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Weltfestspiele in Zahlen und Fakten | Weltfestspiele 1973 | bpb.de

Weltfestspiele 1973 Einführung Video-Interviews mit Zeitzeugen I Der Umgang mit der DDR war nicht fair Wir haben unser Leben am Staat vorbei gelebt Neugierde auf eine "fremde Welt" Der Bessere hat gewonnen Keiner will die DDR wiederhaben, aber keiner will ohne Vergangenheit sein Hinterher war alles beim Alten Lieber Kneipen in Westberlin als Weltfestspiele in der DDR Das Erlebnis einer DDR, die nicht so muffig war "Wie hälst du es mit den Freiheitsrechten?" Einfach mal die andere Seite der Stadt kennen lernen Es war ganz sicher Woodstock Der Wunsch nach Offenheit kann ansteckend sein Video-Interviews mit Zeitzeugen II Erwartet wurde eine klare Niederlage Urlaub von der DDR Ostalgie als Standard-Sehnsucht Mich hat die neue Zeit geküsst Heutzutage ist die kulturelle Vielfalt überall Die Weltfestspiele als Satire Wie ein Rausch und die Flachtrommel mit dabei Dem SED-Mann gingen die FDJler von der Stange Freiheiten des Alltags Das Thema ist immer Kapitalismus und Sozialismus gewesen Die Weltfestspiele damals und heute Chronik Das Jahr 1973 Weltfestspiele in Zahlen und Fakten Hinter den Kulissen des X. Festivals ND-Titelblatt vom 29. Juli 1973

Weltfestspiele in Zahlen und Fakten Das Festival-Lied, die Aktion Banner und der Festivalfond

/ 3 Minuten zu lesen

Rund 5.000 Sängerinnen und Sänger stimmten das Festival-Lied 1973 in Ost-Berlin an. 8 Millionen Gäste strömten zusammen und wurden von 4.260 hauptamtlichen Mitarbeitern des Ministeriums für Staatssicherheit überwacht. Auf 95 Bühnen gab es Beat- und Rockkonzerte. Mehr Zahlen und Fakten rund um die Weltfestspiele finden Sie hier.

Die Weltfestspiele seit 1947

  • 15 mal haben die Weltfestspiele bislang stattgefunden

  • in 12 Städten

  • in Moskau, Ost-Berlin und Havanna fanden die Weltfestspiele sogar zweimal statt

  • auch außerhalb des kommunistischen Machtbereichs wurde das Jugendfestival gefeiert: 1959 in Wien und 1962 in Helsinki

  • die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnte Moskau 1957 verzeichnen: rund 34.000

  • die meisten Nationalitäten, nämlich 177, waren 1989 in Pjöngjang vertreten

  • die längste Pause zwischen zwei Weltfestspielen betrug acht Jahre - 1989 fanden die XIII. Weltfestspiele in Pjöngjang statt und die nächsten erst 1997 in Havanna

  • wann die nächsten Weltfestspiele stattfinden, ist noch unklar und auch der Ort - aber im Gespräch ist Hanoi

Die X. Weltfestspiele 1973 in Ost-Berlin

  • in der "Haupstadt der DDR" trafen sich 25.600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 140 Staaten

  • innerhalb von neun Tagen kamen rund 8 Millionen Besucherinnen und Besucher nach Ost-Berlin

  • auf 95 Bühnen traten Singeklubs auf und es gab Rock- und Beatkonzerte

  • es gab zahlreiche propagandistische Demonstrationsveranstaltungen, darunter die Großkundgebung "Die Jugend der DDR grüßt die Jugend der Welt"

  • in einem Preisausschreiben im Mai 1972 wurde das Festival-Lied gekürt: "Die junge Welt ist in Berlin zu Gast, und sie schert sich nicht darum, ob es dem Feinde paßt"
    - ein Massenchor von rund 5.000 Sängerinnen und Sängern stimmte das Lied während des Jugendfestivals an

  • im Februar 1972 wurde das Nationale Vorbereitungskomitee der Weltfestspiele gegründet, dazu zählten 118 Personen, die die verschiedensten Berufsgruppen abbildeten, unter Leitung von Erich Honecker

    Die "Aktion Banner"
  • das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) war sowohl an der Vorbereitung als auch an der Durchführung der Weltfestpiele beteiligt
    - unter dem Decknamen "Aktion Banner" entstand ein gigantischer Kontroll- und Sicherungsapparat

