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Schachbrett oder Pulverfass? Der Balkan im Fokus globaler Interessen | bpb.de

Schachbrett oder Pulverfass? Der Balkan im Fokus globaler Interessen Up To East #10

Datum der Veranstaltung Donnerstag, 12. September 2024
Uhrzeit der Veranstaltung 18:30 – 20:00 Uhr
Ort der Veranstaltung Veranstaltungssaal der Bundeszentrale für politische Bildung
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Über die Veranstaltung

Die Projektgruppe Mittel-, Ost- und Südosteuropa lädt Sie herzlich ein zur Podiumsdiskussion „Schachbrett oder Pulverfass? Der Balkan im Fokus globaler Interessen“ am 12. September 2024 ab 18:30 Uhr im Veranstaltungssaal der bpb Berlin. Die Veranstaltung ist Teil der Reihe „Up to East“, die sich mit den Hintergründen aktueller politischer, gesellschaftlicher und kultureller Entwicklungen und Ereignisse in den Ländern Mittel-, Ost- und Südosteuropas auseinandersetzt.

Otto von Bismarck und Zar Nikolaus II. zwischen den Staatsoberhäuptern von Österreich-Ungarn, Frankreich und Großbritannien auf einem brodelnden Kessel - so beschreibt die Karikatur „Balkan Troubles“, die 1912 wenige Tage vor Beginn der Balkankriege in der Satirezeitschrift „The Punch“ erschien, die damalige Situation auf dem Balkan. Die europäischen Großmächte versuchen, die nationalen Bewegungen auf dem Balkan unter Kontrolle zu halten, um einen möglichen Krieg nach dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches zu verhindern.

Die Zeichnung hätte treffender nicht sein können. Zwei Jahre später wird das Attentat auf den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand in Sarajevo der Auslöser für den Ersten Weltkrieg sein. Ursache für den Krieg sind allerdings die rivalisierenden Interessen der Großmächte selbst.

2017 benutzt die damalige EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini ein anderes Bild um die politische Lage auf dem Balkan zu beschreiben. Die Region könne leicht zum Schachbrett werden, auf dem das "Großmacht-Spiel" gespielt werde. So warnt sie vor der zunehmenden Einflussnahme Russlands in der Region. Heute baut China Schnellstraßen auf dem Balkan, Russland fördert nationalistische Strömungen und die Türkei investiert gemeinsam mit den Golfstaaten in Moscheen und Hotels. Bei diesen Aktivitäten geht vor allem darum, Druck auf Europa auszuüben. Gleichzeitig sind die Abhängigkeiten der Balkanstaaten von den politischen Strukturen der EU und den Investitionen ihrer Mitgliedstaaten enorm. Das im Juli 2024 unterzeichnete Rohstoffabkommen zwischen Serbien und der EU zeigt jedoch, dass es auch umgekehrt Begehrlichkeiten gibt. Mit dem Abbau von Lithium in Serbien soll die Abhängigkeit von chinesischen Rohstoffen in der EU verringert werden. Gegen die vorhersehbaren ökologischen Schäden gibt es derzeit die größten Proteste seit dem Sturz von Milošević.

Was brodelt wieder im Balkanfass? Warum ist der Balkan als Einflusssphäre für globale Interessen so attraktiv? Welche regionalen Bedingungen ermöglichen die Einflussnahme durch externe Akteure? Und wie reagiert die Zivilgesellschaft auf diese komplexe politische und wirtschaftliche Situation? Darüber diskutieren Prof. Dr. Florian Bieber (Politikwissenschaftler), Aleksandra Tomanić (Leiterin des Europäischen Fonds für den Balkan) und Dr. Dirk Auer (Journalist) mit der Moderatorin Gemma Pörzgen (Journalistin).

