen den Arbeitnehmern zugute kamen, sondern dem Reichshaushalt als Darlehen zur Finanzierung der Rüstungsausgaben dienten.

Die Rüstung war der Hauptgrund für den Abbau der Arbeitslosigkeit. Bis 1939 gab der NS-Staat dafür 62 Milliarden aus, was einem Anteil am Bruttosozialprodukt von 23 Prozent entsprach. 1933 hatte der Anteil noch bei 1,5 Prozent gelegen. Von Anfang an forcierte die neue Regierung die Aufrüstung. 35 Milliarden Reichsmark sollten in den kommenden acht Jahren für die Rüstungsausgaben zur Verfügung gestellt werden – eine immense Summe, wenn man bedenkt, dass das gesamte Volkseinkommen des Deutschen Reiches 1933 ungefähr 43 Milliarden Reichsmark betrug. Dieses Geld wurde weniger durch Steuern oder sonstige Einnahmen, sondern größtenteils durch staatliche Schuldenaufnahme beschafft. Zeitgleich mit dem Aufrüstungsprogramm fiel die Entscheidung im Juni 1933, die ausländischen Schuldenzahlungen vorerst einzustellen. Dieses einseitig verkündete Schuldenmoratorium brachte das Deutsche Reich auf den internationalen Finanzmärkten in Misskredit und zeigte zugleich an, dass die neue deutsche Regierung sich nicht mehr an völkerrechtliche Verträge gebunden fühlte. Stattdessen setzte die NS-Führung auf eine Politik der Autarkie, obwohl das Reich weiterhin auf Importe von Rohstoffen und Lebensmitteln angewiesen war und dringend Devisen auch für die Rüstungsproduktion brauchte. Mit Finanztricks suchte insbesondere Reichsbankchef Hjalmar Schacht Geld zu beschaffen, stieß aber immer wieder an die Grenzen der Kapitalmärkte. Letztlich kalkulierte, wie der britische Wirtschaftshistoriker Adam Tooze geschildert hat, die NS-Führung mit dem beabsichtigten Krieg, um dann mittels der Ausplünderung des eroberten Europas die zerrütteten deutschen Staatsfinanzen wieder zu sanieren.

Quellentext„Wirtschaftswunder?“

Wenige Erfolge haben den Nimbus Hitlers als eines heilbringenden Erlösers, welcher der Misere von mehr als acht Millionen Arbeitslosen ein Ende bereitete, so gesteigert, seine Regierung so mit der Gloriole einer beispiellosen Leistung umgeben, wie [der] „Sieg“ in der „Arbeitsschlacht“. Noch Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg konzedierten zahlreiche Deutsche bereitwillig das Unheil, das Hitlers Krieg gebracht hatte, bestanden aber weiter darauf: „Er hat doch die Leute von der Straße gebracht.“ Wie konnte das gelingen?
Mehrere Faktoren sorgten so lange für eine anhaltende Belebung des Arbeitsmarktes, bis er buchstäblich leergefegt war.
1. Die konjunkturpolitischen Maßnahmen der Regierung demonstrierten ihre Handlungsbereitschaft. Außerdem gewann sie zusehends an Stabilität. Beides wußten viele Unternehmer zu schätzen, wenn sie über Neueinstellungen entschieden, [...].
2. Tatsächlich hatte die Depression in Europa 1932 ihren absoluten Tiefpunkt erreicht, und erste Signale der zyklischen Erholung wurden auch von der deutschen Industriewirtschaft 1933, verstärkt seit 1934 aufgenommen. Ein sachte einsetzender wirtschafts- immanenter Aufschwung begann daher, ungeachtet der Staatskonjunktur, belebende Impulse auszusenden.
3. Für die Beschäftigungspolitik der Unternehmen war die Tatsache von grundlegender Bedeutung, daß sie mit keinem Lohnanstieg, keiner gewerkschaftlichen Tarifforderung mehr zu rechnen hatten. Nicht nur herrschte ein faktischer Lohnstopp, sondern die Basisgröße der Lohnquote schrumpfte sogar, wie es die Arbeitgeber seit Jahren gefordert hatten, von 1932 = 68 auf 1938 = 55 Prozent. Schon dieser genau vermerkte Umstand wirkte investitions- und beschäftigungsfördernd, zumal gleichzeitig die Unternehmensprofite bis 1939 jährlich um 36,5 Prozent kräftig anstiegen.
4. Der zügige Aufbau großer Bürokratien durch die NSDAP, die DAF (im Nu kam sie auf 45000 Mitarbeiter), den RAD, zahlreiche Ämter und Stäbe, nicht zuletzt durch die expandierende Wehrmachtsverwaltung entlastete spürbar den Arbeitsmarkt insbesondere von Angestellten und Akademikern. Auch die Wehr- und die Arbeitsdienstpflicht nahmen seit 1935 Hunderttausende aus dem Arbeitsmarkt.
5. Seit 1934/35 ging eine steigende Nachfrage nach Arbeitskräften von der Rüstungswirtschaft aus, da enorme Summen in sie hineingepumpt wurden. [... ] In gewisser Hinsicht war daher die Vollbeschäftigung zum guten Teil eine „Sekundärfolge von Hitlers Entschluß, Deutschland kriegsfähig zu machen“.
6. Dennoch ist es fraglich, ob diese objektivierbare Konstellation sich so schnell und so durchschlagend ausgewirkt hätte, wenn nicht Hitler selber im Verein mit dem Goebbelsschen Propagandaapparat die Rhetorik der „Arbeitsschlacht“, die es so schnell wie nur irgend möglich zu gewinnen gelte, die populistische Beschwörung des nationalen Aufschwungs unentwegt in Gang gehalten hätte. Der modernen Konjunkturpolitik ist längst bewußt, welche bedeutende Rolle die Psychologie der Krisenbekämpfung und die Semantik der Steuerungskompetenz spielt; [...].
[Doch] nirgendwo sonst wurden Hochkonjunktur und Vollbeschäftigung mit so horrenden Kosten erkauft: mit der Fehlleitung gewaltiger Ressourcen in die Aufrüstung, mit der Vorbereitung eines totalen Krieges, mit der zweiten vollständigen Zerrüttung der Landeswährung. Die Quittung für das fabelhafte „Wunder“ wurde den Deutschen zwischen 1939 und 1948 ohne jede Chance des Entrinnens präsentiert. Insofern handelte es sich um ein äußerst kurzlebiges „Wirtschaftswunder“ mit extrem desaströsen Folgen. [...]

