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Vom Spiel zum Spektakel Der gesellschaftliche Erfolg des Fußballs

Lars Riedl

/ 24 Minuten zu lesen

Professionalisierung, Globalisierung, Eventisierung - das Bild des Fußballs hat sich seit 1873 verändert. Warum interessieren sich Medien, Wirtschaft und Politik für das Fußballpublikum? Was bietet der Fußball wiederum seinen Fans und wie unverzichtbar ist er für die Gesellschaft?

Am ersten Spieltag der neuen Fußball-Bundesliga Saison 1963/1964 stehen sich am 24. August 1963 im Saarbrücker Ludwigspark der 1. FC Saarbrücken und der 1. FC Köln gegenüber. Köln gewinnt das Spiel mit 2:0. (© picture-alliance/dpa)

Einleitung

Zweifellos kann der Profifußball als ein Faszinosum der modernen Gesellschaft bezeichnet werden, denn die "schönste Nebensache der Welt" zieht nach wie vor die Massen in ihren Bann. Die Spiele der Fußball-Bundesliga locken Woche für Woche rund 400.000 Menschen in die Stadien. Über 45 Millionen Bundesbürger/-innen sind Fan eines Fußballvereins. Und Topereignisse, wie zum Beispiel die Fußball-Weltmeisterschaft, finden sogar vor einem nach Milliarden zählenden Weltpublikum statt. Fußball dominiert die Sportberichterstattung in den Medien und stellt einen beachtlichen Wirtschaftsfaktor dar, allein in der Saison 2012/13 machten die 18 Bundesligavereine erneut einen Rekordumsatz von mehr als zwei Milliarden Euro. Seit einigen Jahren erfährt der Fußball sogar in der Literatur und Wissenschaft zunehmend an Aufmerksamkeit.

Es lässt sich also feststellen, dass Fußball über eine enorme gesellschaftliche Relevanz verfügt und zu einem kaum noch wegzudenkenden Kulturgut geworden ist. Doch wie lässt sich dieser Erfolg erklären? Dazu wird Im Folgenden das Verhältnis von Fußball und Gesellschaft aus einer soziologischen Perspektive analysiert.

Übersicht:

  • Es werden die Strukturmerkmale erörtert, die den Fußball als Sportart der modernen Gesellschaft kennzeichnen.

  • Der Zusammenhang von Fußball und Publikum wird in den Blick genommen.

  • Das Verhältnis des Fußballs zu den gesellschaftlichen Teilbereichen Massenmedien, Wirtschaft und Politik wird erläutert.

  • Abschließend wird die gesellschaftliche (Un-)Verzichtbarkeit des Fußball aufgezeigt.

Fußball als Sportart in der modernen Gesellschaft

Bei der Frage nach dem Ursprung des Fußballs verweist die Literatur oftmals darauf, dass der Fußball nahezu so alt wie die Menschheit selbst sei. Als Belege dafür dienen fußballähnliche Spiele aus verschiedenen Epochen und unterschiedlichen Regionen der Welt: So wurde beispielsweise bereits im zweiten Jahrhundert vor Christi Geburt in China Tsu-Chu gespielt; in der Antike erfreute man sich in Griechenland an Episkyros und in Rom an Harpastum; zur Zeit der Renaissance war in Florenz das Calcio-Spiel sehr beliebt. Darüber hinaus werden auch das Kalagut-Spiel der Inuit, das russische Lapta, das japanische Kemari sowie das schweizerische Hornussen als fußballähnliche Spiele vergangener Zeiten angeführt. Es ist aber umstritten, inwieweit diese Spielformen als tatsächliche Vorläufer des Fußballs gelten können.

Eine eindeutige Antwort lässt sich allerdings auf die Frage geben, wann und wo sich Fußball zu einer Sportart der modernen Gesellschaft entwickelt hat. Dies geschah im England des 19. Jahrhunderts. Bereits im ausgehenden Mittelalter gab es die Folk Games, die als Frühformen des Fußballs (wie auch des Rugbys) angesehen werden können. Bei diesen Spielen handelte es sich zumeist um Wettkämpfe zwischen zwei Dörfern oder Stadtteilen. Die Spielidee war, einen ballähnlichen Gegenstand in einen bestimmten Zielbereich im Gebiet des Gegners zu bringen. Die lediglich regional bekannten Spiele basierten oftmals auf nur wenigen, kaum formalisierten und zumeist nur mündlich überlieferten Regeln. So waren zum Beispiel das Spielfeld, die Spieldauer sowie die Teilnehmerzahl kaum begrenzt und eine klare Trennung von Teilnehmern und Zuschauern unüblich.

Ein zentrales charakteristisches Merkmal dieser Folk Games war das hohe Maß an Aggressivität und körperlicher Gewalt. Oft kam es auch zu über das Spiel hinausgehenden Tumulten und Ausschreitungen. Daher wurden diese Volksspiele häufig von den jeweiligen Obrigkeiten verboten, sodass diese Volkskultur in den folgenden Jahrhunderten nahezu verschwand. Allerdings fand der Fußball im 18. und 19. Jahrhundert zunehmend Einzug in die sogenannten Public Schools. Diese waren – anders als es ihr Name suggeriert – keine öffentlichen, sondern private Einrichtungen und wurden vor allem von den Zöglingen der Oberschicht besucht. Fussball half dort die oftmals brutalen und rücksichtslosen Macht- und Prestigekämpfe unter den Schülern auf der Grundlage des sportlichen Konkurrenzdenkens und der Idee des Fairplays zu disziplinieren und zu kanalisieren.

Die Geburt des modernen Fußballs

Die Aufnahme vom 01.04.1874 zeigt die Spieler des Glasgower Fußballklubs Queens Park. Der Queens Park F.C. wurde im Jahre 1867 gegründet und war verantwortlich für die Aufnahme von Latten an Fußballtoren, Freistößen und Halbzeit in das Regelwerk. (© picture-alliance/dpa)

Als Geburtsstunde des modernen Fußballs lässt sich der 23. Oktober 1863 anführen, denn an diesem Tag wurde bei einem Treffen von Vertretern der Fußballmannschaften verschiedener Public Schools sowie der Universitäten Cambridge und Oxford im Freemasons Tavern in London die Football Assoziation (FA) gegründet. Ziel des Treffens war es, für die immer beliebter werdenden Wettkämpfe zwischen den Schulen ein einheitliches Regelwerk und eine Entscheidungsinstanz für Streitfälle zu schaffen.

