Inhaltsbeschreibung
Der Mauerfall vor 30 Jahren ist Geschichte – doch gehört damit auch die Teilung Deutschlands der Vergangenheit an? Junge Leute kennen die DDR nur noch aus Geschichtsbüchern, viele Ältere hingegen tun sich bis heute schwer, den vielfach tiefen Bruch in ihren Biografien zu verarbeiten und zugleich in einer Gesellschaft zu bestehen, deren Zukunft zunehmend unsicher zu sein scheint. Gesellschaftliche Veränderungen, insbesondere so umfassende und so singuläre wie die dem Osten Deutschlands abverlangte, erzeugen Erwartungen an Wohlstand, Anerkennung, Aufstieg, Trost, Perspektiven.
Wie wirkt es sich aus, wenn solche Hoffnungen wieder und wieder enttäuscht wurden? Welche Folgen zeitigen die unzähligen, teils notwendigen, teils überstrapazierten Heraus-Forderungen an Menschen, die über Jahrzehnte in einer Diktatur sozialisiert wurden? Welche Soll-und- Haben-Bilanzen finden sich in den Biografien einer Gesellschaft, die sich mit persönlichen, gesellschaftlichen und globalen Umbrüchen konfrontiert sieht? Ilko-Sascha Kowalczuk verbindet in seinem langen Essay das gesellschaftliche Teleobjektiv mit dem Weitwinkel, verknüpft persönliche Erfahrungen mit Fakten des Umbruchs und legt so die Wurzeln der vielfältigen Verwerfungen in Ostdeutschland frei.