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Erwachsenenbildung - Berufsbilder | Politische Bildung | bpb.de

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Erwachsenenbildung - Berufsbilder

Klaus-Peter Hufer

/ 6 Minuten zu lesen

Wer plant, organisiert oder moderiert politische Erwachsenenbildung? Hinter allen Angeboten stehen Menschen mit unterschiedlichen Ausbildungen, Interessen und Aufgaben. Was tun sie konkret und wie unterscheidet die hauptamtliche Tätigkeit in einer Institution sich etwa von der Arbeit freiberuflicher Trainer/-innen und Dozent(inn)en?

Anleitung zum Welcome Waltz beim Auftakt der europaweiten NECE-Konferenz 2014. Bei der Tagung ging es um die Rolle politischer Bildung in Konflikten und um dem Ersten Weltkrieg. (© bpb, Martin Bihounek)

Zunächst einmal muss festgehalten werden, dass "politische Erwachsenenbildner/-innen" alles andere als eine homogene Berufsgruppe darstellen. Denn sie können in vielen und unterschiedlichen Institutionen arbeiten: in Volkshochschulen, Heimvolkshochschulen, gewerkschaftlichen Bildungseinrichtungen (die wiederum von verschiedenen Einzelgewerkschaften getragen werden), kirchlichen (evangelischen oder katholischen) Bildungsstätten, Akademien parteinaher Stiftungen, in sonstigen Akademien, in selbstorganisierten Bildungswerken etc. Das bringt erhebliche Unterschiede in den Bildungsprogrammen und den Arbeitsabläufen mit sich. Je nach normativem Horizont der Bildungseinrichtung, also je nach Zielvorstellungen und bildungspolitischem Profil der Träger, gibt es spezifische Vorgaben und Profile (Interner Link: mehr zu diesem Thema im Artikel "Politische Erwachsenenbildung").

Multitalente, vielfältige Berufsbezeichnungen und -wege

Wer macht politische Bildung? Und warum?

Keineswegs alle politischen Erwachsenenbildner/-innen sind nur für politische Bildung bzw. in ihr tätig, und nur die wenigsten, die politische Bildung organisieren oder lehren, machen das ausschließlich. Die meisten vertreten außerdem noch andere Bildungs- und Fachbereiche bzw. unterrichten dort. Und dann gibt es auf der einen Seite diejenigen, die dort hauptberuflich und auf der anderen die, die nebenberuflich und/oder freiberuflich in diesem Feld arbeiten. Und um die Buntheit des gesamten Bereichs noch mehr zu illustrieren, sei auf die Verschiedenheit der Funktionsbezeichnungen hingewiesen: HPM (hauptberuflich pädagogische Mitarbeiter/-innen), Studienleiter/-in, Fachbereichsleiter/-in, Bildungsreferent/-in. Dozent/-in etc. - der Phantasie sind kaum Grenzen gesetzt. Dennoch gibt es eine Gemeinsamkeit in der Heterogenität. Denn egal, wo er oder sie arbeitet, es geht immer wieder darum, Veranstaltungen zur politischen Bildung an den Mann bzw. die Frau zu bringen.

Wer macht politische Bildung? Und warum?

Je nachdem, wo man arbeitet, gibt es spezifische Vorstellungen davon, wie politische Bildung begründet und realisiert wird und wo sie hinführen soll. Trotz dieser unterschiedlichen strukturellen Voraussetzungen gibt es einen Kern dessen, was das Profil und die Profession politischer Erwachsenenbildung kennzeichnet (siehe Hufer u.a. 2013). Ansonsten wäre die Arbeit beliebig und es bedürfte keiner fach- und erziehungswissenschaftlichen Begründung dafür. So haben die meisten, die in der politischen Erwachsenenbildung arbeiten, ein einschlägiges Studium absolviert, etwa Politik-, Sozial- oder Erziehungswissenschaften, aber auch andere Studienrichtungen sind dabei (mehr dazu im Artikel Interner Link: "Außerschulischen politischen Bildung - Ausbildung"). Gemeinsam ist, dass man von den so ausgebildeten Mitarbeiter(inne)n eine fachlich versierte, wissenschaftlich fundierte und methodisch anspruchsvolle Arbeit erwartet. Der Kern dessen, was sie zu bearbeiten und pädagogisch umzusetzen haben, bezieht sich auf zwei Ankerbegriffe, nämlich auf Politik und auf Bildung. Die Bandbreite der Definitionen und Verständigungen darüber ist sehr breit (siehe auch Interner Link: Artikel "Politische Erwachsenenbildung").