Es wurde also eine Organisation gegründet, deren Organisationszweck ausschließlich auf die Sportart Fußball ausgerichtet war. Sie definierte die Regeln der Sportart, bestimmte räumliche und zeitliche Begrenzungen des Spielablaufs, trennte die Rolle des Zuschauers von der des Spielers, führte den Schiedsrichter als intervenierenden Dritten in das Spiel ein, unterwarf das Aggressionspotenzial der Spieler der sozialen Kontrolle, sanktionierte Regelüberschreitungen und belohnte körperliche und taktische Fertigkeiten statt Gewalt und Stärke.

Strukturmerkmale des modernen Sports

Mit dieser Zusammenkunft in London im Oktober 1863 wurden zentrale Strukturmerkmale des modernen Sports im Fußball eingeführt. Diese sind unter anderem : die Ausdifferenzierung aus anderen Sinnkontexten, die Etablierung einer eigenständigen Systemlogik, eine darauf abgestimmte Strukturbildung sowie die Entstehung von Organisationen.

Fußball wird zum Selbstzweck

In vormodernen Gesellschaften waren viele Handlungsbereiche, wie zum Beispiel Arbeiten, Erziehen, Herrschen, Rechtsprechen, Glauben, Heilen sowie auch Bewegen und Spielen miteinander vermischt. Im Übergang zur modernen, funktional differenzierten Gesellschaft haben sich diese Bereiche zunehmend voneinander getrennt und zu jeweils eigenständigen gesellschaftlichen Teilsystemen ausdifferenziert, wie zum Beispiel dem Wirtschaftssystem, dem Erziehungssystem, dem politischen System, dem Rechtssystem, dem Religionssystem und dem Gesundheitssystem.

Auch der Sport entstand, indem er sich aus verschiedenen Handlungsbereichen herauslöste, in denen Bewegung, körperliche Leistungsfähigkeit oder Wettkampf eine Rolle spielten, wie zum Beispiel bei kultischen und rituellen Handlungen sowie in den Bereichen der (Leibes-)Erziehung, des Spiels und des überwiegend dem Adel vorbehaltenen Amüsements und Zeitvertreibs. Im Sportsystem der modernen Gesellschaft geht es nunmehr um die Erbringung körperlicher Leistungen, welche um der Leistung willen, also als Selbstzweck, erbracht werden.

Wie gezeigt, differenzierte sich der Fußball aus dem Kontext der Public Schools aus; er war nicht mehr nur Mittel zum Zwecke der Erziehung, sondern verselbstständigte sich zu einem eigenständigen Handlungsbereich. Denn es entstanden Wettkampfsysteme, in denen körperliche Leistungen ausschließlich zum Zwecke des sportlichen Erfolgs erbracht wurden – unabhängig davon, ob aus den Spielern damit auch gute Schüler oder gar bessere Menschen würden

Leistungs- und Konkurrenzdenken setzen sich als zentrale Handlungsprinzipien durch

Die Ausdifferenzierung gesellschaftlicher Teilsysteme geht mit der Etablierung eigenständiger Systemlogiken (nach welchen Kriterien ein System funktioniert) einher, auf die sich dann alle Handlungen in jenem Teilsystem ausrichten. Im Spitzensport geht es um die permanente Erbringung körperlicher Leistungen und um ständige Leistungsvergleiche. Wer im Sportsystem agiert, der will Leistung erbringen und steigern, der will seine Gegner besiegen und die eigene Niederlage vermeiden. In keinem anderen gesellschaftlichen Teilsystem ist das Leistungsprinzip in einer solchen Reinkultur zu finden: Den Hundertmeterlauf gewinnt der Schnellste, das Gewichtheben der Stärkste, das Speerwerfen derjenige, der am weitesten wirft. Und das Fußballspiel gewinnt die Mannschaft, die die meisten Tore schießt.

Das Sportsystem ist in seiner Logik autonom und strikt selbstbezüglich, das heißt, in die Bewertung sportlicher Leistungen gehen keine außersportlichen Kriterien ein. Es zählt nicht, ob ein Sprinter schön, ein Gewichtheber reich, ein Speerwerfer über ein politisches Amt verfügt oder in einer Mannschaft besonders viele Spieler Abitur haben. Mit dem Aufbau jenseits des Schulunterrichts stattfindender nationaler und internationaler Wettkämpfe durch die FA wurde es möglich, dass sich auch im Fußball das Leistungs- und Konkurrenzdenken des Sports etablierte und sich diese selbstbezügliche Logik durchsetzen konnte.

Die Football Association legt einheitliche Regeln fest

1920er Jahre: Präsentation der Mannschaftsaufstellung vor dem Spiel 1.FC Nürnberg gegen TSV 1860 München mittels einer bewegten Tafel. (© imago/Otto Krschak)

Die Systemlogiken der gesellschaftlichen Teilsysteme werden durch entsprechende Strukturen spezifiziert. Die Leistungserbringung und -vergleiche im Sport, die Zuteilung von Sieg und Niederlage werden erst auf der Grundlage der sportartenspezifischen Regeln möglich. Denn diese legen fest, welche Leistungen überhaupt als bessere gelten können, welche Handlungen dabei erlaubt und welche verboten sind, wie zum Beispiel Foulspiel oder Doping. Sie bestimmen also den Raum möglicher Handlungen. Darauf aufbauend gibt es eine weitere Strukturebene, nämlich die der Taktiken und Bewegungstechniken, die vorgeben, wie Leistungen erbracht werden können.

Insofern war die Zusammenkunft am 23. Oktober 1863 in London von enormer Bedeutung für den Fußball. Die Festlegung und Vereinheitlichung der Fußballregeln durch die FA war ein zentraler Schritt zur Ausdifferenzierung des Fußballs, denn der Fußball erlangte zum einen die charakteristischen Strukturen, die seine Spielidee und sein Erscheinungsbild bis heute maßgeblich bestimmen. Zum anderen war dies eine notwendige Voraussetzung für die Verbreitung des Fußballs in der Welt, denn nur so wurden Wettkämpfe möglich, ohne jedes Mal Regeln und damit letztlich die Sportart als Ganzes neu aushandeln zu müssen.

Vereine und Sportverbände gründen sich und organisieren den Fußball

Die Ausdifferenzierung, Stabilisierung und das Größenwachstum gesellschaftlicher Teilsysteme ist eng mit der Entstehung von spezifischen Organisationen verbunden, die sich auf bestimmte Aspekte und Probleme des jeweiligen Systems spezialisieren. So basiert beispielsweise die Leistungsfähigkeit und Komplexität des politischen Systems unter anderem darauf, dass es Parteien und staatliche Verwaltungen gibt, die sich mit der Vorbereitung und Durchsetzung politischer Entscheidungen befassen.