  • 4.260 hauptamtliche Mitarbeiter des MfS überwachten das Jugendfestival und seine Gäste

  • der Polizeipräsident von Ost-Berlin konnte auf 19.800 Volkspolizisten zurückgreifen

  • die Nationale Volksarmee setzte ihre Eliteeinheit, das Motschützenregiment 1, ein Pionierbataillon und eine Hubschrauberstaffel in erhöhte Alarmbreitschaft

    Kontrolle und Repression
  • 2.293 Personen wurden "vorsorglich" verhaftet
    - gegen 2.982 Personen wurden bereits im Vorfeld der Weltfestspiele "staatliche Kontrollmaß-
    nahmen" wirksam
    - gegen 2.577 Personen wurden weitere Maßnahmen eingeleitet, wie die Überwachung der Wohnung oder die Verkürzung der Meldepflicht
    - 800 Personen mussten die "Hauptstadt der DDR" verlassen
    - 477 wurden in die Psychatrie eingewiesen
    - 574 Personen wurden mit Urlaubssperre belegt

  • mit 19.779 Bürgerinnen und Bürgern führte das MfS Gespräche, um sie von einer Reise zu den Weltfestspielen abzuhalten

  • während der Weltfestspiele wurden lediglich 24 Festivalteilnehmende verhaftet
    - der Kontroll- und Sicherungsapparat vor und während der Weltfestspiele funktionierte

    "Planübererfüllung" für die Weltfestspiele - der Festivalfond
  • 1972 wurde ein Festivalfond eingerichtet, um das Jugendfestival zu finanzieren
    - die DDR-Bürgerinnen und Bürger waren aufgerufen, sich daran zu beteiligen

  • Ende 1972 umfasste der Festivalfond bereits 8 Millionen Mark und im Januar 1973 waren es 15 Millionen Mark
    - allein der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund spendete 1 Million Mark

  • der Kreativität waren keine Grenze gesetzt, es gab eine Festivallotterie und Preisausschreiben

  • auch die Jugendlichen in den Volkseigenen Betrieben (VEB) trugen durch Mehrarbeit und "Planübererfüllung" zum Gelingen der Weltfestspiele bei
    - weitere 85 % ihres zusätzlichen Lohns musste der VEB noch einmal auf ein Sonderkonto einzahlen, das "Konto junger Sozialisten"

  • auch die Freie Deutsche Jugend (FDJ) half tatkräftig mit
    - der Jugendverband zählte 1973 1,9 Millionen Mitglieder, davon waren ab März 1,7 Millionen FDJler mit "Festivalaufträgen" beschäftigt, wie Plakate malen und Unterkünfte organisieren

  • um die Jugendlichen gegen die westdeutschen und westberliner Delegationen argumentativ zu wappnen, gab es spezielle Schulungslager für FDJler und regelrechte Diskussions-Übungen

    Die Delegationen aus Westdeutschland und West-Berlin
  • aus Westdeutschland und West-Berlin reisten 800 Jugendliche an

  • zu den IX. Weltfestspielen in Sofia waren die Jugendlichen noch als gemeinsame Delegation, Arbeitskreis Festival (AKF), angereist
    - nach Ost-Berlin reisten die Jugendlichen in verschiedenen Delegationen

  • als AKF nahmen diesmal nur die prosowjetisch orientierten Jugend- und Studentenorganisationen teil: der Sozialistische Hochschulbund und der Marxistische Studentenbund Spartakus (eine Jugendorganisation der Deutschen Kommunistischen Partei)

  • die Gruppen gemäßigter politischer Ausrichtung reisten als lose Koordinierungsgruppe zu den X. Weltfestspielen: Sozialistische Deutsche Studenten, Sozialistischer Hochschulbund, Jungsozialisten, Bund der deutschen Pfadfinder, Deutsche Beamtenbund-Jugend, Deutsche Esperanto-Jugend, Deutsche Jungdemokraten, Deutsche Schreberjugend, Gewerkschaftsjugend des DGB, Jugend der DAG

    Quellen:
    Wolle, Stefan: Die heile Welt der Diktatur, Alltag und Herrschaft in der DDR 1971-1989, Schriftenreihe der bpb, Band 349, Bonn, 1999.

    Breßlein, Erwin: Die Weltjugend und der Dogmatismus. Geschichte und Problematik der Weltjugendfestspiele, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 22/73, Juni 1973.

Fussnoten