Der Möbelhändler IKEA ist nicht nur der größte der Welt, sondern fällt auch durch seine globale Unternehmensstrategie auf. Mit fast 400 Filialen in 48 Staaten, mehr als 900 Millionen Filial-Kunden im Jahr 2016 und einer Verdoppelung des Umsatzes in den letzten zehn Jahren ist der Expansionskurs des Unternehmens bisher ungebrochen. IKEA gehört dabei zu den Möbelhändlern, die sich nicht nur auf Möbel konzentrieren, sondern Wohnräume als Lebenswelten verkaufen – vom Kinderbett bis zum Kuscheltier, von der Einbauküche bis zur Zitronenpresse. Kritiker sehen in der Verbreitung einer einheitlichen Wohnkultur eine Gefahr für traditionelle bzw. individuelle Wohnstile.
Fakten
IKEA ist gegenwärtig der größte Möbelhändler der Welt. Im Jahr 2016 hatte IKEA 389 Filialen in 48 Staaten. Die IKEA Group war dabei mit 340 Filialen in 28 Staaten der mit Abstand größte Franchisenehmer. Mitte 2017 waren Neueröffnungen in elf weiteren Staaten geplant. Von den 389 Filialen der Inter IKEA Group (Franchisegeber) waren 271 in Europa, 54 in Nordamerika, 53 in Asien, 10 im Nahen Osten/in Nordafrika sowie eine in der Karibik. Mitte 2017 lag die Zahl der IKEA-Group-Filialen bei 351. Davon waren 52 in Deutschland, 44 in den USA, 33 in Frankreich, 23 in China, 21 in Italien und 20 im Ursprungsmarkt Schweden. Die Größe der Einrichtungshäuser reichte dabei von rund 10.500 m² in Paris bis gut 63.000 m² in Stockholm (an zweiter und dritter Stelle standen Einrichtungshäuser in Seoul und Schanghai mit rund 58.000 bzw. 56.500 m²).
Im Geschäftsjahr 2016 erzielte die IKEA Group einen Umsatz von 34,2 Milliarden Euro (2006: 17,4 Mrd. €) und einen Gewinn von 4,2 Milliarden Euro. Der Umsatz der IKEA Group entsprach 2016 etwa 90 Prozent des Gesamtumsatzes der Inter IKEA Group. Der Anteil Europas an den Umsätzen der IKEA Group lag dabei bei mehr als zwei Dritteln (69 Prozent). Darauf folgten Nordamerika (18 Prozent), Asien und Australien (9 Prozent) sowie Russland (4 Prozent). Der umsatzstärkste Einzelmarkt war Deutschland (14 Prozent), gefolgt von den USA (14 Prozent), Frankreich (8 Prozent), dem Vereinigten Königreich (6 Prozent) und Schweden (5 Prozent).
Im Jahr 2016 besuchten 915 Millionen Personen ein IKEA-Einrichtungshaus. Weiter lag die Zahl der Besuche der Katalog- und Store-App im selben Jahr bei 110 Millionen, die IKEA-Website wurde 2,1 Milliarden Mal besucht und der IKEA-Katalog erscheint in einer weltweiten Auflage von rund 220 Millionen. Schließlich wuchs die Zahl der IKEA-Family- Mitglieder zwischen 1984 und 2016 auf 100 Millionen. Allein 2016 meldeten sich mehr als 10 Millionen neue Mitglieder an – rund 30.000 pro Tag.
Durch die globale Expansionsstrategie von IKEA schreitet die Verbreitung einer einheitlichen Wohnkultur weiter voran. Kritiker sehen darin eine Gefahr für traditionelle bzw. individuelle Wohnstile. In den ökonomisch entwickelten Staaten sowie in den ökonomisch erfolgreichen Regionen der Schwellenländer würde sich die Wohnkultur schon jetzt immer weiter angleichen.