Die Spielvereinigung Greuther Fürth, einer der traditionsreichsten Fußballvereine Deutschland mit drei Meistertiteln in den Jahren 1914, 1926 und 1929, wurde 1903 gegründet. (Mannschaftsbild von 1913) (© imago/Kicker)

Die im Vergleich zur vormodernen Agrarwirtschaft erlangten Leistungssteigerungen des modernen Wirtschaftssystems basieren auf der Entstehung von Organisationen, wie zum Beispiel Unternehmen und Banken. Der beschleunigte Erkenntnisfortschritt der Wissenschaft ist weniger auf die Leistungen individueller Wissenschaftler, sondern vielmehr auf die Universitäten, Forschungsinstitute und Fördereinrichtungen zurückzuführen, die diesen Prozess organisieren. Für den Fußball sind vor allem zwei spezielle Organisationstypen zu nennen:

  • Dies sind erstens die Vereine, denn sie bilden die organisatorische Grundlage für Fußballmannschaften und erzeugen so unter anderem langfristig bestehende Wettkampfeinheiten, die auch den stetigen Wechsel ihrer Mitglieder überdauern. Man denke hier nur an die vielen Bundesligaklubs, die schon seit über 100 Jahren bestehen.

  • Zweitens sind die Sportverbände von Bedeutung, denn sie bestimmen die Regeln, organisieren die Wettkämpfe und gewährleisten den fortwährenden sportlichen Leistungsvergleich. Sie ermöglichen zum einen die Kooperation der um sportliche Erfolge konkurrierenden Vereine. Zum anderen vertreten sie die Interessen des Fußballs nach außen – vor allem gegenüber der Wirtschaft, der Politik und den Medien –, sodass sie maßgeblich zur Positionierung des Fußballs in der Gesellschaft beitragen.

Professionalisierung und Globalisierung des Fußballs

Auf Grundlage der vorangestellten Überlegungen zum Fußball als Sportart der modernen Gesellschaft lassen sich zwei Strukturdynamiken erklären, die den gegenwärtigen Fußball maßgeblich prägen: nämlich Professionalisierungs- und Globalisierungsprozesse.

Das Leistungsprinzip erfordert Professionalisierung auf allen Ebenen

Mit Professionalisierung ist zum einen die Verberuflichung bestimmter Tätigkeiten gemeint. Zum anderen verfügen Professionelle im Unterschied zu Laien über ein spezifisches Fachwissen, besondere Fähigkeiten und Qualifikationen, die für die effektive Ausübung dieser Tätigkeiten notwendig sind. Professionalisierungsprozesse zielen vor allem auf Effektivitätssteigerung ab. Im Fußball resultieren sie konsequenterweise aus der Logik des Sportsystems. Die permanenten Konkurrenzverhältnisse forcieren die wechselseitigen Überbietungsversuche der Sportler, Mannschaften und Vereine.

Es gibt keine systeminterne Stoppregel, keinen Grund, sportliche Leistungen zu begrenzen, denn es würde "sportlich" keinen Sinn machen, zum Beispiel die zulässige Höchstleistung beim Hundertmeterlauf auf 10,23 Sekunden zu begrenzen. Daher entstehen im Sport Prozesse, die in ihrer Logik und Dynamik mit der Spirale militärischen Wettrüstens vergleichbar sind. Insofern sind die vielfältigen im Fußball zu beobachtenden Professionalisierungsprozesse als Versuche zu verstehen, Möglichkeiten der Leistungssteigerung zu schaffen:

  • Beispielsweise werden Spieler zu Vollprofis, um sich ausschließlich auf Training und Wettkampf konzentrieren zu können.

  • Mit der Verpflichtung hauptberuflicher und zunehmend auch gut ausgebildeter Trainer/-innen versucht man, die Trainingsqualität sowie das taktische Verhalten der Spieler/-innen im Wettkampf zu verbessern.

  • Der Einsatz von medizinischen Betreuungsstäben ermöglicht die professionell gesteuerte Optimierung der Athletenkörper.

  • Ehrenamtliche Funktionäre werden durch ein professionelles Management ergänzt beziehungsweise ersetzt.

  • Die Vereine werden von einer gemeinnützigen Vereinigung in sogenannte Fußballunternehmen umgewandelt, um die internen Abstimmungsprozesse wie auch die Beziehungen zu Medien und Wirtschaft mit dem Ziel zu verbessern, die für das Erreichen weiterer sportlicher Erfolge notwendigen finanziellen Ressourcen zu gewinnen.

Fußball wird zu einer globalen Sportart

01.04.1893: Spieler und Offizielle der englischen Fußball-Nationalmannschaft, die an diesem Tag in London ein Länderspiel gegen die schottische Auswahl bestreitet. (© picture-alliance/dpa)

Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatten sich im Sportsystem globale Strukturen in Form von weltweiten Wettkämpfen und einheitlichen, weltweit gültigen Wettkampfregeln etabliert. Man denke nur an die ersten Olympischen Spiele im Jahre 1896, an denen – zumindest dem Anspruch nach – Athleten aus der ganzen Welt teilnahmen. Diese frühzeitige Entstehung weltweiter Wettkampfsysteme lässt sich ebenfalls auf die Logik des Sportsystems zurückführen. Das Konkurrenzprinzip impliziert die Leistungsvergleiche, von der lokalen über die nationale Ebene letztlich auf die ganze Welt auszudehnen, um so die Beste oder den Besten der Besten, also die Weltmeisterin/den Weltmeister, zu ermitteln. In dieser Hinsicht ist der Spitzensport nahezu zwangsweise grenzüberschreitend beziehungsweise grenzenlos. Und so waren internationale Vergleiche bereits im 19. Jahrhundert fester Bestandteil des modernen Fußballs. Ebenso war Fußball bereits im Programm der ersten Olympischen Spiele der Neuzeit (1896) vorgesehen, und die erste Weltmeisterschaft fand bekanntlich 1930 in Uruguay statt.

Die Spielermärkte und das Publikum globalisieren sich

Auf der Ebene der Spielerrekrutierung kam es zu einem enormen Globalisierungsschub durch das sogenannte Bosman-Urteil des Europäischen Gerichtshofs im Jahre 1995. Denn damit wurden die bis dahin geltenden Ausländerbeschränkungen der Verbände, weil nicht mit dem europäischen Arbeitsrecht zu vereinbaren, für nichtig erklärt. Die Vereine konnten nunmehr nahezu unbegrenzt ausländische Spieler weltweit verpflichten und bereits nach wenigen Spielzeiten stieg ihr Anteil in der Bundesliga auf rund 50 Prozent an.

Interner Link: Vgl. hierzu die interaktive Infografik: Wie hat sich der Ausländeranteil in der Bundesliga seit 1963 entwickelt?