Hans-Ulrich Wehler, Deutsche Gesellschaftsgeschichte 1914-1949, C. H. Beck, München 2003, S. 644 ff.

Konsumgesellschaft

Für die Arbeiter blieb zwar der vom Regime verordnete Lohnstopp in Kraft. Aber zahlreiche Betriebe gingen aufgrund der guten Konjunktur und des bald spürbar werdenden Facharbeitermangels dazu über, höhere Akkordlöhne oder besondere Zulagen zu zahlen. So erreichten die Nettolöhne 1937, zumindest in den rüstungsrelevanten Wirtschaftsbereichen, wieder das Niveau von 1929, obwohl auch die Preise stiegen und neben den Steuern und Sozialversicherungsabgaben zusätzlich die Beiträge zur DAF vom Lohn automatisch eingezogen wurden. Die sich öffnende Schere zwischen den Tariflöhnen und den ungleich höheren Effektivlöhnen führte zu einer Lohndifferenzierung nach Leistungskriterien, die die bisherige Ordnung gesellschaftlicher Lohnpolitik, die zwischen Gewerkschaften und Arbeitgeberorganisationen als sozialen Vertretungsorganen in Flächentarifverträgen ausgehandelt worden war, ablöste.

Im internationalen Vergleich des Pro-Kopf-Volkseinkommens lag Deutschland in den 1930er-Jahren jedoch weiterhin um die Hälfte zurück gegenüber den USA, auch weit hinter Großbritannien und noch hinter den Niederlanden, Frankreich und Dänemark. Während in den USA die Verbindung von Serienproduktion durch Standardisierung und Fließbandmontage einerseits und hohen Löhnen andererseits einen rasch wachsenden Binnenmarkt selbst für teure Massenkonsumgüter wie Automobile schuf, stagnierte die Konsumgüterproduktion in Deutschland durch die ausschließliche Konzentration auf die Rüstung.

Zwar versuchte das Regime durch staatlich subventionierte „Volks“-Produkte Massengüter herzustellen, aber nur der Volksempfänger, der im Sommer 1933 in Serienproduktion ging und mit einem Ratenvertrag erworben werden konnte, wurde ein Erfolgsprodukt. Besaß 1933 ein Viertel aller deutschen Haushalte ein Radio, so waren es 1938 schon etwas über 50 Prozent. Verglichen mit 68 Prozent in England und 84 Prozent in den USA war aber auch das kein Spitzenwert.

Nicht zuletzt stieß das Projekt eines KdF-Wagens – Robert Ley 1938: „In 10 Jahren jedem schaffenden Deutschen einen Volkswagen!“ – auf große Zustimmung. 336000 Menschen leisteten wöchentliche Vorauszahlungen, um ihr eigenes Auto zu bekommen. Da der politisch festgelegte Preis von 1000 RM weit unter den Produktionskosten lag, fand sich kein Unternehmen bereit, den Volkswagen zu bauen. Stattdessen übernahm die DAF aus geraubten Gewerkschaftsvermögen die Finanzierung und beauftragte Ferdinand Porsche mit der Entwicklung und dem Bau des KdF-Wagens. Von den Einzahlungen der künftigen VW-Besitzer zog die DAF einen Gewinn von rund 275 Millionen RM; die Sparer selbst verloren ihr Vermögen, denn entgegen den Versprechungen des Regimes zur Massenmotorisierung wurde von dem propagandistisch angekündigten Volkswagen in der NS-Zeit kein einziger ausgeliefert. Vielmehr lieferte Porsche Militärfahrzeuge für die Wehrmacht. Selbst wer ein privates Auto eines anderen Herstellers besaß, wurde vom NS-Regime benachteiligt, denn der Benzinpreis lag in Deutschland Ende der 1930er-Jahre aufgrund hoher Besteuerung mit 39 Pfennig pro Liter doppelt so hoch wie beispielsweise in den USA. Benzin war im NS-Regime Treibstoff für das Militär, nicht für Privatfahrer.

Gewinner und Verlierer

Der Aufschwung galt nicht für alle Branchen und Regionen gleichermaßen, wie der Historiker Frank Bajohr 2009 hervorgehoben hat. Der Rüstungsboom führte zu zahlreichen Ungleichheiten. Zu den großen regionalen Gewinnern gehörte Mitteldeutschland, wo ein neues industrielles Zentrum neben dem Ruhrgebiet entstand. In Städten wie Magdeburg, Halle, Dessau, Halberstadt und Bitterfeld verdoppelte sich binnen weniger Jahre die Zahl der Beschäftigten. Eine Stadt wie Rostock mit Werften und dem Flugzeugwerk Heinkel steigerte ihre Einwohnerzahl innerhalb von nur sechs Jahren, von 1933 bis 1939, um ein Drittel von 90000 auf 120000 und stieg damit in die Liga deutscher Großstädte auf.

Die Flugzeugindustrie lockte mit hohen Lohnzuschlägen, modernsten Produktionsanlagen, beachtlichen betrieblichen Leistungen, neu gebauten Wohnungen und einem hohen Sozialprestige als „Hightech“-Industrie. Die Flugzeugbauer seien sehr von sich eingenommen, urteilte 1935 ein sozialdemokratischer Vertrauensmann, sodass sie für die politische Arbeit, sprich gewerkschaftliche Klassenorganisation, nicht mehr zu gebrauchen seien. Für das Gesellschaftsbild der traditionellen Arbeiterbewegung wären diese überwiegend jungen Arbeiter mit ihrer starken individuellen Aufstiegsorientierung nicht mehr anzusprechen gewesen, während sie sich den Integrationsangeboten des NS-Regimes vorbehaltlos öffneten. Die Flugzeugbauer, so äußerte sich 1934 ein Sozialdemokrat über die Belegschaft der Heinkel-Werke, hätten nur ein einziges Interesse: ihre Arbeit zu erhalten und hohen Lohn zu beziehen. Politisch seien sie „absolut uninteressiert und indifferent“, „völlig passiv“ und kämen für die politische Arbeit, d. h. für die Arbeiterbewegung, „gar nicht in Frage“.

