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Die Auswandererbevölkerung | Senegal (2007) | bpb.de

Die Auswandererbevölkerung

Felix Gerdes

/ 4 Minuten zu lesen

Laut Weltbank lebten 2005 rund 463.000 Senegalesen oder 4 % der Bevölkerung im Ausland. Einer Haushaltsbefragung des senegalesischen Wirtschafts- und Finanzministeriums zufolge haben 76 % der urbanen Haushalte und 70 % der Haushalte landesweit mindestens einen Angehörigen im Ausland.

Laut Weltbank lebten 2005 rund 463.000 Senegalesen oder 4 % der Bevölkerung im Ausland. Einer Haushaltsbefragung des senegalesischen Wirtschafts- und Finanzministeriums zufolge haben 76 % der urbanen Haushalte und 70 % der Haushalte landesweit mindestens einen Angehörigen im Ausland.

Von den senegalesischen Migranten gehen 46 % nach Europa, wobei Italien, Frankreich und Spanien die wichtigsten Zielländer darstellen, und 8 % nach Nordamerika. Die bedeutendsten afrikanischen Migrationsziele sind Gambia, die Elfenbeinküste, Mali und Mauretanien. Gambia hat aufgrund seiner geografischen Lage etwa 300.000 Senegalesen unter seinen Einwohnern. In der Elfenbeinküste lebten bis vor der Krise etwa 125.000 senegalesische Staatsangehörige , wovon ein Großteil seit Beginn des Krieges 2002 zurückgekehrt ist. Die Zahl der Senegalesen in Mauretanien wird auf 50.000 bis 60.000 geschätzt, während Mali etwa 30.000 beherbergt. In Guinea-Bissau befindet sich eine senegalesische Population von 10.000 bis 20.000 Personen.

Abbildung 1: Subjektive Migrationsgründe (in Prozent) (bpb) Lizenz: cc by-nc-nd/2.0/de

Migranten verbleiben tendenziell über lange Zeiträume im Zielland, auch wenn ein nicht unbedeutender Teil der irregulären Migranten in den Industrieländern innerhalb kurzer Zeit abgeschoben wird. Generell planen senegalesische Migranten ihren Auslandsaufenthalt jedoch als temporäre Erfahrung. Auf der Basis einer Stichprobe in Deutschland ansässiger Migranten kann davon ausgegangen werden, dass sich ihr Wunsch zur Rückkehr aus einer Vielzahl von Gründen nicht erfüllt. Hierzu gehören die Familiengründung im Zielland, oftmals die finanzielle Abhängigkeit der Familie im Senegal sowie die Angst vor sozialem Abstieg im Heimatland.

Der oben erwähnten Haushaltsbefragung zufolge waren 46 % der Migranten vor ihrer Auswanderung selbstständig oder abhängig beschäftigt, inklusive Beschäftigungen im informellen Sektor und der Subsistenzwirtschaft. Von Arbeitslosigkeit betroffen waren 29 %, 14 % waren Schüler oder Studenten und 7 % Hausfrauen. Laut der Befragung sind etwa 84 % der Migranten Männer , von denen 68 % zwischen 15 und 34 Jahre alt sind.

Abbildung 2: Migrationsentscheidung und Finanzierung (bpb) Lizenz: cc by-nc-nd/2.0/de

Senegalesische Migranten in Industrieländern weisen zudem ein relativ hohes Bildungsniveau auf. Innerhalb einer Stichprobe von 51 Senegalesen in Deutschland verfügen 22 über einen Abschluss einer höheren Bildungsinstitution. Unter den Senegalesen in den USA haben lediglich 9 % vier Jahre oder weniger Schulbildung, während 25 % mindestens vier Jahre tertiäre Bildung vorweisen können. Laut Weltbank beträgt die Emigrationsrate von Senegalesen mit tertiärer Bildung 24,1 %. Rund 51,4 % der im Land ausgebildeten Ärzte bzw. 26,9 % des Pflegepersonals haben den Senegal verlassen.

