In der Zeit nach der Unabhängigkeit war Zuwanderung nach Marokko sehr begrenzt geblieben, wenn auch Studierende und hoch qualifizierte Arbeitskräfte aus Subsahara-Staaten wie dem Senegal, Mali und Zaire in geringer Zahl nach Marokko gekommen waren.
Dies änderte sich ab Mitte der 1990er Jahre, als immer mehr Migranten über die Sahara nach Marokko zogen, oftmals mit der Absicht, von der marokkanischen Küste aus das Mittelmeer zu überqueren. Zunächst schien dieser Strom aus Subsahara-Staaten eine Folge politischer Unruhen und Bürgerkriegen in verschiedenen westafrikanischen Staaten und dem damit auch in den Zielländern dieser Region wie der Elfenbeinküste einhergehenden wirtschaftlichen Abschwung zu sein. Seit dem Jahr 2000 veranlassten zuwandererfeindliche Reaktionen in Libyen immer mehr der dort arbeitenden Migranten aus Staaten südlich der Sahara, sich dem seit den frühen 1990er Jahren bestehenden Abwanderungstrom von Marokkanern und anderen Staatsbürgern aus der Maghreb-Region nach Südeuropa anzuschließen.
Dies bedeutet jedoch nicht, dass alle Migranten aus Subsahara-Staaten nach Marokko kommen, um von dort nach Europa weiter zu ziehen. In wachsender Zahl gehen diese Migranten in Marokko einer Arbeit oder einem Studium nach, zuweilen verbunden mit der Absicht, dauerhaften Aufenthaltsstatus zu erlangen. Im Jahr 2005 hielten sich 25.000 afrikanische Migranten legal in Marokko auf, und diese Zahl scheint weiter zuzunehmen.