Zu den Verlierern zählte die Landwirtschaft. Noch im Februar 1933 verbot die Hitler-Regierung Zwangsversteigerungen bäuerlicher Betriebe und unterband damit in populistischer Weise eine privatwirtschaftlich legale Maßnahme, die in den Jahren zuvor immer wieder für helle Empörung und sogar gewalttätigen Widerstand in der Bauernschaft gesorgt hatte. Mit dem Reichserbhofgesetz vom September 1933 erhielten rund eine Million Bauernhöfe, die rund 37 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche bewirtschafteten, einen neuen Status: Sie wurden unteilbar, unverkäuflich und allein an den erstgeborenen Sohn vererbbar. Nur diese, durch „Rasse“, „Ehrbarkeit“ und Wirtschaftsführung ausgewiesenen Besitzer durften sich Bauern nennen, alle anderen hießen Landwirte. Doch wurde mit dem Erbhofgesetz das seit Jahrzehnten anstehende Problem einer Bodenreform, um die Diskrepanz zwischen den wenigen Gutshöfen, die über ein Viertel des Ackerlandes verfügten, und der großen Zahl kleiner Bauernhöfe, die weniger als ein Fünftel der Ackerfläche bewirtschafteten, zu schließen, keineswegs gelöst.

Zusätzlich wurde mit dem „Reichsnährstand“ unter Landwirtschaftsminister Darré eine staatlich gelenkte Landwirtschaftsorganisation geschaffen, die Erzeuger wie Verteiler einschloss, die Preise festsetzte und damit den freien Agrarmarkt aufhob. Damit wollte die NS-Führung die Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln sichern. Doch wurde trotz aller „Erzeugungsschlachten“, die zwar zu beachtlichen Produktionssteigerungen führten, weder die Autarkie in der Lebensmittelversorgung erreicht – nach wie vor blieb Deutschland auf Importe, insbesondere bei Futtermitteln und Fetten, angewiesen – noch konnte bei aller nationalsozialistischer „Blut und Boden“-Rhetorik, dass das Bauerntum die Grundlage der „Volksgemeinschaft“ bilde, der moderne Trend zur Landflucht aufgehalten werden.

Jungen Leuten boten sich in der Industrie, die dringend Arbeitskräfte benötigte, die weitaus besseren Arbeitsbedingungen. Im November 1938 musste Darré öffentlich eingestehen, dass der Landwirtschaft seit 1933 rund 500000 Arbeitsplätze verloren gegangen waren, was einem Rückgang von 20 Prozent entsprach. Konsequent wurden Zehntausende von Jugendlichen zum „Ernteeinsatz“, die Mädchen anstelle des Wehrdienstes zum landwirtschaftlichen „Pflichtjahr“ abkommandiert, während sich zur selben Zeit die Bevölkerungszahlen in den neuen Industriestandorten in Mitteldeutschland verdoppelten.

Auch für den Mittelstand erfüllten sich nicht die Erwartungen, die er in den Nationalsozialismus gesetzt hatte. Die vor 1933 heftigst bekämpften Kaufhäuser wurden nicht geschlossen, sondern bloß höher besteuert. Vielmehr mussten sogar viele kleine Geschäfte schließen, weil ihnen die Arbeitskräfte fehlten oder sie nicht mehr konkurrenzfähig waren. Nur die großen Handelsunternehmen konnten mit der wirtschaftlichen Entwicklung Schritt halten. Zwar konnten auch 1937/38 viele kleine und mittlere Unternehmen von den Enteignungen der jüdischen Betriebe, der „Arisierung“, profitieren, aber nur ein kleiner Teil der jüdischen Vermögen geriet in private Hände. Es war insbesondere der nationalsozialistische Staat, der durch Liquidierungen, Abgabenpolitik und drastische Besteuerung den Hauptanteil einstrich, um die Rüstungspolitik zu finanzieren.

Frauen

Nationalsozialistische Frauenpolitik hieß zuerst Familien- und Geburtenpolitik. Die „erbgesunde“ und rassenbiologisch „artgerechte“ Ehe und Familie stand als „Keimzelle der Volksgemeinschaft“ unter besonderem Schutz des NS-Staates. Allerdings wurde aus eben denselben erb- und rassenbiologischen Gründen auch die Ehetrennung gefördert. Der „Schutz der Familie“ bedeutete daher keineswegs die Achtung der privaten Sphäre oder ein moralisches Bekenntnis, sondern unterlag einem strikt rassistischen Zweckmäßigkeitsdenken. 1936 wurde erstmals ein Kindergeld von zehn Reichsmark pro Monat ab dem fünften Kind unter 16 Jahren für Familien eingeführt, deren Monatseinkommen 185 Reichsmark nicht überstieg. Diese Einschränkungen wurden im Laufe der nächsten Jahre mehr und mehr zurückgenommen, bis im Dezember 1940 alle Familien ein Kindergeld ab dem dritten Kind erhielten.

Zinsfreie Ehestandsdarlehen bis zu 1000 Reichsmark wurden an jung verheiratete Paare als Zuschuss für den Kauf der Haushaltseinrichtung gezahlt, wobei dieses Darlehen „abgekindert“ werden konnte, d. h. mit jedem Kind wurde die Rückzahlung um ein Viertel gekürzt. Bereits 1933 hatten 200000 junge Paare ein Ehestandsdarlehen in Anspruch genommen, 1935 waren es 370000 Darlehen. Den modernen Trend zur Kleinfamilie mit maximal zwei Kindern haben auch die geburtenorientierten Förderungsmaßnahmen des NS-Regimes indes nicht aufhalten können. Da mit den Darlehen zunächst die Auflage verbunden war, dass die Ehefrau zu Hause blieb, stellte diese Maßnahme nicht allein ein familien-, sondern gleichfalls ein arbeitsmarktpolitisches Instrument im nationalsozialistischen Sinn dar. Zudem war die Gewährung der Darlehen von einem erbgesundheitlichen Gutachten des jungen Paares abhängig. Behinderte oder „nicht-arische“ Ehepaare hatten keine Chance, in den Genuss eines solchen Ehestandsdarlehens zu kommen.