Wie anderen global tätigen Unternehmen wurde auch IKEA vorgeworfen, nicht an allen Standorten die Arbeitnehmerrechte ausreichend zu wahren. Beispielsweise wies die Gewerkschaft ver.di im Jahr 2013 auf rechtswidrige Entlassungen in der Türkei hin. Ebenso auf 60-Stunden-Wochen in Russland und die Behinderung von Gewerkschaftsarbeit in der Tschechischen Republik, Irland und den USA. Als Antwort auf diese Probleme wurde unter anderem die globale UNI IKEA-Gewerkschaftsallianz gegründet.
Auch im Bereich der Umweltzerstörung, insbesondere bei der industriellen Nutzung von Naturwäldern, sah sich IKEA schweren Vorwürfen ausgesetzt. So wurde beispielsweise die Zerstörung von russischen (Ur-)Wäldern in Sibirien und Karelien oder auch die Rodung von Regenwäldern zur Errichtung von Palmöl-Plantagen für die Kerzenproduktion kritisiert. Ikea beruft sich in diesem Zusammenhang auf die Zertifizierung durch die Organisation FSC International (für das Geschäftsjahr 2016 führt IKEA an, dass 61 Prozent des Holzes FSC®-zertifiziert oder recycelt waren. Bis 2020 sollen es 100 Prozent sein). Jedoch kritisiert beispielsweise der Verein Rettet den Regenwald, dass die Wälder durch das FSC-Zertifikat nicht geschützt werden, da über das Label sogar "Kahlschlag von Naturwäldern" zertifiziert wird. Entgegen dem organisatorischen Aufbau würde der FSC von der Wirtschaft dominiert und das FSC-Zertifikat spiele eine "fatale Rolle beim industriellen Holzeinschlag in Urwäldern".
Wohnkultur
Eröffnungsjahr der jeweils ersten IKEA-Filiale und Anzahl der Filialen, nach Staaten, Stand: 9. August 2017
IKEA Group-Filialen1 | ||
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Eröffnungsjahr der ersten Filiale | Anzahl der Filialen | |
Schweden | 1958 | 20 |
Norwegen | 1963 | 7 |
Dänemark | 1969 | 5 |
Schweiz | 1973 | 9 |
Deutschland | 1974 | 52 |
Australien | 1975 | 10 |
Kanada | 1976 | 12 |
Österreich | 1977 | 7 |
Niederlande | 1978 | 12 |
Frankreich | 1981 | 33 |
Belgien | 1984 | 8 |
USA | 1985 | 44 |
Vereinigtes Königreich | 1987 | 19 |
Italien | 1989 | 21 |
Ungarn | 1990 | 3 |
Polen | 1991 | 9 |
Tschechische Republik | 1991 | 4 |
Slowakei2 | 1995 | 1 |
Finnland | 1996 | 5 |
Spanien2 | 1996 | 16 |
China | 1998 | 23 |
Russland | 2000 | 14 |
Portugal | 2004 | 5 |
Japan3 | 2006 | 8 |
Irland | 2009 | 1 |
Rumänien2 | 2010 | 1 |
Kroatien | 2014 | 1 |
Südkorea | 2014 | 1 |
geplante IKEA Group-Filialen1 | ||
Indien | 2017 | |
Serbien | 2017 | |
Bahrain | 2018 | |
Lettland | 2018 | |
Slowenien | 2018 | |
Estland | 2019 | |
Brasilien | ohne Angabe | |
Mexiko | ohne Angabe | |
Neuseeland | ohne Angabe | |
Philippinen | ohne Angabe | |
Ukraine | ohne Angabe | |
andere Inter IKEA Group-Filialen1 | ||
Eröffnungsjahr der ersten Filiale | ||
Singapur | 1978 | |
Island | 1981 | |
Saudi-Arabien | 1983 | |
Kuwait | 1984 | |
Vereinigte Arabische Emirate | 1991 | |
Taiwan | 1994 | |
Malaysia | 1996 | |
Griechenland | 2001 | |
Israel | 2001 | |
Türkei | 2005 | |
Zypern | 2007 | |
Dominikanische Republik | 2010 | |
Bulgarien | 2011 | |
Thailand | 2011 | |
Ägypten | 2013 | |
Katar | 2013 | |
Litauen | 2013 | |
Indonesien | 2014 | |
Jordanien | 2014 | |
Marokko | 2016 |
Quelle: IKEA Group