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Die 60er Jahre und der 6-Tage-Krieg | Israel | bpb.de

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Die 60er Jahre und der 6-Tage-Krieg

Martin Schäuble Noah Flug Noah Flug Martin Schäuble

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Wie ein Wunder empfanden die Israelis ihren schnellen Sieg im 6-Tage-Krieg. Israel besetzte den von Ägypten verwalteten Gazastreifen und das von Jordanien kontrollierte Westjordanland sowie Ost-Jerusalem.

Dieses Bild wurde zum Symbol des Sechs-Tage-Krieges: Drei israelische Fallschirmhäger stehen am 7. Juni 1967 an der Klagemauer, die zuvor 19 Jahre unter jordanischer Kontrolle stand. (© AP)

Der ägyptische Präsident Nasser gewann immer mehr Einfluss im arabischen Raum. Viele Palästinenser verfolgten Nassers Auftritte im Radio und waren begeistert von seinen Worten. Seine Reden über einen starken arabischen Nationalismus, einen großen Nationalstaat der Araber, stießen im Gazastreifen, in Ost-Jerusalem und im Westjordanland auf offene Ohren. Die Idee gab den Palästinensern ein Stück Selbstwertgefühl zurück, das viele nach dem ersten Arabisch-Israelischen Krieg 1948/1949 verloren hatten.

Außer Israel hatte ganz besonders ein arabischer Staat keinen Gefallen an Nassers Ideen: das Königreich Jordanien. König Hussein bin Talal musste sich vor einem Aufstand der Palästinenser in den Gebieten fürchten, die seine Soldaten besetzten – dem Westjordanland und Ost-Jerusalem. Der arabische Nationalismus gefährdete seinen Machtbereich. Damit Nassers Worten keine Taten folgten, traf der jordanische Herrscher Vorkehrungen in den Palästinensergebieten.

Der Palästinenser Nazmi al-Dschubeh lebte damals in Ost-Jerusalem. Bereits als Kind wusste er, was der jordanische König erlaubte und was nicht. "In der Altstadt gab es die jordanische Polizei und Armee. Nicht weit von unserem Haus entfernt lag eine kleine Militärkaserne. Ich erinnere mich an Demonstrationen in der Altstadt für die arabische Einheit. Die jordanische Armee ging hart gegen jede Solidarität mit Nasser vor. Sie verhafteten viele Leute. Meine älteren Brüder wollten immer Nassers Reden im Radio hören. Doch die jordanische Armee hatte das verboten. Ich saß daher oft auf der Straße und musste aufpassen. Wenn jemand vom Geheimdienst kommt, dann sollte ich ein Signal geben. Aber woher sollte ich als Kind wissen, wie jemand vom Geheimdienst aussieht? Doch meine Brüder hörten in aller Ruhe Nasser im Radio zu."

Was Mitte der 60er Jahre kaum jemand ahnen konnte: Die jordanische Besatzung stand tatsächlich kurz vor ihrem Ende. Viele hatten sich nach knapp zwanzig Jahren an die Präsenz der jordanischen Armee gewöhnt. Doch die Zukunft der Palästinenser sollte nicht so aussehen, wie es Nasser in seinen Reden angekündigt hatte.

Ägyptens Präsident Nasser geriet in andere Schwierigkeiten. Seinen populären Reden über den arabischen Nationalismus mussten nach Ansicht seiner Anhängerschaft Taten folgen. Er war nicht der einzige arabische Politiker mit großen Plänen, und seine Beliebtheit drohte zu schwinden. Dazu kam für Nasser innenpolitischer Druck. Die wirtschaftliche Lage im eigenen Land war miserabel. Viele Ägypter hungerten und lebten unter ärmlichsten Verhältnissen. Ein neuer Beweis von Führungsstärke schien für Nasser notwendig, wohl auch um von den Problemen der eigenen Bevölkerung abzulenken.