Das Hilfswerk „Mutter und Kind“ der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV), die mit 16 Millionen Mitgliedern (1942) nach der DAF die größte nationalsozialistische Massenorganisation war, kümmerte sich ganz im Zeichen einer völkischen Geburtenpolitik um die Mütter, wobei auch die ledigen Mütter betreut wurden, denn „rassisch und erbbiologisch hochwertiger“ Nachwuchs durfte in rassistischer Perspektive dem Volk in keinem Fall verloren gehen. Neben Verschickung von Müttern in Erholungsstätten baute das Hilfswerk Kindertagesstätten, bis 1941 annähernd 15000, über deren Größe und Qualität jedoch die Statistik nichts aussagt. Später, vor allem während des Krieges, wurde die sogenannte Kinderlandverschickung eine zentrale Einrichtung des Hilfswerkes.

Entgegen aller offiziellen Rhetorik hat auch die Zahl der erwerbstätigen Frauen im NS-Regime keineswegs abgenommen. 1933 gab es 11,6 Millionen, 1939 14,6 Millionen Frauen, die erwerbstätig waren. Das bedeutete, dass 52 Prozent aller Frauen zwischen 15 und 60 Jahren in Deutschland einer Lohn- bzw. Gehaltsarbeit nachgingen, wobei die meisten Frauen nach wie vor in der Land- und Hauswirtschaft beschäftigt waren, erst danach im Dienstleistungssektor und die wenigsten in der Industrie. Erwartungsgemäß lag die Erwerbsquote bei ledigen Frauen mit 88 Prozent sehr viel höher als bei den verheirateten Frauen mit nur etwa einem Drittel. Noch 1943, als der Arbeitskräftemangel sehr dringlich war, sprach sich Hitler aus ideologischen Gründen gegen eine verstärkte Einbeziehung von Frauen in die Rüstungsproduktion aus und verweigerte sich auch der Forderung, die Löhne der Frauen denen der Männer gleichzustellen. Dennoch setzten Frauen in einigen Bereichen, wo sie unentbehrlich geworden waren, wie zum Beispiel als Schaffnerinnen in den Verkehrsbetrieben, durch, dass sie in gleicher Höhe wie ihre männlichen Vorgänger bezahlt wurden. Aufgrund des deutlichen Ärztemangels fielen in den Kriegsjahren auch die Beschränkungen des Medizinstudiums für Frauen, so dass sich der Anteil der Ärztinnen an der Ärzteschaft insgesamt, der 1933 bloß 6,5 Prozent betragen hatte, bis 1944 mehr als verdoppelte.

Ohne Zweifel blieb das NS-Regime eine strikt patriarchalische Ordnung, die den Frauen eine ideologisch gleichwertige, aber keine gleichrangige Position zubilligte, sondern innerhalb der „Volksgemeinschaft“ eine funktionale Rolle zumaß. Doch reduzierte sich diese Funktion keineswegs auf die gehorsame Erfüllung von Mütterlichkeit und der Rolle als Ehefrau. Innerhalb der „volksgemeinschaftlichen“ Ordnung eröffneten sich nicht-jüdischen Frauen durchaus Handlungsoptionen und Aufstiegschancen, wie zum Beispiel in den zahlreichen NS-Organisationen, insbesondere im Bund Deutscher Mädel (BDM), der Nationalsozialistischen Frauenschaft oder der NSV. Die steigende Zahl derjenigen Frauen, die in den zahlreichen NS-Verbänden verantwortungsvolle Aufgaben übernahmen, hat auch Eigenständigkeit gefördert. Damit hatten diese Frauen auch aktiven Anteil an rassistischer und antisemitischer Politik, wie jene, vor allem junge Frauen, die in den besetzten Ostgebieten als engagierte Angehörige der Besatzungsverwaltung zu selbstständig handelnden Täterinnen wurden. Jüdische Frauen wurden indes ebenso verfolgt wie jüdische Männer; das KZ Ravensbrück war eigens für Frauen eingerichtet worden. Und ebenso teilten ausländische Zwangsarbeiterinnen das Schicksal von Ausbeutung und Verfolgung wie die Männer. Nicht zuletzt gab es gleichermaßen Frauen im Widerstand, Sophie Scholl ist dafür das hierzulande bekannteste Beispiel. Frauen lassen sich also weder pauschal als Opfer noch als Täterinnen kategorisieren, sondern waren sowohl Täterinnen als auch Opfer, Mitläuferinnen und Zuschauerinnen.

QuellentextDas NS-Frauenbild

Zwischen den ideologischen Ansprüchen an die Frauen und deren Lebensrealitäten klaffte ein breiter Spalt.

Der Führer an die deutschen Frauen

Das Wort von der Frauen-Emanzipation ist ein nur vom jüdischen Intellekt erfundenes Wort, und der Inhalt ist von demselben Geist geprägt. Die deutsche Frau brauchte sich in den wirklich guten Zeiten des deutschen Lebens nie zu emanzipieren. Sie hat genau das besessen, was die Natur ihr zwangsläufig als Gut zur Verwaltung und Bewahrung gegeben hat [...]. Wenn man sagt, die Welt des Mannes ist der Staat, die Welt des Mannes ist sein Ringen, die Einsatzbereitschaft für die Gemeinschaft, so könnte man vielleicht sagen, daß die Welt der Frau eine kleinere sei. Denn ihre Welt ist ihr Mann, ihre Familie, ihre Kinder und ihr Haus. [...] Die Vorsehung hat der Frau die Sorgen um diese ihre eigenste Welt zugewiesen, aus der sich dann erst die Welt des Mannes bilden und aufbauen kann. [...] Wir empfinden es nicht als richtig, wenn das Weib in die Welt des Mannes [...] eindringt, sondern wir empfinden es als natürlich, wenn diese beiden Welten geschieden bleiben. In die eine gehört die Kraft des Gemütes, die Kraft der Seele! Zur anderen gehört die Kraft des Sehens, die Kraft der Härte, der Entschlüsse und die Einsatzwilligkeit. [...] Was der Mann an Opfern bringt im Ringen seines Volkes, bringt die Frau an Opfern im Ringen um die Erhaltung dieses Volkes in den einzelnen Zellen. Was der Mann einsetzt an Heldenmut auf dem Schlachtfeld, setzt die Frau ein in ewig geduldiger Hingabe, in ewig geduldigem Leiden und Ertragen. Jedes Kind, das sie zur Welt bringt, ist eine Schlacht, die sie besteht für Sein oder Nichtsein ihres Volkes. Reden an die deutsche Frau 1934, S. 3f.