Arbeitsteilung

Die Arbeit in der politischen Erwachsenenbildung ist zweigeteilt: zum einen müssen Bildungsprogramme geplant und organisiert, zum anderen Vorträge, Kurse, Seminare, Workshops, Exkursionen und Studienfahrten durchgeführt werden. Das wird nicht immer von denselben Personen geleistet.

Hauptberuflich: Organisation und Planung

Wer macht politische Bildung? Und warum?

In vielen Erwachsenenbildungseinrichtungen ist das hauptberufliche pädagogische Personal für den ersten Bereich zuständig, die Entwicklung und Realisierung des Programms. Dafür muss der Bildungsbedarf ermittelt, ein Programm konzipiert, Zielgruppen bzw. Adressaten müssen ausfindig gemacht, die Gegebenheiten im Einzugsbereich bzw. vor Ort erkundet, eventuell Kooperationspartner gesucht, das Budget verwaltet und geeignete Referentinnen und Referenten bzw. Seminarleiterinnen und Seminarleiter gefunden und für die benötigten Räume und Medien gesorgt werden. Das nennt man "makrodidaktische" Bildungsarbeit.

Wer macht politische Bildung? Und warum?

Schließlich muss das so zustande gekommene Programm gegenüber dem Träger vertreten werden. Die Arbeit der hauptberuflichen Erwachsenenbildner/-innen umfasst auch die Bildungsberatung, d.h. Anfragen von interessierten (potenziellen) Teilnehmenden müssen beantwortet werden. Letztendlich muss für die Veranstaltungen geworben werden, d.h. ein Bildungsprogramm muss geschrieben und redigiert, Flyer und Plakate müssen gedruckt, Pressemeldungen verfasst, ggf. auch Nachfragen von Journalist(inn)en beantworten werden. Immer wieder gibt es Angebote mit Ideen für Bildungsveranstaltungen von bereits aktiven oder von potenziellen Referentinnen und Referenten. Diese müssen auf Realisierbarkeit im Rahmen der institutionellen Möglichkeiten geprüft und abgewogen werden.

Weiterbildungsstatistik 2011 – Abb. 3 Personalstellenstruktur Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/

Das ergibt ein tägliches Arbeitsprogramm, das oft keine stringente Struktur hat, sondern immer wieder eine Vielzahl von punktuellen Aktivitäten erfordert. Dazwischen muss noch Zeit erübrigt werden für die eigene fachliche und fachdidaktische Weiterbildung: Welche gesellschaftspolitischen Tendenzen gibt es, die ihren Niederschlag im Bildungsprogramm finden sollten? Welche neuen pädagogischen Möglichkeiten können aufgegriffen und erprobt werden? Was ist zu beachten an Forschungen zur Lernpsychologie und zum Lernverhalten von Erwachsenen? Das kann individuell rezipiert oder mit Kolleginnen und Kollegen und auf Tagungen erarbeitet werden. Ein Großteil der Tätigkeit von Erwachsenenbildner/-innen wird aber von administrativen und finanziellen Überlegungen und entsprechenden Handlungen aufgesogen: Es gibt Änderungen der bildungspolitischen Voraussetzungen und Bedingungen, die Geldmittel müssen beantragt, verwaltet und dokumentiert werden. Mitunter führt das – gerade ein der politischen Bildung, die ja keineswegs zu den "lukrativen" und "gewinnbringenden" Bereichen der Weiterbildung zählt – zu Erklärungen und Rechtfertigungen. Um bei knapper werdendem Budget neue Mittel zu erschließen, wird Ausschau gehalten nach Fördermöglichkeiten, u.a. auch nach Sponsoren – was wiederum mit dem oft aufwendigen Ausfüllen von Anträgen und der Pflicht zur akribischen Dokumentation verbunden ist.

