Einleitung
Knapp eine Dekade nach dem finnischen EU-Beitritt lässt sich eine Zwischenbilanz ziehen. Zum einen gilt es, den Wandel des finnischen Regierungssystems in den vergangenen Jahren nachzuzeichnen, denn Finnland war lange Zeit ein Beispiel für den in Europa eher seltenen Systemtyp eines semipräsidentiellen Regierungssystems mit stark konsensualen Zügen. Nach der Verabschiedung der neuen Verfassung im Jahr 2000 hat es sich zum in Westeuropa mehrheitlich verbreiteten parlamentarischen Regierungssystem gewandelt.
Zum anderen ist ein Blick auf Finnlands Rolle in der EU zu werfen. Welche Stärken bringt das ehemalige "Japan des Nordens", das inmitten seiner Wirtschaftskrise der neunziger Jahre der EU beitrat, in das Staatenbündnis ein? Hat es seinen Platz gefunden und stellt es womöglich aufgrund seiner Geschichte eine wichtige Brücke zu Russland dar, oder ist die Rolle Finnlands als bevölkerungsmäßig kleines Land in der EU eher marginal?
Das neue parlamentarische Regierungssystem
Bis zum Jahr 2000 galt in Finnland die Verfassung aus dem Jahr 1919, die keinen einheitlichen Text darstellte, sondern aus verschiedenen Gesetzen mit Verfassungsrang bestand. Sie war entstanden als Kompromiss zwischen Monarchisten und Republikanern, und dementsprechend kann das daraus hervorgegangene semipräsidentielle System als Ergebnis eines Aushandlungsprozesses zwischen Kräften mit verschiedenen Ordnungsvorstellungen verstanden werden.
Die neue Verfassung, die im Jahr 2000 in Kraft getreten ist, besteht aus 131 Artikeln und wird als finnisches Grundgesetz bezeichnet. Eine wichtige Kontinuität zwischen alter und neuer Verfassung liegt in dem Fehlen einer Verfassungsgerichtsbarkeit: Auch künftig liegt die Aufgabe der Kontrolle von Verfassungsmäßigkeit in den Händen des parlamentarischen Verfassungsausschusses und damit im Parlament,
Aufgrund des Verhältniswahlsystems und des Fehlens einer Sperrklausel waren in den vergangenen Jahrzehnten durchschnittlich zehn Parteien im Parlament vertreten, es handelte sich um ein stark pluralisiertes parlamentarisches Parteiensystem. Eine seiner Besonderheiten stellt die Mitregierung von Kommunisten von den sechziger bis zu den achtziger Jahren sowie von "gewendeten" Kommunisten in den neunziger Jahren dar. In Finnland existierten traditionell Vielparteienkoalitionen. So stellten in den neunziger Jahren Konservative, Sozialdemokraten, Kommunisten und Grüne (dies erstmals in Europa) die Regierung, so dass von einer Strukturierung des Parteiensystems in "rechts" und "links" nicht in dem Maße gesprochen werden kann wie in anderen Demokratien. Hingegen haben durch die Veränderungen nach dem EU-Beitritt die "klassischen" gesellschaftlichen Konfliktlinien, an denen sich das Parteiensystem orientiert, wie "ländlich-urban" sowie "national-international", eher wieder zugenommen.
Die Sozialdemokraten waren mit Ausnahme der Jahre 1991 bis 1995 seit den sechziger Jahren fast ununterbrochen in der Regierung vertreten. Die Parlamentswahl vom März 2003 ergab nahezu einen Stimmengleichstand der größeren konservativen Zentrumspartei KESK (24,7 Prozent und 55 Sitze) sowie der Sozialdemokraten SDP (24,5 Prozent und 53 Sitze). Die gemäßigte, konservative KOK erhielt 18,5 Prozent der Stimmen, die Kommunisten (Linksbund VAS) kamen auf knapp 10, die Grünen (VIHR) auf 8 und die Schwedische Volkspartei SFP auf 4,6 Prozent. Nach der Wahl bildete sich eine große Koalition von Sozialdemokraten und Konservativen unter Beteiligung der SFP, angeführt durch Ministerpräsident Matti Vanhanen (KESK). Damit scheint sich das Ende der Phase der Regenbogenkoalitionen sowie der Trend einer zunehmenden Schwächung der Sozialdemokraten abzuzeichnen.