Zehn Gebote für die Gattenwahl

  • Gedenke, daß Du ein Deutscher bist. [...]

  • Du sollst, wenn Du erbgesund bist, nicht ehelos bleiben. [...]

  • Halte Deinen Körper rein! [...]

  • Du sollst Geist und Seele rein erhalten. [...]

  • Wähle als Deutscher nur einen Gatten gleichen oder nordischen Blutes. [...]

  • Bei der Wahl Deines Gatten frage nach seinen Vorfahren. [...]

  • Gesundheit ist Voraussetzung auch für äußere Schönheit. [...]

  • Heirate nur aus Liebe. [...]

  • Suche Dir keinen Gespielen, sondern einen Gefährten für die Ehe. [...]

  • Du sollst Dir möglichst viele Kinder wünschen. [...]

Oskar Lukas, Das deutsche Frauenbuch. Ein Buch für Werktag und Feierabend, Karlsbad-Drakowitz und Leipzig 1941, S. 189-191;
beides in: Martin Klaus, Mädchen in der Hitlerjugend, Pahl-Rugenstein-Verlag, Köln 1980, S. 168 f. und S. 177 ff.

Jugend

Der „Jugend“ galt ein besonderes Augenmerk des Regimes, sollte doch mit der Erziehung und Ausbildung der jungen Generation der Grundstein für die rassistische „Volksgemeinschaft“ der Zukunft gelegt werden. Die Hitlerjugend (HJ), die seit der Machtergreifung alle übrigen Jugendverbände, bis auf die katholischen, entweder zerschlagen oder angegliedert hatte, wurde 1936 zur Staatsjugend erklärt und organisierte nunmehr alle Jugendlichen – 1939 waren es 8,7 Millionen – im Deutschen Reich: Von zehn bis 14 Jahren gehörten sie als „Pimpfe“ dem Jungvolk bzw. als „Jungmädel“ dem Jungmädelbund an, von 14 bis 18 Jahren als „Hitlerjungen“ der HJ bzw. als „Mädel“ dem Bund deutscher Mädel (BDM). Selbstverständlich galten für die Hitlerjugend die rassistischen Vorgaben des Regimes; jüdischen Jugendlichen war, selbst wenn sie es gewollt hätten, die Mitgliedschaft in der HJ verwehrt, was wiederum nichts anderes hieß, als dass sie öffentlich nicht zur „deutschen Jugend“ gezählt wurden.

Trotz oder vielleicht gerade wegen der Pflichtmitgliedschaft gelang der HJ die Erfassung aller Jugendlichen nicht hundertprozentig. Die katholischen Jugendverbände versuchten ihre im Konkordat zugebilligte Unabhängigkeit zu bewahren; Eltern bemühten sich, ihre Kinder von der Mitgliedschaft freizustellen; und etliche Jugendliche selbst verweigerten sich dem Zwang oder entzogen sich, indem sie gar nicht oder möglichst wenig zu den HJ-Treffen kamen. Im Krieg bildeten sich später sogar eigene Jugendbanden, die die HJ attackierten. Auf der anderen Seite eröffnete die HJ Jugendlichen neue Handlungsmöglichkeiten. Unter dem Motto „Jugend führt Jugend“ bot sich Jugendlichen die Gelegenheit, Leitungsfunktionen zu übernehmen. Auch der BDM offerierte den jungen Mädchen Unabhängigkeit vom Elternhaus und Selbstständigkeit.

Die legendären Zeltlager, die in der Nachkriegserinnerung an die HJ einen so prominenten Raum einnahmen, dienten der Vorbereitung auf den Wehrdienst ebenso wie der Erziehung zur „Volksgemeinschaft“. Hier waren keineswegs alle gleich, aber jeder besaß seine Aufgabe und Verantwortung, die ihm – so der ideologische Anspruch – unabhängig von Herkunft, Stand oder Vermögen der Eltern zugeteilt wurden. Melitta Maschmann schilderte ihr Arbeitsdienstlager 1937 in Ostpreußen folgendermaßen: „Unsere Lagergemeinschaft war ein verkleinertes Modell dessen, was ich mir unter Volksgemeinschaft vorstellte. Sie war ein vollkommen gelungenes Modell. Niemals vorher oder nachher habe ich eine so gute Gemeinschaft erlebt, auch dort nicht, wo die Zusammensetzung in jeder Beziehung homogener war. Unter uns gab es Bauernmädchen, Studentinnen, Arbeiterinnen, Verkäuferinnen, Friseusen, Schülerinnen, Büroangestellte usw. Geführt wurde das Lager von einer ostpreußischen Bauerntochter, die nie über ihre engere Heimat hinausgekommen war. [...] Dass ich dieses Modell einer Volksgemeinschaft damals mit so intensivem Glücksgefühl erlebt habe, hat einen Optimismus in mir entstehen lassen, an den ich mich bis 1945 eigensinnig klammerte.“

QuellentextJugend

„Diese Jugend lernt ja nichts anderes als deutsch denken, deutsch handeln, und wenn diese Knaben mit zehn Jahren in unsere Organisation hineinkommen und dort oft zum erstenmal überhaupt eine frische Luft bekommen und fühlen, dann kommen sie vier Jahre später vom Jungvolk in die Hitler-Jugend, und dort behalten wir sie wieder vier Jahre. Und dann geben wir sie erst recht nicht zurück in die Hände unserer alten Klassen- und Standeserzeuger, sondern dann nehmen wir sie sofort in die Partei, in die Arbeitsfront, in die SA oder in die SS, in das NSKK und so weiter. Und wenn sie dort zwei Jahre oder anderthalb Jahre sind und noch nicht ganze Nationalsozialisten geworden sein sollten, dann kommen sie in den Arbeitsdienst und werden dort wieder sechs und sieben Monate geschliffen, alles mit einem Symbol, dem deutschen Spaten. Und was dann nach sechs oder sieben Monaten noch an Klassenbewußtsein oder Standesdünkel da oder da noch vorhanden sein sollte, das übernimmt dann die Wehrmacht zur weiteren Behandlung auf zwei Jahre, und wenn sie nach zwei oder drei Jahren zurückkehren, dann nehmen wir sie, damit sie auf keinen Fall rückfällig werden, sofort wieder in die SA, SS und so weiter und sie werden nicht mehr frei ihr ganzes Leben...“.