Migration ist in weiten Teilen keine individuelle, sondern eine kollektive Angelegenheit. Dies betrifft die Finanzierung, den finanziellen Nutzen der Migration und oft auch die Migrationsentscheidung selbst. Insgesamt fällen lediglich 58 % der senegalesischen Emigranten die Entscheidung zur Ausreise im Wesentlichen selbst, und nur 46 % finanzieren sie eigenständig.

In Deutschland lebende Senegalesen überweisen ihren Familien durchschnittlich zwischen 125 und 250 Euro pro Monat. Die Überweisungen in den Senegal haben sich zwischen 1998 und 2004 drastisch von 91 Millionen auf 563,2 Millionen US-Dollar erhöht, während sich die Überweisungen aus dem Senegal auf einem relativ kontinuierlichen Niveau bewegten. Migrationsursächliche Finanzzuflüsse wurden 2005 auf 7,6 % des Bruttoinlandsproduktes geschätzt. Die Auswirkungen der Rücküberweisungen auf den Lebensstandard scheinen uneinheitlich zu sein. Im urbanen Milieu machen sie sich klar positiv bemerkbar. In Dakar beispielsweise haben 85,2 % der Haushalte mit Migranten umgerechnet wenigstens 343 Euro pro Kopf und Jahr zur Verfügung, während dies nur auf 69,2 % der Haushalte ohne Migranten in der Familie zutrifft. Im ländlichen Raum zeigen sich keine eindeutigen Einkommensverbesserungen. Dieses häufige Phänomen erklärt sich daraus, dass die ländliche Bevölkerung ihre produktiven Tätigkeiten zum Teil aufgibt und sich auf die Unterstützung durch die Migranten verlässt.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Siehe Ratha und Zhimei Xu (2007).

  2. Die in diesem Abschnitt verwendeten Daten beruhen, sofern nicht anders angegeben, auf einer repräsentativen Befragung von 6.600 Haushalten im Auftrag des senegalesischen Wirtschafts- und Finanzministeriums (République du Sénégal 2004). Dies ist die mit Abstand umfassendste Untersuchung zum Thema, dennoch weisen die Daten Unsicherheiten auf und können vor allem Tendenzen illustrieren. So ist beispielsweise die ermittelte Ausländerrate mit 1,2 % unrealistisch niedrig.

  3. Laut senegalesischem Außenministerium lebten etwa 150.000 Senegalesen in der Elfenbeinküste (Diatta und Mbow 1999). Eine andere Studie ging hingegen von einer Fallzahl von 100.000 aus (Fall 2003).

  4. Daten aus Diatta und Mbow (1999) und Fall (2003).

  5. Eine aufgrund der Datenlage und Datenerfassung wenig aussagekräftige Studie geht davon aus, dass ein großer Teil der Migranten nach 20-25 Jahren Auslandsaufenthalt zurückkehrt (vgl. Diatta und Mbow 1999).

  6. Siehe Marfaing (2003).

  7. Eine ältere Studie nannte dagegen einen Männeranteil von 70 % im Jahre 1993 (CERPOD, zit. in Marfaing 2003).

  8. Siehe Marfaing (2003).

  9. Siehe Black (2004).

  10. Siehe Ratha und Zhimei Xu (2007). Zur Problematik der Migration von Fachkräften im Gesundheitswesen allgemein siehe Stewart, Clark und Clark (2007). focus Migration Kurzdossier Nr. 7.

  11. Siehe Marfaing (2003).

  12. Siehe die Balance of Payments Statistics des IWF und Ratha und Zhimei Xu (2007). Die genannten Summen betreffen die Kategorie "Workers' Remittances". Dieser sind weitere Finanzflüsse hinzuzufügen, beispielsweise im Ausland erworbene Pensionsansprüche. Solche sekundären Finanzzuflüsse betrugen 2004 rund 70 Millionen US-Dollar (Ratha und Zhimei Xu 2007). Dazu sind nur über das formelle Finanzsystem abgewickelte Überweisungen erfasst. Die tatsächliche Höhe der Rücküberweisungen wird auf das Zwei- bis Dreifache geschätzt.

  13. Siehe Riccio (2005). Für weitere Informationen zum Thema Rücküberweisungen siehe Hertlein und Vadean (2006): focus Migration Kurzdossier Nr. 5.

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