Fritz Borinski wurde in Berlin geboren, studierte in Leipzig, Halle und Jena Rechtswissenschaften, Soziologie und Geschichte und promovierte 1927 zum Dr. jur. Er leitete anschließend zunächst ein "Bildungswohnheim" für junge Arbeiter in Leipzig und arbeitete danach als Lehrer an der Heimvolkshochschule Sachsenburg. Von 1931 bis 1933 war er Assistent im "Seminar für freies Volksbildungswesen" der Universität Leipzig. 1934 emigrierte er nach England, wo er vor allem mit Deutschunterricht seine Existenz sicherte. Dort blieb er bis 1947, wurde allerdings 1940/41 zwischenzeitlich in Australien interniert. Borinski gründete 1943 das "German Education Committee" mit, das Pläne für den Aufbau eines neuen Bildungswesens in Deutschland vorbereitete. Einige seiner Thesen wurden nach dem Zweiten Weltkrieg von der britischen Militärregierung umgesetzt (Faulstich/ Zeuner 2001, S. 244). Außerdem arbeitete er an der politischen Bildung deutscher Kriegsgefangener mit. Nach Deutschland kehrte Borinski im April 1947 zurück und übernahm bis 1954 die Leitung der Heimvolkshochschule Göhrde. Josef Olbrich schreibt, mit ihm habe "diese Bildungsinstitution [...] beispielhaft für die Entwicklung der deutschen Erwachsenenbildung nach innen gewirkt" (Olbrich 2000, S. 23). Von 1954 bis 1956 leitete Borinski die Bremer Volkshochschule. In der Zeit von 1953 bis 1965 gehörte er dem "Deutschen Ausschuss für das Erziehungs- und Bildungswesen" an und war wesentlich mitbeteiligt an Empfehlungen und Gutachten, die die Entwicklung der Erwachsenenbildung zu einem anerkannten Teil des gesamten Bildungssystems beeinflussten. 1956 wurde er an die Freie Universität Berlin auf einen Lehrstuhl für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt politische Bildung und Erwachsenenbildung berufen. Ihn habe es gereizt, "mit der studentischen Jugend die Probleme und Aufgaben demokratischer Bildung und Erziehung zu klären und zu verwirklichen", so Borinski (Borinski 1972, S. 228f).
Borinsksi bedeutendste Schrift ist das 1954 erschienene Buch "Der Weg zum Mitbürger. Die politische Aufgabe der freien Erwachsenenbildung in Deutschland". Darin setzt er sich von der in der Weimarer Zeit vorherrschenden "Staatsbürgerkunde" ab, die er wegen ihres statischen Staatsbildes und ihres konservativen und autoritären Erziehungsziels kritisiert. Im Gegensatz dazu gehe "die mitbürgerliche Bildung auf das Ganze, auf den ganzen Menschen, auf das ganze Leben" (Borinski 1954, S. 57). Es sei "ein politisches Gebot, daß die Erziehung zur Demokratie den Menschen nicht nur zu den Formen, sondern auch zu den Inhalten der Demokratie bildet" (ebd.).
Peter Faulstich und Christine Zeuner schreiben über ihn: "Borinski geht es also darum, die Menschen durch politische Erwachsenenbildung anzuregen und zu befähigen, sich aktiv und verantwortungsbewusst am Aufbau der Demokratie zu beteiligen" (Faulstich/ Zeuner 2001, S. 252f). Martha Friedenthal-Haase und Tetyana Kloubert urteilen: "Borinski behandelt die Erwachsenenbildung nicht als eine bloße Veranstaltung zur Fortsetzung oder Wiederaufnahme organisierten Lernens im Erwachsenenalter. Ihm geht es vielmehr um Bildung in einem prägnanten Sinn, um Bildung als wertgebundene humane Menschenbildung. Unverzichtbar für die Selbständigkeit des Erwachsenen ist ihm die bürgerschaftliche Dimension, die in der modernen Gesellschaft nur in einer freiheitlichen und sozialen Demokratie voll verwirklicht werden kann, und so sind Bildung und Demokratie aufeinander verwiesen" (Friedenthal-Haase/ Kloubert 2009, S. 43). Für Borinski waren Erwachsenenbildung und politische Bildung also eng miteinander verbunden: "Die Erwachsenenbildung muß, wenn sie real in die Gesellschaft wirken will, immer auch politisch bilden" (Borinski, zit. nach Olbrich 2001, S. 17).
Der Text wurde übernommen aus dem Band: Wolfgang Sander / Peter Steinbach, Politische Bildung in Deutschland. Profile, Personen, Institutionen, Bonn 2014. Erschienen in der Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung, Bd. 1449.