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Nachkriegssituation in der SBZ/DDR | Der Marshallplan - Selling Democracy | bpb.de

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Nachkriegssituation in der SBZ/DDR

Dr. Elke Kimmel

/ 3 Minuten zu lesen

Direkt nach dem Zweiten Weltkrieg schien die Lage in der Sowjetischen Besatzungszone zunächst katastrophal. Allerdings erwies sich, dass beispielsweise die Zerstörungen an Infrastruktur und Industrieanlagen geringer waren als im Westen Deutschlands.

Bodenreform in Mecklenburg: Aufteilung der Gutsrinder und der Schafherde unter Neubauern auf dem Gut Frauenmark. (© Deutsches Historisches Museum)

Ursächlich dafür war der Umstand, dass die Bomben tragenden Flugzeuge westlich des Reichs starteten und deswegen die westlichen Gebiete länger im Einzugsbereich der Bombardierungen lagen. Dramatisch war dagegen die Versorgung mit Wohnraum: Nicht nur waren 25 Prozent der Wohnungen im Vergleich mit der Vorkriegszeit zerstört, es mussten in diesen zusätzlich vier Millionen Flüchtlinge und Vertriebene untergebracht werden.

Produktion in der SBZ

Die "Sowjetische Militäradministration" (SMAD) hatte die Industrieproduktion bereits Anfang Juli 1945 wieder aufgenommen, allerdings wurde vorerst ausschließlich für den Bedarf der Sowjetunion gearbeitet. Die Produktion wurde dabei unter planwirtschaftlichen Gesichtspunkten aufgebaut, die jedoch häufig mit der Reparationspolitik kollidierte. Bereits im ersten halben Jahr der Besatzungszeit enteignete die SMAD zahlreiche Betriebe, die NS-Funktionären oder dem Staat selbst gehört hatten. Ehemalige Rüstungsbetriebe wurden in "Sowjetische Aktiengesellschaften" umgewandelt, die bevorzugten Zugang zu Ressourcen besaßen und direkt für den Bedarf der UdSSR produzierten. Betroffen von dieser Order, die dem SMAD-Befehl vom 5. Juni 1946 folgte, waren etwa 200 Großbetriebe. Die DDR kaufte bis 1952 136 dieser Betriebe von der Sowjetunion zurück. Längerfristig negativ wirkten sich außerdem die Enteignungen aus: Schon im Frühjahr 1948 waren 9.200 Firmen entschädigungslos enteignet; betroffen waren damit 40 Prozent der Bruttoproduktion der Zone.

"Deutsche Wirtschaftskommission"

Im Frühjahr 1948 übernahm die "Deutsche Wirtschaftskommission" (DWK) die zentrale Verwaltung der größten Betriebe in der SBZ. Bis zur Währungsreform schien sich das zentral organisierte Kommandosystem zu lohnen: Die Produktionszahlen stiegen schneller als in den Westzonen, da es sich positiv auswirkte, an die ebenfalls nach Plänen arbeitende Kriegswirtschaft anknüpfen zu können. Allerdings ergaben sich auf längere Sicht Nachteile, da in der Planwirtschaft beispielsweise keine zeitweisen Produktionsverzögerungen für Innovationen erlaubt waren. Andere Nachteile waren historisch bedingt: Die spätere DDR verfügte traditionell nur über eine Fertig- und Leichtindustrie, eine eigene Schwerindustrie musste unter großen Anstrengungen und Einbußen in anderen Industriebereichen (z. B. Konsumgüterindustrie) aufgebaut werden.

Enteignung und Kollektivierung

Ebenfalls zunächst stabilisierend im Vergleich mit dem westlichen Deutschland wirkte sich der größere Anteil landwirtschaftlicher Nutzflächen in der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) aus. Die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln war vorerst besser als im Westen. Allerdings wirkte sich die in der Bodenreform durchgesetzte Enteignung allen Grundbesitzes über 100 Hektar sehr negativ aus. Viele der aus diesen geschaffenen kleinbäuerlichen Stellen, auf denen häufig Flüchtlinge und Vertriebene angesiedelt wurden, konnten keine befriedigende Produktion in Gang setzen, da es an den geeigneten Geräten oder Maschinen fehlte.

Mit der Kollektivierung in Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) wurden größere Einheiten geschaffen. Ab 1950 wurde dann verschärft gegen so genannte "Großbauern" polemisiert; Ablieferungssolls wurden zu Druckmitteln gegen politisch Missliebige. Missernten oder Schädlingsplagen wurden als Sabotageakte von Regimegegnern und westdeutschen Spionen dargestellt. Tatsache war, dass die Versorgungslage bis 1958 so schlecht blieb, dass auf Lebensmittelmarken für einzelne Grundnahrungsmittel erst zu diesem Zeitpunkt verzichtet werden konnte.

Höhe der Reparationen

Den geringeren Schäden durch direkte Kriegseinwirkungen in der SBZ standen die ungleich höheren Reparationsschäden in dieser Zone gegenüber: Wurden in den Westzonen nur ca. 5 Prozent des Anlagevermögens von 1944 demontiert, so lag dieser Prozentsatz für die SBZ zwischen 30 und 50 Prozent. Konkret hieß dies, dass bis Ende 1946 ca. 1.000 Betriebe demontiert waren und fast alle Bahnstrecken nur noch ein Gleis besaßen. Volkswirtschaftlich besonders schädlich waren dabei die fortgesetzten Entnahmen aus der laufenden Produktion durch die Besatzungsmacht. Diese waren zwar für die Sowjets besonders lohnend (lohnender als der wirtschaftlich eher widersinnige Abbau von Anlagen und Wiederaufbau in der Sowjetunion), erschwerten aber die Planung in der SBZ/DDR zusätzlich. Insgesamt ergab sich daraus hinsichtlich der im weiteren Sinne kriegsbedingten Belastungen ein Verhältnis von etwa 1:3 von der späteren Bundesrepublik zur DDR. Inklusive der Kosten für die Besatzung beliefen sich die sowjetischen Reparationen auf ungefähr 12,2 Mrd. US-Dollar.

Fussnoten

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Dr. Elke Kimmel, selbständige Historikerin.