Finnland verfügt nach wie vor über ein Einkammerparlament, die Eduskunta, das - verfassungsmäßig festgelegt - aus 200 Abgeordneten besteht.
Finnland wird häufig als konsensorientierte, korporatistische Verhandlungsdemokratie bezeichnet. Begründet wird dies zum einen mit den Vielparteienkoalitionen, zum anderen mit der engen Einbindung von Interessengruppen in den politischen Prozess. Der Zusammenbruch der Sowjetunion und der Beitritt Finnlands zur EU haben allerdings dazu geführt, dass das Konsensprinzip tendenziell zugunsten des mehrheitsorientierten Effektivitätsprinzips verdrängt wurde. Damit einher geht der sukzessive Verfassungswandel: Symptomatischdafür ist die Abschaffung der parlamentarischen Ein-Drittel-Sperrminorität im Gesetzgebungsprozess. Dennoch gibt es nach wie vor starke Anzeichen für verhandlungsdemokratische Elemente, so beispielsweise durch die "Koalitionselastizität" der drei großen Parteien KESK, KOK und SDP.
Hinsichtlich der Interessengruppen galt Finnland noch in den siebziger Jahren als "gelobtes Land" der Vereinstätigkeit, jedoch liegt das Niveau gesellschaftlicher Aktivitäten in anderen skandinavischen Staaten inzwischen höher. Der Beginn des finnischen Korporatismus findet sich in den sechziger Jahren, als Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertreter sowie die Regierung in einer "Konzertierten Aktion" die Einkommenspolitik stabilisierten. Im Zuge der Wirtschaftskrise, die sich bereits in den achtziger Jahren andeutete, sowie von EU-Integration und Globalisierung kam es auch in Finnland zu Tendenzen der Dezentralisierung und Flexibilisierung in der Arbeitsmarktpolitik. Dennoch führte gerade die Schwächung des Wohlfahrtsstaates zu neokorporatistischem staatlichen Agieren, also zur verstärkten Übertragung von Wohlfahrtsaufgaben auf den dritten Sektor. Insgesamt ist die Einbindung von Interessengruppen in den politischen Prozess vergleichsweise umfassend, beispielsweise durch die Teilnahme von Verbänden an parlamentarischen Anhörungen. Viele Interessenorganisationen sind ohnehin parteipolitisch orientiert.
Der Systemtyp des semipräsidentiellen Regierungssystems, der von Maurice Duverger in den siebziger Jahren vor allem für das politische System Frankreichs entwickelt worden war, zeichnet sich durch folgende Merkmale aus: Zum einen werden mit dem Parlament und dem Präsidenten zwei zentrale Regierungsinstitutionen direkt gewählt und verfügen über eine eigene, direkte Legitimation. Zum zweiten ist die Exekutive "bipolar", die eigentliche Regierungsgewalt liegt bei der Regierung, doch verfügt der Präsident als Staatsoberhaupt über relevante exekutive Teilkompetenzen. Die Regierung ist in semipräsidentiellen Systemen dem Parlament verantwortlich und steht damit dem Präsidenten gegenüber. Da sie gemeinhin aus der parlamentarischen Mehrheit hervorgeht, kann sich die politische Situation der so genannten Kohabitation entwickeln, d.h., Präsident und Regierung können unterschiedlichen politischen Lagern entstammen.
In der politikwissenschaftlichen Debatte steht dem Konzept des semipräsidentiellen Systems ein Ansatz gegenüber, der lediglich zwischen präsidentiellen und parlamentarischen Systemen unterscheidet. Das ältere finnische Regierungssystem wäre demnach eine parlamentarische Regierungsform mit Präsidialdominanz (etwa im Unterschied zur Kanzlerdemokratie der Bundesrepublik).