Dirk Auer ist Journalist und erfahrener Südosteuropa Experte. Er hat Politik- und Sozialwissenschaften studiert und promoviert. Seit 2005 ist er in Bezug zu Südosteuropa tätig, zunächst von Sofia, dann von Belgrad aus, und heute von Berlin aus. Als freier Korrespondent berichtet er insbesondere im öffentlich-rechtlichen Hörfunk über soziale und politische Themen. Seine Berichterstattung umfasst Themen wie die Rolle der internationalen Gemeinschaft im Kosovo, die mazedonischen Parlamentswahlen sowie das Leben der Menschen in den Vorstädten Sofias und das Phänomen der Tito-Nostalgie in den Ländern des ehemaligen Jugoslawiens.

Florian Bieber, Professor für Geschichte und Politik Südosteuropas und Leiter des Zentrums für Südosteuropastudien, Jean Monnet Chair in The Europeanization of Southeastern Europe, Universität Graz. Florian Bieber gilt als einer der besten Kenner der Balkanregion. Er hat in den USA, in Großbritannien, Italien, Bosnien, Serbien und Ungarn unterrichtet und mehr als fünf Jahre in Belgrad und Sarajevo gelebt. Bislang hat er sechs Bücher auf Englisch und Deutsch über Nationalismus, die EU und die politische Entwicklung auf dem Balkan verfasst. Seine Analysen erscheinen u. a. in The New York Times, Neue Zürcher Zeitung, Der Standard, Die Zeit, Die Presse und Politico. Er tritt regelmäßig in nationalen und internationalen Medien auf.

Gemma Pörzgen ist freie Journalistin in Berlin mit dem Schwerpunkt Osteuropa, Außenpolitik, Medien für Print, Radio und Online. Sie publiziert seit 2008 in der wissenschaftlichen Zeitschrift Osteuropa sowie seit 2010 im Magazin Ostpol, das vom Netzwerk für Osteuropa-Berichterstattung herausgegeben wird. Seit 1. April 2020 ist sie Chefredakteurin der Zeitschrift “Ost-West - Europäische Perspektiven” des katholischen Hilfswerks “Renovabis”.

Aleksandra Tomanić ist seit 2019 die Leiterin des Europäischen Fonds für den Balkan. Vor ihrer Ernennung in diese Position war sie als Seniorberaterin bei der deutschen Entwicklungsagentur GIZ für die deutsch-serbische Initiative für nachhaltiges Wachstum und Beschäftigung zuständig. Zuvor war sie als integrierte CIM-Expertin und Koordinatorin für regionale Initiativen und EU-Politik in der Abteilung für soziale Eingliederung und Armutsbekämpfung der serbischen Regierung tätig - was der Grund für ihren Umzug nach Belgrad im Jahr 2013 war. Ihre formale berufliche Laufbahn begann in Brüssel, bei der Europäischen Kommission, GD Erweiterung, wo sie fast vier Jahre im Referat für Erweiterungsstrategie und -politik tätig war und sich insbesondere mit verschiedenen horizontalen Politikbereichen, der Zivilgesellschaft und Medienfragen befasste. Aleksandra hat sich mehr als 10 Jahre lang in verschiedenen Formen des Aktivismus an der Basis engagiert (von humanitär bis politisch).

Das Gespräch wird auf Deutsch geführt.

Wir laden Sie herzlich ein, sich mit uns über die kulturelle, zivilgesellschaftliche und politische Bedeutung des Balkans im globalen Kontext auszutauschen.

Hinweise zur Veranstaltung

Veranstaltungsadresse:
Bundeszentrale für politische Bildung

Friedrichstr. 50

Veranstaltungsaal, 4. OG

10117 Berlin

Veranstalter:
Bundeszentrale für politische Bildung

Zielgruppe:
Interessierte Bürgerinnen und Bürger

Anfahrtsbeschreibung:
Bundeszentrale für politische Bildung
Friedrichstr. 50
10117 Berlin

Bei einer Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist die Linie U6 bis zur Station Stadtmitte zu empfehlen.

Hinweise zur Teilnahme:
Teilnahmegebühr: Eintritt frei
Aufgrund der begrenzten Raumkapazität wird um Anmeldung gebeten.

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