Frei- und nebenberuflich: Durchführung der Veranstaltungen

Weiterbildungsstatistik 2011 – Abb. 5 Personalstellenstruktur Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/

Die nebenberuflichen pädagogischen Mitarbeiter/-innen, also Dozent/-innen, Trainer/-innen, Referent(inn)en, sind unmittelbar in das Lerngeschehen involviert. Sie leiten Seminare, Kurse und Workshops oder halten Vorträge. Diese Tätigkeit wird auch als eine "mikrodidaktische" verstanden und bezeichnet. Sie sind für viele Teilnehmende die eigentlichen Bezugspersonen und Repräsentant(inn)en der Bildungseinrichtung, obwohl nur die weitaus wenigsten von ihnen hauptberuflich dort arbeiten. Etliche sind nebenberuflich in der politischen Bildung tätig, d.h. Sie lehren und "teamen" dort "nebenbei", finanziell sind sie durch ihren Hauptberuf abgesichert. Doch ein immer größer werdender Teil der in der politischen Erwachsenenbildung wie in der außerschulischen politischen Bildung überhaupt Arbeitenden macht das "freiberuflich". Sie leben ausschließlich von dieser Tätigkeit. Das bedeutet, dass sie oft bei mehreren Einrichtungen tätig sind und sich immer wieder neu ins Spiel bringen müssen, um weitere Lehraufträge zu bekommen. Mit bangem Blick, ob die vereinbarte Veranstaltung dann auch zustande kommt und bei insgesamt schlechter Bezahlung, führen sie ein Leben oft am Rande prekärer Verhältnisse (siehe Spallek 2010). Dabei haben sie eine höchst anspruchsvolle und differenzierte Arbeit. Denn sie müssen stets neue, attraktive Themen finden und so aufbereiten, dass sie erwachsenengerechter Methodik entsprechen. Sie müssen sich auf ein meistens unbekanntes Publikum einlassen, dessen Gruppendynamik im Laufe der Veranstaltung nicht einzuschätzen ist und mitunter erhebliches Einfühlungsvermögen und die Fähigkeit zur ausgleichenden Moderation erfordert.

Voraussetzungen

Wer auch immer wo in der politischen Erwachsenenbildung arbeitet, muss die Ausgangsvoraussetzungen sowohl bei der Planung als auch der Durchführung von Veranstaltungen berücksichtigen: Erwachsene kommen freiwillig und in ihrer Freizeit, sie haben bereits ein erhebliches Maß an politischer Sozialisation und Bildung hinter sich, und es gibt im Unterschied zu den allgemeinbildenden Schulen keine festen Curricula und Lehrpläne. Stattdessen sind die didaktischen Schlüsselbegriffe Lebensweltorientierung und Teilnehmerorientierung. Unter diesen Voraussetzungen in der politischen Erwachsenenbildung tätig zu sein, ist keine leichte, aber dafür eine spannende und erfüllende Arbeit. Letztendlich dient sie der demokratischen Kultur. Und das ist die oberste Maxime überhaupt.

Weitere Inhalte

Klaus-Peter Hufer, Jg. 1949, Dr. rer. pol. phil. habil. ist apl. Professor in der Universität Duisburg-Essen und Fachbereichsleiter der Kreisvolkshochschule Viersen. Tätigkeitsschwerpunkte: Geschichte, Theorie und Praxis der politischen Erwachsenenbildung, Professionalität in der Erwachsenenbildung, Rechtsextremismus.