Nach der Eroberung Ost-Jerusalems 1967 feiern israelische Soldaten an der Klagemauer. (© AP)

Am 17. Mai 1967 verlangte Nasser den Abzug der UN-Truppen aus Ägypten. Die Blauhelm-Soldaten, wie man sie nach der Farbe ihrer Helme bis heute nennt, waren zu diesem Zeitpunkt auf der Sinai-Halbinsel zur Sicherung der Grenzen zwischen Israel und Ägypten stationiert. Der damalige Generalsekretär der Vereinten Nationen Sithu U Thant gab Nassers Forderung nach, was für die israelische Regierung ein erstes Alarmzeichen war. Ein paar Tage später ließ Nasser die Straße von Tiran sperren. Schiffe konnten von nun an nicht mehr die israelische Hafenstadt Eilat erreichen.

Der Handel mit afrikanischen und asiatischen Ländern lief über diesen Verkehrsknotenpunkt. Israel deckte mit Lieferungen nach Eilat auch seinen Ölbedarf. Eine Pipeline geht von diesem Ort bis zu den Mittelmeerstädten Aschdod und Haifa. Israel kaufte das Öl von Indonesien und weitaus größere Mengen vom damals pro-westlichen Iran – dieses Land sollte erst später zu einem Feind Israels werden.

Die Öltanker konnten ihr Ziel in Eilat nicht mehr ansteuern, das war das eine. Hinzu kam, dass Nasser und sein syrischer Amtskollege eine Kampagne gegen den israelischen Staat begannen – offen sprachen sie von einem bevorstehenden Krieg gegen Israel. Am 26. Mai 1967 erklärte Nasser: "Dies wird eine große Schlacht, und unser Hauptziel wird sein, Israel zu zerstören. (...) Ich weiß, welche [militärischen] Mittel wir hier in Ägypten haben und was Syrien hat. Ich weiß auch, dass andere Staaten wie etwa der Irak ihre Truppen nach Syrien gesandt haben. Algerien wird Truppen senden. Kuwait auch. Sie werden Panzer- und Infanterie-Einheiten schicken. Das ist arabische Macht. Das ist die wahre Wiederauferstehung der arabischen Nation, die vielleicht kurz in Verzweiflung war."

Syrien und Ägypten galten als sichere Verbündete, doch König Hussein von Jordanien stand vor einem Dilemma. Der jordanische Herrscher konnte im Falle eines Krieges nicht als Unbeteiligter zuschauen. Er stand unter dem Druck der Palästinenser, und sie waren im jordanischen Königreich in der Mehrheit. Im einverleibten Westjordanland und in den Flüchtlingslagern Jordaniens lebten nach dem ersten Arabisch-Israelischen Krieg weit mehr Palästinenser als gebürtige Jordanier im jordanischen Kernland.

Hussein sah die eigene Macht gefährdet und unterzeichnete am 30. Mai 1967 einen Verteidigungspakt mit Ägypten. Israel reagierte mit der Bildung einer "Regierung der nationalen Einheit". An der Spitze standen nun der kriegserfahrene General Mosche Dayan als Verteidigungsminister und Menachem Begin als Minister ohne eigenen Amtsbereich. Dayan genoss seit seiner Zeit als Oberbefehlshaber im Suezkrieg 1956 ein hohes Ansehen in der israelischen Bevölkerung.

Neben der "nationalen Einheit" der israelischen Regierung half die internationale Unterstützung. Doch Frankreich zeigte nach dem langen Algerienkrieg und dem international sehr umstrittenen Suezkrieg kein Interesse mehr an einem Militäreinsatz. Weitere kriegerische Auseinandersetzungen mit arabischen Ländern sollten vermieden werden. Mit den USA rückte ein anderer Verbündeter in den Vordergrund. Seit John F. Kennedys Amtszeit von 1961 bis 1963 lieferten die Vereinigten Staaten verstärkt Rüstungsgüter an Israel. Betrug die militärische Hilfe der Vereinigten Staaten für Israel 1959 etwa 400.000 US-Dollar, so stieg sie bald auf mehrere Millionen Dollar pro Jahr an.