Eine entscheidende Frage bei der Betrachtung der Präsidialkompetenzen ist seine Rolle bei der Regierungsbildung bzw. -ablösung: Konnte der Präsident die Regierung vor der Verfassungsreform ohne parlamentarische Wahl berufen und dabei im Extremfall an den Mehrheiten vorbei agieren, so hat er nun kein Mitspracherecht mehr, denn er ernennt lediglich den vom Parlament gewählten Ministerpräsidenten sowie dessen Minister. Auch eine Entlassung der Regierung ist nur noch auf deren Bitte sowie durch parlamentarischen Vertrauensentzug möglich.
Die Kompetenzen und die Legitimation der zentralen Regierungsinstitutionen haben sich im Zuge der Verfassungsreform verschoben: Bis 1994 wurde der Präsident nicht unmittelbar, sondern durch ein 301-köpfiges (durch die Bevölkerung direkt gewähltes) Elektorengremium gewählt. Dennoch ließ sich, wie in den USA, von einer dem Prinzip nach direkten Legitimation des Präsidenten sprechen. Heute findet eine Direktwahl nach dem absoluten Mehrheitswahlprinzip im ersten Wahlgang bzw. der relativen Mehrheit im zweiten Stichwahlgang statt. Die bisherigen Präsidenten haben ihre Rolle sehr unterschiedlich ausgefüllt. Maßgeblich geprägt wurde das Amt durch Urho Kekkonen, der als Vertreter der konservativen Agrarunion (heute KESK) seine Kompetenzen stark nutzte. Durch den Wechsel zum sozialdemokratischen Präsidenten Mauno Koivisto (1982 - 1994) kam es zu einer Stärkung von Parlament und Regierung, die durch Martti Ahtisaari (1994 - 2000) fortgesetzt wurde, der auch die Verfassungsreform vorantrieb.
Insgesamt sind drei Epochen des finnischen Semi-Präsidentialismus zu beobachten: Phase I lässt sich vom Beginn der finnischen Unabhängigkeit 1919 bis 1946 bemessen und als eher parlamentarisch geprägte Verfassungswirklichkeit charakterisieren. Phase II von 1946 bis 1982 kann als die Hochphase des Semi-Präsidentialismus bezeichnet werden (unter Paasikivi und Kekkonen), in der angesichts der außenpolitischen Herausforderungen ein starkes Präsidentenamt allgemein erwünscht war. In Phase III (ab 1982) zeigte sich ein gemäßigter Semi-Präsidentialismus, bis zu seiner Abschaffung im Jahr 2000. Der Beginn der neuen Verfassung fiel zusammen mit der Amtszeit der sozialdemokratischen Präsidentin Tarja Halonen, die sich jedoch nicht unbedingt auf repräsentative Funktionen zu beschränken scheint.
Neben dem Recht, Verordnungen zu erlassen (das heute nur noch der Regierung zusteht), stand dem Präsidenten früher ein starkes Vetorecht zu. Heute besitzt der Präsident noch ein schwaches suspensives (aufschiebendes) Veto, was einem parlamentarischen Regierungssystem eher entspricht.
Auf die EU bezogene Kompetenzen wurden vor allem dem Staatsrat und dem Parlament zugesprochen. Der EU-Beitritt war einer der Auslöser für die Verfassungsreform, da umstritten war, ob der Präsident oder der Ministerpräsident Finnland beim Europäischen Rat vertreten soll. Präsident Ahtisaari lehnte einen Verzicht auf die Teilnahme ab, so dass nicht selten beide Finnland vertraten (was auch für Frankreich zutrifft). Präsidentin Tarja Halonen führt diese Praxis fort, was nicht unproblematisch ist, da sie Außenpolitik betreibt, ohne einer parlamentarischen Verantwortlichkeit zu unterliegen. Zudem kommt es weiterhin zu Staatsratssitzungen unter der Leitung der Präsidentin, in denen jedoch keine Regierungsentscheidungen gefällt werden. Halonen verfügt über enormen Rückhalt in der Bevölkerung: Umfragen vom August 2004 zeigten, dass 59 Prozent der Wahlberechtigten ihr erneut ihre Stimme geben würden. Insgesamt zeigen sich nach wie vor Elemente einer bipolaren Exekutive.
Finnland in Europa - die Stimme der Peripherie?
