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Gleichstellungsindex
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Auch wenn Homosexualität in einem Staat legal ist, heißt dies nicht, dass Homosexuelle auch die gleichen Rechte haben wie Heterosexuelle – der 'Rainbow Europe Country Index' verdeutlicht die Unterschiede.
Fakten
In dem im Mai 2010 veröffentlichten Bericht 'State-sponsored Homophobia' der International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex Association (ILGA) wird festgestellt, dass Homosexualität weltweit in 115 Staaten und weiteren fünf Territorien legal ist bzw. nicht strafrechtlich verfolgt wird. Dabei entfielen 48 Staaten/Territorien auf Europa, 24 auf Lateinamerika und die Karibik, 22 auf Asien, 16 auf Afrika, acht auf Ozeanien und zwei auf Nordamerika.
Wenn von der international nicht anerkannten Türkischen Republik Nordzypern abgesehen wird, sind Nordamerika und Europa die einzigen Regionen, in denen Homosexualität in allen Staaten legal ist. In Lateinamerika gilt dies nur für etwa zwei Drittel aller Staaten, in Asien und Ozeanien sogar nur für die Hälfte. In Afrika ist Homosexualität nur in knapp jedem dritten Staat legal.
Auch wenn Homosexualität in einem Staat legal ist, heißt dies nicht, dass Homosexuelle auch die gleichen Rechte haben wie Heterosexuelle. Um die bestehenden Unterschiede zu verdeutlichen, hat die ILGA den sogenannten 'Rainbow Europe Country Index' entwickelt, der die Gleichstellung von homosexuellen gegenüber heterosexuellen Personen misst. Nach diesem Index ist Schweden das einzige Land, das den höchstmöglichen Wert von zehn Index-Punkten erreicht: Die Antidiskriminierungsgesetze sind in Schweden in der Verfassung verankert (plus 3 Punkte), die Ehe steht gleichgeschlechtlichen Paaren offen (plus 3 Punkte) und 'Hassreden'/ 'Hassverbrechen' werden strafrechtlich verfolgt (plus 1 Punkt). Weiter können gleichgeschlechtliche Paare zusammen ein Kind adoptieren, ein Lebenspartner kann dies allein tun und auch die künstliche Befruchtung ist legal (jeweils plus 1 Punkt).
In Deutschland haben die Antidiskriminierungsgesetze keinen Verfassungsrang, allerdings existieren auch hier Gesetze zum Schutz vor Diskriminierung am Arbeitsplatz sowie im Waren- und Dienstleistungssektor (plus 2 Punkte). Statt zu heiraten können homosexuelle Paare eine sogenannte Lebenspartnerschaft begründen (plus 2 Punkte) und innerhalb der homosexuellen Partnerschaft kann ein Lebenspartner ein Kind adoptieren (plus 1 Punkt). Mit insgesamt fünf Punkten liegt Deutschland im europäischen Mittelfeld.
Die Schlusslichter des Index der ILGA bilden Russland und die Ukraine. Zwar ist Homosexualität in beiden Staaten legal, allerdings ist die rechtliche Gleichstellung bei keinem der im Index betrachteten Faktoren erfüllt. Im Gegenteil schränken beide Staaten das Versammlungs- sowie das Organisationsrecht von homo- und bisexuellen Personen ein (jeweils minus 1 Punkt).
Datenquelle
The International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex Association (ILGA): Rainbow Europe Country Index 2010, State-sponsored Homophobia, May 2010; European Union Agency for Fundamental Rights (FRA): http://fra.europa.eu
Begriffe, methodische Anmerkungen oder Lesehilfen
In den 'Rainbow Europe Country Index' der International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex Association (ILGA) fließen acht Faktoren ein, die sich positiv oder negativ auf die Gleichstellung von homosexuellen Personen auswirken: Schutz durch Antidiskriminierungsgesetze, Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften, Elternschaft von gleichgeschlechtlichen Paaren, strafrechtliche Verfolgung von 'Hassreden'/ 'Hassverbrechen', Verbot von gleichgeschlechtlicher Sexualität, unterschiedliche Altersgrenzen für heterosexuelle und homosexuelle Partnerschaften, Verletzung des Versammlungs- sowie des Organisationsrechts von homo- und bisexuellen Personen.
Die Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA – European Union Agency for Fundamental Rights) definiert 'Hassreden' als Aufrufe und Anspornung zu Hass, Diskriminierung oder Feindseligkeit, die durch Vorurteile gegenüber den Betroffenen motiviert sind. Unter 'Hassverbrechen' werden körperliche oder verbale Übergriffe auf Personen verstanden, die ebenfalls durch Vorurteile motiviert sind.
Die ILGA ist ein globales Netzwerk von national und lokal organisierten Gruppen, die sich dafür einsetzen, dass Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle und Intersexuelle überall auf der Welt die gleichen Rechte haben. Die ILGA wurde 1978 gegründet und hat mehr als 700 Mitglieder, die aus etwa 110 Staaten stammen.
Gleichstellungsindex
'Rainbow Europe Country Index' der ILGA*, Mai 2010
Rep. Mazedonien
* In den 'Rainbow Europe Country Index' der International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex Association (ILGA) fließen acht Faktoren ein, die sich positiv oder negativ auf die Gleichstellung von homosexuellen Personen auswirken: Schutz durch Antidiskriminierungsgesetze, Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften, Elternschaft von gleichgeschlechtlichen Paaren, strafrechtliche Verfolgung von 'Hassreden'/ 'Hassverbrechen', Verbot von gleichgeschlechtlicher Sexualität, unterschiedliche Altersgrenzen für heterosexuelle und homosexuelle Partnerschaften, Verletzung des Versammlungs- sowie des Organisationsrechts von homo- und bisexuellen Personen.
Quelle: The International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex Association (ILGA): Rainbow Europe Country Index 2010
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