Wieso unterstützte die US-Regierung den israelischen Staat? Weil ein starkes Israel in ihrem eigenen Interesse war. Der Kalte Krieg bestimmte damals das weltpolitische Handeln. Der große Feind der USA war die Sowjetunion. Der Chef der Kommunistischen Partei, Leonid Breschnew, ließ die ägyptischen Munitionslager und Kasernen mit Rüstungsgütern auffüllen. Ein Sieg Ägyptens über Israel würde die Macht der Sowjetunion weiter vergrößern, den von den Vereinigten Staaten gefürchteten Kommunismus weiter stärken. Wie bei einem Dominospiel würde ein Stein den nächsten umstürzen – in der US-Administration war bereits seit dem Beginn des Kalten Krieges von der Domino-Theorie die Rede.

Einen direkten Eingriff in das Geschehen im Nahen Osten, wie es ein Militäreinsatz gewesen wäre, konnte sich die US-Regierung jedoch nicht leisten. Also schickte sie Raketen, Panzer und Flugzeuge, aber keine eigenen Bodentruppen und keine mit US-Piloten bemannten Kampfjäger nach Israel. Für dieses Verhalten gab es im Krisenjahr 1967 einen guten Grund. In Vietnam tobte seit Jahren ein Krieg, der für die USA im Desaster enden sollte. Über 400.000 US-Soldaten kämpften in Südostasien. Für den Konfliktherd in Nahost hatte das US-amerikanische Militär keine kampfbereiten Truppen mehr zur Verfügung.

Die Ereignisse im Nahen Osten spitzten sich indessen zu: Die Reaktion der Nachbarstaaten auf das Jordanwasserprojekt, die israelfeindliche Propaganda Ägyptens und Syriens, das faktische Abschneiden des Seeweges zum Hafen von Eilat, die arabischen Militärbündnisse und die Mobilisierung der Truppen – all das erschien Israel als eine Bedrohung, wenn nicht als eine Vorstufe zum Krieg. Am 5. Juni 1967 reagierte Israel mit einem Überraschungsangriff seiner Luftwaffe. Nach 180 Minuten waren fast alle ägyptischen Flugzeuge zerstört. Die wenigsten Maschinen hatten überhaupt abheben können. Der syrischen Armee erging es ebenso.

Die israelische Regierung bot dem jordanischen König an, sein Land zu verschonen. Doch Hussein bin Talal wollte nichts von Frieden wissen, denn die ägyptischen Nachrichten verkündeten einen Erfolg nach dem anderen. Den Meldungen nach standen die ägyptischen Soldaten bereits vor Tel Aviv. Der jordanische Herrscher wollte zu den Siegern gehören. Was er nicht wusste: Die ägyptischen Erfolgsmeldungen waren nichts als Propaganda. Keine von ihnen stimmte.

Nach König Husseins Entscheidung gegen den jüdischen Staat marschierten israelische Soldaten in das Westjordanland und in Ost Jerusalem ein. Die Israelis rückten schnell vor und überraschten damit viele Palästinenser.

Jaffa, eine der ältesten Hafenstädte der Welt, lag bereits seit dem ersten Arabisch-Israelischen Krieg 1948 auf jüdischem Staatsgebiet. Der Krieg von 1967 veränderte die Landkarte ein weiteres Mal in kürzester Zeit. Den jüdischen Staat machte der Krieg zur Besatzungsmacht. Israelische Soldaten standen im Gazastreifen, im Westjordanland, in Ost-Jerusalem, auf den Golan-Höhen und, wie 1956, auf der Sinai-Halbinsel. Wegen des schnellen Sieges der israelischen Streitkräfte war schon bald vom Sechs-Tage-Krieg die Rede.