Fans von Bayer Leverkusen mit einer Choreografie "Die Werkskrieger", in der sie ihre Mannschaft als Yediritter aus dem Film "Star Wars" darstellen. (© imago/Team 2)

Damit wurde es insbesondere für deutsche Nachwuchsspieler weitaus schwieriger, in der Bundesliga Fuß zu fassen. Jedoch konnten die aus diesem Umstand befürchteten negativen Folgen für die Nationalmannschaft durch große Investitionen des Deutschen Fußball-Bunds in ein Talentförderprogramm sowie die an die Lizenzierung der Bundesligavereine gekoppelte Verpflichtung zur Nachwuchsförderung abgewendet werden.

Die anfänglich befürchtete Entfremdung des Publikums von den nunmehr multinational zusammengesetzten Mannschaften ist nicht eingetreten. Vielmehr wurde deutlich, dass die Publikumsgunst nur marginal von der Nationalität der Spieler abhängt. Viel wichtiger ist es, wie stark sich die Spieler für den Verein einsetzen. Es zählen für die Zuschauer primär sportliche Kriterien, wie Leistung, Erfolg, Einsatzbereitschaft und Loyalität gegenüber dem Verein, denn dies ist ihr zentrales Identifikationsobjekt. Insofern können ausländische Spieler genauso gut wie deutsche Spieler zu Publikumslieblingen und Vereinshelden werden. Es ist daher aber auch fraglich, inwieweit diese Identifikation mit den multinationalen Mannschaftskadern einen positiven Einfluss auf Integration ausländischer Mitbürger in die deutsche Gesellschaft hat.

Staatsbürgerschaften der Bundesligaspieler in der Saison 2015/2016. Bitte klicken Sie auf das Bild, um zur interaktiven Grafik zu kommen. (bpb) Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/

Analog zu den Mannschaftskadern globalisiert sich auch das Publikum. Dank der Massenmedien ist man heutzutage bei der Wahl seines Lieblingsvereins nicht mehr auf den lokalen Fußballklub beschränkt. Und vor allem die größeren Vereine agieren mittlerweile nahezu wie transnationale Konzerne und versuchen zunehmend, nicht nur national, sondern weltweit Zuschauer und Fans zu finden.

Die Bedeutung des Fußballs für das Publikum

1970, Nähe von Publikum, Verein und Spielern: Fans von Arminia Bielefeld lassen ihre "Helden" hochleben. (© imago/Werner Otto)

Fußball fasziniert die Massen und verfügt daher über ein enormes Publikum. Doch was macht diese Faszination aus? Bei einem Fußballspiel handelt es sich um den in einem geregelten Rahmen stattfindenden, in seinem Verlauf und Ergebnis offenen Wettstreit zweier gegnerischer Mannschaften. Seine zeitliche, räumliche und personelle Begrenzung macht es zu einem überschaubaren körperbasierten Interaktionsgeschehen, welches leicht beobachtbar und nachvollziehbar ist. Diese Merkmale machen Fußballspiele anschlussfähig an eine Vielzahl unterschiedlicher Zuschauermotive..

Vereine und Fans erzeugen kollektive Identifikationsmöglichkeiten

Die (längerfristige) Identifikation mit einem Fußballverein kann eine attraktive Möglichkeit zur Herstellung von Identität sein. Zudem kann der Fußball den trotz des Bedeutungsverlustes traditionaler Gemeinschaften, wie zum Beispiel Familie, Nachbarschaft, Dorfgemeinschaften, weiterhin bestehenden Bedarf an Gemeinschaftszugehörigkeit bedienen. Für die meisten Zuschauer wären Fußballspiele wohl recht langweilig, wenn sie sich nicht mit den Protagonisten auf dem Feld identifizieren würden. Die Konfliktlogik des Sports drängt die Zuschauer nahezu zwangsläufig auf die eine oder andere Seite, erfordert gewissermaßen die Parteinahme: "Wir" gegen "die Anderen". Vereins- wie auch Nationalmannschaften bilden daher Anknüpfungspunkte für kollektive Identitäten, auf die sich die Zuschauer mit ihren Bedürfnissen nach Identifikation beziehen kann.

Auffällig sind dabei die starken Wertbezüge, die mit diesen kollektiven Identitäten transportiert werden. Sie beziehen sich in der Regel erstens auf sportliche Erfolge (zum Beispiel dreifacher Sieger der Champions League, Vizemeister, Rekordaufsteiger, Weltpokalsiegerbesieger), betonen zweitens gesellschaftlich anerkannte Werte, wie zum Beispiel Professionalität, Exzellenz, Loyalität, ehrliche Arbeit etc., und drittens gibt es trotz aller Globalisierungsprozesse – schon allein aufgrund des Vereinsnamens – weiterhin Verweise auf Lokalität beziehungsweise Nationalität. Wobei sich diese heute nicht mehr quasi zwangsläufig aus einer scheinbaren Einheit von Verein und Stadt, von Publikum und Einwohner/-innen ergeben, sondern vielmehr von den Vereinen im Sinne einer „wilful nostalgia“ aktiv konstruiert werden (müssen). Getragen werden diese kollektiven Identitäten durch massiv zur Schau gestellte Symbole, wie zum Beispiel Vereinsembleme, Trikots, Fahnen und Lieder.

Ein wesentliches Kennzeichen der modernen Gesellschaft ist die Individualisierung. Damit ist gemeint, dass traditionale soziale Strukturen, wie zum Beispiel Schicht-, Religions- und Familienzugehörigkeit drastisch an Bindungskraft und Einfluss auf die Lebensführung und gesellschaftliche Positionierung wie auch die gemeinschaftliche Einbindung des Einzelnen verloren haben. Dies ermöglicht dem modernen Individuum enorme Freiheitsgrade – man kann bis zu einem gewissen Grad wählen, wer und was man sein will. Die Kehrseite dieser Optionenvielfalt ist der Zwang zur Entscheidung, Selbstfestlegung und Abgrenzung von anderen Möglichkeiten und Lebensentwürfen. Der oder die Einzelne ist nun für die eigene Identitätsbildung und -ausgestaltung selbst verantwortlich.

Fußballfans werden zu Wertegemeinschaften

Das bundesweit einmalige Weihnachtssingen in einem Fussballstadion wurde 2003 von Fans des 1. FC Union aus der Taufe gehoben. (© imago/epd)

Fußball erzeugt Formen sogenannter "posttraditionaler Vergemeinschaftung" und "Casual Socialbility", also des gelegentlichen und ungebundenen Zusammenseins. Die Selbstzurechnung und Zugehörigkeit zu solchen Gemeinschaftsformen basiert nicht mehr wie bei den traditionalen Formen auf gemeinsamer Abstammung oder Herkunft, sondern vielmehr auf geteilten Interessen, Anliegen und Werten. Man kann sich heutzutage dafür entscheiden, Anhänger des einen oder anderen Vereins zu sein. Es ist dabei noch nicht einmal notwendig, dass sich alle Gemeinschaftsmitglieder untereinander kennen, was angesichts der oftmals großen Anhängerschaft von Bundesligavereinen und vor allem der deutschen Nationalmannschaft auch kaum möglich wäre. Es reicht schon aus, eine gemeinsame Identität zu unterstellen. Die im Fußball vorzufindenden Gemeinschaften lassen sich daher auch im Sinne von Benedict Anderson (1983) als "Imagined Communities", als vorgestellte Gemeinschaften, bezeichnen.

