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Historische Entwicklung von Migrationsmustern in Bangladesch | Bangladesch | bpb.de

Historische Entwicklung von Migrationsmustern in Bangladesch

Benjamin Etzold

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In Bangladesch ist Migration ein normaler Bestandteil des alltäglichen Lebens und eng mit der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung des Landes verbunden. Menschen und Güter sind bereits seit Jahrhunderten in der Deltaregion am Golf von Bengalen mobil.

Bei der Ankunft am internationalen Flughafen in Dhaka warten bangladeschische Arbeitsmigranten auf die Ausweiskontrolle. (© Benjamin Etzold )

Die Region ist ein Knotenpunkt zwischen Tibet und Nepal im Norden, der Gangesebene im Westen und des Brahmaputra-Tals im Osten. Lokale Händler, Pilger, Missionare und Abenteurer, ab dem 16. Jahrhundert auch portugiesische, holländische und britische Handelsgesellschaften haben die Gesellschaft und die Wirtschaft des Gangesdeltas und seine entstehenden Handelsknotenpunkte wie Kalkutta, Dhaka und Chittagong geprägt. Während des Mogulreiches (1612 bis 1758) wurde ein aristokratisches Territorialsystem eingeführt, das die Macht und die Kontrolle über Ländereien in den Händen von Großgrundbesitzern konzentrierte. Dies war der Anfang feudaler Arbeitsbeziehungen. Bis heute ist Landbesitz die Basis sozialer Ungleichheit und ein Hauptmotor für Migration innerhalb des Landes. Arbeiter ohne Grundbesitz waren (gezwungenermaßen) immer mobiler als Familien, die große Ländereien kontrollierten und bestellten.

1757 gewann die Britische Ostindien-Kompanie (British East India Company) die Kontrolle im Gebiet des Gangesdelta. Während nahezu 200 Jahren britischer Kolonialherrschaft intensivierte sich das Interner Link: Feudalwesen. Ackerland, auf dem Reis, Baumwolle, Zuckerrohr und viele andere Feldfrüchte angebaut wurden, wurde deutlich ausgeweitet. Die groß angelegte Produktion von landwirtschaftlichen Produkten, die für den Export bestimmt waren, wie Jute, Seide, Tee und Indigopflanzen, wurde unter Systemen von Zwangsarbeit eingeführt. Die Briten rekrutierten tausende Arbeiter aus Assam, um in den Teeplantagen im heutigen Nordosten Bangladeschs zu arbeiten. Währenddessen hatten grundbesitzlose Bauern und Pächter, die den Großteil ihrer Ernte den Großgrundbesitzern überlassen mussten, Schwierigkeiten, auch nur die Grundbedürfnisse ihrer Familien zu befriedigen. Um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, mussten sie ihre wirtschaftlichen Aktivitäten auf breite Füße stellen. Viele von ihnen begannen daher, als Kleingewerbstreibende in den Handelszentren des Landes zu arbeiten oder auf der Suche nach einem sicheren und besseren Leben saisonal in andere Regionen zu migrieren – vor allem aus den dichter besiedelten östlichen Teilen in die westlichen und nördlichen Teile des Deltas. Die heutigen Muster der informellen Wirtschaft in städtischen Ballungsgebieten und temporärer Arbeitsmobilität gehen auf diese Entwicklungen im 19. Jahrhundert zurück. Junge Männer aus den südöstlichen Teilen des Gangesdeltas fanden auch Anstellung in der britischen Handelsmarine. Noch heute arbeiten Männer aus Bangladesch als Matrosen auf den Weltmeeren. Ehemalige Kolonialbeziehungen prägen also weiterhin die Migrationsmuster der Bangladescher. Das Vereinigte Königreich ist immer noch eines der beliebtesten Zielländer, insbesondere für die gebildeten Eliten des Landes.

Die Unabhängigkeit von der Kolonialherrschaft und die Teilung Indiens im Jahr 1947 führten zur Vertreibung hunderttausender Menschen. Eine Million Hindus wurden gezwungen, die neu gegründete und muslimisch dominierte Provinz Ostpakistan zu verlassen, weil sie dort Diskriminierung und politische Gewalt fürchten mussten. Die meisten von ihnen siedelten in Regionen Indiens, in denen Bengali gesprochen wurde, vor allem in Kalkutta in Westbengalen. Bis Anfang 1948 hatten sich rund 800.000 Muslime, die ursprünglich in den indischen Regionen Westbengalen, Assam und Bihar gelebt hatten, in Ostpakistan niedergelassen. Die Grenze zwischen den beiden neu gegründeten Staaten blieb durchlässig. Dies zeigte sich auch während des Bürgerkrieges im Jahr 1971 als die bengalisch-stämmige Bevölkerung in der östlichen Provinz Pakistans um die Unabhängigkeit von Westpakistan kämpfte und während der Hungerkatastrophe im Jahr 1974. Über zehn Millionen bengalische Flüchtlinge suchten damals vorübergehend in Indien Schutz. Seit jeher ist ein hohes Mobilitätsaufkommen zwischen Indien und Bangladesch eher die Norm als eine Ausnahme.

Dieser Text ist Teil des Interner Link: Länderprofils Bangladesch.

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Dr. Benjamin Etzold ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Geographischen Institut der Universität Bonn. Er hat über den Straßenhandel in der Megastadt Dhaka promoviert und war an einem Forschungsprojekt zu Klimawandel, Hunger und Migration in Bangladesch beteiligt. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen die geographische Migrations- und Entwicklungsforschung mit Fokus auf soziale Verwundbarkeit und Arbeitsverhältnisse. E-Mail: E-Mail Link: etzold@giub.uni-bonn.de