Am 10. Juni 1967 trat ein von der UN vermittelter Waffenstillstand in Kraft. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen forderte in der Resolution 242 einen "Rückzug der israelischen Streitkräfte aus Gebieten, die während des jüngsten Konflikts besetzt wurden", und die "Anerkennung der Souveränität (...) eines jeden Staates in der Region und seines Rechts, innerhalb sicherer und anerkannter Grenzen frei von Androhungen der Akten der Gewalt in Frieden zu leben (...)." In der französischen Übersetzung der Resolution ist nicht nur von "Gebieten", sondern von "den Gebieten" die Rede, was einen Rückzug aus allen Teilen bedeuten würde.

Die Kriegsparteien nahmen sich die Resolution nicht zu Herzen. Die israelische Regierung hielt an den besetzten Gebieten fest. Die arabischen Nachbarländer beeilten sich nicht damit, den jüdischen Staat anzuerkennen. Der unerwartete Sieg der israelischen Armee und die Eroberung der Sinai-Halbinsel war für die Ägypter ein Schock. Ihr Präsident bekam das zu spüren. Nassers einst beliebten Reden über den arabischen Nationalismus schenkte kaum noch jemand Gehör.

Sein Ansehen sank nach dem Sechs-Tage-Krieg nirgendwo so sehr wie bei den Palästinensern. Sie standen von nun an unter politischer und wirtschaftlicher Kontrolle ihrer größten Feinde, der Israelis. Viele Palästinenser suchten nach der ägyptischen Enttäuschung nach neuen Führern und Ideen. Die bis dahin nicht sehr beachteten palästinensischen Widerstandsbewegungen stießen bald auf reges Interesse. Manche Palästinenser bildeten neue, oft radikale Gruppen.

Der Palästinenser Nazmi al-Dschubeh erinnert sich an die ersten Tage der israelischen Besatzung in Ost-Jerusalem: "Die israelische Armee hob die Ausgangssperre für zwei Stunden auf. Ich war mit meiner Familie unterwegs durch die Altstadt. Das marokkanische Wohnviertel lag auf unserem Weg, aber das Viertel gab es nicht mehr. Ich sah, wie Bulldozer alles dem Erdboden gleichmachten. Soldaten tanzten auf den Ruinen. Sie riefen etwas in einer Sprache, die ich nicht kannte. Sie waren alle siegestrunken. Ich fing an zu schreien. Ich kannte so viele Freunde, die da gelebt haben. Ich kannte die Gesichter des Viertels. Die Bulldozer zerstörten alles und schufen einen großen Platz für Besucher der Klagemauer. Zuvor gab es nur einen breiten Streifen vor der Mauer."

Der in West-Jerusalem geborene Jitzchak Feller war mit seinem Vater auf dem Weg zur Klagemauer. Für Israelis war der Besuch dieses Ortes seit 1949 unmöglich. Mit dem Ende des ersten Arabisch-Israelischen Krieges hatten die Jordanier diesen Teil der Stadt kontrolliert. Die jordanischen Soldaten hatten die Bewohner des jüdischen Viertels vertrieben und das Gebiet verwüstet. Die Klagemauer war für Juden unerreichbar gewesen. Der Sechs-Tage-Krieg änderte die Situation. Der vielen Juden heiligste Ort konnte wieder besucht werden. Jitzchak Feller arbeitete wie sein Vater in Israel als Reporter. "Wir betraten die Altstadt durch das Löwentor. Mein Vater war 1935 nach Israel gekommen, er erinnerte sich daher an die Klagemauer. Er war als junger Mann oft dorthin gegangen. Bis 1948 war es erlaubt, unter den Jordaniern von 1948 bis 1967 dann nicht mehr. Mein Vater legte seine Hand an die Klagemauer und stütze sich mit dem Kopf darauf ab. Ich blickte zu ihm und war wie gelähmt. Das war das erste Mal in meinem Leben, dass ich meinen Vater weinen sah. Ich weiß nicht, was für mich bewegender war, die Klagemauer oder mein Vater."

