Einführung
Artensterben ist ein natürlicher Prozess, der auch ohne das Zutun des Menschen abläuft. Auch sogenannte Massenaussterben gab es in der → Erdgeschichte, bevor Menschen den Planeten betraten.
Die paläontologische Forschung konnte bis heute fünf große Massensterben in der Erdgeschichte rekonstruieren. Das erste ereignete sich vor etwa 2,3 Milliarden Jahren, als die Atmosphäre erstmals mit Sauerstoff angereichert wurde, und die bis dahin weitgehend anaerobe Lebewelt ausstarb. Die anderen vier Massensterben fanden alle im → Phanerozoikum, dem jüngsten und bis heute andauernden Äon der Erdgeschichte statt. Das wohl berühmteste ereignete sich vor ca. 66 Millionen Jahren, als etwa die Hälfte aller Tierarten ausstarben, darunter mit Ausnahme der Vögel auch die Dinosaurier.
Historische Entwicklung
Die Ausbreitungsgeschichte der Menschheit ist auch eine Geschichte des Aussterbens. Immer wenn Menschen neue Kontinente oder Inseln besiedelten, schwanden kurz darauf die Arten. Vor Beginn der Neuzeit betraf dies vor allem die sogenannte Megafauna, also große Tierarten, wie z.B. Mammut oder Säbelzahnkatze.
Die heutige Aussterberate betrifft neben dieser Megafauna auch weitere Tier-, Pflanzen- und Pilzarten sowie Mikroorganismen. Nach aktuellen Schätzungen übersteigt die derzeitige durch menschliches Handeln verursachte Aussterberate die natürliche um den Faktor 100 bis 1000.
Ein sechstes Massenaussterben?
Biodiversität – also die Vielfalt von Arten, Lebensräumen und auch Genen – ist ein Ausdruck des Gesundheitszustands des Planeten Erde. Je größer die biologische Vielfalt ist, desto stabiler und gesünder sind Ökosysteme. Alle 23 der in diesem Dossier illustrierten Trends stellen in ihrer Gesamtheit sowie Verflechtung von Ursachen und Wirkungen die Entwicklungen dar, die für ein beginnendes sechstes Massensterben verantwortlich sind.
→ Landnutzungsveränderungen, allen voran die Umwandlung von natürlichen Ökosystemen in industrielle Agrarräume und urbane Regionen, gelten als der wichtigste Grund für das Aussterben von Arten.
Klimawandel und Artensterben
Die → Globale Erwärmung ist eine wachsende Bedrohung für die Artenvielfalt, da die Geschwindigkeit der Klimaveränderungen nicht der Geschwindigkeit von evolutionären Anpassungen entspricht. Der Klimawandel zwingt einige Arten dazu, in Gebiete auszuweichen, in denen für sie geeignete Temperaturen herrschen. Mitunter sind Temperaturveränderungen auch Impulsgeber für verändertes Wanderungs- und Reproduktionsverhalten, beispielsweise bei Vögeln. Fortpflanzungssignale kommen dann gegebenenfalls zur Unzeit, wenn z. B. die nötige Nahrung für den Nachwuchs in einem Lebensraum noch fehlt oder von anderen Tieren aufgezehrt wurde.
Quellen
Niebert, K., Kalisch, J. (2017): Artenvielfalt - Alles im Gleichgewicht? Infografik der Movum-Ausgabe 4/2017. Abrufbar unter Externer Link: http://movum.de.
Rockström, J. et al. (2009): A safe operating space for humanity. Nature, 461(7), 472–475.
Steffen, W., Broadgate, W., Deutsch, L., Gaffney, O., & Ludwig, C. (2015): The trajectory of the Anthropocene: The Great Acceleration. The Anthropocene Review, 2(1), 81–98.