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Die Politik der Europäischen Union (EU) ist ein bedeutender Bestandteil unserer Nachrichten. Ständig hören wir Begriffe wie EU-Parlament, EU-Kommission oder Rat der Europäischen Union. Aber was passiert eigentlich in Brüssel? Wie wird dort konkret Politik gemacht? Mit seinem Langzeitdokumentarfilm "Democracy“ ist es David Bernet gelungen, ein Gesetzgebungsverfahren über einen Zeittraum von zwei Jahren zu begleiten und dabei Zugang zu Bereichen zu erhalten, die Kamerateams bislang verwehrt blieben.
Gemäß seiner Absicht, nicht zu erklären, sondern Politik vielmehr erlebbar zu machen, ist dabei ein ebenso künstlerischer wie spannender Dokumentarfilm entstanden, der auf zwei Ebenen funktioniert. Zum einen eröffnet er Einblicke in den politischen Prozess, von akribischen Textentwürfen für Berichte über formale und informelle Aushandlungsprozesse bis hin zu den Abstimmungen in verschiedenen Gremien. Zum anderen hat Bernet sich dafür entschieden, die Entstehung der Datenschutz-Grundverordnung der EU als "Plot“ zu verwenden – und damit ein Thema gewählt, das überaus brisant und aktuell ist. Auch wenn Bernet das Verfahren nicht bis zum Ende verfolgen konnte – sein Film umspannt den Zeitraum von 2012 bis 2014 – konnte er doch wichtige Meilensteine der Verhandlungen abbilden. Die Verordnung wird 2018 mit einer großen Tragweite für die EU-Politik in Kraft treten.
Die folgenden Aufgaben greifen die unterschiedlichen Ebenen des Films auf und sind in drei Themenblöcke unterteilt:
Aufgabenblock 1 dient als Vorbereitung auf die Filmsichtung und beinhaltet Aufgaben, die grundlegend für die Themen des Films sensibilisieren; dabei steht vor allem der Umgang der Schülerinnen und Schüler mit ihren Daten im Vordergrund.
Aufgabenblock 2 konzentriert sich auf das Themenfeld Datenschutz und die inhaltlichen politischen Auseinandersetzungen, die im Film dokumentiert werden.
Der tatsächliche politische Prozess wiederum wird in Aufgabenblock 3 betrachtet.
Die Aufgaben richten sich an Schüler/-innen ab 14 Jahren und eignen sich vor allem für den Einsatz in den Schulfächern Deutsch, Sozialkunde/Politik und Kunst ab der 9. Jahrgangsstufe.
Freie Bildungsmaterialien
Der Text des Kapitels "Arbeitsblatt und Unterrichtsvorschläge" steht Ihnen als freies Bildungsangebot unter der Lizenz Externer Link: CC BY-NC-SA 4.0 zur Verfügung. Das bedeutet, dass Sie ihn in bearbeiteter und veränderter Form veröffentlichen oder an andere weitergeben dürfen. Das Bearbeitungsrecht schließt lediglich Fotos und Ausschnitte aus dem Film "Democracy" nicht mit ein. Voraussetzung für die Nutzung ist die Nennung des Urhebers Stefan Stiletto und der Quelle bpb.de, ein Hinweis auf etwaige Bearbeitungen sowie die Weitergabe unter derselben Lizenz und zu nicht-kommerziellen Zwecken. Die Bedingung NC/nicht-kommerziell erstreckt sich dabei explizit nicht auf staatlich anerkannte Schulen, Nachhilfeinstitute und vergleichbare Einrichtungen.
Aufgabenblock 1: Vorbereitung auf die Filmsichtung
a) Was meine Daten über mich erzählen
Wie nutzen Sie Online-Medien? Und welche Daten geben Sie dabei über sich preis?
Füllen Sie die folgende Checkliste aus.
Ich bin angemeldet bei... | |
... diesen sozialen Netzwerken | |
... diesen Online-Shops | |
... diesen Streaming-Diensten |
Diese fünf Websites besuche ich regelmäßig:
1 | |
2 | |
3 | |
4 | |
5 |
Cookies auf meinem Smartphone und meinem Computer habe ich [ ] zugelassen [ ] nicht zugelassen
Ich besitze diese Geräte, die (ständig) mit dem Internet verbunden sind
Gerät | In meinem Besitz | Ich weiß, welche Daten von mir übertragen und gespeichert werden. |
Smartphone | [ ] ja [ ] nein | [ ] ja [ ] nein |
Smartwatch | [ ] ja [ ] nein | [ ] ja [ ] nein |
Tablet | [ ] ja [ ] nein | [ ] ja [ ] nein |
Notebook | [ ] ja [ ] nein | [ ] ja [ ] nein |
Smart-TV | [ ] ja [ ] nein | [ ] ja [ ] nein |
weitere: ___________________ | [ ] ja [ ] nein | [ ] ja [ ] nein |
Stellen Sie sich vor, alle Angaben und Daten, die bei diesen Diensten und Websites über Sie gespeichert sind, könnten miteinander verknüpft werden: Beschreiben Sie, welches Profil von Dritten über Sie erstellt werden könnte, die Zugriff auf diese Daten haben.
Zählen Sie auf, durch welche Daten oder Profile, die Sie online hinterlassen, Rückschlüsse auf die folgenden Kategorien möglich sind:
Alter | |
Adresse | |
Freundinnen/Freunde | |
Verwandte | |
Einkommen | |
Aussehen | |
Aufenthaltsort(e) | |
Hobbys | |
Ausbildung/Beruf/Arbeitgeber | |
Freizeitgestaltung | |
Interessengebiete | |
Üblicher Tagesablauf |
Sehen Sie sich die oben von Ihnen genannten Dienste und Websites genauer an und arbeiten sie heraus:
An welcher Stelle legen diese offen, was mit Ihren Daten geschieht und wie diese weiterverwendet werden?
