Trotz seiner geografischen Randlage ist Schweden eines der Hauptzielländer von Schutzsuchenden in der Europäischen Union. 2014 wurden 81.300 Asylanträge in Schweden registriert, was einem Anstieg um 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht, als 54.259 Asylanträge gezählt wurden. Die Antragszahl aus 2014 ist die höchste Zahl seit 1992, als rund 84.000 Menschen in Schweden Asyl beantragten, insbesondere aufgrund des Krieges im ehemaligen Jugoslawien. Im europäischen Vergleich registrierte Schweden 2014 nach Deutschland (202.815) die höchste Zahl an Asylanträgen, an seiner Bevölkerungsgröße gemessen führte es sogar die Liste der Hauptzielländer Asylsuchender in der EU an (8,4 Asylanträge pro 1.000 Einwohner).
Aufnahme und Unterbringung von Asylsuchenden
Vor dem Hintergrund stark steigender Asylsuchendenzahlen sind Themen wie Aufnahmereglungen, Integrationsmaßnahmen und die ungleiche Verteilung von Asylsuchenden auf die EU-Mitgliedstaaten
Alternativ zur Unterbringung, die von der Migrationsbehörde gestellt wird, können sich Asylbewerber auch eine eigene Unterkunft suchen. Da die meisten von ihnen keine ausreichenden Mittel haben, um die Miete einer Wohnung zu finanzieren, kommen sie oft bei Freunden oder Verwandten unter. Diejenigen, die bei Freunden oder Familienangehörigen wohnen, erhalten ähnliche finanzielle Zuwendungen wie diejenigen, die in vom Staat zur Verfügung gestellten Unterkünften leben.
Asylentscheidungen
2014 entschied die Schwedische Migrationsbehörde über 53.503 Asylanträge, rund 3.000 mehr als 2013. In 31.220 Fällen (58 Prozent) fiel die Entscheidung positiv aus. In 34 Prozent der positiv beschiedenen Fälle wurde der Flüchtlingsstatus gewährt, subsidiärer Schutz in 59 Prozent der Fälle. In weiteren fünf Prozent der Fälle wurde eine Aufenthaltserlaubnis aufgrund besonders belastender persönlicher Umstände ausgestellt.
Mit Blick auf die zehn größten Herkunftsgruppen von Asylbewerbern lag die Anerkennungsquote bei Syrern mit 90 Prozent am höchsten. Wenn solche Fälle ausgeschlossen werden, bei denen die Migrationsbehörde den Asylantrag nicht prüfte, zum Beispiel, weil die Verantwortung für die Prüfung bei einem anderen EU-Mitgliedsland lag (sogenannte "Dublin-Fälle"), lag die Schutzquote bei syrischen Staatsangehörigen sogar bei fast 100 Prozent. Hohe Schutzquoten verzeichneten auch Eritreer.
Andere wichtige Nationalitäten mit hohen Schutzquoten waren staatenlose Asylbewerber (80 Prozent) und Afghanen (60 Prozent). Demgegenüber wurden fast alle Asylanträge von Albanern und Serben negativ beschieden.
Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge
Eine vergleichende Analyse der Asylanträge zeigt eine auffällige Besonderheit: Die Zahl unbegleiteter minderjähriger Asylsuchender ist in Schweden gemessen an der Bevölkerung des Landes sehr hoch. 2014 war die Zahl der asylsuchenden Minderjährigen, die ohne Eltern oder erwachsenen Vormund nach Schweden kamen, fast achtmal so hoch wie 2008. 7.050 unbegleitete Minderjährige stellten 2014 in Schweden einen Asylantrag. Das war der höchste Wert in der Europäischen Union. Deutschland, das im EU-Vergleich die zweithöchste Zahl registrierte, erhielt 4.400 Asylanträge unbegleiteter Minderjähriger.
Resettlement
Neben Asylbewerbern, die selbstständig nach Schweden kommen und dort einen Asylantrag stellen, hat das Land eine lange Tradition der Aufnahme von Flüchtlingen im Rahmen staatlich gesteuerter Resettlement-Programme. In Schweden spricht man diesbezüglich von "Quotenflüchtlingen" (kvotflyktingar). Die Regierung legt eine jährliche Quote fest, auf deren Basis die Migrationsbehörde in Zusammenarbeit mit dem Hohen Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) Vertriebene oder Flüchtlinge in Herkunfts- oder Transitländern auswählt, denen Schweden Schutz und ein Aufenthaltsrecht gewährt. In den vergangenen Jahren wurden jährlich etwa 1.900 Flüchtlinge über solche Programme aufgenommen. 2014 wurden die meisten dieser Flüchtlinge aus dem Iran, Ägypten, Kenia, Uganda, Sudan, Libanon, Jordanien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Israel und der Türkei umgesiedelt, wobei Syrer, Afghanen und Eritreer zu den größten Nationalitäten zählten. Vor ihrer Ankunft in Schweden erhalten die im Rahmen von Resettlement-Programmen aufgenommenen Flüchtlinge Orientierungskurse über die schwedische Kultur und das Leben in Schweden und es wird festgelegt, in welcher Gemeinde sie untergebracht werden. Dies geschieht auf der Basis von Abkommen zwischen der Migrationsbehörde und den Gemeinden. Abgelegene Regionen Schwedens, die dünn besiedelt und von Entvölkerung bedroht sind, vor allem im Norden und Nordwesten des Landes, stellen oft sehr aktiv Wohnraum für neuangesiedelte Flüchtlinge zur Verfügung.
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