Im Stadion leben Fans ihre Gefühle aus

Gemeinsame Trauer bei Schalke-Fans (© imago/Team 2)

Das hohe Maß an Emotionalität ist ein markantes Merkmal des Spitzenfußballs. Ganz zentral ist das Erleben von Spannung. Die Ergebnisoffenheit der geregelten Wettkämpfe bedeutet, dass man zwar weiß, wann ein Spiel entschieden sein wird, aber niemand von den Zuschauern oder den beteiligten Spielern weiß, wie es entschieden wird. Darüber hinaus bietet Fußball Anlass für ganz unterschiedliche, teils sogar widerstreitende Emotionen: Aus Siegen resultieren Freude, Stolz, Begeisterung; mit Niederlagen verbinden sich Ärger, Wut und Trauer. Und all diese Emotionen stehen im engen Zusammenhang zum Ausmaß der Identifikation mit den Mannschaften, denn wer sich identifiziert, für den steht ja sprichwörtlich mehr auf dem Spiel.

Während in den meisten Bereichen der modernen Gesellschaft Emotionen und Affekte stark kontrolliert oder gar verdrängt werden, bietet der Fußball nicht nur die Möglichkeit, Emotionen zu erleben, sondern mit der Zuschauerrolle verbindet sich auch die Erwartung, diese Emotionen auszuleben und zur Schau zu stellen. Gerade im Stadion erfährt man daher unmittelbar, dass man sich mit anderen gemeinsam freut oder gemeinsam leidet. Diese kollektiven Emotionen können sich – auch durch die ritualisierten Verhaltensweisen der Fans – bis zu einem "Enthusiasmus über den eigenen Enthusiasmus" (zum Beispiel aktuell beim Support von Ultrafans in den Kurven deutscher Stadien zu beobachten) steigern.

DFB-Pokal Achtelfinale 2011: Fürther Fans feiern den Derbysieg ihres Vereins gegen den 1. FC Nürnberg. (© picture-alliance/dpa)

Diese Formen der emotionalen Vergemeinschaftung machen Fußballspiele nicht nur zu einer spannenden Alternative zu den langweiligen Routinen der Moderne. Durch das Erleben von Emotionen ermöglichen Fußballspiele vielmehr auch Präsenzerfahrungen und Seinsgewissheit, also ein Sich-selbst-Erfahren im Hier und Jetzt. Im Rausch der Emotionen lassen sich die durch die Moderne hervorgerufenen Unsicherheiten und ungewissen Zukünfte sowie der damit für die Einzelnen verbundene Entscheidungs- und Reflexionsdruck zumindest einen begrenzten Zeitraum lang ausblenden.

Bedürfnis nach Unterhaltung und Zerstreuung

Den Bedürfnissen des Publikums nach Unterhaltung und Zerstreuung versuchen die Fußballvereine zunehmend über die Ausgestaltung von Rahmenprogrammen gerecht zu werden. Es wird also versucht, das sportliche Ereignis zum "perfekten" Erlebnis auszubauen. Ziel derartiger Maßnahmen ist es:

  1. die Verweildauer der Zuschauer in den Stadien zu erhöhen.

  2. sollen damit neue Publikumsgruppen gewonnen werden.

  3. dienen diese Inszenierungen der Stimmungssteuerung im Stadion.

  4. versucht man für die Zuschauenden einen Zusatznutzen und ein gewisses Maß an gesicherter Unterhaltung zu schaffen, welches im Falle von Niederlagen dazu beitragen kann, dass das Gesamterlebnis dennoch positiv bilanziert wird. Es wird also versucht, das sportliche Ereignis zum "perfekten" Erlebnis auszubauen.

Da sich dieser Trend zum Event allerdings gesellschaftsweit finden lässt, reicht er nicht vollends für die Erklärung der Faszination aus, die der Fußball für das Publikum hat. Auch wenn man gern von Fußballkunst spricht, so unterscheidet sich Fußball prinzipiell von anderen ästhetischen Darbietungen. So können Artisten oder Tänzer den Rahmen ihrer Darbietungen so wählen, dass sie ihn sicher beherrschen, und daher ihre Aufführungen (zumeist) gelingen. Derartig ideale Bedingungen sind jedoch bei einem Fußballspiel nicht gegeben, nicht zuletzt deshalb, weil die gegnerische Mannschaft versucht, Spielzüge zu stören und Tore zu verhindern. Das Gelingen von Kombinationen und Torerfolgen ist daher als unwahrscheinlich anzusehen und es kann nicht vollends geplant werden. Vielmehr muss sogar das Scheitern ständig mit in Kauf genommen werden. Deshalb müssen Fußballspieler immer wieder versuchen, ihre Leistungsgrenzen im Wettkampf zu überschreiten. Die Faszination des Publikums liegt genau in diesen nur dem Sport eigenen ästhetischen Momenten des Über-sich-Hinauswachsens und des unwahrscheinlichen Gelingens begründet).

Die Bedeutung des Publikums für den Fußball

1977: Junger Dortmund-Fan gibt seiner Mannschaft Anweisungen. (© imago/Werner Otto)

Fußball fasziniert die Massen und verfügt daher über ein enormes Publikum. Doch was macht diese Faszination aus? Der Fußball ist nicht nur für die Zuschauer und Fans wichtig, sondern das Publikum ist auch seinerseits für den Fußball von enormer Bedeutung. Denn erst das Publikum verschafft dem Fußball seinen hohen gesellschaftlichen Stellenwert. Dies geschieht in zweifacher Weise, nämlich zum einen durch Sinnzuschreibungen und zum anderen durch die Ermöglichung der Kopplung mit anderen gesellschaftlichen Teilsystemen.

Das Publikum gibt dem Fußball seine hohe gesellschaftliche Bedeutung

Im modernen Fußball dürfen die Zuschauer im Gegensatz zu den damaligen englischen Folk Games bekanntermaßen nicht mehr direkt ins Spiel eingreifen, sondern sie können nur noch die Spiele beobachten sowie ihre Beobachtungen kommunizieren und kommentieren. Doch was leistet das schier endlose Reden über Fußball in Freundeskreisen, Fernsehen, Radio, Zeitungen und Internet? Die wissenschaftliche Antwort lautet: Es transformiert das physische Geschehen auf dem Rasen in einen Gegenstand der Kommunikation.