Wahlrede Adolf Hitlers in der sudetendeutschen Stadt Reichenberg am 2.12.1938, in: Max Domarus, Hitler. Reden und Proklamationen 1932-1945, Band I.2, 4. Aufl., Leonberg 1988, S. 981

Das Lager bildete den zentralen Ort der Erziehung, wo eine formierte soziale Ordnung herrschte, in der Dienst, Disziplin und Kameradschaft obenan standen, aber auch jeder Standes- oder Bildungsdünkel geächtet war. Regionale, konfessionelle oder berufliche Unterschiede sollten mit Absicht in den Hintergrund treten zugunsten der Herstellung einer „Gemeinschaft der Ehre und Treue, des Gehorsams und der Kameradschaft“, wie es der Führer des Reichsarbeitsdienstes Konstantin Hierl ausdrückte, in der die (Hand-)Arbeit für das Volksganze den entscheidenden Wert darstellte.

Schon die Lager der Jugendbewegung der 1920er-Jahre waren Ausdruck einer Kritik an der bürgerlichen Gesellschaftsordnung gewesen und sollten das Erlebnis einer alternativen Gemeinschaft vermitteln. Jene zahlreichen Referendars-, Lehrer-, HJ-, BDM- und Reichsarbeitsdienstlager, die 1933 entstanden, zielten ebenso auf antibürgerliche Vergemeinschaftungsformen, auf Kameradschaft als Gefühl einer neuen, durchaus militarisierten Gemeinschaft. Ebenso wie der Terror gegen „Gemeinschaftsfremde“ keinem bürgerlich-staatlichem Reglement unterworfen sein sollte, so auch die neue Kollektivität einer „Volksgemeinschaft“ nicht herkömmlichen gesellschaftlichen Gemeinschaftsformen wie Vereinen oder Interessensverbänden. Nationalsozialistische Lager waren nicht bloß Orte eines Gemeinschaftsgefühls, sie dienten zugleich einer gesamtgesellschaftlichen Umgestaltung.

QuellentextArbeitsdienst

[...] Arbeitsdienst. Gott im Himmel. [...] Ich bin angekommen am Nachmittag mit sehr vielen anderen zusammen. Das ging immer schubweise. Wir haben dagesessen und uns unterhalten. Die neben mir saß, hat mich ein paar Mal angestoßen und gesagt: „Da hinten sitzt die Führerin.“ Das war also die Führerin, und zwar eine ganz bekannte, Jutta Sowieso, die später ein „großes Tier“ geworden ist. Wir haben uns unterhalten und ich habe gesagt: „Ich mache alles gerne, aber nicht die Waschküche.“ Ich habe sechs Wochen Waschküche gekriegt.
Und das war wirklich schlimm. Wir waren etwa 56 Mädchen und es musste alles von Hand gewaschen werden. Da war nur eine kleine Hütte mit großen Becken, aber nur mit kaltem Wasser. Es gab nur einen einzigen Waschkessel mit Feuer drunter. Die ganze Bettwäsche und alles musste da drin gekocht werden, und dann hatten wir diese Waschbretter. Da stand man dann und mit kaltem Wasser wurde alles geschrubbt. Und es wurde für alle die Privatwäsche gewaschen, und für alle die Bettwäsche, Handtücher und alles, was gewaschen werden musste.
Rund um das Lager war ein hoher Zaun mit einem abgeschlossenen Tor und ein Gitter. [...]
Wir waren [...] in einem großen Schlafraum mit ehemaligen Wehrmachtsbetten. Wir waren zwischen zwölf und sechzehn Mädchen. Statt Matratzen hatten wir Strohsäcke und eine Wolldecke und ein kleines Kissen, und das musste alles exakt gelegt werden. Darauf wurde geguckt und ein Theater gemacht! Ein Tisch und ein kleiner Hocker mit drei Beinen [...], sonst war in dem ganzen Raum nichts.
Draußen im Gang standen Kommoden für die Wäsche. Sie wurden von Backsteinen gestützt und wackelten und wenn man eine Schublade zumachte, fiel die ganze Kommode nach hinten um. Wir hatten Waschschüsseln, und das wars. Irgendeinen Rückzug, Privatleben gab es nicht, [...].
Es ging uns allen gleich, da entstand eine Art Gemeinschaft. [...]
Wir kriegten natürlich genau dasselbe Kommissbrot wie die Männer. Dieses Brot schmeckt an und für sich sehr gut und ist wunderbar, wenn es frisch ist. Wenn es aber ein paar Tage gelegen hat, ist es fürchterlich hart, dann ist es abscheulich. Wenn der neue Schub kam, musste er nach hinten hingelegt werden und dieses vertrocknete Zeug von hinten musste nach vorne geschoben werden. Dazu gab es eine wunderbare Erdbeermarmelade aus großen Eimern. In diese Marmelade musste aber ein Eimer Wasser gekippt werden, damit sie nicht zu dick war und diese Wassersoße wurde dann auf das trockene Brot geschmiert. Davon aßen alle wenig. [...]
Es gab Wasserklosetts, aber alles lief in eine riesengroße Zisterne, und die musste alle paar Wochen entleert werden. Dann kriegten wir einen Eimer in die Hand, und eine lange Kette wurde gebildet. Die Hauptführerin stand oben und hatte an einer langen Holzstange vorne einen Eimer dran, und dann wurde es umgeschüttet bis in die letzte Gegend, und so haben wir unseren ganzen großen Garten gedüngt. Das war eine duftige Sache!
Wenn man jung ist, macht man das gerne, dass man anderen Menschen hilft. Aber das Drumherum? Das Unnötige, dieses absolut unnötige Drumherum, dieses Menschenverachtende. Man musste gedämpft und gedrückt werden.
[...] Viele waren auch begeistert. Viele hatten es zu Hause sehr schlecht. Ich kannte ein paar Mädchen, die sagten: „Ich habe es zu Hause so schlecht, hier ist es besser. Hier habe ich zum ersten Mal richtig Ordnung mit dem Essen, ich werde nicht geschlagen, und die Leute sind nett.“ Das alles hat sehr dazu beigetragen, dass keiner gesagt hätte, das war furchtbar. Und so war man vorgeprägt. Da konnten sie wirklich alles mit einem machen. Da hat man nachher alles andere wunderbar gefunden. [...]

