Ohne die Wolga und ohne den 1937 fertiggestellten Moskwa-Wolga-Kanal hätte Moskau nicht zur russischen Metropole mit zwölf Millionen Einwohnern werden können. Denn ohne Europas größten Strom mit seinen 3530 Kilometer Länge hätte Moskau schlicht zu wenig Wasser, schreibt Wassili Golowanow in seinem Essay Moskaus Weg zur Wolga. Moskaus Geschichte mit der Wolga begann aber schon früher. Als Zar Iwan IV. 1552 das tatarische Kasan erobert hatte, wurde aus dem Vielvölkerfluss Wolga ein russischer Fluss, erklärt Nuria Fatykhova in ihrem Beitrag Russlands mythischer Fluss.
Nischnij Nowgorod, von 1932 bis 1990 Gorki, ist eine der Städte am so genannten Goldenen Ring, dem Ring altrussischer Städte nordöstlich von Moskau. Sie liegt am Zusammenfluss der Oka mit der Wolga und ist mit 1,3 Millionen Einwohnern Russlands fünftgrößte Stadt. Ihre günstige Verkehrslage war die Voraussetzung dafür, dass bereits im 19. Jahrhundert die Wolgadampfer zumeist in Nischnij Nowgorod ablegten. Eine dieser Fahrten auf der Wolga beschrieb Joseph Roth 1926 in seinem Reisebericht Auf der Wolga bis Astrachan.
Jaroslawl ist die älteste russische Stadt am Goldenen Ring. Der Legende nach soll es bereits 1010 gegründet worden sein. Seinen Aufschwung nahm die Stadt an der Wolga mit ihren heute 600.000 Einwohnern durch Katharina die Große, die Jaroslawl 1767 bereiste und anschließend einen neuen Generalbebauungsplan erstellen ließ. Doch schon unter Peter dem Großen war Jaroslawl ein bedeutender Ort. 1722 wurde hier die erste Textilfabrik des Russischen Reiches gegründet. Bis heute wird hier produziert, schreibt Uwe Rada in seinem Beitrag Welterbe an der Wolga.
Kasan an der mittleren Wolga ist die Hauptstadt der autonomen Republik Tatarstan und kulturelles Zentrum der muslimischen Wolgatataren. In seinem Reisebericht Auf der Wolga bis Astrachan beschreibt Joseph Roth, wie die Tataren zu den Gewinnern der Oktoberrevolution gehört haben. Das bewahrte sie aber nicht davon, von Stalin deportiert zu werden, beschreibt Nuria Fatykhova in ihrem Beitrag Russlands mythischer Fluss.
Im Jahre 1763, ein Jahr, nachdem sie den Thron bestiegen hatte, lud Russlands Zarin Katharina II. Siedler aus Deutschland ein, in Russland eine neue Zukunft zu suchen. Die Deutschen sollten an der mittleren Wolga siedeln, an der Russland soeben die Tataren vertrieben hatte. Das ist der Beginn der Geschichte der Wolgadeutschen. Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts entstanden 104 deutsche Kolonien an der Wolga. 600.000 Deutsche lebten in den Rayons, den Gebieten zwischen Simbirsk, dem heutigen Uljanowsk im Norden, und dem 900 Kilometer südlich gelegenen Wolgograd, schreibt Merle Hilbk in ihrem Essay Die andere Heimat. Eine der wichtigsten Städte der 1924 gegründeten Wolgadeutschen Republik war Saratow. In seinem Beitrag Zurück an der Wolga beschreibt Alexander Reiser wie er 2011 in die Stadt seiner Vorfahren reiste. Er staunte unter anderem über den Jugendstil an der Wolga.
Ursprünglich war Rybnaja Sloboda, wie es damals hieß, ein unbedeutender Ort an der oberen Wolga. Als aber mit Peter dem Großen und Katharina der Großen zahlreiche Kanäle die Schifffahrt auf der Wolga verbesserten, stieg es als Rybinsk im 19. Jahrhundert zu einem russischen Chicago auf, schreibt Guido Hausmann in seinem Beitrag Treidler an der Wolga. Neben Astrachan und Nischnij Nowgorod wurde es zum drittwichtigsten Umschlagplatz an der Wolga und zu einer „Treidlerkapitale“. Den Alltag dieser Schiffszieher, auch Burlaki genannt, hat Ilja Repin in seinem berühmten Bild „Die Wolgatreidler“ festgehalten.
Wolgograd ist heute eine Großstadt mit mehr als einer Million Einwohner. Eine normale Stadt ist das ehemalige Stalingrad aber nicht, beschreibt Christian Litz in seiner Reportage Ach, Germanski. Im Spätsommer 1942 wurde die Stadt an der Wolga von 230.000 deutschen Soldaten und ihren Verbündeten besetzt. Bereits im November 1942 wurde Stalingrad von der Roten Armee eingekesselt. Die anschließende Schlacht um Stalingrad, die bis zum März 1943 dauerte, kostete 700.000 Menschen das Leben, die meisten von ihnen russische Soldaten. Als Wendepunkt im Zweiten Weltkrieg ist Stalingrad heute sowohl ein russischer als auch ein deutscher Gedenkort.