Die Leistung des Publikums liegt in dieser kommunikativen Rekonstruktion, der Beschreibung und Kommentierung von Fußballspielen. Denn das Publikum ermöglicht es, dass Fußball zum Thema geselliger Konversation und damit auch zum Bestandteil gesellschaftlicher Kommunikation und öffentlicher Diskussionen wird. Das Publikum ist als eine interpretative Gemeinschaft zu verstehen, die dem Fußball überhaupt erst seine gesellschaftliche Bedeutung verschafft. Es erzeugt und stabilisiert maßgeblich die Images, Semantiken (Bedeutungen), Historisierungen, Helden und Mythen, durch die der Fußball zu mehr wird als lediglich zu einem Spiel, bei dem 22 Spieler versuchen, das Runde ins Eckige zu bringen.

Das Publikum sorgt für die enge Verbindung von Fußball, Medien und Wirtschaft

Neben diesen vielfältigen Sinnzuschreibungen ermöglicht das Publikum auch die Kopplung mit gesellschaftlichen Teilsystemen, insbesondere dem Wirtschaftssystem, den Massenmedien und dem politischen System. Fußballvereine benötigen vor allem finanzielle Ressourcen, um sportlich erfolgreich sein zu können. Deshalb gilt es, neben den Eintrittsgeldern vor allem Sponsoren- und Fernsehgelder zu gewinnen. Dies gelingt aber nur, wenn man ein möglichst großes Publikum hat. Denn das Publikum steht in der Mitte des "magischen Dreiecks" von Spitzensport, Massenmedien und Wirtschaft.

Sponsoren und Medien interessieren sich nur deshalb für den Spitzensport, weil sie an seinem Publikum interessiert sind. Denn sie wollen diese Zuschauer und Fans für sich als Käufer und Kunde, Fernsehzuschauer und Zeitungsleser gewinnen. Insofern benötigt der Spitzensport ein möglichst großes Publikum, denn nur dann fließen die Gelder der Wirtschaft und der Massenmedien. Und Gleiches gilt auch hinsichtlich der Unterstützung aus der Politik, denn diese ist letztlich an den Wählerstimmen der Bürger interessiert. Insofern gilt: Je größer das Publikum ist, desto besser funktioniert der Leistungsaustausch zwischen dem Fußball und diesen drei gesellschaftlichen Teilsystemen.

Das Verhältnis des Fußballs zu Massenmedien, Wirtschaft und Politik

Nürnberger Fans protestieren gegen Pay-TV und die Kommerzialisierung des Fußballs. (© imago/MIS)

Der Fußball ist in der Tiefenstruktur seiner Systemlogik autonom. Sein gegenwärtiges Erscheinungsbild hingegen wird jedoch maßgeblich durch die Beziehungen des Fußballs zur Gesellschaft, insbesondere zu den gesellschaftlichen Teilsystemen Massenmedien, Wirtschaft und Politik und den damit verbundenen Prozessen der Medialisierung, der Kommerzialisierung sowie der politischen Instrumentalisierung geprägt.

Die engen Kopplungen zu den Teilsystemen werden zum einen durch das Konkurrenz- und Leistungsprinzip des Sports selbst hervorgerufen, denn die Vereine versuchen, ihre Ressourcen zu steigern, um weiterhin sportliche Erfolge zu erreichen. Zum anderen haben die gesellschaftlichen Teilsysteme auf der Grundlage ihrer jeweiligen Systemlogiken erkannt, dass sich Fußball als Thema medialer Berichterstattung oder zum Geldverdienen ebenso eignet wie als Feld politischer Selbstdarstellung.

Die Stabilität dieser Austauschbeziehungen ist vor allem davon abhängig, inwieweit das Fußballpublikum den damit verbundenen Zumutungsgehalt erträgt, ständig auch als Mediennutzer, Konsument und Wähler angesprochen zu werden.

Fußball und Massenmedien sind eng verbunden

Die enge Kopplung von Fußball und Massenmedien sowie die damit verbundenen Medialisierungsprozesse basieren nicht nur auf dem Interesse der Medien am großen Fußballpublikum, sondern der Fußball erzeugt auch Ereignisse, die für die Medien im Sinne ihrer Systemlogik als attraktiv und berichtenswert erscheinen. Die Medien berichten vor allem über Ereignisse, die sogenannte Nachrichtenwerte aufweisen, wie zum Beispiel Aktualität, Außergewöhnliches/Sensationelles, Konflikte oder Eliteorientierung. Und genau dies bedient der Fußball. Er produziert ständig neue Spiele, sodass er gewissermaßen den Status der Daueraktualität aufweist. Der Wettstreit um sportliche Erfolge ist ein geregeltes Konfliktsystem, das aufgrund seines offenen Ausgangs nicht nur Spannung, sondern beim Publikum auch einen Bedarf an weiteren Informationen erzeugt.

Darüber hinaus passt sich der Fußball hervorragend in die Produktionsbedingungen der Medien ein. Im Gegensatz zu vielen anderen tagesaktuellen Ereignissen, wie zum Beispiel politische Skandale oder Naturkatastrophen, sind die Berichte über den Fußball dank des Wettkampfkalenders im Voraus planbar. Und im Vergleich zu anderen Sportarten ist ein Fußballspiel zeitlich (zum Beispiel im Gegensatz zu Tennis) und räumlich (zum Beispiel im Gegensatz zum Marathonlauf) eng begrenzt, sodass der Fußball als mediales Thema besonders geeignet ist und sich hervorragend mittels medialer Techniken und journalistischer Routinen inszenieren lässt.

Der WM-Kopfstoß von Zinedine Zidane gegen Marco Materazzi löste weltweite Debatten sowie politische, philosophische und psychologische Interpretationen in den Medien aus. Die Skulptur musste 2013 von Paris nach Quatar wechseln und bietet auch weiterhin Anlass für Kontroversen. (© picture-alliance/dpa)

Die Massenmedien ermöglichen damit ihrerseits dem Fußball eine enorme Publikumsvergrößerung. Und sie erzeugen und verbreiten in der Gesellschaft massenhaft Kommunikationen über Fußball, prägen maßgeblich die kollektiven Identitäten, Images sowie das öffentliche Bild des Fußballs und bilden einen wesentlichen Teil seines Gedächtnisses.