Brigarde General Uzi Narkiss (links), der Verteidigungsminister Moshe Dayan (mitte) und Generalstabschef Yitzhak Rabin (rechts) in Jerusalem. (© AP)

Israels Verteidigungsminister Mosche Dayan hatte noch in den Kriegstagen die Klagemauer besucht. Der israelische Politiker erklärte: "Wir haben das geteilte Jerusalem, die gespaltene Hauptstadt Israels, von Neuem vereint; wir sind zu unseren heiligen Stätten zurückgekehrt, um uns nie wieder von ihnen zu trennen."

Der Palästinenser Nazmi al-Dschubeh erinnert sich an den betroffenen Vater, aber auch an den wirtschaftlichen Aufschwung nach dem Krieg: "Wir waren wütend, aber wir hatten keine Wahl, und wirtschaftlich ging es uns gut. Die Israelis kauften alles, was in unserem Laden stand. Mein Vater bot Gewürze und orientalische Süßigkeiten an. Das Lager war bald leer. Es war sehr billig für sie. Der Preisunterschied zu Israel war enorm."

Die palästinensische Wirtschaft öffnete sich für den israelischen Markt, aber stand fortan unter Kontrolle der israelischen Behörden. Der freie Warenverkehr war das eine, zugleich war es nun möglich, Verwandte und Bekannte im Gazastreifen, im Westjordanland oder in Israel verbliebene Palästinenser zu besuchen. Seit dem Krieg von 1948/1949 hatten Palästinenser im Westjordanland und im Gazastreifen getrennt voneinander gelebt. Dazwischen lag der israelische Staat. Dort lebten Palästinenser, die 1948 nicht flüchteten oder nicht vertrieben worden waren. Nach dem Sechs-Tage-Krieg sahen sich Verwandte und Freunde aus Israel, dem Westjordanland und dem Gazastreifen nach knapp zwanzig Jahren wieder.

Die Palästinenser in Ost-Jerusalem erhielten zu ihrem jordanischen Ausweis ein weiteres Dokument. Saman Choury wuchs in Ost-Jerusalem auf. "Bis ich 19 Jahre alt war, lebte ich unter jordanischer Herrschaft. Ich erhielt einen jordanischen Pass. Seit 1967 lebe ich unter Israel, und ich erhielt ein Stück Papier, auf dem steht, dass ich Bewohner Jerusalems bin. Jeder dachte, er müsste mein Leben bestimmen. Aber ich bin immer derselbe Palästinenser." Abdul-Karim Lafi, dem es ähnlich erging: "Ich bin auf jeden Fall Palästinenser, da gibt es für mich keinen Zweifel, die Frage ist immer nur, wie es die anderen sehen."

Bei dem Israeli Jitzchak Feller legte sich die Euphorie der ersten Tage. Einige Zeit, nachdem er mit seinem Vater von dem Gebet an der Klagemauer zurückkam, begann er zu zweifeln. "Am Anfang dachte ich, wie großartig das ist, ich war ganz hingerissen. Nach einer gewissen Zeit sah ich die Probleme und merkte, dass es nicht so leicht ist. Ich realisierte, dass der Hass gegen uns auf der anderen Seite größer wird."

Martin Schäuble, Noah Flug: Die Geschichte der Israelis und Palästinenser
© Carl Hanser Verlag, München, Wien 2007

Fussnoten

Weitere Inhalte

Martin Schäuble ist Journalist und Buchautor. Er studierte Politik in Berlin, Israel und den Palästinensergebieten. Heute lebt er als freier Autor und Journalist in Berlin, bereist für seine Recherchen den Nahen und Mittleren Osten und arbeitet an seiner Promotion.

Noah Flug (geb. 1925 in Polen). Er überlebte das Konzentrationslager und wanderte 1958 nach Israel aus. Er ist Vorsitzender des Dachverbandes der Organisationen der Holocaust-Überlebenden in Israel und Präsident des Internationalen Auschwitz-Komitees. Er arbeitete am Konzept des Buches "Die Geschichte der Israelis und Palästinenser".