Finnlands Außenpolitik war während der Zeit des Kalten Krieges durch den Versuch geprägt, sich im Spannungsverhältnis zwischen Ost und West neutral zu positionieren. Mit dem Ziel der Wahrung der Unabhängigkeit war aufgrund der geographischen Nähe ein gutes Verhältnis zur Sowjetunion konstitutiv. Durch die Präsidenten Paasikivi und Kekkonen hatte das Land im Freundschaftsvertrag mit der Sowjetunion deren Sicherheitsinteressen gegenüber dem Westen anerkannt. Diese aktive Neutralitätspolitik - bezeichnet als "Finnlandisierung" - galt als europäisches Sondermodell, das von den westeuropäischen Staaten kritisch beobachtet wurde. Der Zusammenbruch des Ostblocks ebnete Finnland den Weg zur westlichen Integration, auch wenn der Wegfall der Exporte gen Osten ein Grund für die Wirtschaftskrise der neunziger Jahre war.
Finnland beantragte 1992, nach Österreich (1989) und Schweden (1990), die EU-Mitgliedschaft und trat im Januar 1995 gemeinsam mit diesen Ländern bei. Wesentlich für die finnische Position war die Anerkennung der Neutralität durch den sowjetischen Staatschef Michael Gorbatschow 1989. Jedoch war erst nach dem russisch-finnischen Nachbarschaftsvertrag von 1992 der Weg frei für eine finnische EU-Mitgliedschaft. Finnland galt als eher unkomplizierter Kandidat. Es ist - mit Ausnahme der Gemeinsamen Agrarpolitik und der Regionalpolitik - den EU-Forderungen im Großen und Ganzen problemlos gefolgt. Hilfreich war, dass der Beitritt bei den entscheidenden politischen Gruppen (den damals regierenden Konservativen sowie den Sozialdemokraten in der Opposition) unumstritten war. Dennoch stellte die Frage der Agrarsubventionen einen scharfen Diskussionspunkt in der Bevölkerung dar, die im Oktober 1994 per Referendum mit 57 Prozent für den Beitritt stimmte. Dabei fand sich die Mehrzahl der Ja-Stimmen im südlichen Drittel Finnlands. In der agrarisch geprägten Bevölkerung der nördlichen Regionen lag die Zustimmungsrate lediglich bei 30 bis 40 Prozent.
Finnland gilt in der EU als kooperativer Akteur und hat im Unterschied zu Schweden und Dänemark mit dem Beitritt zum Euro an der dritten Stufe der Wirtschafts- und Währungsunion (WWU) teilgenommen. Darüber hinaus hat es seine Regierungsinstitutionen "europäisiert".
Mit der EU-Erweiterung verbanden sich für Finnland ähnliche Befürchtungen wie in Deutschland. Vor allem die Angst vor unbegrenzter Arbeitsmigration war wegen der Nähe zu den baltischen Staaten im Vorfeld virulent, weswegen Finnland den Zugang zu seinem Arbeitsmarkt bis 2006 beschränkt hat. In der Bevölkerung gingen am Vorabend der EU-Erweiterung 59 Prozent der Finnen davon aus, dass ihr Land als (bevölkerungsmäßig) kleiner Staat in Zukunft weniger Einfluss in der EU haben werde. Dementsprechend lag die Ablehnung der Erweiterung mit 55 Prozent erstaunlich hoch (bei 35 Prozent Zustimmung), eine Quote, die lediglich von der sich gleichfalls vor Arbeitsmigration fürchtenden Bevölkerung Österreichs und Deutschlands übertroffen wurde.
Finnland verstand sich seit Beginn seiner EU-Mitgliedschaft insbesondere als Akteur im nordeuropäischen Kontext. Sein markantester Beitrag war 1997 die Anregung der so genannten "Nördlichen Dimension", in Anlehnung an die EU-Nachbarschaftspolitik des Barcelona-Prozesses in Südeuropa. Das Ziel dieser Initiative, die Finnland, Deutschland, Dänemark, Schweden, Norwegen, Island, Polen, Litauen, Lettland, Estland und Russland umfasst, liegt primär in der Schaffung von über die EU-Grenzen hinausgreifender Stabilität im ökonomischen und im Sicherheitsbereich sowie in der Bewältigung von Umweltproblemen. Die "Nördliche Dimension" wird geprägt von nationalstaatlichen Übereinkommen und greift auf bereits bestehende Institutionen, beispielsweise den Ostseerat, zurück. Finnland hat damit einen Anlauf unternommen, zum Gestalter der nördlichen EU-Politik sowie der EU-Russland-Beziehungen zu werden.