Private Fernsehsender verändern die Art der Berichterstattung

Die Medialisierung des Fußballs in Deutschland wurde vor allem durch die 1984 erfolgte Einführung des dualen Fernsehsystems forciert. Seitdem werden neben den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten nunmehr auch privatwirtschaftlich organisierte Fernsehsender zugelassen. In der aufkommenden Konkurrenz um Einschaltquoten und Marktanteile wurde Fußball als ein attraktives Programm erkannt. 1988 wurden dann erstmalig die Zusammenfassungen der Bundesligaspiele von einem Privatsender (RTL mit der Sendung "Anpfiff") gezeigt. Und seit 1991 gibt es Live-Übertragungen von Bundesligaspielen im Pay-TV. Der Wettbewerb um die TV-Rechte ließ deren Kosten exponentiell steigen. Zahlten ARD und ZDF in der Saison 1984/85 nur 10 Millionen D-Mark an den Deutschen Fußball-Bund (DFB), so waren es in der Saison 2012/13 über 425 Millionen Euro, die ARD und der Pay-TV Sender Sky investieren mussten.

Mit den privaten Fernsehsendern veränderte sich aber auch die Art der Berichterstattung. Charakteristisch dafür sind unter anderem Ausweitung der Übertragungszeiten, Verlängerung der Vor- und Nachberichtserstattungen, Einsatz neuer Übertragungstechniken und Inszenierungsformen, Schaffung neuer Sendeformate (zum Beispiel Talkshows und Human-Interest-Storys), Boulevardisierung und verstärkte Orientierung an Unterhaltung und Stars. Es sind diese veränderten medialen Inszenierungsformen, denen es beispielsweise die Fußballspielerinnen und Fußballspieler verdanken, dass sich ihre Rolle vom gewöhnlichen Menschen mit außergewöhnlichem Talent zum prominenten Star gewandelt hat. (siehe hierzu: Interner Link: Jürgen Schwier: Mediensport Fußball in Europa)

Fußball und Wirtschaft

Der Fanblock als Werbefläche: Fans des FC Bayern München ziehen am 17.08.2002 im heimischen Münchner Olympiastadion ein neues Riesen-Trikot mit der Nummer 12 über ihre Köpfe hinweg. (© picture-alliance/dpa, picture-alliance / dpa/dpaweb )

Die Kommerzialisierung des Fußballs ist das Schlagwort, mit dem landläufig die immer enger werdende Kopplung und die intensiven Austauschbeziehungen mit dem Wirtschaftssystem benannt werden. Doch was steckt hinter diesen Prozessen? Es würde zu kurz greifen, hierfür lediglich ein ökonomisches Gewinnstreben von Vereinen und Wirtschaftsunternehmen verantwortlich zu machen. Vielmehr sind – wie bereits angedeutet – das sportliche Leistungsprinzip, die damit verbundenen Prozesse der Professionalisierung und die Konkurrenz um die besten Spieler und Trainer etc. zu nennen, denn sie lassen den Bedarf der Vereine an finanziellen Ressourcen enorm steigen. Und um in der Konkurrenz bestehen zu können, gilt es, sich und die eigenen Produkte bestmöglich zu vermarkten.

Entsprechend ist es auch zur Erweiterung der auf Fußball bezogenen Produktpalette gekommen. Waren ursprünglich die Eintrittskarten die Haupteinnahmequelle der Bundesligavereine, so machten in der Saison 2014/15 die Tickets inklusive der Businesslogen und dem Catering lediglich 19,85 Prozent der Gesamteinnahmen aus. Der Rest verteilte sich auf Werberechte (25,65 Prozent), Medienrechte (27,88 Prozent), Spielertransfers (8,8 Prozent), Merchandising (7,49 Prozent) und Sonstiges (10,33 Prozent. Das Wirtschaftssystem hat erkannt, dass diese Produkte wie auch die Ereignisse und Attribute des Fußballs anschlussfähig an die eigene Systemlogik sind und sich damit vielfältig Geld verdienen lässt (Interner Link: vgl. hierzu Jörn Quitzau: Die Ökonomie der Bundesliga).

Die Kommerzialisierungsprozesse führen aber nicht dazu, dass die grundlegende Logik des Sports durch die des Wirtschaftssystems ersetzt wird. Es gewinnt immer noch die Mannschaft, die die meisten Tore schießt. Wer sich Siege durch Manipulationen erkauft, gilt weiterhin als Betrüger. Insofern stimmt die Aussage "Geld schießt keine Tore". Es lassen sich allerdings mit entsprechenden finanziellen Mitteln die Bedingungen der Möglichkeit von sportlichen Erfolgen schaffen.

Dennoch offenbaren sich die Folgen der Kommerzialisierung an vielen Strukturveränderungen im Fußball, wie zum Beispiel steigende Eintrittspreise, VIP-Logen, Streckung der Spieltage mit für das Fernsehen optimierten Anstoßzeiten, Umwandlung der Vereine in Kapitalgesellschaften etc. Ebenso ist auch die Gründung des Ligaverbandes (Die Liga – der Fußballverband e. V.) sowie der Deutschen Fußball Liga GmbH (DFL) zu nennen, denn damit strebten die Bundesligavereine vor allem eine höhere Autonomie gegenüber dem DFB an, um ihre eigenen Vermarktungsmöglichkeiten zu verbessern.

In den Nachkriegsjahren dient der Fussball vor allem der Identifikationsbildung und Integration. Fans jubeln den deutschen Weltmeistern von 1954 zu: im Zug (v. li).: Berni Klodt, Max Morlock, Fritz Walter, Jupp Posipal und Horst Eckel. (© imago/Kicker)

Fußball und Politik

Auch die Politik sucht immer wieder die Nähe zum Spitzensport und insbesondere zum Fußball. Dabei ist vor allem die Strahlkraft der Nationalmannschaft von Bedeutung, denn sie kann mit ihren Erfolgen zwei wichtige politische Funktionen erfüllen: die gesellschaftliche Integration nach innen sowie die nationale Repräsentation nach außen. Exemplarisch sei an dieser Stelle nur auf den Gewinn der WM 1954 sowie die Austragung der WM 2006 in Deutschland verwiesen. In beiden Fällen wurde das Bild Deutschlands im In- und Ausland maßgeblich verändert. Für wie wichtig die Politik Fußball erachtet, wird beispielsweise an Paragraf 4 des Rundfunkstaatsvertrags deutlich.

Paragraf 4

sportliche "Großereignisse von erheblicher gesellschaftlicher Bedeutung" dürfen nur dann im Pay-TV gezeigt werden, wenn der Rechteinhaber dafür sorgt, dass das Ereignis auch zumindest in einem frei empfangbaren und allgemein zugänglichen Fernsehprogramm in Deutschland zeitgleich oder geringfügig zeitversetzt ausgestrahlt werden kann.

Und als "schützenswert" gelten mit Ausnahme der Olympischen Spiele nur Großereignisse der Sportart Fußball: alle Spiele der deutschen Nationalmannschaft, Eröffnungs-, Halbfinal- und Finalspiele bei Welt- und Europameisterschaften, Halbfinal- und Finalspiele des DFB-Vereinspokals sowie Endspiele in den europäischen Vereinswettbewerben im Falle deutscher Beteiligung. Es gibt also ein von der Politik gewolltes Recht auf Fußball!