Elisabeth Cosmann, geboren 1918 im Hessischen, in: Claudia Seifert, Das Leben war bescheiden schön, dtv, München 2008, S. 139 ff.

„Gefühlte Gleichheit“

Das NS-Regime unternahm viel, um die Einheit und Solidarität der „Volksgemeinschaft“ zu inszenieren. Schon im Winter 1933/34 organisierte die NSV das erste Winterhilfswerk unter dem Motto „Ein Volk hilft sich selbst“ mit einem spektakulären Erfolg: Über 358 Millionen Reichsmark wurden reichsweit gesammelt. Mit „Eintopfsonntagen“, an denen sich auch die NS-Spitze selbst propagandistisch ins Bild setzte, sollte das eingesparte Geld dem Winterhilfswerk gespendet werden; Beamten wurde für das Sammeln von Spenden Urlaub gewährt; bei den Arbeitern und Angestellten wurde eine alljährliche „Spende“ für das Winterhilfswerk in Höhe von zehn Prozent der Lohnsteuer gleich mit der Steuer eingezogen. Aber auch die Firmen selbst waren aufgefordert, sich mit größeren Beträgen an der Sammlung zu beteiligen. Über eine Million Helfer zogen mit Sammelbüchsen durch die Straßen und von Haustür zu Haustür; wer spendete, erhielt ein Abzeichen. 1934/35 wurden über 31 Millionen solcher Winterhilfswerk-Abzeichen produziert, 1938/39 waren es nahezu 170 Millionen.

Im September 1939 gehörten der NSDAP über 5,3 Millionen Mitglieder an, mit weiteren knapp zwölf Millionen Angehörigen in den Parteigliederungen wie SA, SS, HJ u. a.. Rechnet man noch die angeschlossenen und betreuten Verbände wie Deutsche Arbeitsfront, Nationalsozialistische Volkswohlfahrt, Deutsches Frauenwerk und andere hinzu, so waren insgesamt (Mehrfachmitgliedschaften unberücksichtigt) rund 68 Millionen Mitglieder in der nationalsozialistischen Organisationswelt integriert, also etwa zwei Drittel der deutschen Bevölkerung. 1937 war die Zahl der Politischen Leiter der NSDAP auf rund 700000 angestiegen, im Krieg lag die Zahl des Führungskorps der Partei bei zwei Millionen. Kreis- und Ortsgruppenleiter, Block- und Zellenwarte waren zugleich Teil des Netzes sozialer Kontrolle durch die NSDAP und auch Teilhaber der Macht. Diese Amtsträger konnten auf das Leben ihrer Mitmenschen nachhaltig einwirken, von ihren Berichten hingen das berufliche Weiterkommen und womöglich sogar Leib und Leben ab. Partizipation an der Macht bedeutete zugleich die Erfüllung der nationalsozialistischen Politik.

Die Organisation der NSDAP (© Bergmoser + Höller Verlag AG)

Die Sozialutopie des Nationalsozialismus war keine offene oder gar wohlfahrtsstaatliche Gesellschaft, sondern blieb stets rassistisch und antisemitisch bestimmt. Ohne Zweifel verlieh die „Verbreitung des Gefühls sozialer Gleichheit“, so der Historiker Norbert Frei, dem Nationalsozialismus eine große Attraktivität und ein hohes Maß an Mobilisierungsbereitschaft. Die angestrebte „Volksgemeinschaft“ umfasste allerdings eine unmissverständlich erb- wie rassenbiologisch definierte Menschengruppe. Das nationalsozialistische Ziel bestand nicht in einer universell-egalitären Gesellschaft, in der alle Menschen gleich sind, sondern richtete sich stets auf die Leistungssteigerung einer rassistischen „Volksgemeinschaft“.