Im Zuge der EU-Verfassungsdebatte hat Finnland aufgrund der Befürchtung, von den großen EU-Staaten dominiert zu werden, Koalitionen mit anderen kleineren Staaten, mehrheitlich den Neumitgliedern, gesucht. Diese Identität als small state war wichtiger als die Kooperation unter den nördlichen Mitgliedsländern. Finnland zeigte sich wenig erfreut über die Installierung eines hauptamtlichen EU-Ratspräsidenten, aus Sorge, dieser könnte im Ministerrat die Positionen der großen Staaten stärken, sowie - aus ähnlichen Motiven - über die Schaffung eines EU-Außenministers. Man beharrte zudem auf einem eigenen, stimmberechtigten EU-Kommissar.
Dementsprechend befürworteten drei Viertel der Finnen im Zuge der EU-Verfassungsdebatte Abstimmungsregeln nach Länder- und weniger nach Bevölkerungsproporz, und mehr als die Hälfte war für die Beibehaltung von Einstimmigkeitsregeln zur Wahrung nationaler Interessen und zu Lasten der Effektivität in den Entscheidungen (trotz der Befürwortung qualifizierter Mehrheiten durch die Regierung).
Finnland befindet sich in einem Dilemma zwischen dem Wunsch, ein starkes, aktives EU-Mitglied zu sein, und dem verankerten Bedürfnis nach militärischer Neutralität. Die vor allem nach dem Balkankonflikt und erneut nach dem 11. September 2001 verstärkten Bemühungen um die Europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik stießen auf Skepsis. Das hohe Sicherheitsbedürfnis sowie die geringe Bündnisbereitschaft stellen sich als "finnisches Paradoxon" dar, zumal die Kooperation mit der NATO eng ist (so hat Finnland bereits seit 1994 am Programm "Partnerschaft für den Frieden" teilgenommen und ist Mitglied im euro-atlantischen Partnerschaftsrat, zudem hat es sich bereits seit den Bosnien-Einsätzen an NATO-Aktivitäten beteiligt). Bis heute sind jedoch drei Viertel der Bevölkerung gegen einen formellen NATO-Beitritt. Allianzfreiheit scheint nach wie vor fester Bestandteil der finnischen politischen Kultur zu sein und wurde im Koalitionsvertrag der amtierenden Regierung bekräftigt.
Jüngere Umfragen des Eurobarometers zeigen, dass auch knapp eine Dekade nach dem Beitritt die Quote der prinzipiellen Mitgliedschaftsbefürworter lediglich bei 46 Prozent liegt; noch vor einem Jahr lag sie lediglich bei 39 Prozent.
Schlussbemerkung
Finnland bleibt in Europa vor allem mit seiner Geschichte eines Balanceaktes zwischen West und Ost ein Spezifikum. Der doppelte Wunsch nach enger EU-Integration und militärischer Allianzfreiheit trägt dieser Vergangenheit Rechnung. Finnland versteht sich im europäischen Kontext vor allem als aktiver Akteur in der Ostseeregion, seine Bemühungen werden jedoch nur mäßig honoriert, zudem geht seine Bedeutung als Brücke der EU zu Russland und als Integrator der baltischen Staaten kaum über die regionale Dimension hinaus.
Der Sorge vor einer Peripherisierung nach der Erweiterung ist Finnland durch aktive Positionierung unter den small states im europäischen Verfassungsgebungsprozess entgegengetreten. Neben seiner bislang nur mäßig honorierten Rolle in Nordeuropa könnte Finnland seine Position zukünftig als Führungsnation in der Gruppe der kleinen Staaten der EU stärken.