Der Fußball seinerseits nimmt nicht nur gerne Leistungen der Politik in Anspruch, wie zum Beispiel beim Bau neuer Stadien oder in Form von Polizeieinsätzen an den Spieltagen, sondern er wird immer wieder selbst zum politischen Akteur. Man denke nur an die Vergabe der Ausrichtung von Weltmeisterschaften unter (sport-)entwicklungspolitischen Gesichtspunkten oder an die gesellschaftspolitische Kampagnen der Verbände (zum Beispiel FIFA – Football for Hope, DFB – Keine Macht den Drogen). Und auch auf Ebene der Klubs lassen sich zahlreiche Beispiele ausmachen, wie zum Beispiel in Spanien der FC Barcelona und Athletico Bilbao, die jeweils als Repräsentanten des katalanischen beziehungsweise baskischen Anspruchs auf Unabhängigkeit fungieren. Für Deutschland ist beispielsweise der 1. FC Union Berlin zu nennen, der in der DDR ein Symbol der Opposition war, insbesondere auch durch die Konkurrenz zum staatlich bevorzugten BFC Dynamo, dessen Ehrenvorsitzender der Stasi-Chef Erich Mielke war.

Protestaktion für die ehemalige ukrainische Ministerpräsidentin Julia Timoschenko während der EM 2012 in Kiew (© imago/Moritz Müller)

Inwieweit dem Fußball tatsächliche politische Verantwortung zukommt, ist im Einzelfall zu prüfen. Generell gilt aber, dass sich der Fußball aufgrund seiner gesellschaftlichen Bedeutung derartigen Diskussionen nie ganz entziehen kann. Dies betrifft die Zeit während des Dritten Reiches ebenso wie zum Beispiel die Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine. Denn in der Politik wird jede Aussage und Handlung, auch von nicht politischen Akteuren, auf ihre politische Verwertbarkeit geprüft und politisch interpretiert. Und so wird dann die Aussage "Fußball ist unpolitisch" letztlich auch wieder zu einer politischen Handlung mit entsprechenden Konsequenzen.

Die gesellschaftliche (Un-)Verzichtbarkeit des Fußballs

Seit seiner Geburtsstunde am 23. Oktober 1873 in London haben sich die Spielidee und die Grundprinzipien des Fußballs kaum gewandelt. Stark verändert hat sich hingegen sein Erscheinungsbild, insbesondere durch die angesprochenen Prozesse der Professionalisierung, Globalisierung, Eventisierung, Kommerzialisierung und Medialisierung. Das Ausbalancieren dieses Spannungsverhältnisses zwischen autonomer und selbstbezüglicher Systemlogik einerseits und Anpassung an die enormen Leistungserwartungen der Umwelt andererseits begründet den Erfolg und enormen gesellschaftlichen Stellenwert des Fußballs.

Fußball ist letztlich zu einem Kulturgut geworden. Aber: Viele Kulturgüter verlieren auch wieder an Relevanz in der Gesellschaft oder verschwinden ganz, wenn die Gesellschaft sie nicht pflegt. Die hier dargestellten Prozesse und Strukturen vermitteln zwar den Eindruck einer nahezu zwangsläufigen Entwicklung, jedoch kann über deren weiteren Verlauf nur spekuliert werden.

Ein Blick auf andere Länder wie zum Beispiel die USA zeigt, dass der Fußball als Lieblingssportart prinzipiell ersetzbar ist. Aus einer theoretischen Perspektive heraus ist es sogar vorstellbar, dass der gesamte Spitzensport für die Gesellschaft weitgehend entbehrlich werden könnte. Dies wäre dann der Fall, wenn einerseits das Publikum sein Interesse verlöre und andererseits die vielen Leistungen, die der Spitzensport derzeit für die Gesellschaft und insbesondere für die Massenmedien, Wirtschaft und Politik erbringt, von anderen gesellschaftlichen Teilsystemen erzeugt würden. Doch dabei handelt es sich lediglich um ein theoretisches Gedankenspiel, die gegenwärtigen empirischen Sachverhalte lassen den Fußball vielmehr als für die Gesellschaft unverzichtbar erscheinen.

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Fussnoten

Fußnoten

  1. Sportfive 2009, S. 138

  2. DFL 2014

  3. Eisenberg 2004, S. 45

  4. Schulze-Marmeling 2000, S. 11 ff.

  5. Eisenberg 2004, S. 46

  6. Bette 2010, S. 97 f.

  7. Stichweh 1990

  8. Lehmann/Weigand 2002

  9. Lennartz 2006

  10. Riedl & Cachay 2002; Borggrefe & Cachay 2009

  11. Kalter 1999

  12. Balke 2007

  13. Riedl 2006

  14. Vgl. Riedl 2013

  15. Giulianotti/Robertson 2001

  16. Auf eine differenzierte Betrachtung unterschiedlicher Zuschauergruppen, wie zum Beispiel.B. Supporters, Followers, Fans und Flaneurs (Giulianotti 2002) und Fantypen, wie zum Beispiel.B. Kutten, Ultras, Hooligans (Benke/ & Utz 1989; Pilz 2006) wird an dieser Stelle verzichtet, statt dessen werden übergreifende Zuschauermotive in den Mittelpunkt der Überlegungen gestellt (vgl. Riedl 2006, S. 74 - 85).

  17. Bromberger 1995, S. 302

  18. Giulianotti/Robertson 2001

  19. Hitzler/Honer/Pfadenhauer 2008

  20. Melnick 1993

  21. Crawford 2004

  22. Mikos 2006; Riedl 2006, S. 169

  23. Seel 1995, S. 118

  24. Melnick 1993

  25. Bette/Schimank 2000, S. 315

  26. Bette/Schimank 2000, S. 316

  27. Riedl 2008, S. 227

  28. Seel 199

  29. Martínez 2002, S. 71

  30. Preuß 2005

  31. Ruhrmann 1994; Luhmann 1996

  32. Horky 2001

  33. Burk 2002

  34. vgl. Bundesligareport 2016

  35. Groll 2007, S. 181

  36. Schwenzer 2001

  37. Vgl. Havemann 2005

  38. Schimank 2001

Weitere Inhalte

Nach dem Studium der Soziologie (Diplom) an der Universität Bielefeld war Dr. Lars Riedl als Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Sportwissenschaft an der Universität Bielefeld tätig. Gegenwärtig vertritt er die Professur für Sportsoziologie an der Universität Paderborn. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Publikumsforschung, Spitzensport, Sportorganisationen sowie Sport und Neue Medien.