QuellentextDer soziale Alltag der Ausgrenzung

[…] Man übersieht bei der Betrachtung des nationalsozialistischen Systems häufig, dass dieses zwar ein Unrechts- und Willkürsystem gewesen ist, dass die Willkür und das Unrecht aber fast ausschließlich die Nicht-Zugehörigen trafen, während die Mitglieder der Volksgemeinschaft nach wie vor in weiten Bereichen sowohl Rechtssicherheit als auch staatliche Fürsorge genossen.
So zeigt eine retrospektive Befragung mit 3000 Personen, die in den 1990er Jahren durchgeführt wurde, dass nahezu drei Viertel der vor 1928 geborenen Befragten niemanden kannten, der aus politischen Gründen mit der Staatsgewalt in Konflikt geraten und deshalb verhaftet oder verhört worden war. Noch mehr Befragte gaben an, sich selbst niemals bedroht gefühlt zu haben, und das, obwohl in derselben Befragung zu hohen Anteilen angegeben wird, dass man illegale Radiosender gehört oder Witze über Hitler und kritische Äußerungen über die Nazis gemacht habe. Ein höchst bemerkenswertes Ergebnis dieser Studie liegt darin, dass sich im Nachhinein jeweils zwischen einem Drittel und mehr als der Hälfte der Befragten dazu bekennen, an den Nationalsozialismus geglaubt, Hitler bewundert und nationalsozialistische Ideale geteilt zu haben. Ein ähnliches Bild zeichnet eine Allensbach-Umfrage aus dem Jahr 1985. Die Befragten, die 1945 mindestens 15 Jahre alt gewesen sein mussten, bekennen zu 58 Prozent, an den Nationalsozialismus geglaubt zu haben, 50 Prozent sahen ihre Ideale in ihm verkörpert, und 41 Prozent bewunderten den Führer. Dabei zeigte sich auch, dass die Zustimmung zum NS-System mit dem Niveau des Bildungsabschlusses steigt – was dem gängigen Vorurteil zuwiderläuft, dass Bildung vor gegenmenschlichen Einstellungen schützt. Mit steigender formaler Bildung stieg auch die Zustimmung zu Hitlers Welt […]. Ein Viertel der Befragten betonen noch ein halbes Jahrhundert nach dem Ende des „Dritten Reiches“ das Gemeinschaftsgefühl, das damals geherrscht habe.
[…]Das verbreitete Gefühl, nicht bedroht zu sein und keinerlei Repression zu unterliegen, beruhte auf einem starken Gefühl der Zugehörigkeit, deren Spiegelbild die täglich demonstrierte Nicht-Zugehörigkeit von anderen Gruppen, insbesondere von Juden, war. Unmittelbar nach dem 30. Januar 1933 setzte eine ungeheuer beschleunigte Praxis der Ausgrenzung der Juden ein, und zwar ohne relevanten Widerstand der Mehrheitsbevölkerung – obwohl mancher vielleicht über den „SA- und Nazipöbel“ die Nase rümpfte oder die einsetzende Kaskade der antijüdischen Maßnahmen als unfein, ungehörig, übertrieben oder einfach als inhuman empfand. […]
Während es den einen zunehmend schlechter ging, fühlten sich die anderen immer besser. Das nationalsozialistische Projekt bot ja nicht nur eine glanzvoll ausgemalte Zukunft, sondern auch ganz handfeste Gegenwartsvorteile wie zum Beispiel exzellente Karrierechancen. Der Nationalsozialismus hatte eine extrem junge Führungselite, und nicht wenige gerade der jüngeren Volksgenossinnen und -genossen konnten große persönliche Hoffnungen mit dem Siegeszug der „arischen Rasse“ verbinden. Vor diesem Hintergrund ist die enorme Freisetzung von individueller und kollektiver Energie zu verstehen, die diese Gesellschaft kennzeichnete.
[...]Ausgrenzung, Verfolgung und Beraubung der Anderen wurden kategorial nicht als solche erlebt, weil diese Anderen per definitionem gar nicht mehr dazugehörten und ihre antisoziale Behandlung den Binnenbereich der Moralität und Sozialität der Volksgemeinschaft nicht mehr berührte.
Ein besonders betrübliches Kapitel in diesem Zusammenhang bilden die so genannten Arisierungen jüdischer Geschäfte und Unternehmen sowie die öffentlichen Versteigerungen von Wert- und Einrichtungsgegenständen aus jüdischem Besitz. Während insgesamt etwa 100000 Betriebe im Zuge der „Arisierung“ ihre Besitzer wechselten, lässt sich die Beteiligung an den Versteigerungen kaum noch quantifizieren, aber anhand von Beispielen wenigstens dimensionieren. In Hamburg etwa wurden 1941 die Ladungen von 2 699 Güterwagen und 45 Schiffen mit „Judengut“ versteigert; 100 000 Hamburger ersteigerten Möbel, Kleidungsstücke, Radios und Lampen, die aus etwa 30000 jüdischen Familien stammten. Hinzu kamen der vieltausendfache Besitzerwechsel von Immobilien, Autos und Kunstgegenständen. Gelegentlich wurden die Behörden mit der Bitte nach besonders begehrten Gütern bedrängt, noch bevor ihre rechtmäßigen Besitzer abtransportiert worden waren, und es werden Fälle geschildert, wo bei noch nicht deportierten Juden geklingelt wurde, damit man schon in Augenschein nehmen konnte, was man auf der bereits angesetzten Versteigerung erwerben könne.
Auch hier fallen Wissen und soziale Praxis in eins, und es wird ein Handlungszusammenhang sichtbar, in dem das veränderte Normengefüge nicht von oben nach unten durchgesetzt wird, sondern in dem auf praktische und sich verschärfende Weise das Verhältnis zwischen den Menschen entsolidarisiert wird und eine neue soziale „Normalität“ etabliert wird. In dieser Normalität mag es zwar ein Durchschnittsvolksgenosse noch 1941 für undenkbar halten, dass Juden umstandslos getötet werden, aber nichts Bemerkenswertes darin sehen, dass Ortsschilder verkünden, der entsprechende Ort sei „judenfrei“, dass Parkbänke nicht von Juden benutzt werden dürfen und auch nicht mehr darin, dass die jüdischen Bürger entrechtet und beraubt werden.

Harald Welzer, Die Deutschen und ihr „Drittes Reich“, in: Aus Politik und Zeitgeschichte 14-15/2007 vom 2. April 2007, S. 23 ff.

Interner Link: www.bpb.de/apuz/30543/die-deutschen-und-ihr-drittes-reich

Michael Wildt ist gelernter Buchhändler und arbeitete von 1976 bis 1979 im Rowohlt-Verlag. Anschließend studierte er von 1979 bis 1985 Geschichte, Soziologie, Kulturwissenschaften und Theologie an der Universität Hamburg. 1991 schloss er seine Promotion zum Thema „Auf dem Weg in die ‚Konsumgesellschaft‘. Studien über Konsum und Essen in Westdeutschland 1949-1963“ ab und war anschließend Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Forschungsstelle für die Geschichte des Nationalsozialismus in Hamburg. Von 1997 bis 2009 arbeitete er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Hamburger Institut für Sozialforschung und habilitierte 2001 mit einer Studie über das Führungskorps des Reichssicherheitshauptamtes. Seit 2009 ist er Professor für Deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert mit Schwerpunkt in der Zeit des Nationalsozialismus an der Humboldt-Universität zu Berlin.

Seine Forschungsschwerpunkte sind Nationalsozialismus, Holocaust, Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts und soziale wie politische Ordnungsvorstellungen in der Moderne.

Kontakt: E-Mail Link: michael.wildt@geschichte.hu-berlin.de

Peter Krumeich, Mitarbeiter am Lehrstuhl von Professor Wildt, hat an der inhaltlichen Entwicklung des Heftes mitgewirkt und insbesondere in Abstimmung mit der Redaktion die Bildrecherche für dieses Heft übernommen.