Sind diese Hinweise oder Einstellungsmöglichkeiten leicht zugänglich?
Sind die Geschäftsbedingungen diesbezüglich deutlich formuliert?
Mussten Sie dieser Verwendung persönlicher Daten aktiv zustimmen?
b) Fachbegriffe der Datenschutzdebatte
Wählen Sie in Kleingruppen je einen der folgenden Fachbegriffe aus. Erarbeiten Sie eine Definition und ergänzen Sie diese durch ein alltägliches anschauliches Beispiel. Fassen Sie alle Ergebnisse zu einem kleinen "Lexikon der Datenschutzdebatte“ zusammen.
Big Data | Consent | Recht auf Vergessen | Data-Mining |
Singling Out | Profiling | personenbezogene Daten | Privatsphäre |
c) Europa-Politik
Welche Begriffe fallen Ihnen zum Stichwort "EU-Politik“ ein? Erstellen Sie vor der Filmsichtung in Einzelarbeit oder in Kleingruppen eine Mind-Map. Ergänzen Sie diese Begriffssammlung nach der Filmsichtung in einer anderen Farbe und vergleichen Sie Ihre Begriffe: Welche Themen sind hinzugekommen? Welche unterscheiden sich deutlich von ihrer ersten Stichwortsammlung?
Aufgabenblock 2: Daten als Ware
a) Wirtschaft vs. Grundrechte
Die beiden folgenden Zitate aus "Democracy“ machen die unterschiedlichen Einstellungen zum Datenschutz deutlich.
"Wir können die Welt besser machen, wenn wir Daten richtig nutzen. Für ökologische Nachhaltigkeit, Vorbeugen von Krankheiten, besseren und effizienteren Handel und vieles mehr. Die Antworten sind da: Sie sind in den Daten." John Boswell, Vize-Präsident und Chef-Justiziar SAS Institute | "Bei Überwachung geht es nicht um unsere intimsten Geheimnisse, darum, wie wir nackt aussehen oder mit wem wir das Bett teilen. Sowas interessiert nicht. Bei Überwachung geht es darum, Menschen zu kontrollieren und zu lenken.“ Katarzyna Szymielewicz, Bürgerrechts-Aktivistin Panoptykon Foundation |
Bilden Sie je eine Gruppe, die sich mit den Interessen der Wirtschaftsvertreter/-innen sowie mit jenen der Bürgerrechtler/-innen beschäftigt.
Entwerfen Sie in Ihren Gruppen ein Positionspapier, in dem in Anlehnung an die oben genannten Zitate die Chancen der Datenspeicherung beziehungsweise die Notwendigkeit eines strengen Datenschutzes ausgeführt werden. Ergänzen Sie diese durch konkrete Beispiele.
Stellen Sie die Positionen Ihrer Gruppen danach im Plenum vor und diskutieren Sie diese gemeinsam.
Versuchen Sie nach der Anhörung der jeweils vorgetragenen Punkte einen Kompromiss zu finden, der beide Seiten so gut wie möglich zufrieden stellt.
(Anregungen für Argumente finden Sie auch in den Artikeln "Mehr Datenschutz für mehr Innovationen“ von Klaus Müller sowie "Bringt die Grundverordnung zu viel oder zu wenig Datenschutz für Europa?“ von Susanne Dehmel in diesem bpb-Dossier.)
b) Daten sind...
Welche Bedeutung haben Daten und Datenschutz heute? "Democracy“ liefert dazu einige prägnante Aussagen, die ganz unterschiedliche Sichtweisen wiedergeben. Etwa:
"Daten sind das neue Öl.“
(John Boswell, Vize-Präsident und Chef-Justiziar SAS Institute)"Personenbezogene Daten sind die Währung der digitalen Wirtschaft.“
(Paolo Balboni, während der Dreharbeiten Wirtschaftsanwalt für Datenschutz)"Wenn Daten das neue Öl sind, dann ist Datenschutz der neue Umweltschutz.“
(Jan Philipp Albrecht, MdEP)
Welche Bedeutung haben Daten Ihrer Meinung nach? Formulieren Sie einen Satz.
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c) Die Auswirkungen der NSA-Affäre
Im Juni 2013 trifft sich ein abtrünniger Mitarbeiter der NSA in Hongkong mit Journalistinnen und Journalisten und überlässt ihnen als streng geheim eingestufte Daten, die eine umfassende Überwachung durch den US-Geheimdienst belegen und gleichzeitig dokumentieren, wie eng die NSA mit großen IT-Firmen zusammenarbeitet. In den USA gilt der Whistleblower Edward Snowden seither als Staatsfeind; Datenschützerinnen und Datenschützer hingegen sehen in ihm einen Helden.
Erläutern Sie anhand des Filmausschnitts, welchen Einfluss die NSA-Affäre auf die Entwicklung der Datenschutz-Grundverordnung der EU hatte.
Lesen Sie sich zu dem Thema auch den Artikel "Europas Datenschutz schützt nicht vor der NSA“ von Michael Seemann in diesem bpb-Dossier durch.
Zeigen Sie in Form eines Schaubilds auf, welchen Nutzen die Grundverordnung bringt und in welcher Hinsicht sie wirkungslos bleibt.